Rede vom 28. April 1939 (Adolf Hitler)
In dieser Rede vom 28. April 1939 vor dem deutschen Reichstag antwortet der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler dem damaligen US-amerikanischen Präsidenten Roosevelt. Die Rede wurde demzufolge unter dem Titel Der Führer antwortet Roosevelt bekannt.
Die Rede ist zugleich eine der Schlüsselreden zur Politik Adolf Hitlers. In ihr spricht er alle europäischen Probleme an, die teils erst durch den sogenannten Versailler Vertrag geschaffen worden waren und zeigt Lösungswege auf. Hitler zieht in dieser Rede auch ein Resümee der nationalsozialistischen Politik der vergangenen Jahre und der friedlichen Umwälzungen zu beiderseitigem Vorteil der Völker. Darüber hinaus prangert er die ständige Einmischung der USA in die deutsche und europäische Politik und in die Interessen der Völker an.
Zu Beginn der Rede geht Hitler auf die Schrecken des sogenannten Versailler Vertrages ein, der alle Völker ins Unglück gestürzt habe. Sein alleiniges Ziel sei die Revision dieses Diktats gewesen und die Folgen seien nunmehr überwunden.
Dementsprechend sagt Hitler wörtlich:
- „Denn dies war das alleinige Ziel meines Handelns. [...] Ich habe nur wiederherstellen wollen, was andere einst mit Gewalt zerbrochen hatten, wollte nur wiedergutmachen, was satanische Bosheit oder menschliche Unvernunft zerstörten oder verdarben. Ich habe daher auch keinen Schritt vollzogen, der fremde Rechte verletzte, sondern nur das vor 20 Jahren verletzte Recht wiederhergestellt. Im Rahmen des heutigen Großdeutschen Reiches befindet sich kein Gebiet, das nicht seit ältesten Zeiten zu ihm gehört hat, mit ihm verbunden war oder seiner Souveränität unterstand. Längst, ehe ein amerikanisches Kontinent von Weißen entdeckt oder gar besiedelt wurde, hat dieses Reich bestanden.“
Die Willkür, die diesem sogenannten Versailler Vertrag zugrunde lag, zeigte sich auch in den katastrophalen Folgen für alle am Kriege beteiligten Völker:
- „Um diesen Frieden aber wurden diese Millionen betrogen, denn nicht nur die Deutschen oder die anderen auf unserer Seite kämpfenden Völker sind durch die Friedensverträge geschlagen worden, nein, ihre Wirkung war eine vernichtende auch für die Sieger! [...] Haß, Bosheit und Unvernunft waren die intellektuellen Väter des Versailler Diktates.“
Auf die Folgen für das Deutsche Reich eingehend führt Hitler weiterhin aus:
- „Das daraus entstehende Elend, die andauernde Not begann unser Volk politisch der Verzweiflung auszuliefern. Die anständigsten und fleißigsten Menschen Mitteleuropas glaubten in der restlosen Zerstörung der scheinbar zum Fluch gewordenen Ordnung die Möglichkeit einer Erlösung zu sehen. Jüdische Parasiten plünderten die Nation auf der einen Seite unbarmherzig aus und verhetzten auf der anderen die verelendeten Massen. Indem für diese Rasse das Unglück unseres Volkes zum Selbstzweck wurde, gelang es dann, in dem entstehenden Heer der Erwerbslosen für die bolschewistische Revolution die geeigneten Elemente zu züchten. Der Verfall der politischen Ordnung, die Verwirrung der öffentlichen Meinung durch eine unverantwortliche jüdische Presse führte zu immer stärkeren Erschütterungen des wirtschaftlichen Lebens und damit zur steigenden Not und zu einer erhöhten Empfangsbereitschaft bolschewistischer Umsturzgedanken.“
Zu den Ursachen sagt Hitler wörtlich:
- „Wir kennen heute die Gründe für diesen furchtbaren Ausklang des Weltkrieges. Erstens war es die Gier nach Beute. Was im einzelnen menschlichen Leben schon selten von Nutzen ist, glaubte man, ins Millionenfache vergrößert, der Menschheit als nützliches Experiment vorexerzieren zu können. Man plündere große Völker aus, erpresse ihnen ab, was erpreßt werden kann, und man wird dann ein eigenes Leben in sorglosem Nichtstun feiern können. Das war die Meinung dieser wirtschaftlichen Dilettanten. Zu diesem Zweck mußten aber auch
- die Staaten selbst zerrissen werden. Man mußte Deutschland seinen kolonialen Besitz rauben, obwohl dieser für die Weltdemokratien gänzlich wertlos war, man mußte in die wichtigsten Rohstoffgebiete einbrechen und sie – wenn nötig – dem eigenen Einfluß unterstellen, und vor allem
- man mußte verhindern, daß sich die unglücklichen Opfer dieser demokratischen Völker- und Menschenmißhandlung jemals würden wieder erholen oder gar erheben können.“
- „So hat man den teuflischen Plan entwickelt, Generationen mit dem Fluch dieser Diktate zu beladen. 60, 70 oder 100 Jahre lang sollte Deutschland Beträge zahlen, deren praktische Aufbringung vollkommen schleierhaft bleiben mußte. Die Realisierung solcher gigantischer Beträge war weder gold- oder devisenmäßig noch auf dem Wege laufender Produktionsabgaben denkbar, ohne daß nicht auch die verblendeten Tributnehmer daran zugrunde gehen mußten. Tatsächlich haben diese demokatischen Friedensdiktatoren mit ihrem Versailler Wahnsinn die Weltwirtschaft gründlich zerstört. Ihre geistlose Zerreißung von Völkern und Staaten führte zur Vernichtung der im Laufe langer Jahrhunderte eingespielten wirtschaftlichen Produktions- und Handelsgemeinschaften, dadurch zum Zwang autarker Selbständigkeitsbestrebungen und damit wieder zur Vernichtung bisheriger allgemeiner Weltwirtschaftsbedingungen. [...] Das Schlimmste war – wie schon betont – die daraus resultierende vollständige Verzweiflung der Masse, das Verschwinden jedes Vertrauens in die menschliche Vernunft oder gar Gerechtigkeit bei den Gebildeten, ebenso aber auch das brutale Hervortreten der Selbstsucht aller egoistisch veranlagten Kreaturen.“
Hitler führt in bezug auf die Grenzen der Völker in Europa aus:
- „Ich habe [...] nie einen Zweifel darüber gelassen, daß es an sich in Europa kaum möglich ist, jemals eine allseitig befriedigende Übereinstimmung staatlicher und volklicher Grenzen zu finden. Die im Laufe der letzten Jahrhunderte allmählich zum Stillstand gekommene volkliche Wanderung einerseits und die Bildung großer Gemeinwesen andererseits schufen auf diesem Gebiete einen Zustand, der nach der einen oder anderen Seite hin von dem Betroffenen fast stets als unbefriedigend empfunden werden wird. Allein die Art des allmählichen Ausklingens dieser volklichen und staatlichen Formungen ließ im vergangenen Jahrhundert für viele die Hoffnung als gerechtfertigt erscheinen, daß am Ende zwischen der Respektierung des nationalen Eigenlebens der europäischen Völker und der Anerkennung gewordener staatliche Gebilde ein Kompromiß gefunden werden würde [...]. Durch das Versailler Friedensdiktat ist weder dem einen noch dem anderen Prinzip Genüge getan worden.“
Hitler geht auf die Zerreißung Deutschlands ein und nennt im folgenden die Gründe für seine Einigungspolitik. Zum Wiederanschluß Österreichs an das Reich sagt er:
- „Durch die Versailler Verbrecher wurde nicht nur das Deutsche Reich zerschlagen, Österreich aufgelöst, sondern auch den Deutschen verboten, sich zu einer Gemeinschaft zu bekennen, der sie über tausend Jahre lang angehört hatten. Diesen Zustand zu beseitigen, habe ich stets als meine höchste und heiligste Lebensaufgabe angesehen.“
Zu Böhmen und Mähren führt Hitler aus:
