Pseudowissenschaft
Als Pseudowissenschaft (altgr. ψεύδω, pseudo, „ich täusche vor“) wird eine Lehre bezeichnet, die sich den äußeren Anschein einer Wissenschaft gibt, ohne diesen Anspruch zu erfüllen, da sie den allgemeinsten Anforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens nicht genügt. Pseudowissenschaftlich bedeutet somit unwissenschaftlich.
Umgekehrt werden aber auch durchaus wissenschaftlich verfahrende, jedoch der herrschenden Lehrmeinung (insbesondere der Veröffentlichten Meinung und/oder offiziellen Geschichtsschreibung) revisionistisch gegenüberstehende Gutachten, Publikationen etc. als pseudowissenschaftlich gebrandmarkt. Auch Untersuchungen und Anschauungen zur Esoterik werden häufig mit diesem Begriff belegt.
Inhaltsverzeichnis
Generelle Merkmale
Pseudowissenschaften sind Lehrgebäude, in denen Thesen dogmatisiert und durch verschiedene Methoden, zum Beispiel von einer mächtigen Lobby getragene – und stetig wiederholte – Propaganda und späterhin ggf. auch durch Einschüchterung und persönliche Diskreditierung ihrer Gegner, gegen Kritik zu immunisiert versucht werden. Im Gegensatz dazu zeichnet sich die Wissenschaft durch die Bildung von intersubjektiv überprüfbaren Theorien mit Hilfe einer korrekturbasierten Methode aus.
Während Ergebnisse in der Wissenschaft in jedem Fall kritikoffen vertreten werden, da stets neue Erkenntnisse denkbar sind, gehen Pseudowissenschaften von feststehenden Ergebnissen aus. Diese werden mit nachträglich ausgewählten Fakten unterlegt, um sie in einem neutralen und objektiven Licht erscheinen zu lassen. Wissenschaft strebt neue Erkenntnisse an und ordnet ihre Wissensbestände in jeder Generation auf neuartige Weise. Disziplinen spalten sich ab oder bilden fusionierende Bereiche (→ Biochemie).
Für Pseudowissenschaften stehen wesentliche Ergebnisse von vornherein fest, wobei das Motiv hierfür verschiedener Art sein kann, z. B. politischer, wirtschaftlicher, abergläubischer, allgemein-ideologischer oder religiöser Art. Das wesentliche Merkmal von Pseudowissenschaften ist also, daß sie in sich geschlossen sind.
Auch simple Fälschungen, die als wissenschaftliche Arbeiten präsentiert werden, gelten als pseudowissenschaftliche Erzeugnisse. Ein bekanntes jüngeres Beispiel hierfür ist die gefälschte Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg.
„Gender Studies“ – Politik anstelle von Wissenschaft
Eine besonders ärgerliche – und für das Schul-, Hochschul- und Wissenschaftssystem besonders schädliche – Erscheinung ist die neue Wissenschaft namens „Gender Studies“ (= Erforschung des sozialen Geschlechts). Dieses völlig neue Fach untersucht gerade nicht die tatsächlichen Unterschiede der Geschlechter und deren Einwirkung auf Zivilisation (das wäre Geschlechterforschung im eigentlichen Wortsinn). Sondern „Gender Studies“ ist eine ideologisch-dogmatische Fachrichtung. „Gender Studies“ fußt auf der abstrakten Behauptung, es sei fragwürdig und unmoralisch, überhaupt Zweigeschlechtlichkeit aus einer biologischen Geschlechterunterscheidung herzuleiten.
Zu ihren eigenen ultra-linksradikalen politischen Zwecken verfechten die Vertreter der „Gender Studies“ die gegenteilige Prämisse, schlechthin alle Geschlechterunterschiede seien vielmehr „kulturell“ vorgegeben und anerzogen, das Geschlecht könne in Wahrheit völlig frei „gewählt“ werden, allein gesellschaftliche verabscheuungswürdige „Zwänge“ ständen dieser „freien Wahl“ des eigenen Geschlechts entgegen. Um diese politische Theorie zu beweisen, treten in den letzten Jahren immer mehr kurios deformierte und kostümierte Menschen in der Öffentlichkeit in Erscheinung, die diverse Aspekte beider Geschlechter in sich vereinigen („Transgender“, „Intersexualität“).
