Leopold I. (HRR)

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Kaiser Leopold I., in: Karl Toifels Die Türken vor Wien im Jahre 1683. Ein österreichisches Gedenkbuch (1883; PDF-Datei)

Leopold I. (Lebensrune.png 9. Juni 1640 in Wien; Todesrune.png 5. Mai 1705 ebenda) war römisch-deutscher Kaiser im Deutschen Reich, sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Sein Wahlspruch war Consilio et industria = durch Rat und Fleiß [sc. zum Ziel].

Machtpolitisch stand seine Regierungszeit im Westen ganz im Zeichen der Abwehr der französischen Expansion unter Ludwig XIV. Im Südosten wurden die habsburgischen Territorien zunächst noch durch die osmanische Expansion, mit dem Höhepunkt der Zweiten Belagerung der Stadt Wien, bedroht. Die kaiserlichen Feldherren waren letztlich militärisch erfolgreich und es kam zu einer Gegenoffensive, die zum Gewinn ganz Ungarns führte. Dadurch wuchs der Habsburger Machtbereich noch stärker als zuvor über das Heilige Römische Reich hinaus.

Leopolds Regierungszeit gilt daher auch als Beginn der Großmacht Österreich. Innenpolitisch setzte Leopold in den Habsburger Ländern auf einen absolutistischen Herrschaftsstil. In seine Zeit fällt auch ein letzter Höhepunkt der Gegenreformation. Im Reich dagegen trat er als Bewahrer des Ausgleichs der Konfessionen auf. Durch eine geschickte Politik gelang es ihm, das Kaisertum zum letzten Mal zu einer starken Bedeutung zu führen. Nach dem Tod des letzten spanischen Königs aus dem Haus Habsburg löste Leopold den Spanischen Erbfolgekrieg aus, weil er der Ansicht war, daß seiner Familie dieses Erbe zustände.

Herkunft und Familie

Kaiser Leopold I. mit Feldherrnstab
Kaiser Leopold I. (HRR) II.jpg

Er war der zweite Sohn Kaiser Ferdinands III. (1608–1657) und der spanischen Infantin Maria Anna. Sein Bruder war Ferdinand, der spätere Ferdinand IV. Seine Schwester Maria Anna war mit König Philipp IV. von Spanien verheiratet. Seine Schwester Eleonore heiratete König Michael von Polen und später Herzog Karl V. von Lothringen.

Herrschaftsübernahme

Nach dem überraschenden Tod seines älteren Bruders Ferdinand 1654, der als Ferdinand IV. römisch-deutscher König und König von Ungarn und Böhmen gewesen war, wurde Leopold dessen Erbe. Alleiniger Erbe der Habsburger Erblande wurde er 1654. Ein Jahr später wurde er zum König von Ungarn und 1656 zum König von Böhmen gekrönt.

Die Nachfolge im Reich, die nach dem Tode seines Vaters (1657) gelöst werden mußte, gestaltete sich wesentlich schwieriger. Es begann ein Interregnum, das mit einer Dauer von einem Jahr eines der längsten in der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches war.

Erst nach langwierigen Verhandlungen mit den Kurfürsten konnte sich Leopold gegen den französischen König Ludwig XIV., Erzherzog Leopold Wilhelm und Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern, die ebenfalls ihr Interesse bekundet hatten, durchsetzen. Die Wahl und Krönung erfolgten am 18. Juli bzw. 1. August 1658 in St. Bartholomäus in Frankfurt.

Kaiserhof

Der Kaiser stützte sich vor allem auf den Hof. Im Winter verbrachte Leopold den größten Teil der Zeit in der Hofburg in Wien. Den Frühling verlebte er in Laxenburg, den Sommer in Favorita und den Herbst auf Schloß Kaiserebersdorf.