- „Als im Zuge der Völkerwanderung deutsche Stämme aus dem heutigen böhmisch-mährischen Raum aus uns unerklärlichen Ursachen weiterzuwandern begannen, schob sich in diesen Raum und zwischen die noch zurückbleibenden Deutschen ein fremdes, slawisches Volk. Sein Lebensraum wird seitdem vom deutschen Volkstum hufeisenförmig umschlossen. Wirtschaftlich ist auf die Dauer eine selbständige Existenz dieser Länder außer im Zusammenhang mit dem deutschen Volk und seiner Wirtschaft nicht denkbar. Darüber hinaus lebten aber in diesem böhmisch-mährischen Raum fast vier Millionen Deutsche. [...] Das Gebiet ist am Rande geschlossen deutsch besiedelt, besitzt aber auch im Innern große deutsche Sprachinseln. Das tschechische Volk ist seiner Herkunft nach ein uns fremdes. Allein in tausendjähriger Gemeinschaft ist seine Kultur im wesentlichen durch den deutschen Einfluß geformt und gebildet worden. Seine Wirtschaft ist das Ergebnis der Zugehörigkeit zur großen deutschen Wirtschaft. Die Hauptstadt dieses Landes war zeitweise deutsche Kaiserstadt, sie besitzt die älteste deutsche Universität. [...] Die demokratischen Friedensmacher von Versailles können für sich das Verdienst in Anspruch nehmen, diesem tschechischen Volk die besondere Rolle eines gegen Deutschland ansetzbaren Trabanten zugedacht zu haben. [...] Primär hatte nun Deutschland im wesentlichen nur ein Interesse: nämlich diese fast vier Millionen Deutschen in diesem Lande aus ihrer unerträglichen Situation zu befreien und ihre Rückkehr in ihre Heimat und damit zum tausendjährigen Reich zu ermöglichen. [...] Was man von diesem Staat [der Rest-Tschechei] erwartet hatte, geht am eindeutigsten aus der Feststellung des französischen Luftfahrtminister Pierre Cot hervor, der es ruhig aussprach, daß es die Aufgabe dieses Staates wäre, in jedem Konfliktfall Bomberlande- und Abflugplatz zu sein, von dem aus die wichtigsten deutschen Industriezentren in wenigen Stunden würden vernichtet werden können. Es ist selbstverständlich, wenn die deutsche Staatsführung ihrerseits ebenfalls den Entschluß faßte, diesen Bomberabflugplatz zu vernichten. Sie hat diesen Entschluß nicht gefaßt etwa aus Haß gegen das tschechische Volk. Eher im Gegenteil, denn im Laufe eines tausendjährigen Zusammenlebens hat es zwischen dem deutschen und tschechischen Volk oft jahrhundertelange Perioden engster Zusammenarbeit gegeben [...] Wenn heute der Schrei in der Welt erhoben wird: ‚Niemals wieder München!‘, dann ist dies die Bestätigung dafür, daß den Kriegshetzern die friedliche Lösung des Problems als das Verderblichste erschien, was jemals geschah. [...] Die Versailler Konstruktion der Tschecho-Slowakei hat sich selbst überlebt. Sie verfiel der Auflösung, nicht weil Deutschland dies wollte, sondern weil man am Konferenztisch auf die Dauer nicht künstlich lebensunfähige Staaten konstruieren und aufrechterhalten kann.“
Und zur sogenannten Besetzung der Rest-Tschechei sagt Hitler:
- „Ob diese Lösung, die Deutschland gefunden hat, richtig ist oder nicht richtig ist, wird die Zukunft erweisen. Sicher aber ist das eine, daß die Lösung nicht einer englischen Kontrolle oder englischer Kritik untersteht. Denn die Länder Böhmen und Mähren haben als letztes Restgebiet der ehemaligen Tschecho-Slowakei mit der Münchner Abmachung überhaupt nichts mehr zu tun. So wenig, als etwa englische Maßnahmen, sagen wir in Irland, mögen sie richtig oder falsch sei, einer deutschen Kontrolle oder Kritik unterstellt sind, so wenig ist dies bei diesen alten deutschen Kurfürstentümern der Fall.“
Zum wiederholten (und nicht zum letzten) Male versucht Adolf Hitler, die Hand gen England zu reichen:
- „Ich habe während meiner ganzen politischen Tätigkeit immer den Gedanken der Herstellung einer engen deutsch-englischen Freundschaft und Zusammenarbeit vertreten. Ich fand in meiner Bewegung ungezählte gleichgesinnte Menschen. Vielleicht schlossen sie sich mir auch wegen dieser meiner Einstellung an. Dieser Wunsch nach einer deutsch-englischen Freundschaft und Zusammenarbeit deckt sich nicht nur mit meinen Gefühlen, die sich aus der Herkunft unserer beiden Völker ergeben, sondern auch mit meiner Ansicht in die im Interesse der ganzen Menschheit liegende Wichtigkeit der Existenz des britischen Weltreiches. Ich habe niemals einen Zweifel darüber gelassen, daß ich im Bestande dieses Reiches einen unschätzbaren Wertfaktor für die ganze menschliche Kultur und Wirtschaft sehe.“
Weiterhin sagt er:
- „Es möchten nun alle Engländer begreifen, daß wir nicht im geringsten das Gefühl einer Inferiorität den Briten gegenüber besitzen. Dazu ist unsere geschichtliche Vergangenheit viel zu gewaltig!“
(Der Teil der Rede, der sich an England richtet, wird mehrfach von Bravo-Rufen und tosendem Beifall unterbrochen)
Hitler führt auch in Bezug auf den Raub der deutschen Kolonien an:
- „Man sieht also dort den Krieg gegen Deutschland als etwas Selbstverständliches an. Ich bedauere dies tief, denn die einzige Forderung, die ich an England stelle und immer stellen werde, ist die nach Rückgabe unserer Kolonien. Ich ließ aber keine Unklarheit darüber, daß dies niemals der Grund für eine kriegerische Auseinandersetzung sein würde. Ich war immer des Glaubens, daß England, für das diese Kolonien keinen Wert haben, einmal Verständnis für die deutsche Lage aufbringen würde und die deutsche Freundschaft dann höher bewerten müßte als Objekte, die keinerlei realen Nutzen für England abwerfen, während sie für Deutschland lebenswichtig sind. Ich habe aber, davon abgesehen, nie eine Forderung gestellt, die irgendwie britisches Interesse berührt haben würde oder die dem Weltreich hätte gefährlich werden können und mithin für England irgendeinen Schaden bedeutet haben könnte.“
Anschließend erläutert Hitler die friedliche Rückgabe des vormals von Litauen annektierten deutschen Memellandes und die für beide Staaten daraus erwachsenden Vorteile.
Zum Polnischen Korridor sagt Hitler:
- „Allein, trotzdem habe ich unentwegt die Auffassung vertreten, daß die Notwendigkeit eines freien Zugangs zum Meer für den polnischen Staat nicht übersehen werden kann, und daß überhaupt grundsätzlich auch in diesem Fall die Völker, die nun einmal von der Vorsehung dazu bestimmt – oder meinetwegen verdammt sind –, nebeneinander zu leben, sich zweckmäßigerweise nicht künstlich und unnotwendig das Leben noch verbittern sollten.“
Zum Problem der vom Reich abgetrennten Stadt Danzig, die sich ständigen polnischen Okkupationsversuchen erwehren mußte:
- „Ich habe nun der polnischen Regierung, nachdem das Problem Danzig schon vor Monaten einige Male besprochen worden war, ein konkretes Angebot unterbreiten lassen. [...] Ich habe, wie schon betont, die Notwendigkeit eines Zuganges dieses Staates zum Meere stets eingesehen und damit auch in Rechnung gestellt. Ich bin ja kein demokratischer Staatsmann, sondern ein realistischer Nationalsozialist. Ich hielt es aber auch für notwendig, der Warschauer Regierung klarzumachen, daß so, wie sie einen Zugang zum Meere wünscht, Deutschland einen Zugang braucht zu seiner Provinz im Osten. Es sind dies nun einmal schwierige Probleme. Dafür ist nicht Deutschland verantwortlich, sondern jene Zauberkünstler von Versailles, die in ihrer Bosheit oder in ihrer Gedankenlosigkeit in Europa hundert Pulverfässer herumstellten, von denen jedes einzelne außerdem noch mit kaum auslöschbaren Lunten versehen worden war. Man kann nun diese Probleme nicht nach irgendeinem alten Schema lösen, sondern ich halte es für notwendig, daß man hier neue Wege geht. Denn der Weg Polens zum Meer durch den Korridor und umgekehrt ein deutscher Weg durch diesen Korridor haben überhaupt keinerlei militärische Bedeutung. Ihre Bedeutung liegt ausschließlich auf psychologischem und wirtschaftlichem Gebiet.“
Weiter führt Hitler aus:
- „Ich habe nunmehr der polnischen Regierung folgenden Vorschlag unterbreiten lassen:
- Danzig kehrt als Freistaat in den Rahmen des Deutschen Reiches zurück.
- Deutschland erhält durch den Korridor eine Straße und eine Eisenbahnlinie zur eigenen Verfügung mit dem gleichen exterritorialen Charakter für Deutschland, als der Korridor ihn für Polen besitzt.
- Dafür ist Deutschland bereit:
- sämtliche wirtschaftlichen Rechte Polens in Danzig anzuerkennen,
- Polen in Danzig einen Freihafen beliebiger Größe und bei vollständigem freien Zugang sicherzustellen,
- damit die Grenzen zwischen Deutschland und Polen endgültig als gegeben hinzunehmen und zu akzeptieren,
- einen 25jährigen Nichtangriffspakt mit Polen abzuschließen, also einen Pakt, der weit über mein eigenes Leben hinausreichen würde, und
- die Unabhängigkeit des slowakischen Staates durch Deutschland, Polen und Ungarn gemeinsam sicherzustellen, was den praktischen Verzicht auf jede einseitige deutsche Vormachtstellung in diesem Gebiet bedeutet.
