Montherlant, Henry de

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Henry Marie Joseph Millon de Montherlant, Graf von Gimart

Henry Marie Joseph Frédéric Expedite Millon de Montherlant (Lebensrune.png 20. April 1895 in Paris; Todesrune.png 21. September 1972 ebenda) war ein französischer Schriftsteller, Dramatiker und Essayist.

Wirken

Henry de Montherlant entstammte einer alten französischen Adelsfamilie aus der Picardie, die seit Generationen hohe militärische Posten innehatte. Er besuchte das Lyceum Janson-de-Sailly und das Gymnasium Sainte-Croix in Neuilly. Wegen einer intimen Freundschaft zu einem jüngeren Schüler wurde Henry de Montherlant vor dem Abitur (1912, mit knapp 17 Jahren) von einer katholischen Schule gewiesen. Seine weitere Jugend verbrachte er dann in Spanien, wo er sich zum Stierkämpfer ausbilden ließ. Er rühmte sich gern, bereits als 17jähriger drei Stiere getötet zu haben. Auch als 100-m-Läufer erzielte er gute sportliche Erfolge.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914) ging er nach Frankreich zurück, trat als Freiwilliger in die Armee ein und wurde, wie später auch im Zweiten Weltkrieg, schwer verwundet. Von 1920 bis 1924 war er Generalsekretär der Verwaltung des Kriegerfriedhofes von Douaumont bei Verdun.

In den Jahren von 1925 bis 1935 unternahm er große Reisen nach allen Teilen Französisch-Nordafrikas, nach Tripolitanien, Italien und Spanien. Bei einem Stierkampf in Spanien wurde er 1925 schließlich so verwundet, daß er diesen Sport aufgeben mußte.

Haltung und geistige Gestalt

Henry de Montherlant versuchte aus einem starken Idealismus heraus eine Verschmelzung von Körperlichkeit und Seele, von mystischer Religiosität und griechisch-römischem Humanismus als Weltanschauung der durch den Ersten Weltkrieg gegangenen Generation zu begründen. In diesem Sinn sind etwa bis 1929 seine von hohem Pathos getragenen Bücher gehalten.

Montherlant ist geprägt von einer elitär-aristokratischen Grundhaltung, Verachtung jeder Mittelmäßigkeit sowie der Betonung männlicher, sich ihm in Sport und Stierkampf symbolisierender Werte, männlicher Intellektualität (und einer Sicht der Frau, welche ihr allgemein kein Geltungsprivileg einräumt) sowie dem Drang nach Selbstverwirklichung mit seinen vielfältigen, widersprüchlichen Möglichkeiten zu unterschiedlichen Lebenshaltungen, die sich in einer Spannung von Sensualismus und Askese, Hedonismus und Heroismus artikuliert.

Tod

Montherlant trat für das Recht auf Selbsttötung ein und wählte im Alter von 76 Jahren selbst den Freitod. Seit Monaten war er krank gewesen und blind auf einem Auge. Er fürchtete, das Augenlicht ganz zu verlieren.[1]

Auszeichnungen

Am 24. März 1960 wurde Henry de Montherlant Mitglied der Académie Française, die ihm im Jahre vorher ihren Literaturpreis verliehen hatte. Er war ferner Offizier der Ehrenlegion und besaß aus dem Ersten Weltkrieg Auszeichnungen. Siebenmal wurde er für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen.[2]

Zitate

  • „Die Schlüsselworte der Tragödie oder Komödie, die sich in unseren Tagen abspielt, sind nur ganz wenigen Personen bekannt. Die einen sind Komplizen, die anderen, von Grauen erfaßt, schweigen aus Furcht. Die fünfundneunzig Prozent der übrigen sehen nichts, und wenn man ihnen den Mechanismus aufdeckt, weigern sie sich, daran zu glauben, und sie bedenken uns mit einem rachsüchtigen Blick.“[3]
  • „Es ist mein Schicksal, an dem zu leiden, was die anderen nicht leiden macht, und nicht an dem zu leiden, was sie leiden macht.“[4]

Werke in dt. Übersetzung (Auswahl)

  • (Die) Tiermenschen, Insel, Leipzig 1929 u. ö., zuletzt 1998
  • Die Jungesellen (Roman), das frz. Original erschien 1934
  • Blüte im Sand, 1964
  • Das Chaos und die Nacht (Roman), Kiepenheuer & Witsch, Köln 1964; Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1966
  • Die Wüstenrose, 1977
  • Die Knaben (Roman), 1974, zuletzt 2009
  • Ein Mörder ist mein Herr und Meister (Roman), 1971
  • Erbarmen mit den Frauen (Romanzyklus), als ganze Tetralogie 1957. Übers. Ernst Sander (zuletzt im Ganzen 1976)
  • Nutzloses Dienen (Essay), Edition Antaios, 2011, ISBN 978-3-935063-99-9
  • Tagebücher, 1957

Sekundärliteratur

  • Jürgen Große: Wahn. Mitleid und Erwachen – Henry de Montherlant, ein Klassiker des klaren Blicks, Tumult, Winter 2022/23, S. 56–60
Französisch
  • J. R. Faure-Biguet: Montherlant, homme de la Renaissance (1925)

Verweise

Fußnoten

  1. Er schied in seiner Wohnung in Paris, 25, quai Voltaire, die er jahrzehntelang bewohnt hatte, aus dem Leben, indem er eine Zyankali-Kapsel zerbiß und sich gleichzeitig in den Kopf schoß.
  2. Archiv-/Suchseite des Nobelpreiskomitees
  3. Tagebücher 1958–64
  4. Tagebücher 1930–1944, dtv, 1969, S. 77