Ostarrichi

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Ostarrichi, auch Ostarrîchi oder Oesterrîche (aus dem Althochdeutschen), war eine germanische sowie römisch-deutsche Region im Herrschaftsgebiet der babenbergischen Markgrafen (Markgrafschaft) als Teil des Herzogtums Baiern von 976 im Südosten des Ostfränkischen Reiches bis zur Unabhängigkeit 1156 als Herzogtum Österreich und ab 1453 als Erzherzogtum Österreich im Bund des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Die oft bewußte Gleichsetzung des ostfränkischen Ostarrichis mit dem Österreich der k. u. k. Doppelmonarchie in modernen Geschichtsbüchern ist sträflich und historisch nicht zu vertreten. Ebenso unhaltbar ist die zuweilen undifferenzierte Gleichsetzung des Westfrankenreichs des frühen Mittelalters mit dem späteren Frankreich.

Geschichte

Ostarrichi wurde erstmals in einer Schenkung des römisch-deutschen Kaisers Ottos III. an das Bistum Freising aus dem November 996 genannt:[1] Die Schenkung umfaßt Gebiete „in der im Volksmund Ostarrichi genannten Region”, womit die Region um Neuhofen an der Ybbs im heutigen Niederösterreich gemeint war.

„Das Gebiet entlang der Donau, das zum Zentrum des habsburgischen Imperiums werden sollte, war im Hochmittelalter eine umstrittene Grenzregion des Heiligen Römischen Reiches. Bevor die Habsburger Landesherren wurden, regierten hier die Babenberger. Im Mittelalter war die ‚marchia orientalis‘ (später oft als ‚Ostmark‘ übersetzt) – Gebiete entlang der Donau im heutigen Niederösterreich – eine Grenzregion des Frankenreichs. Es wurden viele Grenzkonflikte mit den Mähren und Magyaren, die Anfang des 10. Jahrhunderts das Gebiet bis zur Enns eroberten, ausgetragen. 955 besiegte König Otto I. in der Schlacht am Lechfeld die Ungarn, was als Sieg der Christenheit über die Heiden bewertet wurde und die Rückeroberung des Gebietes für das Reich ermöglichte. 976 wurde die wiedererrichtete Mark einem Graf Liutpold übertragen, mit dem die Herrschaft der Babenberger, einem bayrischen Adelsgeschlecht, in diesem Raum begann. Im Jahr 996 tauchte in einer Urkunde erstmals der Name ‚Ostarrîchi‘ für dieses Gebiet auf, auf den die Bezeichnung des heutigen Staates Österreich zurückgeht. Es kam zu reger Siedlungstätigkeit, die durch Rodungen ermöglicht wurde. Entscheidenden Einfluß auf die Landwerdung hatte Markgraf Leopold III. Spätestens in seiner Zeit wurde – offiziell erstmals 1147 – auch der Name ‚Austria‘ [östliches Land] für die Mark verwendet. Leopold III. wurde später von den Habsburgern verehrt; im 15. Jahrhundert wurde er heilig gesprochen. Kaiser Leopold I. machte Markgraf Leopold 1663 zum Landespatron für Österreich ob und unter der Enns – diesen Status hat er bis heute. Die Babenberger verlegten ihre Herrschaftszentren zunehmend nach Osten: Heinrich ‚Jasomirgott‘, Sohn Markgraf Leopolds III., machte Wien zu seinem Herrschaftsmittelpunkt. 1156 wurde Ostarrichi mit dem ‚Privilegium minus‘, das den Babenbergern bestimmte Vorrechte einräumte, vom Kaiser zum Herzogtum erhoben. Durch Kauf, Erbschaft und Enteignungen konnten die Babenberger das Land entlang der Donau im heutigen Ober- und Niederösterreich vergrößern. 1192 übernahmen sie auch die Herrschaft im Herzogtum Steiermark. Friedrich II., der wegen seiner Auseinandersetzungen mit Adeligen, den Königen von Ungarn und Böhmen sowie mit dem Kaiser den Beinamen ‚der Streitbare‘ erhalten hat, starb 1246 in einer Schlacht gegen den Ungarnkönig: Die Österreicher siegten zwar, doch mit seinem Tod erlosch das Geschlecht im Mannesstamm. Dies bedeutete das Ende der 270jährigen babenbergischen Herrschaft im Herzogtum. Die Babenberger hatten dennoch einiges erreicht: Sie hatten ein umkämpftes Grenzland im Südosten des Reiches zu einem geschlossenen Gebiet gemacht. Davon konnten einige Jahrzehnte später die Habsburger profitieren.“[2]