Der Hof war wiederum eng mit den zentralen Behörden verbunden. Geprägt war er von der Hocharistokratie aus Österreich und Böhmen. Ähnlich wie der Hof in Versailles sollte er so den Hochadel anziehen. Die Regierungsstellen und das Militär boten zudem attraktive Positionen, um auch den Reichsadel nach Wien zu ziehen. Der Hof folgte dem spanischen Hofzeremoniell. Die barocke Pracht entfaltete sich etwa in großen Festen. Im Jahr 1672 umfaßte der Hof inklusive der zentralen Regierungsbehörden 1966 Personen. Hundert Jahre zuvor waren es erst 531 Personen gewesen. In derselben Zeit hatten sich die Kosten verfünffacht.

Im Zuge seiner ersten Eheschließung vom 12. Dezember 1666 mit Margarita Theresa von Spanien begann ein Festreigen, der fast ein Jahr anhielt. Der Höhepunkt war die Inszenierung der Oper „Il Pomo d'oro“ (der goldene Apfel) am 12. und 14. Juli 1668. Für dieses „festa teatrale“ wurde eigens ein Komödienhaus nach Vorbild Venedigs erbaut. Die Oper selbst war ein Höhepunkt der Kultur des Barock. Mehrere namhafte Komponisten wie Antonio Cesti, Johann Heinrich Schmelzer und der Kaiser selbst, sowie der Librettist Francesco Sbarra und andere waren daran beteiligt. Gleichzeitig war die Oper ein Beispiel für den Prunk und die Verschwendungssucht der Zeit. Die Oper kostete immerhin 100.000 Gulden.

Der Kaiserhof war wie der Kaiser selbst vom katholischen Geist geprägt. Der Kaiser hatte offenbar keine außerehelichen Affären. Mätressen wie am französischen Hof gab es nicht. Starken Einfluß hatten verschiedene Geistliche wie der Jesuit und spätere Bischof Emerich Sinelli, der Kapuziner Marco d’Aviano, der Franziskaner Christoph de Royas y Spinola und der Augustiner Abraham a Sancta Clara. Marco d’Aviano predigte während der Türkenkriege seit 1683 erfolgreich mobilisierend im Sinne der alten Kreuzzüge.

Am Kaiserhof bildeten sich verschiedene Hofparteien, die versuchten auf die Politik des Kaisers Einfluß zu erlangen. Zwischen diesen kam es zu endlosen Intrigen, Konflikten und rasch wechselnden Bündnissen.

Innenpolitik in den Habsburger Ländern

Gegenreformation und Judenpolitik

Leopold betrieb eine gegenreformatorische Politik, die auf Unterdrückung des vor allem in Ungarn starken Protestantismus ausgerichtet war. Von den regionalen Behörden und Ständen teilweise unterschiedlich gehandhabt, wurde in allen Habsburger Ländern Druck auf die verbliebenen Protestanten ausgeübt zum Katholizismus zu konvertieren. In Böhmen konnte der Protestantismus nur im Untergrund weiter bestehen. In Schlesien war die Zahl der protestantischen Gotteshäuser um 1.700 auf 220 gesunken, während ihre Zahl um 1600 noch 1400 betragen hatte. Erst am Ende von Leopold Herrschaft ließ der Druck auf die Protestanten etwas nach, um unter Karl VI. sich wieder zu verstärken.

Zur Finanzierung der Kriege spielten jüdische Finanziers und Hofjuden, insbesondere aus Frankfurt, wie Samuel Oppenheimer und Samson Wertheimer eine wichtige Rolle. Dies stand im Gegensatz zu seiner antijüdischen Politik in den Erbländern. In diesen Zusammenhang gehört die Vertreibung der Juden in den Jahren 1670/71 aus Wien. Die einst blühende Gemeinde in Wien war im Unteren Werd jenseits der Stadtmauer angesiedelt. Sie wurde des Landes verwiesen (gesera), und als Dank dafür nannte die Wiener Bevölkerung das Gebiet in Leopoldstadt zu Ehren des Kaisers um, den heutigen 2. Wiener Gemeindebezirk. Einige vertriebene Juden siedelte Paul I. Fürst Esterházy in den Siebengemeinden rund um Eisenstadt an. Andere wurden vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Berlin geholt, wo sie zum Wiederaufbau des durch den 30-jährigen Krieg verwüsteten Landes beitrugen und eine blühende jüdische Gemeinde gründeten.