- Die polnische Regierung hat dieses mein Angebot abgelehnt und sich
- nur bereit erklärt, über die Frage des Ersatzes des Völkerbundkommissars zu verhandeln und
- Erleichterungen für den Durchgangsverkehr durch den Korridor zu erwägen.
- Ich habe diese mir unverständliche Haltung der polnischen Regierung aufrichtig bedauert [...] Meiner Überzeugung nach war Polen bei der Lösung aber überhaupt kein gebender Teil, sondern nur ein nehmender, denn daß Danzig niemals polnisch werden wird, dürfte wohl außer Zweifel stehen.“
Darüber hinaus führt Hilter zum spanischen Bürgerkrieg an:
- „Als ich mich einst entschloß, dem Ruf General Francos und seiner Bitte, gegenüber der internationalen Unterstützung der bolschewistischen Mordbrenner ihm auch durch das nationalsozialistische Deutschland Hilfe zukommen zu lassen, zu entsprechen, wurde dieser Schritt Deutschlands von diesen selben internationalen Hetzern in der infamsten Weise mißdeutet und beschimpft. Man erklärte damals, daß Deutschland die Absicht habe, sich in Spanien festzusetzen, daß wir spanische Kolonien zu nehmen gedächten, ja, es wurde in einer niederträchtigen Lüge die Landung von 20.000 Mann in Marokko erfunden, kurz, man hat nichts unterlassen, den Idealismus unserer und der italienischen Unterstützung zu verdächtigen und daraus die Elemente für die neue Kriegsgefahr zu finden.“
Gegen Ende des ersten Teiles der Rede geht Hitler auf das Verhältnis zu Italien und Japan ein:
- „Die Verengung der Beziehungen Deutschlands zu Italien und zu Japan ist das dauernde Ziel der deutschen Staatsführung. Wir sehen in dem Bestand und der Erhaltung der Freiheit und Unabhängigkeit dieser drei Weltmächte das stärkste Element der Aufrechterhaltung einer wirklichen menschlichen Kultur, einer praktischen Zivilisation sowie einer gerechten Weltordnung für die Zukunft.“
Zum Schluß richtet sich der Führer direkt an Roosevelt und nimmt Bezug auf dessen Schreiben, das zuerst die Weltpresse, aber zuletzt die deutsche Führung erhielt.
Inhaltsverzeichnis
Der Führer antwortet Roosevelt
Die wörtliche Wiedergabe der Antwort an Roosevelt:
[...]
Antwort an Roosevelt
Wie nun schon eingangs erwähnt, erhielt die Welt am 15. April 1939 Kenntnis des Inhalts von einem Telegramm, das ich dann später tatsächlich auch persönlich zu sehen bekam. Es ist schwierig, dieses Dokument zu klassifizieren oder in eine bekannte Ordnung einzureihen. Ich will daher vor Ihnen, meine Abgeordneten des Deutschen Reichstages, und damit vor dem ganzen deutschen Volk eine Analysierung des Inhalts dieses merkwürdigen Schriftstückes versuchen und daran anknüpfend auch gleich in Ihrem Namen und im Namen des deutschen Volkes die notwendigen Antworten geben.
1. Herr Roosevelt ist der Meinung, daß auch ich mir darüber klar sei, daß in der ganzen Welt hunderte von Millionen der menschlichen Wesen häufig vor ständiger Furcht vor einem neuen Krieg, ja sogar vor einer Reihe von Kriegen lebt. Dies ginge auch das Volk der Vereinigten Staaten, dessen Wortführer er sei, nahe an, und ebenso müsse es auch alle die anderen Völker der ganzen westlichen Halbkugel angehen.
Dazu wäre zunächst zu sagen, daß diese Furcht vor Kriegen ohne Zweifel seit jeher die Menschheit und mit Recht erfüllt hat.
So sind zum Beispiel nach dem Friedensschluß von Versailles vom Jahre 1919 bis 1938 allein 14 Kriege geführt wurden, an denen allerdings Deutschland in keinem Fall beteiligt war, wohl aber Staaten der „westlichen Halbkugel“, in deren Namen Herr Präsident Roosevelt ebenfalls das Wort ergreift. Dazu kommen aber noch im selben Zeitraum 26 gewaltsame Interventionen und mit blutiger Gewalt durchgeführte Sanktionen. Auch daran ist Deutschland gänzlich unbeteiligt gewesen. Die amerikanische Union allein hat in 6 Fällen militärische Interventionen durchgeführt. Sowjetrußland hat seit 1918 zehn Kriege und militärische Aktionen mit blutiger Gewalt geführt. Auch hieran war Deutschland in keinem Falle beteiligt. Es war auch nicht die Ursache eines dieser Vorgänge.
Es würde also in meinen Augen ein Irrtum sein, anzunehmen, daß die Furcht der europäischen oder außereuropäischen Völker vor Kriegen gerade in diesem Augenblick auf wirkliche Kriege selbst zurückgeführt werden könnte, für die Deutschland verantwortlich gemacht werden dürfte. Der Grund für diese Furcht liegt ausschließlich in einer ungezügelten, ebenso verlogenen wie niederträchtigen Pressehetze, in der Verbreitung übelster Pamphlete über fremde Staatsoberhäupter, in der künstlichen Panikmache, die am Ende so weit führt, daß selbst Interventionen von Planeten für möglich gehalten werden und zu heillosen Schreckensszenen führen.
Ich glaube, daß, sobald die verantwortlichen Regierungen sich selbst und ihre publizistischen Organen über die Beziehungen der Völker untereinander und insonderheit über die inneren Vorgänge bei anderen Völkern die notwendige Zurückhaltung und Wahrheitsliebe auferlegen, die Kriegsangst sofort verschwinden wird und die von uns allen so erwünschte Ruhe eintreten könnte.
2. Herr Roosevelt glaubt in seinem Telegramm, daß jeder größere Krieg, sogar wenn er auf andere Kontinente beschränkt bleiben sollte, sich während seiner Dauer und noch auf die ganze Lebenszeit mehrerer Generationen nachher schwer auswirken wird.
Dies weiß niemand mehr als das deutsche Volk, denn dem deutschen Volk wurden im Friedensvertrag von Versailles Lasten aufgebürdet, die nicht einmal in hundert Jahren abzutragen gewesen wären, obwohl gerade amerikanische Staatsrechtslehrer, Historiker und Geschichtsprofessoren nachgewiesen haben, daß Deutschland am Ausbruch des Weltkrieges genau so schuldlos war wie irgend ein anderes Volk.
Allein, ich glaube nicht, daß jeder Kampf sich für eine ganze Umwelt, das heißt für die ganze Erde katastrophal auswirken muß dann, wenn man nämlich nicht künstlich durch ein System undurchsichtiger Paktverpflichtungen die ganze Erde planmäßig in solche Konflikte hineinzieht. Denn da die Welt bisher in früheren Jahrhunderten und – wie ich eingangs in meinen Antworten nachwies – auch in den letzten Jahrzehnten fortgesetzt Kriege erlebte, würde im Falle des Zutreffens der Auffassung Roosevelts schon jetzt in der Zusammenaddierung der Auswirkung all dieser Kriege die Menschheit noch Jahrmillionen zu tragen haben.
3. Herr Roosevelt erklärt, daß er sich schon bei einer früheren Gelegenheit an mich gewandt habe im Interesse der Regelung politischer, wirtschaftlicher und sozialer Probleme auf friedlichem Wege mit der Hoffnung, dabei ohne den Appell an die Waffen vorzugehen.
Ich habe diese Auffassung bisher stets auch selbst vertreten, und wie die Geschichte es ja auch erweist, ohne Waffengewalt, das heißt ohne Appell an die Waffen die notwendigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme geregelt.
Leider ist diese friedliche Regelung aber durch die Hetze von Politikern, Staatsmännern und Presseleuten erschwert worden, die von den in Frage stehenden Problemen weder betroffen oder auch nur berührt werden konnten.
4. Herr Roosevelt glaubt, daß die Zeitströmung jetzt wieder drohende Waffengewalt mit sich bringe und daß, wenn derartige Bedrohungen fortdauern, es unvermeidlich erscheine, daß ein großer Teil der Welt gemeinsam dem Verderben anheimfalle.
Soweit es sich um Deutschland handelt, ist mir von einer derartigen Bedrohung anderer Nationen nichts bekannt, wohl aber lese ich in den demokratischen Zeitungen jeden Tag die Lügen von derartigen Bedrohungen. Ich lese jeden Tag von deutschen Mobilmachungen, von Truppenlandungen, von Erpressungen, und zwar alles an Staaten, mit denen wir nicht nur in tiefstem Frieden leben, sondern in vielen Fällen auf das engste befreundet sind.
