Rennenkampff, Paul von
Paul Georg Edler von Rennenkampff, russifiziert Pawel Karlowitsch Rennenkampf, ( 17. April 1854 in Estland; ermordet 1. April 1918 in Taganrog) war ein baltendeutscher General in russischen Diensten, der über vier Jahrzehnte in der Armee des russischen Kaisers diente, zuletzt als General der Kavallerie und Kommandeur der I. Armee der Kaiserlich Russischen Armee bei der russischen Invasion in Ostpreußen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Paul von Rennenkampff wurde in Finnland an der Kadettenschule Helsinki ausgebildet. Im Alter von 19 Jahren – 1873 – trat er in die Zaren-Armee ein, besuchte von 1879 bis 1882 die Sankt Petersburger Militärakademie, absolvierte erfolgreich die Generalstabsausbildung und wurde noch im selben Jahr Mitglied des russischen Generalstabs. 1900 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor.
Als Kommandeur einer Kavalleriebrigade nahm von Rennenkampff an der Bekämpfung des Boxeraufstandes (1900/01) in China teil und zeichnete sich aus. Am Russisch-Japanischen Krieg (1904/05) nahm er ebenfalls teil. Nach der Schlacht von Mukden wurde ihm von General Alexander Samsonow auf dem Bahnhof von Mukden in aller Öffentlichkeit vorgeworfen, von Rennenkampff habe ihn (Samsonow) bei der Verteidigung der Yentai-Kohlenminen in Stich gelassen und seine sibirische Kosakendivision in höchste Gefahr gebracht. Von Rennenkampff rehabilitierte sich, als er in Sibirien die Aufständischen der Revolution von 1905 bekämpfte. Später erfolgte eine – möglicherweise nur gespielte – Aussöhnung zwischen von Rennenkampff und Samsonow.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 erhielt Paul von Rennenkampff das Kommando über die 1. russische Armee, auch Njemen-Armee genannt, die die Grenze Ostpreußens überschritt (→ Invasion Ostpreußen). Zu scharfer Kritik von seiten des russischen Armee-Oberkommandos und des Zaren führte sein Verhalten während der Schlacht bei Tannenberg im August 1914, insbesondere die mangelnde Koordination mit der 2. Armee, der Narew-Armee unter dem jüdischen General Alexander Samsonow.
Ende 1914 quittierte von Rennenkampff den Dienst in der Armee, nachdem man ihm Inkompetenz vorgeworfen hatte und – aufgrund seiner baltendeutschen Herkunft – sogar Verrat als Beweggrund für sein Verhalten bei Tannenberg genannt worden war. Von Rennenkampff zog sich daraufhin aus dem öffentlichen Leben zurück und zog an das Schwarze Meer.
Tod
Im Zuge der Oktoberrevolution wurde der als adliger „Großgrundbesitzer“ ohnehin Verdächtige von Angehörigen der Roten Garde 1918 ermordet, nachdem er sich geweigert hatte, im Bürgerkrieg in den Reihen von Leo Trotzkis frisch aufgestellter Roter Armee Dienst zu tun.
Die Familie von Rennenkampff, die vor dem Ersten Weltkrieg zu den fünf wohlhabendsten Familien im Baltikum gehört hatte, besaß im Jahre 1919 bei der Enteignung durch die Kommunisten 21 Güter mit rund 44.000 Hektar in Estland sowie zwei Güter beiderseits der Neva zwischen Sankt Petersburg und dem Ladogasee mit zusammen rund 25.000 Hektar.
Auszeichnungen (Auszug)
- Russischer Orden des Heiligen Georg, IV. und III. Klasse
- Sankt-Stanislaus-Orden, III. und II. Klasse (Halsdekoration mit Bruststern)
- Russischer Orden der Heiligen Anna, III. und II. Klasse
- Orden des Heiligen Wladimir, IV. (Ritter) und III. Klasse (Komtur)
- Sankt-Stanislaus-Orden, Großkreuz mit Schwertern (zwischen den Armen des Kreuzes)
- Tapferkeitsauszeichnung „Goldenes Schwert für Tapferkeit“ mit Brillanten, 1906
Literatur
- Lutz von Rennenkampff: Genealogie derer von Rennenkampff, Köln 2007, Bd. V, S. 41
Verweise
- http://www.rennenkampff.de/Paul.pdf Dokumentenübersicht zu Paul von Rennenkampff