Mitau

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Mitau ist ein Ort in Kurland und liegt in Lettland.

Lage

Mitau liegt 40 km südwestlich von Riga.

Geschichte

Angeführt von ihrem Landmeister Konrad von Mandern, errichteten die Ritter des Livländischen Ordens 1265/66 das Schloß Mitau. Mit Mitau als südlicher Festung unterwarfen die deutschen Ritter bis 1290 die Liven und Semgaller der Umgebung. Die Stadt gewann als Verteidigungsanlage gegen die Litauer, denen 1345 die Plünderung Mitaus gelungen war, an Bedeutung.

Nach der endgültigen Auflösung des Livländischen Ordens während des Livländischen Kriegs wurde Mitau 1561 dem Herzogtum Kurland zugeschlagen. 1573 erhielt es Stadtrechte und wurde 1578 Hauptstadt des vereinigten Herzogtums Kurland und Semgallen. Als sich dieses 1596 teilte, wurde Mitau die Residenz Herzog Friedrich Kettlers von Semgallen. 1617 wurde die Stadt erneut Hauptstadt eines vereinigten Herzogtums, welches zu einem Vasallenstaat der polnisch-litauischen Union geworden war. Die wiederholten Kriege Polen-Litauens mit Schweden brachten für Mitau mehrere Belagerungen mit sich. Trotzdem wuchs die Stadt zu einem Zentrum für Handel und Gewerbe. Mit dem Stärkerwerden von Kurlands Nachbarn gerieten Herzogtum und Stadt jedoch mehr und mehr in den Einflußbereich Rußlands.

Der vorletzte Herzog von Kurland, Ernst Johann von Biron, erweiterte Mitau in kulturellen Belangen. Er baute das herzogliche Schloß und eröffnete die erste öffentliche Bücherei der Stadt. Im Jahr 1775 gründete er die Universität Academia Petrina, die zum geistigen Mittelpunkt des Landes wurde. Auch förderte der Herzog Theateraufführungen an seinem Hof.

1795 wurde Mitau zusammen mit Kurland im Zuge der polnischen Teilungen durch das Russische Reich annektiert.

Dem Graf der Provence und späteren König von Frankreich, Ludwig XVIII., diente der Palast von Mitau von 1798 bis 1801 und von 1804 bis 1807 als Herrschaftssitz. 1799 heiratete hier Marie Therese Charlotte, genannt „Madame Royale“ (die Tochter von Ludwig XVI. und Marie Antoinette), ihren Vetter, den Herzog von Angoulême. Obwohl die Stadt während der Napoleonischen Kriege durch preußische Truppen besetzt wurde, entging sie weitgehend der Zerstörung.

Einen weiteren Ausbau erfuhr Mitau/Jelgava nach dem Anschluß an die Eisenbahn 1868. Letten vom Land wurden durch die infrastrukturelle Entwicklung angezogen und ließen sich als Händler, Handwerker, Lehrer und Beamte in der Stadt nieder. 1914 hatte Jelgava über 45.000 Einwohner.

Die von der Roten Armee ermordeten Geiseln in Mitau.

Erster Weltkrieg und Nachkriegskämpfe

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges litt Mitau erheblich. Deutsche Truppen besetzten die Stadt während des Krieges und nach dessen offiziellem Ende war sie weiterhin Schlachtgebiet zwischen der Roten Armee, deutschbaltischen Freikorps-Verbänden und lettischen Banden. Hierbei wurde die Stadt der Schauplatz verschiedener grausamster Taten der Roten Armee. Nachdem die bolschewistischen Verbände im Mitauer Dom die Särge der ehemaligen Herzöge von Kurland aufgebrochen und ihre Skelette gegen die Mauern des Domes gelehnt sowie die Schädel mit Pickelhauben bekrönt hatten, verhafteten sie eine große Anzahl von Geiseln und sperrten sie in der Zitadelle der Stadt ein. Bevor sie sich wieder zurückzogen, trieben sie die Geiseln, Männer, Frauen und Kinder, im Hof zu­sammen und liquidierten sie mit Maschinengewehren und Handgranaten.
Wer überlebte, wurde entweder an ein Pferd gebunden und auf der Straße nach Riga zu Tode geschleift oder gezwungen, bei siebzehn Grad unter Null eine Strecke von fünfundvierzig Kilometern in Strümpfen zu Fuß zu gehen.

Nach dem Sieg der durch die Engländer unterstützten Letten wurde Mitau zu einer wichtigen Stadt im unabhängigen Lettland.

Sehenswürdigkeiten

Jelgava hat regelmäßige, breite Straßen, an denen sich die Herrschaftshäuser des in der kurländischen Hauptstadt residierenden deutschbaltischen Adels aufreihen. Das alte Schloß (1266) der Herzöge von Kurland auf einer Insel im Fluß wurde von Herzog Ernst Johann von Biron niedergerissen, der sich stattdessen 1738-1772 von Bartolomeo Francesco Rastrelli ein geräumiges Schloß an der Brücke über die Kurländische Aa errichten ließ. Das Schloß enthält die Sarkophage aller kurländischen Herzöge und ist von einem Park umgeben.

Zu den Wahrzeichen der Stadt zählen auch die Barockkirche der Heiligen Anna, der Turm der zerstörten Dreifaltigkeitskirche und zwei ansehnliche neoklassizistische Bauwerke, die Villa Medem und die Academia Petrina.

Liste der Persönlichkeiten der Stadt Mitau

Literatur

  • Johann Heinrich Liebeskind: 'Rückerinnerungen von einer Reise' (mit ausführlicher Abhandlung über Mitau; 1795). Neuausgabe als e-Buch, 2009 (Manfred Raether, Hsg.)