5. Herr Roosevelt glaubt weiter, daß im Fall eines Krieges siegreiche, besiegte und neutrale Nationen zu leiden haben werden.
Diese Überzeugung habe ich als Politiker 20 Jahre lang vertreten in einer Zeit, da leider die amerikanischen verantwortlichen Staatsmänner für ihre Beteiligung am Weltkrieg und für die Art des Ausgangs desselben sich nicht zu gleichem Verständnis durchringen konnten.
6. Herr Roosevelt glaubt endlich, daß es in der Hand der Führer großer Nationen liege, ihre Völker vor dem drohenden Unheil zu retten.
Wenn dies zutrifft, dann ist es ein strafbarer Leichtsinn, um kein schlimmeres Wort zu gebrauchen, wenn die Führer von Völkern, die über eine solche Macht verfügen, es nicht fertig und zuwege bringen, ihrer zum Krieg hetzenden Presse die Zügel anzulegen, um dadurch die Welt vor dem drohenden Unheil einer kriegerischen Auseinandersetzung zu bewahren.
Ich halte es dann weiter für unverständlich, wie diese verantwortlichen Führer, statt die diplomatischen Beziehungen der Völker untereinander zu pflegen, diese durch die Abberufung von Botschaften uund so weiter ohne jeden Grund erschweren, ja stören lassen können.
7. Herr Roosevelt erklärt, daß in Europa drei und in Afrika eine unabhängige Nation ihre Existenz eingebüßt hätten.
Ich weiß nicht, welche Nationen unter diesen dreien in Europa verstanden werden. Sollte es sich dabei um die dem Deutschen Reich zurückgegliederten Provinzen handeln, dann muß ich den Herrn Präsidenten auf einen geschichtlichen Irrtum aufmerksam machen.
Diese Nationen haben nicht jetzt in Europa ihre unabhängige Existenz eingebüßt, sondern im Jahre 1918, als man sie unter Bruch eines feierlich gegebenen Versprechens aus ihren Gemeinschaften riß und zu Nationen stempelte, die sie nie sein wollten, nie waren, und als man ihnen eine Unabhängigkeit aufoktroyierte, die keine Unabhängigkeit war, sondern höchstens nur die Abhängigkeit von einem internationalen Ausland, das sie haßten, bedeuten konnte.
Allein, auch was die eine Nation in Afrika anbetrifft, die dort ihre Freiheit verloren haben soll, so liegt auch hier wohl nur ein Irrtum vor, denn nicht eine Nation in Afrika hat ihre Freiheit verloren, sondern nahezu alle früheren Einwohner dieses Kontinents sind mit blutiger Gewalt der Souveränität anderer Völker unterworfen worden und haben mithin ihre Freiheit verloren. Marokkaner, Berber, Araber, Neger usw. sind alle einer fremden Gewalt zum Opfer gefallen, deren Schwerter und Bomben freilich nicht den Stempel „Made in Germany“, sondern „Made by Democracies“ trugen.
8. Herr Roosevelt spricht endlich von Gerüchten, von denen er allerdings glaubt, daß sie nicht zutreffen, die aber besagen, daß gegen noch weitere unabhängige Nationen weitere Angriffsakte erwogen werden.
Ich halte jede solche durch nichts begründete Andeutung für eine Versündigung an der Ruhe und damit am Frieden der Welt. Ich sehe darin weiter eine Erschreckung oder zumindest Nervösmachung kleiner Nationen. Sollte Herr Roosevelt hier wirklich bestimmte Fälle im Auge haben, dann würde ich bitten, die vom Angriff bedrohten Staaten und die in Frage kommenden Angreifer zu nennen. Es wird dann möglich sein, durch kurze Erklärungen diese ungeheuerlichen allgemeinen Beschuldigungen aus der Welt zu schaffen.
9. Herr Roosevelt meint, daß offensichtlich die Welt dem Augenblick zutreibt, wo diese Lage in einer Katastrophe enden muß, wenn nicht ein rationeller Weg gefunden wird, die Ereignisse zu lenken. Er erklärt endlich, ich hätte wiederholt versichert, daß ich und das deutsche Volk den Krieg nicht wünschten und daß, wenn dies zutreffe, auch kein Krieg geführt werden bräuchte.
Ich darf noch einmal feststellen, daß ich
erstens keinen Krieg geführt habe, daß ich
zweitens seit Jahren meinem Abscheu vor einem Kriege und allerdings auch meinem Abscheu vor einer Kriegshetze Ausdruck verleihe, und daß ich
drittens nicht wüßte, für welchen Zweck ich überhaupt einen Krieg führen sollte. Ich wäre Herrn Roosevelt dankbar, wenn er mir darüber Aufklärung geben wollte.
10. Herr Roosevelt ist endlich der Meinung, daß die Völker der Erde nicht davon überzeugt werden könnten, daß irgendeine Regierungsgewalt irgendein Recht oder irgendeinen zwingenden Anlaß hat, auf ihr eigenes oder auf andere Völker die Folgen eines Krieges herabzuzwingen, es sei denn aus dem Grunde unzweideutiger Selbstverteidigung.
Ich glaube, dies ist die Auffassung aller vernünftigen Menschen, nur scheint es mir, daß der Fall der unzweideutigen Selbstverteidigung fast in jedem Krieg von beiden Seiten in Anspruch genommen wird, und daß jene Einrichtung auf der Welt einschließlich der Person Roosevelts nicht vorhanden ist, um dieses Problem eindeutig zu klären.
Es kann wohl keinen Zweifel darüber geben, daß zum Beispiel Amerika in den Weltkrieg in keinem Fall zur „unzweideutigen Selbstverteidigung“ eingetreten ist.
Ein vom Herrn Präsidenten Roosevelt selbst eingesetzter Untersuchungsausschuß hat im Gegenteil die Ursachen des Eintritts Amerikas in den Weltkrieg untersucht und kam dabei zur Feststellung, daß dieser Eintritt im wesentlichen aus ausschließlich kapitalistischen Gesichtspunkten erfolgt ist. Trotzdem sind daraus keinerlei praktische Konsequenzen gezogen worden. Wir wollen also nur hoffen, daß wenigstens die nordamerikanische Union diesen edlen Grundsatz endlich auch selbst in der Zukunft vertritt und nur dann gegen das eine oder andere Volk in den Krieg zieht, wenn wirklich der Fall der unzweideutigen Selbstverteidigung gegeben ist.
11. Herr Roosevelt meint weiter, daß er nicht aus Selbstsucht, Schwäche oder Furcht so spreche, sondern nur mit der Stimme der Kraft und aus Freundschaft für die Menschheit.
Wenn nur diese Stimme der Kraft und der Freundschaft zur Menschheit von Amerika aus zur richtigen Zeit erhoben worden wäre, und wenn vor allem dieser Stimme dann ein praktischer Wert zugekommen sein würde, dann hätte zumindest jener Vertrag verhindert werden können, der zur Quelle der größten Menschheitszerrüttung aller Zeiten wurde, nämlich das Versailler Diktat.
12. Roosevelt erklärt nun weiter, daß es für ihn feststeht, daß sich alle internationalen Probleme am Konferenztisch lösen lassen.
Meine Antwort:
Theoretisch müßte man wirklich glauben, daß dies möglich sein könnte, denn die Vernunft würde ja in vielen Fällen die Berechtigung von Forderungen auf der einen Seite und die zwingende Notwendigkeit des Entgegenkommens auf der anderen Seite ohne weiteres aufweisen.
Zum Beispiel: Nach aller Vernunft, Logik und nach allen Grundsätzen einer menschlichen allgemeinen und höheren Gerechtigkeit, ja sogar nach den Gesetzen eines göttlichen Willens müßten alle Völker an den Gütern dieser Welt gleichen Anteil haben. Es dürfte dann nicht vorkommen, daß ein Volk so viel Lebensraum beansprucht, daß es mit noch nicht einmal 15 Menschen auf den Quadratkilometer auskommen kann, während andere Völker gezwungen sind, 140, 150 oder gar 200 Menschen auf derselben Fläche zu ernähren. Auf keinen Fall aber dürften diese glücklichen Völker dann den an sich Leidenden noch ihren vorhandenen Lebensraum beschneiden, ihnen zum Beispiel auch noch ihre Kolonien wegnehmen. Ich würde mich also freuen, wenn am Konferenztisch wirklich diese Probleme ihre Lösung finden könnten.