Der Zusammenbruch der Bank von Samuel Oppenheimer im Jahr 1703 im Zuge antisemitischer Ausschreitungen führte zum Staatsbankrott. Der Staat reagierte mit der Gründung einer staatlichen Bank „Banco del Giro“ und die Herausgabe einer ersten Form von Papiergeld („Giro-Zeddel“). Die Bank war wenig erfolgreich und wurde bereits 1705 an die Stadt Wien übergeben. Aus ihr entstand die „Wiener Stadtbank“.

Reichspolitik

Wahlkapitulation und Rheinbund

Hinsichtlich der Funktion als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war der Anfang schwierig. Er mußte eine Wahlkapitulation unterzeichnen, die geprägt war von der Schwäche des Kaisertums nach dem Ende des Dreißigjähriges Krieges. Selbst außenpolitisch wurden ihm von den Kurfürsten, die für die Formulierung verantwortlich waren, enge Fesseln angelegt. Danach durfte er die Feinde Frankreichs nicht unterstützen, gemeint war damit das habsburgische Spanien, das sich im Krieg gegen Ludwig XIV. befand. Hatte der Westfälische Frieden allen Reichsständen das Bündnisrecht gewährt, wurde dies ausgerechnet beim Oberhaupt des Reiches beschränkt.

Gegen den Kaiser gerichtet war seit 1658 der erste Rheinbund, in dem sich viele bedeutende Reichsstände mit Frankreich und Schweden verbanden. Auf französischer Seite war der Bund ein Werk des Kardinals Jules Mazarin, der für den noch nicht mündigen Ludwig XIV. die Regierung leitete. Auf Seiten der Reichsstände spielte der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn dabei eine wichtige Rolle. Dieser strebte eine Schwächung des kaiserlichen Einflusses und eine stärker ständisch geprägte Ordnung im Reich an. Protektor des Rheinbundes war Frankreich. Ziel war es, die Prinzipien des Westfälischen Friedens zu bewahren. Es galt aber auch, die österreichischen Habsburger aus dem spanisch-französischen Krieg und den Nordischen Krieg herauszuhalten. Es gelang dem Bündnis allerdings nicht, zu einem nennenswerten Machtfaktor zu werden. Außenpolitisch war mit dem Friedensschluß zwischen Frankreich und Spanien ein Anlaß fortgefallen, und innenpolitisch bekamen die Stände mit der Einberufung eines Reichstages nach Regensburg wieder ein Forum der Mitsprache.

Der Expansionsdrang Frankreichs in Richtung Rhein in der Zeit der persönlichen Herrschaft Ludwig XIV. führten dazu, daß Frankreich bei den meisten Reichsständen an Unterstützung verlor. Der Rheinbund wurde etwa 1668 nicht mehr verlängert. Die Bedrohung durch die Osmanen im Osten und Frankreich im Westen führten dazu, daß die Reichsstände sich wieder stärker an den Kaiser anlehnten.

Konfessionspolitik

Während es unter dem katholischen, persönlich frommen Leopold in seinen Erbländern und insbesondere in Ungarn zu einem letzten Höhepunkt der Gegenreformation kam, agierte er im Reich deutlich zurückhaltender. Er hielt sich an die durch den Westfälischen Frieden vorgegebene Gleichberechtigung der Konfessionen. Den in Osnabrück erneuerten Religionsfrieden stellte er nicht in Frage. Immer mehr erschien er selbst als Wahrer und Verteidiger des Westfälischen Friedens.

