Sethe, Paul

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Paul Sethe (Lebensrune.png 12. Dezember 1901 in Bochum; Todesrune.png 21. Juni 1967 in Hamburg) war ein deutscher Publizist, Journalist, Geisteswissenschaftler und Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Leben

Ansichtskarte des Verlages Wieland Körner

Paul Sethe wurde am 12. Dezember 1901 in Bochum geboren. Er besuchte dort die Höhere Schule und begann nach dem Abitur (1920) in Bonn Geschichte, Deutsch und Kunstgeschichte zu studieren. 1921 unterbrach er sein Studium und war in den folgenden Jahren Redakteur an einer Zeitung in Ohligs im Rheinland. 1930 nahm er sein Studium wieder auf und promovierte im Januar 1932.

Schon Anfang der 1950er Jahre forderte Dr. Sethe Konrad Adenauer publizistisch auf, endlich nach Moskau zu reisen, und die Freiheit der deutschen Kriegsgefangenen zu verlangen. Auch bei der Saar-Frage war er stets deutscher Patriot. Die Wiederbewaffnung der BRD sah er kritisch, weil er um die deutsche Wiedervereinigung bangte:

„Man wird riesige Trosse schaffen, große unbewegliche Divisionen bilden, so, als habe der Atomkrieg der Zukunft die Bewegung nicht eingeschränkt. Diese Militärpolitik des Als Ob sollen der deutsche Steuerzahler und die Wirtschaft bezahlen. [...] Wer will Oberbefehlshaber werden, wenn er befürchten muß, daß seine Arbeit nur dazu beitragen wird, die Wiedervereinigung zu erschweren?“

Als dann Adenauer 1955 endlich nach Moskau reiste, forderte Erich Dombrowski als geschäftsführender Herausgeber der „FAZ“ Sethe auf, nun endlich den Bonner Kurs wenigstens vorübergehend zu unterstützen. Sethe schrieb zurück, daß wenn man ihm Vorschriften machen wolle, dann könne er die Verantwortung als Ressortleiter und als Herausgeber nicht mehr tragen. Er legte seine Ämter nieder. Ein Angebot, als Korrespondent nach Tokio zu gehen, lehnte er ab. Adolf Arndt schrieb dazu:

„Diese Bemühungen der Bundesregierung müssen im Zusammenhang mit der Tatsache gesehen werden [...] daß man einem deutschen Blatt seitens der Bundesregierung das Ultimatum stellte, ihm würden die Inseratenaufträge der Industrie entzogen, falls man nicht sofort einem der Mitherausgeber den Laufpaß gebe.“[1]

Der Spiegel frohlockte am 28. September 1955 (40/1955):

„In der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Deutschland‘ stand am letzten Donnerstag eine Notiz, die das Bundeskanzleramt, das Bundespresseamt und schließlich auch Blanks Verteidigungsministerium gleichermaßen mit Genugtuung erfüllte. Die FAZ, so hieß es, werde nach der Errichtung von Redaktionen in Paris, Rom, London und Washington nun auch in Wien ein eigenes Büro eröffnen. Und Leiter des Wiener Büros werde auf eigenen Wunsch der gleichzeitig als Herausgeber ausscheidende Dr. Paul Sethe sein.“[2]

Wirken

Georg Wiesholler schrieb folgendes über Dr. Sethe:

„Daß es in der BRD schon seit ihrer Gründung keine freie Meinungsäußerung gab, belegte Paul Sethe, damals Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er trat für die Bündnislosigkeit der BRD ein, da ein Bündnis mit dem Westen die Wiedervereinung hindere. In einem Brief an Fritz Erler (MdB, SPD) vom 7. April 1956 beklagte er sich über die undemokratischen Machenschaften des Kanzlers Adenauer:
‚Im einzelnen ist noch folgendes zu sagen: Der Druck des Kanzlers ist jahrelang mit geringen Unterbrechungen ausgeübt worden. Ich erinnere an seine Anregung an die Industriellen, der Frankfurter Allgemeinen meinetwegen keine Inserate mehr zu geben; an meine Vorladung im Juni 1955 zum Bankier Pferdemenges (meine Freunde und ich sind sehr unzufrieden mit Ihnen); an den Brief eines Freundes des Kanzlers vom August 1955 mit dem Bemerken, man müsse die Inserenten der Zeitung mobilisieren, wenn meine Schreibereien so weitergingen.‘
Paul Sethe stand nicht auf der ‚Weißen Liste‘. Er mußte, da er für die deutsche Sache stritt und sich den Wünschen der Amerikaner widersetzte, seinen Platz als Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen räumen. Darüber war er sehr verärgert und schrieb später im Politmagazin Der Spiegel [Anm.: 5. Mai 1965] die markanten, wahren Sätze:
Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Journalisten, die diese Meinung teilen, finden sich immer. [...] Wer nun anders denkt, der hat auch nicht das Recht, seine Meinung auszudrücken? Die Verfassung gibt ihm das Recht, die ökonomische Wirklichkeit zerstört es. Frei ist, wer reich ist. Das ist nicht von Karl Marx, sondern von Paul Sethe. Aber richtig ist es trotzdem. Es enthält die Frucht der Erfahrung von 35 Journalistenjahren. Und da Journalisten nicht reich sind, sind sie auch nicht frei.“[3]