Meine Skeptik beruht aber darin, daß es Amerika selbst war, das seinem Mißtrauen über die Wirksamkeit von Konferenzen den schärfsten Ausdruck verlieh. Denn die größte Konferenz aller Zeiten war ohne Zweifel der Völkerbund. Dieses nach dem Willen eines amerikanischen Präsidenten geschaffene Gremium aller Völker der Welt sollte die Probleme der Menschheit am Konferenztisch lösen. Der erste Staat aber, der sich von dieser Arbeit zurückhielt, war die amerikanische Union. Und zwar, weil bereits der Präsident Wilson äußerste Bedenken hegte über die Möglichkeit, an einem solchen Konferenztisch die wirklich entscheidenden internationalen Probleme lösen zu können.
Ihre gute Meinung in Ehren, Herr Roosevelt, aber dieser Ihrer Meinung steht gegenüber die reale Tatsache, daß es in fast 20jähriger Tätigkeit der größten permanenten Konferenz der Welt, nämlich dem Völkerbund, nicht gelungen ist, auch nur ein wirklich entscheidendes internationales Problem zu lösen.
Deutschland war viele Jahre durch den Friedensvertrag von Versailles an der Teilnahme dieser größten Weltkonferenz entgegen dem Versprechen Wilsons ausgeschlossen. Trotz vorliegender bitterster Erfahrungen glaubte aber dennoch eine deutsche Regierung nicht, dem Beispiel der amerikanischen Union folgen zu sollen, sondern sich später an diesen Konferenztisch setzen zu müssen. Ich selbst erst habe mich dann entschlossen, nach jahrelanger zweckloser Teilnahme das Beispiel Amerikas nachzuahmen und die größte Konferenz der Welt ebenfalls zu verlassen.
Seitdem habe ich nun die mein Volk betreffenden Probleme, die am Konferenztisch des Völkerbundes leider wie alle anderen nicht gelöst worden sind, gelöst, und zwar ausnahmslos ohne Krieg!
Abgesehen davon sind aber in den letzten Jahren, wie schon betont, zahlreiche andere Probleme vor Weltkonferenzen gebracht worden, ohne daß irgendeine Lösung gelungen war. Wenn aber überhaupt diese Ihre Auffassung, Herr Roosevelt, daß jedes Problem am Konferenztisch gelöst werden kann, zutrifft, dann wurden die Völker einschließlich der amerikanischen Union, im Laufe der übersehbaren 7.000 oder 8.000 Jahre entweder von Blinden oder von Verbrechern geführt. Denn sie alle, einschließlich der Staatsmänner der amerikanischen Union, und zwar ihre größten, haben im wesentlichen die Geschichte nicht am Konferenztisch, sondern im Einsatz der Kraft ihrer Völker gestaltet.
Die Freiheit Nordamerikas ist so wenig am Konferenztisch errungen worden, wie der Konflikt zwischen den Nord- und Südstaaten am Konferenztisch entschieden wurde. Von den unzähligen Kämpfen der allmählichen Unterwerfung des nordamerikanischen Kontinents will ich dabei ganz absehen. Ich erwähne dies alles nur, um festzustellen, daß Ihre Auffassung, Herr Präsident Roosevelt, sicher aller Ehren wert ist, allein in der Geschichte weder Ihres eigenen Landes noch in der der übrigen Welt eine Bestätigung findet.
13. Herr Roosevelt stellt weiter fest, daß es keine Antwort auf die Befürwortung friedlicher Besprechungen sei, wenn die eine Seite ausführt, sie werde die Waffen nicht aus der Hand legen, wenn sie nicht von vornherein die Zusicherung bekäme, daß die Entscheidung für sie fallen werde.
Meine Antwort:
Glauben Sie, Herr Roosevelt, daß, wenn letzte Völkerschicksale auf dem Spiele stehen, eine Regierung oder eine Volksführung vor einer Konferenz die Waffen niederlegen oder vielleicht ausliefern wird, einfach in der blinden Hoffnung, daß die Klugheit der anderen Konferenzteilnehmer oder meinetwegen ihre Einsicht schon das Richtige beschließen werden?
Herr Roosevelt, es hat in der Weltgeschichte bisher nur ein Volk und eine einzige Regierung gegeben, die dieses ihr angepriesenes Rezept befolgt haben: Deutschland.
Die deutsche Nation hat einst im Vertrauen auf die feierlichen Zusicherungen des amerikanischen Präsidenten Wilson und auf die Bestätigung dieser Zusicherung durch die Alliierten die Waffen niedergelegt und ging also waffenlos zum Konferenztisch – allerdings hat man mit dem Augenblick, da die deutsche Nation die Waffen niedergelegt hatte, sie nicht einmal mehr zur Konferenz eingeladen, sondern, entgegen allen Zusicherungen, den größten Wortbruch aller Zeiten verübt.
Eines Tages wurde, statt am Konferenztisch die größte Verwirrung aller Zeiten zu lösen, durch das grausamste Diktat der Welt eine noch schrecklichere Verwirrung angerichtet.
Die Vertreter des deutschen Volkes aber, die im Vertrauen auf feierliche Zusicherungen eines amerikanischen Präsidenten die Waffen niedergelegt hatten und mithin waffenlos erschienen, wurden nicht einmal bei der Entgegennahme des Diktats als die Vertreter einer Nation empfangen, die immerhin im Kampf für ihre Freiheit und Unabhängigkeit über vier Jahre einer ganzen Welt mit unermeßlichem Heldentum standgehalten hatte, sondern entehrender behandelt, als dies früher bei Siouxhäuptlingen der Fall sein konnte. Die deutschen Delegierten wurden vom Pöbel beschimpft, mit Steinen beworfen, wie Gefangene nicht vor den Konferenztisch der Welt, sondern vor das Tribunal der Sieger geschleift und dort mit vorgehaltener Pistole zur Annahme der schandbarsten Unterwerfung und Ausplünderung aller Zeiten gezwungen.
Herr Roosevelt, ich darf Ihnen versichern, daß es mein unerschütterlicher Wille ist, dafür zu sorgen, daß nicht nur jetzt, sondern für alle Zukunft kein Deutscher mehr wehrlos eine Konferenz betritt, sondern daß hinter jedem deutschen Unterhändler für alle Zeiten die geeinte Macht der deutschen Nation stehen soll und stehen soll und wird, so wahr mir Gott helfe.
14. Herr Roosevelt glaubt, daß es nötig sei, in einen Konferenzsaal so hineinzugehen wie in ein Gericht, daß beide Parteien in einem guten Glauben eintreten und davon ausgehen, daß tatsächlich beiden Gerechtigkeit zuteil werden wird.
Die deutschen Vertreter werden niemals mehr in eine Konferenz hineingehen, die für sie ein Tribunal ist. Denn wer soll hier Richter sein? Es gibt vor einer Konferenz keinen Angeklagten und keinen Kläger und daher auch keinen Richter, sondern nur zwei Streitende. Und wenn nicht die Vernunft der beiden Betroffenen einen Ausweg zum Ausgleich findet, dann werden sie sich niemals dem Richterspruch desinteressierter fremder Gewalten ausliefern.
Im übrigen hat es ja gerade die amerikanische Union abgelehnt, sich in den Völkerbund zu begeben und dort das Opfer eines Gerichtshofes zu werden, der mit der Mehrheit der Stimmen in der Lage war, gegen die Interessen einzelner zu entscheiden. Ich würde aber dankbar sein, wenn Herr Roosevelt erläutern wollte, wie denn nun der neue Gerichtshof der Welt beschaffen sein soll. Wer sind hier die Richter und nach welchem Verfahren werden sie ausgesucht und nach welcher Verantwortung handeln sie? Und vor allen, vor welche Verantwortung können sie gezogen werden?
15. Herr Roosevelt glaubt, daß die Sache des Weltfriedens sehr gefördert werden würde, wenn die Nationen der Welt eine offene Erklärung über die gegenwärtige und künftige Politik der Regierungen abgeben würden.
Ich habe dies, Herr Roosevelt, bisher in zahllosen öffentlichen Reden stets getan. Auch in der heutigen Sitzung des Deutschen Reichstages habe ich wieder – soweit dies in zwei Stunden denkbar ist – eine solche Erklärung abgegeben. Ich muß es aber ablehnen, eine solche Erklärung jemand anderem zu geben als dem Volk, für dessen Existenz und Leben ich verantwortlich bin und das umgekehrt allein ein Recht hat, von mir Rechenschaft zu fordern. Ich gebe aber diese Zielsetzung der deutschen Politik so öffentlich, daß sie ohnehin die ganze Welt hören kann. Allein, diese Aufklärungen sind solange für die übrige Welt ohne Belang, als es einer Presse möglich ist, jede Erklärung zu verfälschen, zu verdächtigen, sie in Frage zu stellen oder mit neuen lügenhaften Antworten zu überdecken.
16. Herr Roosevelt glaubt, daß die Vereinigten Staaten als eine der Nationen der westlichen Halbkugel nicht unmittelbar in die Streitigkeiten verwickelt seien, die in Europa entstanden sein sollen, und daß ich daher schon deshalb bereit sein müßte, ihm als dem Oberhaupt einer so weit von Europa entfernten Nation eine solche Erklärung der deutschen Politik abzugeben.