Verhältnis zu den Kurfürsten

Problematisch für ihn war, daß die Kurfürsten auf dem Höhepunkt der Reunionspolitik von Ludwig XIV. nicht wirklich auf seiner Seite standen. Der französische König hatte den Brandenburger mit Subsidienzahlungen auf seine Seite gebracht. Auf die Kurfürsten von Mainz, Köln und der Pfalz konnte Ludwig XIV. auf Grund ihrer Nähe zur französischen Grenze erfolgreich Druck ausüben. Sein Versuch, die von ihm geführte böhmische Kurwürde, die bislang nur zur Königswahl eine Rolle spielte, politisch aufzuwerten, führte 1683 und 1695 zur Bildung oppositioneller Kurvereine. Das problematische Verhältnis zu den Kurfürsten verbesserte sich mit dem Generationswechsel in diesen Gebieten, was Leopold durch die angesprochene Heiratspolitik und Maßnahmen der Privilegierung erreichte. Am Ende seiner Regierungszeit waren die weltlichen Kurhöfe, wenigstens vorübergehend, an die Hofburg gebunden. Im spanischen Erbfolgekrieg scherten der bayerische Kurfürst Max Emanuel und sein Bruder Kurfürst Joseph Clemens von Köln allerdings wieder aus und unterstützten Frankreich.

Immerwährender Reichstag

Eine strukturelle Veränderung des Reichs war die Fortentwicklung des am 20. Januar 1663 in Regensburg einberufenen Reichstages zum Immerwährenden Reichstag. Geplant war die Dauerhaftigkeit des Reichstages nicht. Einberufen wurde er zunächst, um Gelder für die Türkenkriege zu bewilligen. Darüber hinaus wurde eine Vielzahl von Problemen verhandelt, die schließlich dazu führte, daß der Reichstag zusammen blieb.

Neben Finanzfragen stand dabei die Verfassung des Reiches selbst zur Debatte. Da war etwa der Streit um die Wahlkapitulation. Sollte diese auch weiterhin von den Kurfürsten erarbeitet werden oder sollten auch andere Reichsstände beteiligt werden? Sollte bei jedem Thronwechsel eine neue Wahlkapitulation erarbeitet werden oder würde man eine auf Dauer angelegte erarbeiten? Diese und ähnliche Fragen konnten nicht geklärt werden, was schließlich dazu führte, daß der Reichstag nicht mehr auseinander ging. Geschadet hat der Immerwährende Reichstag dem Kurkollegium, da es keine reichstagsfreie Zeit mehr gab, in denen Kurfürstentage die Lücke füllen konnten. Insgesamt war die Entwicklung zum Immerwährenden Reichstag die wichtigste Entwicklung im politischen Gefüge des Reiches zur Zeit Leopolds. Anfangs stand er dem eher skeptisch gegenüber, doch später wurde diese Entwicklung wichtig für die Stärkung seiner Herrschaft. Der Bedeutungszuwachs des Reichstags schwächte nicht, wie von den einen befürchtet und von den anderen erhofft, den Kaiser, sondern stützte ihn im Reich. Durch den Immerwährenden Reichstag konnte Leopold viel besser auf die Reichsstände einwirken.

Militärverfassung

Anfangs tat sich der Reichstag schwer, die benötigten Gelder für den Krieg gegen die Osmanen zur Verfügung zu stellen. Daß dies gelang, war nur dem persönlichen Eingreifen des Kaisers und des Erzbischofs Schönborn zu verdanken. Es gelang Leopold indes nicht, gegen den Widerstand der großen Reichsstände eine einheitliche zentrale Reichsarmee aufzustellen. Er blieb angewiesen auf die Kontingente der armierten Stände und den Finanzbeitrag der kleinen Territorien. Immerhin wurde zum ersten Mal eine Reichsgeneralität und ein Reichskriegsrat als Aufsichtsgremium geschaffen. Als nach dem ersten Frieden mit den Osmanen Zeit dazu gewesen wäre, gelang es auch nicht, eine moderne Reichsarmee aufzubauen. Dies wurde von Zeitgenossen wie Samuel von Pufendorf oder Leibniz als eine Gefahr für das Reich insgesamt gesehen.

