Nomenklatura

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Der Begriff Nomenklatura bezeichnet in sozialistischen Ländern zum einen ein Verzeichnis aller Führungsstellen in Partei, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft. Dieses Verzeichnis ist ein Instrument der langfristigen Personalplanung im Rahmen der für kommunistische Herrschaftssysteme typischen Kaderpolitik. Andererseits bezeichnete der Begriff Nomenklatura auch die Gesamtheit der Personen, welche diese wichtigen Führungspositionen innehatten, also die bolschewistischen Eliten.

Mutmaßlich hat kein Blatt den Ausdruck in der deutschen Sprache so gemeingängig gemacht, wie die Berichterstattung des SPIEGELs über die gerontokratische Phase der Sowjetunion seit der Ära Breschnew. In der Presse westlich-„demokratischer“ Staaten wird das Wort „Nomenklatura“ typischerweise mit dem Unterton verwendet, als gäbe es so etwas wie Elitenabschottung in England, Frankreich, den VSA oder der BRD nicht. Faktisch sind diese Gesellschaften zwar keine Klassengesellschaften (sondern geschichtete Gesellschaften, die kein ausdrückliches Heiratsverbot verschiedener Gesellschaftsschichten untereinander kennen), sie praktizieren die diskrete Elitenabschottung jedoch unzweifelhaft nicht weniger, als strikt autoritäre Systeme es in offen erklärter Weise tun.