Ostarrichi – Bollwerk des Reiches

„Ostarrichi ist – so vielgestaltige Variationen es auch im Laufe der Geschichte erfahren hat – auf einen Grundton zu bringen; ob damals in seinen geschichtlichen Anfängen, ob in der heroisch-glanzvollen Zeit des Prinzen Eugen oder unter der großen Maria-Theresia: ein Verteidigungsraum deutschen Volksbodens und ein Bewahrungsraum deutscher Kultur zu sein, der im geistigen Ausgriff wie in der Vermittlung fremden Kulturgutes Großartiges geleistet hat. So war dieses Ostarrichi durch mehr als ein Jahrtausend geopolitisch wie geistig-kulturell ein Bollwerk des Reiches und des Lebensraumes unseres gesamten Volkes, getreulich dem Gesetz, nach dem es in der Geschichte angetreten ist. Geben und Empfangen war die blutmäßige und geistig-seelische Wechselbeziehung zwischen dem Reich und seiner südlichen und südöstlichen Grenzmark. Es ist eindeutig aus der Geschichte erkennbar, daß die gewaltige Aufgabe Österreichs als Vorwerk des Reiches und Gesamtvolkes nur von einer stärksten Auffassung der Reichsidee und einem tief eingewurzelten Nationalbewußtsein getragen werden konnte. Weit vorgeschoben in unerschlossene und durch andere Völkerschaften gefährdete Räume, oft einsam auf sich gestellt, konnte es sich nur in unwandelbarer Treue zum Ganzen bewähren. Der Kraftquell dieser Stärke und der bewundernswerten Leistung des Südostdeutschtums war blutmäßig und geistig-seelisch das gesamte Volk. Es tritt vor der Geschichte klar hervor, daß ohne den Rückhalt des gesamten Volkes und Reiches die geschichtliche Leistung Österreichs nicht möglich gewesen wäre, an welche Entwicklungsphase des Ganges der Geschichte wir auch denken mögen. Des Reiches Ohnmacht war auch das Unglück seiner Grenzmark, und die endgültige Zerreißung der staatlichen Bande bedeutete schließlich den Untergang des im Laufe seiner Geschichte zu einer gewaltigen Großmacht europäischen Ausmaßes aufgestiegenen Ostarrichis.“[3]

Markgraf

Erster Markgraf der Marcha orientalis war Burkhard, weitere wichtige Markgrafen (Hochadel des Deutschen Adels) der Ostmark waren u. a.

Namensvarianten

  • Marcha Orientalis („Östliche Mark“).
  • Marcha Austriae
  • Osterland
  • Mark Österreich
  • Markgrafschaft Österreich
  • ab dem 19. Jahrhundert auch als Ostmark bezeichnet.

Naheliegend ist die Deutung als „Land im Osten“, vergl. Austri, den germanisch-mythologischen Zwerg des Ostens, und Austrasien, das Ostfrankenreich.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Die älteste bekannte schriftliche Nennung des Namens stammt aus der in Bruchsal ausgefertigten Urkunde zur ottonischen Schenkung, gerichtet an Gottschalk von Hagenau, den Bischof von Freising, vom 1. November 996, der Ostarrichi-Urkunde. Die Urkunde wird heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt.
  2. Stephan Gruber: Ostarrîchi – Das babenbergische Österreich
  3. Lisbeth Grolitsch: Ostarrichi – Bollwerk des Reiches, in: „Notwende“, S. 114–115