Im Westen des Reiches begannen sich verschiedene Reichskreise (Vordere Reichskreise) zur Verteidigung gegen Frankreich zu verbinden. Vor dem Hintergrund wachsender französischer Bedrohung kam es 1681/82 schließlich zur Verabschiedung einer Militärordnung, die später Reichskriegsverfassung genannt wurde. Diese blieb bis zum Ende des Reiches in Kraft. Danach hatten die Reichskreise eine Armee von zusammen 40.000 Mann zu stellen. Neben einer Reichskriegskasse wurden auch Kreiskriegskassen eingerichtet. Aber auch diese Regelung führte nicht zu einem stehenden Reichsherr. Viele Fragen, wie die Bestellung der Generalität, blieben ungeklärt. An den Türkenkriegen, die nicht als Reichskriege geführt wurden, war die Reichsarmee nicht beteiligt. Dies war Sache der habsburgisch-kaiserlichen Truppen, der Kontingente anderer Territorien und die einiger Reichskreise.

Außenpolitik

Geprägt wurde Leopolds Regierungszeit außenpolitisch durch den habsburgisch-französischen Gegensatz sowie durch den Kampf gegen das Osmanische Reich. Obwohl selbst wenig kriegsbegeistert, sah er sich während seiner gesamten Regierungszeit zum Krieg im Westen und Osten gezwungen. Dabei gab es oft Wechselwirkungen zwischen den Kriegsschauplätzen und zwischen der Politik im Westen und im Osten. So nutzte sein Hauptgegner Ludwig XIV. die Bindung der kaiserlichen Kräfte im Osten für seine Expansionspolitik an den Westgrenzen des Reichs.

Kriege in Polen und gegen die Osmanen

Der erste Krieg, in den Leopold eingriff, war der Kampf in Polen (1655-1660) gegen Karl X. von Schweden, der von dort aus die ungarische Grenze bedrohte.

Aus den Auseinandersetzungen um die Nachfolge des Fürsten von Siebenbürgen Georg II. Rákóczi ging der erste Türkenkrieg (1662-1664) in Leopolds Regierungszeit hervor. Die Offensive der Osmanen unter Führung von Ahmed Köprülü scheiterte am Sieg der Reichstruppen und der kaiserlichen Truppen unter Graf Montecúccoli, der zuvor die Armee reorganisiert hatte, 1664 in der Schlacht bei Mogersdorf an der Raab. Leopold I. beendete den Krieg im Frieden von Eisenburg. Der Frieden war indes für den Kaiser ungünstig, da er die türkische Machtposition nicht wirklich antastete. Der Hintergrund war, daß Leopold den Krieg möglichst rasch beenden wollte, um sich der Bedrohung im Westen zuzuwenden. Der Unmut im ungarischen Adel war groß und mitverantwortlich für die große Magnatenverschwörung.

Kriege im Westen

Im Holländischen Krieg (1672–1679) hatte Leopold nicht nur die Interessen Österreichs, sondern auch die des Reiches gegen den französischen König Ludwig XIV. zu verteidigen. Letztlich erwies sich Leopold den französischen Truppen aber als unterlegen. Kaiser und Reich mußten 1679 in den Frieden von Nimwegen eintreten. Dieser brachte Frankreich die damals spanische Freigrafschaft Burgund und Freiburg ein.

Der französische König übte mit den sogenannten Reunionskammern, die von ihm eingesetzt waren, zwischen 1679 und 1683 verstärkten Druck auf das Reich aus. Mit Hilfe des Fürstbischofs Wilhelm Egon von Fürstenberg gelang es dem französischen König, Straßburg an sich zu bringen. Leopolds Bündnis mit den Niederlanden und Schweden blieb hierbei ohne Erfolg. Letztlich mußte er die französischen Erwerbungen anerkennen.

Letzter osmanischer Expansionsversuch

Die durch die kaiserliche Politik selbst herbeigeführte innere Krise in Ungarn und die Konflikte des Kaisers mit Frankreich führten dazu, daß der neue Großwesir Kara Mustafa Pascha einen neuen Vorstoß wagte. Dieser gipfelte in der Zweiten Wiener Türkenbelagerung. Diese dauerte vom 13. Juli bis zum 12. September 1683.