Chronologie

  • 1932 Dr. phil. Bonn
    • Er wurde an der Universität Bonn mit der Arbeit Die ausgebliebene Seeschlacht – Eine Betrachtung der englischen Flottenführung 1911–1915 promoviert
  • 1934-1943 Redakteur der Frankfurter Zeitung, Kriegsberichterstatter
  • Chefredakteur des Frankfurter Anzeigers, seit Frühjahr 1944 auch für den Völkischen Beobachter tätig
  • Mitarbeiter der Badischen Zeitung, Freiburg i.Br.
  • 1.11.1949 zusammen mit Hans Baumgarten, Erich Dombrowski, Karl Korn, und Erich Welter Gründer und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Zitate

  • „Wenn man einem durchschnittlichen Bundesrepublikaner sagt, daß ein von ihm verehrter Politiker die Menschen kaufe, verkaufe und zerbreche, daß er das deutsche Volk an eine Auffassung von Politik gewöhne, deren Sinn in der Nur-Taktik, in der Verzerrung der Wahrheit und in der Verfemung ehrenhafter Gegner liege - dann wird einem wohl häufig lächelnd geantwortet, Politik sei nun einmal so [...] In der Bundesrepublik von heute laufen die meisten Leute mit einem kleinen Machiavelli in der Westentasche herum.“
  • „Es ist das Schicksal unabhängiger Publizisten wie Liddell Hart einer ist, daß ihre Ideen zuerst bekämpft und dann allmählich Gemeingut werden; jeder wiederholt sie, ohne sich zu erinnern, wie unsinnig sie ihm noch vor kurzer Zeit erschienen sind.“

In DER SPIEGEL, 5. Mai 1965

Sethe Paul, Geschichte der Deutschen.jpg
  • „Da die Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen, die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit immer größer und immer gefährlicher.“
„Ich weiß, daß es im deutschen Pressewesen Oasen gibt, in denen noch die Luft der Freiheit weht. Ich bin glücklich, in einer solchen Oase zu leben. Aber wie viele von meinen Kollegen können das von sich sagen?“
  • „Im Grundgesetz stehen wunderschöne Bestimmungen über die Freiheit der Presse. Wie so häufig, ist die Verfassungswirklichkeit ganz anders als die geschriebene Verfassung.“

Schriften (Auswahl)

  • Im Banne der Grauen Eminenz. Charakterbilder aus der Regierungszeit Wilhelms II. Stuttgart: Franckh, 1936.
  • Europäische Fürstenhöfe damals. Societäts Verlag, Frankfurt am Main 1937.
  • Schicksalsstunden der Weltgeschichte. Heinrich Scheffler, 1952.
  • Zwischen Bonn und Moskau. Scheffler, Frankfurt am Main 1956.
  • Das Fundament unserer Zukunft – Bilanz der Adenauer Ära. Econ-Verlag, 1964.
  • Öffnung nach Osten. Scheffler, Frankfurt am Main 1966.
  • Das machte Geschichte. Scheffler, Frankfurt am Main 1969.
  • Geschichte der Deutschen. Frankfurter Societäts Druckerei GmbH, 1977.
  • Der Feindschaft müde. In: Die Welt, 24. Januar 1963; Leitartikel zum Élysée-Vertrag

Siehe auch

Fußnoten

  1. Bei einem Empfang im Palais Schaumburg fragte Bundeskanzler Adenauer beispielsweise Vertreter der Industrie, warum die Industriellen der FAZ eigentlich so viele Todesanzeigen-Aufträge geben.
  2. Sethe machte einen Fehler, Der Spiegel, 28. September 1955
  3. Die »Freiheitlich-Demokratische« Grundordnung. Aufruf zum Widerstand nach Artikel 20 Grundgesetz, von Georg Wiesholler, in: Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 9(1) (2005), S. 28-41.