Reichstag (Deutsches Kaiserreich)
Der Reichstag war von 1871 bis 1918 das Parlament des Deutschen Kaiserreichs. Der Reichstag verkörperte neben dem Kaiser die Einheit des Reichs. Gemeinsam mit dem Bundesrat übte er die Reichsgesetzgebung aus und besaß die Mitentscheidungsgewalt über den Reichshaushalt. Allerdings hatte sich der Reichskanzler dem Reichstag gegenüber nicht zu verantworten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 änderte an der Rechtsgestalt des Parlamentes, wie sie für den Reichstag des Norddeutschen Bundes durch seine Verfassung vom 17. April 1867 vorgezeichnet war, zunächst nichts.
Im Jahr 1871 bestand der Reichstag aus 382, ab dem Jahr 1874 aus 397 Abgeordneten, die in allgemeiner, gleicher und geheimer Wahl gewählt wurden. Wahlberechtigt waren alle Männer ab 25 Jahren. Gewählt wurde in Einmannwahlkreisen mit absolutem Mehrheitswahlrecht. Die Abgeordneten waren Vertreter des gesamten Reichsvolkes und an Weisungen nicht gebunden. Die Parlamentarier genossen Immunität und Indemnität.
Wahlperiode
Die Wahlperiode betrug zunächst drei, nach 1888 fünf Jahre.
Präsidenten
Nr. | Name | Amtsantritt | Ende der Amtszeit |
---|---|---|---|
1 | Eduard Simson✡ | 1871 | 1874 |
2 | Maximilian Franz August von Forckenbeck | 1874 | 1879 |
3 | Otto Theodor von Seydewitz | 1879 | 1880 |
4 | Adolf Graf von Arnim-Boitzenburg | 1880 | 1881 |
5 | Gustav Konrad Heinrich von Goßler | 1881 | 1881 |
6 | Albert Erdmann Karl Gerhard von Levetzow | 1881 | 1884 |
7 | Wilhelm von Wedel-Piesdorf | 1884 | 1888 |
8 | Albert Erdmann Karl Gerhard von Levetzow | 1888 | 1895 |
9 | Rudolf Freiherr von Buol-Berenberg | 1895 | 1898 |
10 | Franz von Ballestrem | 1898 | 1907 |
11 | Udo Graf zu Stolberg-Wernigerode | 1907 | 1910 |
12 | Hans Graf von Schwerin-Löwitz | 1910 | 1912 |
13 | Johannes Kaempf | 1912 | 1918 |
14 | Constantin Fehrenbach | 1918 | 1918 |
Einberufung
Der Reichstag wurde alljährlich vom Kaiser einberufen.
Auflösung
Zur Auflösung des Reichstages war ein Beschluß des Bundesrates unter der Zustimmung des Kaisers notwendig.
Siehe auch
- Deutscher Reichstag
- Reichstag (HRR), die Versammlung der Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation)
- Reichstag (Weimarer Republik)
- Reichstag (Drittes Reich)
- Reichstagsgebäude
Literatur
- A. Phillips: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1883 Statistik der Wahlen (1883) (PDF-Datei)
- Hermann Robolsky: Der deutsche Reichstag. Geschichte seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens, 1867-1892, 1897 (PDF-Datei)
- Abbe E. Wetterle: Behind the Scenes in the Reichstag – Sixteen Years of Parlamentary Life in Germany (1918) (PDF-Datei), (PDF-Datei)