Der Kaiser und sein Hof hatten Wien zuvor verlassen. Er hielt sich zunächst in Passau und dann in Linz auf. Leopold hatte ein kaiserlich-deutsch-polnisches Entsatzheer gesammelt, das unter dem polnischen König Johann Sobieski und Herzog Karl V. von Lothringen Wien nach der Schlacht am Kahlenberg befreite. Das Verdienst Leopolds bestand darin, die Unterstützung des Reichs, der Polen und des Papstes Innozenz XI. für diesen Krieg zu gewinnen, wodurch die kaiserlichen Truppen auf knapp das Vierfache verstärkt wurden.

Großer Türkenkrieg

Der Sieg von 1683 beendete die Expansion der Osmanen in Mitteleuropa endgültig. In der Folge war die kaiserliche Politik im Osten offensiv ausgerichtet.

Im Verlauf des Großen Türkenkrieges (1683–1699) konnte ganz Ungarn den Osmanen wieder entrissen werden. Im Jahr 1686 fiel Buda und 1687 Mohatsch. 1688 eroberten die Truppen unter Kurfürst Max Emanuel von Bayern Belgrad. Im Jahr 1691 siegte der die Streitkräfte seit 1689 führende Markgraf Ludwig Wilhelm I. von Baden, auch „Türkenlouis“ genannt, bei Szlankamen, was der kaiserlichen Armee den Weg in den Südosten öffnete.

Als Folge der Kriege im Westen ließ der Druck auf die Osmanen etwas nach. Mit der Ernennung von Eugen von Savoyen änderte sich dies. Er siegte 1697 bei Zenta über die osmanische Armee.

Im Frieden von Karlowitz (1699) wurde Leopold auch der Besitz bisher türkisch beherrschter Teile Ungarns bestätigt. Außerdem gewann er Slawonien und Siebenbürgen. Damit begann der eigentliche Aufstieg Österreichs zur Großmacht.

Kurpfälzischer Erbfolgekrieg

Parallel zum Türkenkrieg entstand ein neuer Konfliktherd im Westen mit Frankreich, als es seinen angeblichen Anspruch auf das Erbe der Kurpfalz erhob. Dies führte 1685 zur Allianz des Kaisers mit verschiedenen Ständen des Reiches. Der daraus hervorgehende Pfälzische Krieg (1688–1697) wurde als Reichskrieg geführt. Dabei besetzten die Franzosen das Rheinland und verwüsteten die Rheinpfalz. Es gelang Leopold und der Wiener Diplomatie, 1689 ein breites europäisches Bündnis zu Stande zu bringen und sich auch der Unterstützung der meisten Reichsstände zu versichern. Viel Erfolg war dieser Zusammenarbeit indes nicht beschieden. Wichtiger waren die militärischen Erfolge des kaiserlichen Feldherrn, des Prinzen Eugen, auf dem italienischen Kriegsschauplatz der Jahre 1695/96.

Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg sicherte der Frieden von Rijswijk 1697 Österreichs Anspruch auf die spanischen Niederlande. Mit der Rückgabe von Freiburg, Luxemburg und Breisach bedeutete er eine partielle Rückkehr zum Status quo ante. Als Problem sollte sich die sogenannte Rijswijker Klausel für die pfälzischen Protestanten erweisen.

Spanisches Erbfolgeproblem

Bereits relativ früh war absehbar, daß der spanischen König Karl II. ohne Nachkommen sterben würde. Auch absehbar war, daß die anderen europäischen Mächte und insbesondere Frankreich die Vereinigung der österreichischen und der spanischen Habsburger Länder nicht hinnehmen würden. Bereits seit den 1660er Jahren ließ Leopold mit Frankreich über diese Frage verhandeln. Beide Seiten einigten sich in einem Geheimvertrag von 1668 auf eine Teilung der spanischen Besitzungen.