Herr Roosevelt glaubt also ernstlich, daß die Sache des Weltfriedens wirklich gefördert werden würde, wenn die Nationen der Welt eine offene Erklärung über die gegenwärtige Politik der Regierungen abgegeben werden könnten. Wie kommt aber Präsident Roosevelt dazu, gerade dem deutschen Staatsoberhaupt zuzumuten, ihm eine Erklärung abzugeben, ohne daß nicht auch die anderen Regierungen diese Erklärung ihrer Politik abzugeben eingeladen werden?
Ich glaube freilich, daß es nicht angängig ist, überhaupt eine solche Erklärung irgendeinem fremden Staatsoberhaupt abzugeben, sondern solche Erklärungen sollten entsprechend den seinerzeitigen Forderungen des Präsidenten Wilson über die Abschaffung der Geheimdiplomatie am besten vor der ganzen Welt bekanntgegeben werden. Dazu war ich bisher nicht nur stets bereit, sondern das habe ich – wie schon erwähnt – nur zu oft getan. Leider sind gerade die wichtigsten Erklärungen über die Ziele und Absichten der deutschen Politik in vielen sogenannten demokratischen Staaten dank der Presse entweder den Völkern vorenthalten oder verdreht worden. Wenn aber nun der amerikanische Präsident Roosevelt sich berufen glaubt, ausgerechnet an Deutschland oder an Italien eine solche Anforderung richten zu dürfen deshalb, weil Amerika so weit von Europa entfernt sei, dann würde, da die Entfernung Europas von Amerika die gleiche ist, mit demselben Recht auch von unserer Seite an den Herrn Präsidenten der amerikanischen Republik die Frage gerichtet werden können, welche Ziele denn die amerikanische Außenpolitik ihrerseits verfolge, und welche Absichten denn dieser Politik zugrunde liegen, sagen wir zum Beispiel den mittel- oder südamerikanischen Staaten gegenüber. Herr Roosevelt wird sich in diesem Fall sicherlich auf die Monroe-Doktrin berufen und eine solche Forderung als eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des amerikanischen Kontinents ablehnen.
Genau die gleiche Doktrin vertreten wir Deutsche nun für Europa, und auf alle Fälle aber für den Bereich und die Belange des Großdeutschen Reiches.
Im übrigen aber werde ich mir selbstverständlich nie erlauben, an den Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten Nordamerikas eine solche Aufforderung zu richten, da ich annehme, daß er eine solche Zumutung mit Recht wahrscheinlich als taktlos empfinden würde. Herr Roosevelt erklärt nun siebzehntens weiter, daß er die ihm gewordenen Mittelungen über die politischen Ziele Deutschlands dann anderen sich bedroht fühlenden Völkern mitteilen würde, die jetzt Befürchtungen haben über die Richtung dieser unserer Politik. Durch welches Verfahren hat Herr Roosevelt überhaupt festgestellt, welche Nationen sich durch die deutsche Politik bedroht fühlen und welche nicht? Oder ist Herr Roosevelt trotz der doch sicherlich auch auf ihm lastenden ungeheuren Arbeit in seinem Lande in der Lage, von sich aus alle diese inneren Seelen- und Geistesverfassungen anderer Völker und ihrer Regierungen zu erkennen?
18. Herr Roosevelt verlangt endlich die Bereitwilligkeit, ihm die Zusicherung zu geben, daß die deutschen Streitkräfte des Staatsgebiet oder die Besitzungen folgender unabhängiger Nationen nicht angreifen und vor allem nicht dort einmarschieren würden. Und er nennt als dafür in Frage kommend nun: Finnland, Lettland, Litauen, Estland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Niederlande, Belgien, Großbritannien, Irland, Frankreich, Portugal, Spanien, die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Polen, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Rußland, Bulgarien, Türkei, Irak, Arabien, Syrien, Palästina, Ägypten und Iran.
Ich habe mir zunächst die Mühe genommen, bei den angeführten Staaten festzustellen, erstens, ob sie sich bedroht fühlen und zweitens, ob vor allem diese Anfrage Herrn Roosevelts an uns eine Anregung ihrerseits oder wenigstens mit ihrem Einverständnis erfolgt sei. Die Beantwortung war eine durchgehend negative, zum Teil schroff ablehnende. Allerdings konnte an einigen der angeführten Staaten und Nationen diese Rückfrage von mir nicht zugeleitet werden, weil sie sich – wie zum Beispiel Syrien – zur Zeit nicht im Besitz ihrer Freiheit befinden, sondern von den militärischen Kräften demokratischer Staaten besetzt gehalten und damit rechtlos gemacht sind. Abgesehen davon haben aber alle an Deutschland angrenzenden Staaten viel bündigere Zusicherungen und vor allem viel bündigere Vorschläge erhalten, als sie sich Herr Roosevelt in seinem eigenartigen Telegramm von mir erbittet.
Sollten aber diese von mir schon so oft gegebenen allgemeinen und direkten Erklärungen etwa in ihrem Wert angezweifelt werden, dann würde doch wohl die Abgabe einer weiteren neuen solchen Erklärung, auch wenn Herr Roosevelt der Empfänger sein sollte, ebenso wertlos sein. Denn entscheidend ist letzten Endes ja nicht die Bewertung, die Herr Roosevelt an solchen Erklärungen vornimmt, sondern entscheidend ist der Wert, den die in Frage kommenden Staaten solchen Erklärungen beimessen.
Ich muß aber nun Herrn Roosevelt außerdem noch auf einige historische sonstige Irrtümer aufmerksam machen. Er erwähnt zum Beispiel Irland und bittet um die Erklärung, daß Deutschland Irland nicht angreife. Ich habe nun soeben eine Rede des irischen Ministerpräsidenten de Valera gelesen, in der dieser nun eigentümlicherweise im Gegensatz zur Meinung Herrn Roosevelts nicht Deutschland beschuldigt, Irland zu unterdrücken, sondern England vorwirft, daß Irland unter der fortwährenden Aggression dieses Staates zu leiden habe.
Bei aller Einsicht Roosevelts in die Nöte und Sorgen anderer Staaten ist immerhin trotzdem anzunehmen, daß der irische Präsident die Gefahren, die sein Land bedrohen, doch wohl noch besser kennen wird als der Präsident der amerikanischen Union. Ebenfalls ist Herrn Roosevelt ersichtlich die Tatsache entgangen, daß Palästina zur Zeit ja gar nicht von deutschen Truppen, sondern von Engländern besetzt ist und mit brutalsten Gewaltmitteln in seiner Freiheit beschränkt und um seine Unabhängigkeit gebracht wird und zugunsten jüdischer Eindringlinge die grausamsten Mißhandlungen erduldet. Die in diesem Lande lebenden Araber dürften sich gegenüber Roosevelt daher sicher nicht über eine deutsche Aggression beschwert haben, aber sie beklagen sich in andauernden Appellen an die Weltöffentlichkeit über die barbarischen Methoden, mit denen England dort ein seine Freiheit liebendes und nur seine Freiheit verteidigendes Volk niederzuzwingen versucht.
Auch dies wäre vielleicht ein Problem, das man nach der Auffassung des Herrn Roosevelt am Konferenztisch würde lösen müssen, vor einem gerechten Richter also, und nicht durch brachiale Gewalt, durch militärische Mittel, durch Massenerschießungen, durch das Niederbrennen von Dörfern, Sprengungen von Häusern usw. Denn eines steht doch unzweifelhaft fest, daß England in diesem Fall nicht in Abwehr eines drohenden arabischen Angriffs auf England handelt, sondern als von niemand gerufener Eindringling in einem England nicht gehörenden fremden Gebiet seine Gewalt aufrichten will.
Es wären noch eine Reihe ähnlicher Irrtümer festzustellen, ganz abgesehen von der Schwierigkeit militärischer Operationen Deutschlands in Staaten und Ländern, die zum Teil zwei-, zum Teil fünftausend und mehr Kilometer von uns entfernt sind. Ich will aber abschließend hier folgendes erklären: Die deutsche Regierung ist trotzdem bereit, jedem dieser genannten einzelnen Staaten, wenn er es wünschen sollte und sich selbst an Deutschland mit einem entsprechenden tragbaren Vorschlag wendet, um eine Zusicherung der von Roosevelt gewünschten Art zu erhalten unter der Voraussetzung der unbedingten Gegenseitigkeit auch zu geben. Bei einer ganzen Reihe der von Roosevelt angeführten Staaten dürfte sich dies allerdings von vornherein erledigen, weil wir mit ihnen ohnehin sogar entweder verbündet oder zumindest engst befreundet sind.
