Orden des Standes der Tapferen
Der Orden des Standes der Tapferen (Vitézi Rend) wurde am am 20. August 1920 von der ungarischen Regierung unter Führung des Reichsverwesers Admiral Nikolaus Horthy Ritter von Nagybánya durch präsidiale Anordnung mit Dekret Nr. 6650/1920 vom 11. August 1920 gestiftet. Die Anordnung wurde von der Gesetzgebung im § 77 des XXXVI Artikels 1920 bewilligt. Damit war der Heldenorden bzw. der Orden „Stand der Tapferen“ auch die erste neu geschaffene Auszeichnung des Königreichs Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg. Von 1920 bis 1945 war die Verleihung des Ordens, ähnlich dem Militär-Max-Joseph-Orden oder dem Militär-Maria-Theresien-Orden (bis 1895), mit der Erhebung in den Erbadel verbunden.
Durch den Ritterschlag und die Aufnahme in den Orden aufgrund heldenhafter Taten[1] oder durch Vererbung (bis 1944 an den erstgeborenen Sohn nach Eignung und Überschreitung des 17. Lebensjahr) erhielten die Mitglieder den Titel „Vitéz“ bzw. im Deutschen „Ritter von“ und mußten mit Edler Herr oder Edle Dame angesprochen werden. Ordensritter des Offizierstandes ergänzten ihren Namen mit dem Adelssuffix „-y“, die des Unteroffiziers- und Mannschaftsstandes mit „-i“. Deutschstämmige wurden aufgefordert, ihren Namen zu magyarisieren, so wurde z. B. aus einem Gustav Hautzinger Vitéz Jány Gusztáv bzw. „Gustav Ritter von Jany“.
Am 26. Februar 1945 wurde der Orden von der sowjetischen Besatzungsmacht verboten, im deutschen Exil wurde er von Joseph August Erzherzog von Österreich wieder aufgebaut und 1962 schließlich international als Ritterorden anerkannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ursprung
Der „Orden der Vitéz“ und somit der Tapferen oder Mutigen wurde im Jahre 1678 von Emmerich Graf Thököly (1657-1705) gegründet. Er war ein ungarischer Adliger, der eine Rebellion gegen den römisch-deutschen Kaiser Leopold I. (auch König in Germanien sowie König von Ungarn, Böhmen, Kroatien und Slawonien) anführte. Hinter Thököly versammelten sich unzufriedene Ungarn, hauptsächlich entlassene Soldaten und Bauern. verräterisch war allerdings die Tatsache, daß die Putschisten vom Osmanischen Reich unterstützt wurden, mit dem Ziel, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu schwächen. Aber der Großmeister des Deutschen Ordens stellte sich den Rebellen in den Weg.
- „Nach dem Ausbruch des von den Türken unterstützten Thököly-Aufstandes im Jahre 1678 schaffte Leopold I. 1681 das Gubernium ab und musste auf dem Landtag in Ödenburg den ungarischen Ständen Zugeständnisse gewähren. Er willigte ein, dass der ungarische Adel wieder einen Palatin wählen konnte, der in Ungarn Stellvertreter des Königs war. Der Habsburgtreue Pál Eszterházy [Anm.: Graf, später Fürst Paul (oder Pal) I. Esterházy de Galantha] wurde der Palatin. Damit wurde das Gubernium überflüssig und der Plan, den Deutschen Orden in einer Grenzburg anzusiedeln, wurde von der Tagesordnung gestrichen. Leopold ernannte Hochmeister Ampringen 1682 zum Hauptkapitän von Schlesien. Dies bedeutete aber nicht, dass der Deutsche Orden nicht mehr an den Türkenkriegen teilnahm. 1683 kämpften die Ritter bei Wien gegen das Heer von Kara Mustafa. Nach dem Sieg in Wien entschloss sich die habsburgische Regierung, die von den Türken eroberten ungarischen Gebiete zurückzugewinnen. Das Regiment des Deutschen Ordens stand in diesen Kämpfen unter Befehl von Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und später von Herzog Eugen von Savoyen. Das Regiment war bei der Befreiung von Ofen (1686) und auch bei der Schlacht bei Senta (11. September 1697 ) anwesend, die das Ende des Krieges mit sich brachte.“[2]
Graf Thökölys Anhänger wurden als „Kuruzen“ (Kreuzritter) bekannt. Die Idee zur Gründung des Ordens lag darin, die niedrig geborenen Anhänger seiner Kuruzen, welche sich im Kampf hervorgehoben hatten, zu fördern und somit ihren Stand zu anzuheben.