Die Spanier selbst brachten als Thronfolger den bayerischen Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern ins Spiel, der aber kurz darauf starb. Danach entwickelten Ludwig XIV. und der englische König Wilhelm III. einen weiteren Teilungsplan. Der Sohn Leopolds Karl sollte Spanien und die Kolonien bekommen, während Phillip von Anjou im Wesentlichen die italienischen Besitzungen erhalten sollte. Im Testament des im Jahr 1700 verstorbenen Karl II. wurde Philipp von Anjou ausdrücklich als Erbe genannt. Leopold war aber überzeugt, daß ihm als Oberhaupt des Hauses Habsburg die spanischen Besitzungen zuständen.

Allerdings war ihm klar, daß die europäischen Mächte ein ungeteiltes Habsburger Reich nicht unterstützen würde. Statt dessen plante er die Schaffung zweier neuer Habsburger Linien. Während Karl die spanischen Besitzungen erhalten sollte, war Joseph für das österreichischen Erbe vorgesehen. Im Jahr 1703 wurde Karl zum spanischen König proklamiert. In einem Vertrag traten der Kaiser und der Bruder Joseph alle Ansprüche auf die spanischen Besitzungen mit Ausnahme der Lombardei an Karl ab. Gleichzeitig wurde eine geheime Regelung über die Erbfolge im Haus Habsburg geschlossen (Pactum mutuae successionis). Darin wurde die gegenseitige Erbfolge beider Linien bekräftigt.

Spanischer Erbfolgekrieg

Der Krieg um das spanische Erbe hatte Leopold schon 1701 im Alleingang ohne weitere Verbündete durch einen Feldzug in Italien begonnen. Auch eine förmliche Kriegserklärung an Frankreich oder den in weiten Teilen Spaniens als König anerkannten Phillip von Anjou hat es nicht gegeben. Noch im selben Jahr bildete sich die Große Allianz aus Österreich beziehungsweise dem Heiligen Römischen Reich, den Niederlanden und England gegen Frankreich. Die Kriegserklärung folgte 1702. Im Reich schlossen sich das wittelsbachische Bayern (Bayerische Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg) und Kurköln und Braunschweig an Frankreich an. Gegen Kurköln und Braunschweig kam es zur Reichsexekution. In Ungarn wurde die Lage durch den Aufstand von Franz II. Rákóczi verschärft. Im Jahr 1704 siegen die Feldherren der Verbündeten Eugen von Savoyen und John Churchill, 1. Duke of Marlborough in der Schlacht bei Höchstädt über die Franzosen. Bayern wurde kaiserlich besetzt.

Mitten im Krieg starb der Kaiser 65-jährig in seiner Residenzstadt Wien.

Leopold wurde lange unterschätzt. Oswald Redlich bezeichnete ihn als den Architekten, der Österreich zur „Weltmacht des Barock“ gemacht habe. Reichspolitisch bezeichnete ihn Anton Schindling als „Kaiser des Westfälischen Friedens“, weil er die dort getroffenen Entscheidungen anerkannt hatte und politisch zu nutzen verstand. Sein Kampf gegen die Reunionspolitik im Westen zeigt, daß Leopold sein Amt als Kaiser im Gegensatz zu seinen Nachfolgern noch ernst nahm. Allerdings bedeutete die Expansion im Südosten auch, daß der habsburgische Machtbereich aus dem Reich herauswuchs. Seine Begünstigung der Hohenzollern, Welfen und Wettiner waren eine Voraussetzung zu deren Machtzuwachs und damit für die inneren Konflikte im Reich des 18. Jahrhunderts.

Dem Reich, das der Zeitgenosse Samuel von Pufendorf nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges vor der Auflösung gesehen hatte, sicherte Leopold ein Jahrhundert weiterer Geschichte.

Literatur

  • Franz Scheichl: „Leopold I. und die österreichische Politik während des Devolutionskrieges“ (1888) (PDF-Datei)

Vorgänger Amt Nachfolger
Ferdinand III. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Joseph I.