Als Beweisführung für ihre egalitären Theorien, schaffen und besetzen linke Politiker hunderte von neuen Lehrstühlen an Universitäten, die den „Gender Studies“ gewidmet sind. Beatrix von Storch beschrieb im Sommer 2017 die eingetretenen Zustände an den deutschen Hochschulen folgendermaßen:
- „Nach Presseangaben gibt es inzwischen 250 Genderlehrstühle und 29 Institute. Während in anderen Bereichen der Universität die Mittel knapp sind und Lehrstühle abgewickelt wurden, standen hier die Zeichen auf Expansion. Nur weil etwas vom Staat finanziert wird, ist es allerdings noch lange keine Wissenschaft. In der DDR wurde zum Beispiel Marxismus-Leninismus unterrichtet, wodurch Marxismus-Leninismus aber nicht zu einer seriösen Wissenschaft wurde. Sobald die Politik eine bestimmte Forschungsrichtung gegenüber anderen massiv begünstigt und mit viel öffentlichem Geld ausstattet, ist Misstrauen angebracht. Dann liegt die Vermutung nahe, dass in der Hochschulpolitik die politische Agenda im Vordergrund steht und nicht das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse. [...] Die Gender-Studies dienen dazu, der linken Gleichstellungspolitik einen (pseudo-) wissenschaftlichen Überbau zu geben. Die Gender›forscherinnen‹ mussten das, was gemeinhin unter Wissenschaft verstanden wird, erst umdefinieren, um selbst überhaupt als Wissenschaft durchzugehen. ›Rationalität‹, ›Objektivität‹ und ›Neutralität‹ lehnen die Gender›forscherinnen‹ ab. Über die Wahrheit entscheidet demnach einfach das ›richtige‹ Geschlecht und die gute feministische Gesinnung. Dass die Gender›forscherinnen‹ die üblichen Kriterien der Wissenschaftlichkeit zu Gunsten eines postfaktischen Wissenschaftsverständnisses zurückweisen, ist nicht weiter verwunderlich. Würden die Ergebnisse der Gender-Studies wie die Resultate echter Wissenschaftler beurteilt, würde der Etikettenschwindel schnell auffliegen. [...] Dass es in einer pluralistischen Gesellschaft auch Ideologien und Weltanschauungen um Deutungshoheit ringen, ist natürlicher Teil der demokratischen Auseinandersetzung und legitim. Dass die Bundesregierung und Landesregierungen aus öffentlichen Geldern die Hochschulpolitik dazu missbrauchen, um sich akademische Hilfstruppen zu sichern, um ihrer Ideologie den Anstrich der Wissenschaftlichkeit zu geben, ist es nicht.“[1]
Das wirklich Auffallende und Verblüffende an der eingetretenen Entwicklung innerhalb der Universitäten ist der Umstand, daß es gegen die schweren Fehlentwicklungen keinen meßbaren konservativen Widerstand gegeben hat. Und zwar zu keiner Zeit. Bevor nämlich hunderte von „Gender-Studies“-Lehrstühlen eingerichtet werden können, müssen zuvor an Kultusministerien, in den Kabinettsitzungen von Landesministerpräsidenten und in Parteileitungen drastische ideologische Einschärfungen erfolgt sein. Für die CDU/CSU war alles dies – über Jahre oder eigentlich über Jahrzehnte hinweg – keine einzige Pressemitteilung wert und es konnte auch niemals Wahlkampfthema werden.
Damit hat die CDU/CSU vollständig versagt und den kulturmarxistischen Gegner geradewegs eingeladen, einen ultralinken Exzeß bis zur äußersten Kuriosität zu treiben. Vorschläge, in öffentlichen Toiletten die Geschlechtertrennung abzuschaffen (bzw. für die rasche Umrüstung „gender-neutraler“ öffentlicher Toiletten jetzt sofort viel, viel Steuergeld auszugeben), sind ein erster Vorschein, in welches Irrenhaus der linksradikale Herrschaftsanspruch, die gesamte Gesellschaft ständig zu maßregeln, führt. Die Irrenhausatmosphäre der Ära Merkel kommt jedoch nicht aus dem Nichts. Kausal hat sie ihre Ursache in den Bedingungen der Ära Obama in den VSA.[2] Dies erklärt jedoch nicht hinreichend, warum alle gesunden Abwehrreflexe innerhalb der CDU/CSU gegen absurde kulturmarxistische Umtriebe so vollständig gelähmt worden sind. Schließlich gibt es konservative Juristen und Historiker zu abertausenden, die dem Unions-Milieu ja doch vergleichsweise nahestehen (oder die diesem Milieu erklärtermaßen angehören) und von denen ein hörbarer, ein deutlich vermehmlicher Widerstand zu erwarten gewesen wäre.
Die Sonderstellung der Medizin
Ein uralter Grundsatz der klassischen Medizin besagt: „Wer heilen kann, der darf kurieren“. Sowohl die heute gesetzlich legitimierte Tradition der Heilpraktiker als auch die breite Szene der Geistheiler berufen sich zu Recht auf dieses Prinzip. Es zählt zu den Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis, nicht erklären zu können und nicht zu wissen, warum manche heilenden Personen durch ihr bloßes Auftreten – durch Tonfall, Erscheinung, Mimik, Rede und Handauflegen – verblüffende Heilungserfolge erzielen, die einer mechanisch vorgehenden und nach einer extrem engen Zeit-Ökonomie verfahrenden Schulmedizin nicht gelingen.
Wenigstens in den Bereichen der Suchtbekämpfung, der Schmerzprophylaxe, der chronischen Depressionslagen, der Angststörungen und der Sterbebegleitung werden auch weiterhin medizinische Traditionen lebendig bleiben, die der akademischen Medizinerausbildung fernstehen. Diese alternativen Traditionen sind mißverstanden, wenn man sie mit dem Begriff einer „Pseudowissenschaft“ abqualifiziert. Insofern nimmt die Medizin eine Sonderstellung innerhalb des Wissenschaftsgebäudes ein, da das Numinose, das Jenseitige und das Unerforschte auch von „seriösen“ („seriös“ genannten) Wissenschaftlern nicht wegdefiniert werden können.
Zitat
- „Ich hätte die Erbärmlichkeit der Menschen und wie wenig es ihnen um wahrhaft große Zwecke zu tun ist, nie so kennen gelernt, wenn ich mich nicht durch meine naturwissenschaftlichen Bestrebungen an ihnen versucht hätte. Da aber sah ich, daß den meisten die Wissenschaft nur etwas ist, insofern sie davon leben, und daß sie sogar den Irrtum vergöttern, wenn sie davon ihre Existenz haben.“ — Goethe[3]
Siehe auch
Verweise
- Lukas Mihr: Wenn Pseudowissenschaft keinen Widerspruch erträgt, Junge Freiheit, 22. Dezember 2017