Auch über die Zeitdauer dieser Abmachungen ist Deutschland gerne bereit, mit jedem einzelnen Staat die von ihm gewünschten Vereinbarungen zu treffen. Ich möchte aber diese Gelegenheit doch nicht vorübergehen lassen, ohne dem Präsidenten der nordamerikanischen Union vor allem eine Versicherung über die Gebiete abzugeben, die doch wohl in erster Linie für seine Besorgnis in Frage kämen, nämlich die nordamerikanische Union selbst und die übrigen Staaten des amerikanischen Kontinents. Und hier erkläre ich feierlichst, daß alle irgendwie verbreiteten Behauptungen über einen beabsichtigten deutschen Angriff oder Eingriff auf oder in amerikanische Gebiete plumper Schwindel oder grobe Unwahrheit sind. Ganz abgesehen davon, daß solche Behauptungen übrigens auch vom militärischen Standpunkt aus nur einer albernen Phantasie entstammen können.
19. Herr Roosevelt erklärt nun im Zusammenhang damit, daß er sich dann vor allem die Erörterung der wirksamsten und schnellsten Art und Weise, nach der die Völker der Welt von der erdrückenden Last der Rüstungen befreit werden könnten, als wichtigstes Moment vorstelle.
Herr Roosevelt weiß vielleicht nicht, daß dieses Problem, soweit es Deutschland betrifft, schon einmal vollständig gelöst war. Das Deutsche Reich hat, und die alliierten Kommissionen bestätigen dies ausdrücklich, schon im Jahre 1919 – 1923 restlos abgerüstet, und zwar in folgendem Umfang: Es wurden zerstört:
- 59.000 Geschütze und Rohre;
- 130.000 Maschinengewehre;
- 31.000 Minenwerfer und Rohre;
- 6.000.000 Gewehre und Karabiner;
- 243.000 MG.-Läufe;
- 28.000 Lafetten;
- 4.390 MW.-Lafetten;
- 38.700.000 Geschosse;
- 16.550.000 Hand- und Gewehrgranaten;
- 60.400.000 scharfe Zünder;
- 491.000.000 Schuß Handwaffenmunition;
- 335.000 t Geschoßhülsen;
- 23 t Kartusch- und Patronenhülsen;
- 37 t Pulver;
- 79.000 Munitionsleeren;
- 212.000 Fernsprecher;
- 1.070 Flammenwerfer usw.
Es wurden weiter zerstört: Schlitten, fahrbare Werkstätten, Flak-Geschützwagen, Protzen, Stahlhelme, Gasmasken, Maschinen der ehemaligen Kriegsindustrie, Gewehrläufe.
Es wurden weiter zerstört in der Luft:
- 15.714 Jagd- und Bombenflugzeuge;
- 27.000 Flugmotoren.
Und zur See wurden zerstört:
- 26 Großkampfschiffe;
- 4 Küstenpanzer;
- 4 Panzerkreuzer;
- 19 kleine Kreuzer;
- 21 Schul- und Spezialschiffe;
- 83 Torpedoboote;
- 315 U-Boote.
Endlich sind noch zerstört worden: Fahrzeuge aller Art, Gaskampf- und zum Teil Gasschutzmittel, Treib- und Sprengmittel, Scheinwerfer, Visiereinrichtungen, Entfernungs- und Schall-Meßgeräte, optische Geräte aller Art, Pferdegeschirre, alle Flugzeug- und Luftschiffhallen usw.
Nach den Deutschland einst gegebenen feierlichen Versicherungen, die sogar im Friedensvertrag von Versailles ihre Erhärtung fanden, sollte dies nur eine Vorschußleistung sein, um der andern Welt es ohne Gefahr zu ermöglichen, nunmehr ebenfalls abzurüsten. Auch hierin ist Deutschland, wie in allen anderen Fällen, in seinem Vertrauen auf die Einlösung eines gegeben Wortes auf das schändlichste getäuscht worden. Alle Versuche, in langjährigen Verhandlungen am Konferenztisch die Abrüstung der anderen Staaten ebenfalls herbeizuführen – was wirklich nur ein Element der Klugheit und Gerechtigkeit und darüber hinaus auch die Durchführung versprochener Verpflichtungen gewesen wäre -, scheiterten bekanntlich.
Ich selbst, Herr Roosevelt, habe eine ganze Reihe von praktischen Vorschlägen zur Diskussion gestellt und versuchte, darüber eine Erörterung einzuleiten, um wenigstens eine allgemeine Rüstungsbegrenzung auf niedrigstem Stand zu ermöglichen. Ich schlug eine Höchststärke für alle Armeen von 200.000 Mann vor, desgleichen die Abschaffung aller zum Angriff geeigneten Waffen, Abschaffung aller Bombenflugzeuge, des Giftgaskrieges usw. usw.
Es war aber leider nicht möglich, diese Vorschläge einer übrigen Welt gegenüber durchzusetzen, obwohl Deutschland selbst schon vollständig abgerüstet war. Ich stellte dann die Vorschläge über ein 300.000-Mann-Heer zur Diskussion. Mit dem gleichen negativen Resultat. Ich habe dann eine ganze Anzahl detaillierter Abrüstungsvorschläge gemacht, und zwar stets vor dem Forum des Deutschen Reichstags und damit vor der ganzen Weltöffentlichkeit.
Es fiel niemandem ein, darüber auch nur in eine Erörterung einzutreten. Dafür aber begann die übrige Welt, ihre an sich schon vorhandenen enormen Rüstungen noch mehr zu verstärken.
Und erst, als im Jahre 1934 der letzte meiner umfassenden deutschen Vorschläge, der ein 300 000-Mann-Heer betraf, endgültig abgelehnt worden war, gab ich den Befehl zu einer deutschen, nunmehr allerdings gründlichsten Wiederaufrüstung. Trotzdem möchte ich kein Hindernis sein für die Erörterung von Abrüstungsfragen, an denen Sie, Herr Roosevelt, selbst teilzunehmen beabsichtigen. Nur bitte ich, sich zunächst nicht an mich und Deutschland, sondern an die anderen zu wenden. Ich sehe hinter mir die Summe praktischer Erfahrungen und bin daher so lange skeptisch veranlagt, als ich nicht durch die Wirklichkeit eines Besseren belehrt werde.
20. Herr Roosevelt versichert endlich, daß er bereit sei, an der praktischen Art und Weise der Erschließung internationaler Handelswege teilzunehmen mit dem Ziel, daß jede Nation der Erde in den Stand gesetzt wird, mit dem gleichen Recht auf dem Weltmarkt zu kaufen und zu verkaufen und die Sicherheit zu haben, Rohstoffe und Erzeugnisse des friedlichen Wirtschaftslebens zu erlangen.
Ich glaube, Herr Roosevelt, daß es sich nicht darum handelt, solche Probleme theoretisch zu erörtern, sondern daß es sich zunächst darum handelt, durch Taten die wirklichen Hemmungen der internationalen Wirtschaft zu beseitigen. Die schlimmsten Hemmungen liegen aber innerhalb der einzelnen Staaten selbst. Die bisherige Erfahrung zeigt jedenfalls, daß die größten Weltwirtschaftskonferenzen einfach darum gescheitert sind, daß die einzelnen Staaten ihre Binnenwirtschaft nicht in Ordnung halten konnten. Oder daß sie durch Währungsmanipulationen die Unsicherheit in den internationalen Kapitalmarkt trugen, und vor allem die Bewertung der Währungen untereinander fortgesetzten Schwankungen unterwarfen. Ebenso ist es eine unerträgliche Belastung weltwirtschaftlicher Beziehungen, wenn es in Ländern möglich ist, aus irgendwelchen ideologischen Gründen über andere Völker und ihre Waren eine wilde Boykotthetze loszulassen und diese damit praktisch vom Markt auszuschließen. Ich glaube, Herr Roosevelt, daß es ein großes Verdienst sein würde, wenn Sie zunächst in der amerikanischen Union gerade diese Hemmungen eines wirklichen Wirtschaftsverkehrs mit Ihrem starken Einfluß beseitigen würden.
Denn ich glaube nun einmal, daß, wenn es den Führern der Völker schon nicht einmal möglich sein sollte, die Produktionen innerhalb ihrer eigenen Staaten in Ordnung zu bringen oder die aus ideologischen Gründen betriebenen Boykotthetzen, die dem Wirtschaftsverkehr untereinander so sehr zu schaden vermögen, zu beseitigen, noch viel weniger Aussicht bestehen könnte, durch internationale Vereinbarungen etwas wirklich Fruchtbares zur Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen zu leisten. Nur so wird das gleiche Recht, auf dem Weltmarkt zu kaufen und zu verkaufen, sichergestellt, und zwar für alle.
Im übrigen hat hier das deutsche Volk sehr konkrete Forderungen aufgestellt, und es würde mich freuen, wenn Sie, Herr Präsident, als einer der Nachfolger des einstigen Präsidenten Wilson dafür eintreten wollten, daß nunmehr endlich das Wort eingelöst wird, auf Grund dessen Deutschland einst seine Waffen niederlegte und sich in die Hand der sogenannten Sieger begab. Ich denke dabei zunächst weniger an die Deutschland abgepreßten zahllosen Milliarden an sogenannten Reparationen, als vielmehr an die Rückgabe der Deutschland geraubten Gebiete.