Orden der Vitéz
- „Der Vitézi Rend ist ein relativ junger Ritterorden, der 1920 als staatlicher Verdienstorden der ungarischen Regierung für Kriegveteranen gemäss dem Vorbild der mittelalterlichen Ritterorden gegründet wurde. Federführend war dabei Admiral Miklós Horthy Der Orden sollte mithelfen, das Land nach dem Krieg wieder aufzubauen. Chef des Ordens war der ungarische Staatsvorstand, der sich aber nicht Grossmeister nannte, wie das bei traditionellen Ritterorden der Fall ist, sondern Generalhauptmann, nach einem alten ungarischen Titel. Anknüpfend an das mittelalterliche Erbe Ungarns gehört zur Aufnahme in den Orden der Ritterschlag mit einem speziell dafür angefertigten Schwert , wobei gleichzeitig der Titel vitéz (d. h. Ritter oder Held) und anfänglich auch ein Stück Land verliehen wurden. Die Landvergabe war damals ein wichtiger Schritt zur Landreform. Der Titel vitéz wird in alle amtliche Dokumente des Kandidaten eingetragen und seinem Namen ein v. vorangestellt. Der Titel entspricht aber keiner Erhebung in den Adelsstand, da eine solche nur durch einen Monarchen erfolgen kann. Das erwähnte Schwert wird im Militärhistorischen Institut und Museum in Budapest aufbewahrt. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Zahl der Mitglieder stark zugenommen. 1936 betrug sie 16.000 Mitglieder. Davon waren 1.800 Offiziere. Nach der Rückgabe einiger Gebiete an Ungarn stieg die Zahl 1941 auf über 20.000, sodass bald nicht mehr genügend Land zum Vergeben zur Verfügung stand. Viele der tapfersten ungarischen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs kamen aus Vitéz-Familien. Um in diesem Kreis Zutritt zu erhalten, mussten die ehemaligen Soldaten als Mindestanforderung im Besitz der Ehrenmedaille sein. Mit zunehmendem Rang stiegen die Anforderungen, wobei in den höheren Rängen mindestens über die Kleine Silbermedaille für Tapferkeit verfügt werden musste.
- Während der sowjetischen Besatzung nach 1945 wurde der Orden verboten, dessen Mitglieder verfolgt und die Güter verstaatlicht. Der Orden lebte aber im deutschen Exil unter habsburgischem Magistrat weiter, nachdem er dort von General Hugó vitéz Sónyi reorganisiert worden war.[3] Mindestens 600.000 Ungarn wurden während der Diktatur deportiert, von denen etwa die Hälfte nicht zurückkehrte. Viele entkamen in den Westen. Die Mitglieder des Vitézi Rend waren religiös und patriotisch gesinnt und als tapfere Soldaten bekannt. Das machte sie in den Augen der Kommunisten in dreifacher Hinsicht zu Klassenfeinden. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Europa wurde der Vitéz-Orden reaktiviert. Allerdings entstanden 1997, nach dem Ende des habsburgischen Magistrats, wegen der unklaren Gesetzeslage in Ungarn zahlreiche Splittergruppen. Dessen ungeachtet setzt der Orden seine Arbeit fort, indem er weiterhin hervorragende Leistungen honoriert, karitativ tätig ist und neue Mitglieder aufnimmt. Beispielsweise nahm er auch jene auf, die gegen die sowjetische Invasion und Besetzung von 1956 gekämpft hatten. Der Orden stützt sich nach wie vor auf die Grundlage der Vererbung (etwa 90 % der Mitglieder) und geniesst weltweit bei allen ungarischen Emigranten hohes Ansehen. Die Bedeutung des Ordens darf hinsichtlich des ungarischen Nationalgefühls nicht unterschätzt werden. Seine Mitglieder müssen sich als aufrechte Bürger beweisen und ein vorbildliches und beispielhaftes Leben führen. Trotz seiner geschichtlichen Ausrichtung trägt der Vitéz-Orden der modernen Gesellschaft Rechnung. So halten sich innerhalb des Ordens die konservativen und liberalen Kräfte die Waage. Die Vererbung und die ritterliche Tradition symbolisieren dabei das konservative Element, die Titel und Abzeichen, die für alle Ränge und Klassen, ob militärisch oder zivil, gleich sind, das liberale. 