Westfränkisches Reich
Das Westfränkische Reich (lat. Francia occidentalis) war als Nachfolger von Neustrien der westliche Teil des aufgeteilten Fränkischen Reichs. Es entstand 843 durch den Vertrag von Verden und wurde 870 durch den Vertrag von Meersen erweitert. Aus dem westfränkischen Reich entwickelte sich in späteren Jahrhunderten Frankreich, aber auch Spanien, die Niederlande und Belgien. Das Westfrankenreich (Francia occidentalis) existierte bis zum 14. Jahrhundert als das Haus Valois, eine Nebenlinie der germanischen Edlingdynastie Kapetinger, die nun statt „Könige der Franken“ (rex Francorum) als „Könige von Frankreich“ (rex Franciae) galten, allerdings ohne den Bezug zum heutigen Frankreichbild.
Inhaltsverzeichnis
Teilung und Entwicklung
Mit dem Vertrag von Verden wurde das Frankenreich in drei Teile aufgeteilt:
- Westfränkisches Reich, das spätere Frankreich
- Ostfränkisches Reich, der Vorläufer des Deutschen Reichs
- Das Mittelreich, (auch Lotharii Regnum) wurde zunächst 855 geteilt (Prümer Teilung), aber bald darauf zu einem Teil auf die beiden anderen Reiche aufgeteilt (Vertrag von Meersen 870, Vertrag von Ribemont 880), zum anderen Teil entstanden auf seinem Boden die neuen Königreiche Niederburgund, Hochburgund und Italien.
Diese wiederum verschmolzen zunächst mit dem Deutschen Reich, um dann später doch an Frankreich zu fallen (Burgund) oder sich in selbständige Kleinstaaten zu verwandeln (Italien). Die deutsch besiedelten sowie zum Deutschen Reich bzw. „Heiligen Römischen Reich“ (Deutscher Nation) gehörenden Gebiete „Benelux“, Rheinland, Lothringen und Elsaß wurden im Laufe der Geschichte zudem immer wieder zu französischen Objekten der Begierde.
Normannen
Von der Nordküste des Westfrankenreiches aus eroberten die Normannen 1066 das Reich der Angelsachsen in Britannien.
Vom Westfranke zum Franzose
Das Westfrankenreich wird in Geschichtsbüchern oft fälschlicherweise als Frankreich und dessen Bewohner als Franzosen bezeichnet, obwohl eine solche sprachlich-völkische Einordnung erst im Spätmittelalter, ggf. später (im 16. oder 17. Jahrhundert) geschah.
Westfränkische Herrscher
- Karl der Kahle
- Karl das Kind
- Ludwig II.
- Ludwig III.
- Karlmann
- Karl III.
- Wido von Spoleto
- Odo von Paris
- Karl III.
- Robert I.
- Rudolf von Burgund
- Ludwig IV.
- Lothar
- Ludwig V.
Weitere westfränkische Herrscher
Weitere 17 Herrscher waren „König von Franken“ (zwei davon Mitkönig), von Hugo Capet (987–996) über Ludwig VIII. der Löwe (1223–1226) bis Karl IV. der Schöne (1322–1328). Erst Philipp VI. (1328–1350) trug ausschließlich den Titel „König von Frankreich“.