Denn das deutsche Volk hat in Europa und außerhalb Europas rund 3 Millionen Quadratkilometer Land verloren. Dabei ist das ganze deutsche koloniale Reich, zum Unterschied von den Kolonien anderer Nationen, nicht durch Kriege erworben worden, sondern nur durch Verträge oder durch Kauf. Präsident Wilson hat uns in feierlicher Weise sein Wort verpfändet, daß der deutsche koloniale Anspruch, genau so wie jeder andere, der gleichen gerechten Prüfung unterliege.
Stattdessen aber wurde den Nationen, die an sich schon die größten Kolonialreiche aller Zeiten besitzen, auch der deutsche Besitz noch zugeschlagen und unser Volk einer besonders heute und in der Zukunft wirksam werdenden großen Sorge ausgeliefert. Es würde eine edle Tat sein, wenn der Präsident Franklin Roosevelt das Wort des Präsidenten Woodrow Wilson zur Einlösung bringen würde! Dies würde vor allem ein praktischer Beitrag zur moralischen Konsolidierung der Welt und damit auch zur Hebung ihrer Wirtschaft sein.
21. Herr Roosevelt erklärt dann abschließend, daß die Chefs aller großen Regierungen in diesem Zeitpunkt für das Geschick der Menschheit verantwortlich seien. Sie müßten die Bitten ihrer Völker hören, um sie vor dem vorauszusehenden Chaos des Krieges zu schützen. Und dafür trüge auch ich meine Verantwortung.
Herr Präsident Roosevelt! Ich verstehe ohne weiteres, daß es die Größe Ihres Reiches und der immense Reichtum Ihres Landes Ihnen erlauben, sich für die Geschicke der ganzen Welt und für die Geschicke aller Völker verantwortlich zu fühlen. Ich, Herr Präsident Roosevelt, bin in einen viel bescheideneren und kleineren Rahmen gestellt. Sie haben 135 Millionen Menschen auf 9 ½ Millionen Quadratkilometern. Sie haben ein Land mit einem ungeheurem Reichtum an allen Bodenschätzen, fruchtbar genug, um mehr als eine halbe Milliarde Menschen zu ernähren und mit allem Notwendigen zu versorgen.
Ich übernahm einst einen Staat, der dank seines Vertrauens auf die Zusicherungen einer anderen Welt sowie durch das schlechte Regime eigener demokratischer Staatsführung vor dem vollkommenen Ruin stand. In diesem Staat leben nicht wie in Amerika 15, sondern rund 140 Menschen auf dem Quadratkilometer. Die Fruchtbarkeit unseres Landes ist nicht zu vergleichen mit der Fruchtbarkeit des Ihren. Zahllose Bodenschätze, die Ihnen in unbegrenzten Mengen die Natur zur Verfügung stellt, fehlen uns.
Die Milliarden deutscher Ersparnisse aus langen Friedensjahren in Gold und Devisen wurden uns abgepreßt und weggenommen. Unsere Kolonien haben wir verloren. Im Jahre 1933 hatte ich in meinem Lande sieben Millionen Erwerbslose, einige Millionen Kurzarbeiter, Millionen verelendende Bauern, ein vernichtetes Gewerbe, einen ruinierten Handel, kurz: ein allgemeines Chaos.
Ich habe seit dieser Zeit nun, Herr Präsident Roosevelt, nur eine einzige Aufgabe erledigen können. Ich kann mich nicht für das Schicksal einer Welt verantwortlich fühlen, denn diese Welt hat am jammervollen Schicksal meines eigenen Volkes auch keinen Anteil genommen. Ich habe mich als von der Vorsehung berufen angesehen, nur meinem eigenen Volk zu dienen und es aus seiner furchtbaren Not zu erlösen. Ich habe daher in diesen nunmehr zurückliegenden 6 ½ Jahren Tag und Nacht stets nur einen Gedanken gelebt, die eigenen Kräfte meines Volkes angesichts des Verlassenseins von der ganzen anderen Welt zu erwecken, auf das äußerste zu steigern und sie für die Rettung unserer Gemeinschaft einzusetzen.
Ich habe das Chaos in Deutschland überwunden, die Ordnung wiederhergestellt, die Produktionen auf allen Gebieten unserer nationalen Wirtschaft ungeheuer gehoben, durch äußerste Anstrengungen für die zahlreichen uns fehlenden Stoffe Ersatz geschaffen, neuen Erfindungen die Wege geebnet, das Verkehrsleben entwickelt, gewaltige Straßen in Bau gegeben. Ich habe Kanäle graben lassen, riesenhafte neue Fabriken ins Leben gerufen und mich dabei bemüht, auch den Zwecken der sozialen Gemeinschaftsentwicklung, der Bildung und der Kultur meines Volkes zu dienen.
Es ist mir gelungen, die uns allen so zu Herzen gehenden 7 Millionen Erwerbslosen restlos wieder in nützliche Produktionen einzubauen, den deutschen Bauer trotz aller Schwierigkeiten auf seiner Scholle zu halten und diese selbst ihm zu retten, den deutschen Handel wieder zur Blüte zu bringen und den Verkehr auf das gewaltigste zu fördern.
Um den Bedrohungen durch eine andere Welt vorzubeugen, habe ich das deutsche Volk nicht nur politisch geeint, sondern auch militärisch aufgerüstet, und ich habe weiter versucht, jenen Vertrag Blatt um Blatt zu beseitigen, der in seinen 448 Artikeln die gemeinste Vergewaltigung enthält, die jemals Völkern und Menschen zugemutet worden ist.
Ich habe die uns 1919 geraubten Provinzen dem Reich wieder zurückgegeben, ich habe Millionen von uns weggerissener, tiefunglücklicher Deutscher wieder in die Heimat geführt, ich habe die tausendjährige historische Einheit des deutschen Lebensraumes wiederhergestellt, und ich habe, Herr Präsident, mich bemüht, dies alles zu tun, ohne Blut zu vergießen und ohne mein Volk oder anderen daher das Leid des Krieges zuzufügen.
Ich habe dies, Herr Präsident, als ein noch vor 21 Jahren unbekannter Arbeiter und Soldat meines Volkes, aus meine eigenen Kraft geschaffen und kann daher vor der Geschichte es in Anspruch nehmen, zu jenen Menschen gerechnet zu werden, die das Höchste leisteten, was von einem einzelnen billiger- und gerechterweise verlangt werden kann.
Sie, Herr Präsident, haben es demgegenüber unendlich leichter. Sie sind, als ich 1933 Reichskanzler wurde, Präsident der amerikanischen Union geworden, Sie sind damit im ersten Augenblick an der Spitze eines der größten und reichsten Staates der Welt getreten.
Sie haben das Glück, kaum 15 Menschen auf den Quadratkilometer Ihres Landes ernähren zu müssen. Ihnen stehen die unendlichsten Bodenreichtümer der Welt zur Verfügung. Sie können durch die Weite ihres Raumes und die Fruchtbarkeit ihrer Felder jedem einzelnen Amerikaner das Zehnfache an Lebensgütern sichern, wie es in Deutschland möglich ist. Die Natur hat Ihnen dies jedenfalls gestattet. Obwohl die Zahl der Einwohner Ihres Landes kaum ein Drittel größer ist als die Zahl der Bewohner Großdeutschlands, steht Ihnen mehr als fünfzehnmal so viel Lebensfläche zu Verfügung.
Sie können daher Zeit und Muße finden, bestimmt durch die Größe Ihres ganzen Verhältnisses, sich mit universalen Problemen zu beschäftigen. Für Sie ist daher sicherlich auch deshalb die Welt so klein, daß Sie glauben mögen, überall mit Nutzen eingreifen und wirken zu können!
- In diesem Sinne können daher Ihre Besorgnisse und Anregungen einen viel größeren und weiteren Raum umspannen als die meinen. Denn meine Welt, Herr Präsident Roosevelt, ist die, in die mich die Vorsehung gesetzt hat, und für die ich daher zu arbeiten verpflichtet bin. Sie ist räumlich viel enger. Sie umfaßt nur mein Volk. Allein ich glaube, dadurch noch am Besten dem zu nützen, was uns allen am Herzen liegt:
- Der Gerechtigkeit, der Wohlfahrt, dem Fortschritt und dem Frieden der ganzen menschlichen Gemeinschaft!
Die in der Freiburger Zeitung veröffentlichte Rede:
Siehe auch
Verweise
- Der Führer antwortet Roosevelt: Reichstagsrede vom 28. April 1939 (PDF-Datei), Fraktur, Druck im Franz Eher Verlag, München 1939