1962 erreichte Josef August vitéz von Habsburg-Lothringen, dass der Vitézi Rend von der Internationalen Kommission für Ritterorden (I.C.O.C.) anerkannt wurde.“[4]
General-Hauptmann der Ordensritter
- Nikolaus Horthy Ritter von Nagybánya (1868–1957)
- Joseph August Viktor Klemens Maria von Österreich (1872–1962)
- Ferenc Farkas Ritetr von Kisbarnak (1892–1980)
- Joseph Arpad Benedikt Ferdinand Franz Maria Gabriel von Habsburg-Lothringen (1933-2017)
Die 10 Gebote des Vitéz Ordens
- Treue und Opferbereitschaft für Ungarn, das Land der Heiligen-Krone.
- Die Aufgabe der in der Fremde lebenden Ordensmitglieder ist die Unterstützung und Förderung der Freundschaft zwischen ihrem Gastland und der ungarischen Heimat.
- Den christlichen Glauben leben und verkünden.
- Vorbildliche und konsequente Lebensführung.
- Den Frieden unter den Menschen fördern und bewahren.
- Die Hilfs- und Opferbereitschaft gegenüber anderen pflegen.
- Aktiv tätig sein im Aufbau einer freien Gesellschaft ohne Unterdrückung.
- Die Schwachen und Hilfsbedürftigen stützen.
- Geduld- und einsichtsvolles, diszipliniertes und kollegiales Verhalten gegenüber den Ordensmitgliedern.
- Selbstentfaltung.
Urkundentext (1920–1945)
Der Text der historischen Urkunde aus dem Königreich Ungarn (1920–1945) lautet:
- Ich, MIKLÓS HORTHY
- Ritter von Nagybánya,
- REICHSVERWESER UNGARNS,
- in meiner Eigenschaft als Főkapitány der Ritter,
- rufe jedem, dem es gebührt, ins Gedächtnis, daß ich
- [Name des vitéz]
- der einen hervorragenden Beweis SEINES HELDENMUTES und SEINER NATIONALEN GESINNUNG in dem jetzt zu Ende gegangenen Kriege
- und in den darauf folgenden, mit Trauer belasteten Tagen geliefert hat, am [Datum] auf Vorschlag des Nationalen
- Ritterstuhles, nachdem er im Beisein der gesetzlichen Vertretung, der kirchlichen und weltlichen Würdenträger des Landes
- seinen Ritterschwur vor mir abgelegt hat ZUM RITTER GESCHLAGEN und GEWEIHT habe.
- Budapest, [Datum]
- [Unterschrift Horthy]
- Reichsverweser Ungarns,
- Főkapitány der Ritter
Anfänglich wurden die Urkunden noch von Horthy persönlich unterschrieben, später dann nur noch als Faksimilie.
Admiral-Horthy-Gedenkmedaille (Miklós Emlékérem Fokozat)
Im Jahre 2000 anläßlich des 80jährigen Bestehens des „Standes der Tapferen“ wurde eine goldene bzw. silberne ungarische Medaille gestiftet, die für besondere Verdienste um diese Organisation verliehen wird. Die Vorderseite der Medaille zeigt das nach links gerichtete Brustbild des Reichsverwesers Admiral Horthy, die Rückseite den Vitéz-Orden und die römische Zahl LXXX.
Literatur
- Hans Kroitzsch: Der Stand der Tapferen, der ungarische Vitéz-Orden – Rechtsdarstellung und -vergleich, Dissertation, Leipzig 1939
- Attilla Ótott Kovács: Die ungarischen Inhaber des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes, Scherzer-Militaer-Verlag 2006, ISBN 978-3-938845-02-8