Boxeraufstand

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„Die Deutschen an die Front, 22. Juni 1900“; Gemälde von Carl Röchling, 1902; Während des Boxeraufstandes waren zeitweise bis zu 250 Kriegsschiffe aus 12 Ländern in China im Einsatz, davon 24 Kriegsschiffe der Kaiserlichen Marine. Von den 70.000 Mann Landungstruppen waren 17.000 aus dem Deutschen Reich.

Boxer waren chinesische Kampftruppen, welche sich mit dem sogenannten Boxeraufstand vom 2. November 1899 bis 7. September 1901 insbesondere gegen die imperialistischen Interessen in China seitens der sogenannten Vereinigten acht Staaten, bestehend aus den USA, der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, dem Japanischen Kaiserreich, dem Deutschen Reich, Russischen Reich, Großbritannien und Frankreich, richteten. Die „Boxer“ kämpften gegen das Bestreben der europäischen Mächte an, in China Einfluß zu gewinnen und das Land in Kolonien aufzuteilen. Besonders verhaßt waren ihnen christliche Missionare und Christen überhaupt.

Erläuterung

Überfall des deutschen Gesandten (Knorr)
Vertreter der internationalen Schutztruppen: 1. Engländer, 2. Amerikaner, 3. Franzose (Marine), 4. Inder, 5. Deutscher, 6. Franzose (Infanterie), 7. Österreicher (Gemeinsame Armee), 8. Italiener, 9. Japaner
Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee zieht in Peking ein

Der Begriff Boxer ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für chinesische Streitkräfte namens Yihequan bzw. Yihetuan (zu deutsch ungefähr gleichbedeutend mit: Vereinigte Fäuste, Faustkämpfer bzw. Milizen für Gerechtigkeit und Harmonie oder In Rechenschaft vereinigte Faust bzw. Milizen). Die Aufständischen formierten sich in dem Geheimbund „Yi-he quan“, auch bekannt als „Bund der Boxer“, der sich trotz des Edikts des Kaisers von China und der angedrohten Todesstrafe schnell verbreitete. Alleine die vor Peking verschanzte Armee der Boxer zählte rund 20.000 Mann. In der Nacht vom 13. zum 14. Juni 1900 kam es zu einem Massaker der „Boxer“ an chinesischen Christen in Peking sowie zu schweren Plünderungen. Am 14. Juni 1900 brach ein von der chinesischen Regierung unterstützter Aufstand in Peking aus. Die chinesische Regierung fordert die europäischen Gesandten auf, Peking innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Der deutsche Gesandte in China, Clemens Freiherr von Kettler, wurde am 20. Juni 1900 auf offener Straße ermordet, ausländischer Besitz einkassiert und die ausländischen Gesandtschaften von einem wütenden Mob belagert. Die europäischen Landungstruppen reichten nicht aus, um das Gesandtschaftsviertel in Peking zu entsetzen. Sie fordern Verstärkung aus Europa an

Infolge der Niederwerfung des Aufstands wurde die chinesische Regierung von den Vereinigten acht Staaten zur Unterzeichnung des sogenannten Boxerprotokolls am 7. September 1901 gezwungen. Chinesen wurde das Betreten des Botschaftsviertels untersagt. Für den ermordeten Freiherrn von Ketteler war ein Gedenkstein zu errichten. Prinz Chun mußte als äußeres Sühnezeichen nach Deutschland reisen, wo er am 4. September 1901 von Kaiser Wilhelm II. empfangen wurde. Während der Unruhen in China wurden von Boxern und chinesischen Regierungstruppen rund 300 Europäer, Amerikaner und Japaner sowie rund 30.000 christliche Chinesen getötet. Insgesamt brachten die Boxer etwa 100.000 Zivilisten um. 1.003 ausländische Soldaten fielen. Das deutsche Expeditionskorps hatte 188 Gefallene und 409 Verwundete zu beklagen. Auf seiten des chinesischen Militärs waren etwa 5.000 Tote zu verzeichnen.[1] Die Anzahl der getöteten Boxer ist nicht bekannt, wird aber auf mehrere 10.000 geschätzt.

Die erste Expedition

Das 15-m-hohe Monument „Ketteler Bogen“ zu Ehren des in Peking ermordeten Gesandten von Ketteler (an dieser Stelle bis 1918)

Bereits am 11. Januar 1900 hatte die Kaiserinwitwe Cixi (Tz’u-Hsi), die Regentin Chinas, in einem Edikt verkündet, daß ein Teil der Boxer gesetzestreue Menschen seien. Am 27. Januar forderten die europäischen Kolonialmächte, Japan und die USA die chinesische Regierung auf, europäische Einrichtungen vor den Boxern zu schützen. Die Bemühungen, die Bewegung zu unterdrücken, dauerten an. Am 15. April wurden die Boxer verboten, doch da sich reguläre kaiserliche Truppen in Peking und Tientsin mit ihnen verbündeten, ließ sich das Verbot nicht durchsetzen. Im Mai erreichte die Bewegung die Umgebung der Hauptstadt Peking und begann mit tödlichen Angriffen auf Ausländer sowie gegen die an die Küste führenden Bahnlinien.

Ausschreitungen forderten allein am 18. Mai 73 Todesopfer, insgesamt wurden Hunderte von den Boxern ermordet, manche Quellen sprechen von mehrere tausend Menschen, darunter Frauen und Kinder. Die ausländischen Gesandten in Peking beorderten daraufhin rund 350 Soldaten als Gesandtschaftswachen nach Peking, die zwischen dem 31. Mai und 3. Juni dort eintrafen. In den folgenden Tagen verschärften die Boxer ihre blutigen Übergriffe gegen chinesische Christen sowie ausländische Einrichtungen und begannen, den Aufstand in die Stadt Peking zu tragen.

Das Expeditionskorps unter Admiral Edward Hobart Seymour setzte sich zunächst aus 300 Engländern, 112 Amerikanern, 26 Österreichern und 40 Italienern zusammen. Diese Abteilung wurde noch während der Nacht ausgeschifft und mit der Bahn ohne sonderliche Zwischenfälle nach Tientsin befördert. Von Tientsin nach Peking sind es aber noch ca. 116 Kilometer, erst innerhalb dieser Entfernungen sollten die eigentlichen Schwierigkeiten ihren Anfang nehmen.

Da die Eisenbahnstrecke nach Peking zerstört worden war, kam das Seymoursche Korps nur bis Lofa. Dort stießen im Laufe des Nachmittags des 10. Juni auch die russischen, französischen und vor allem deutschen Abteilungen (Hauptsächlich Marineinfanterie) eines Seebataillons unter Kapitän zur See Guido von Usedom (Kommandant der S. M. S. „Hertha“) zu. Damit verfügte Seymour über 2.000 Mann (915 Engländer, 509 Deutsche, 312 Russen, 150 Franzosen, 112 Amerikaner, 40 Italiener, 54 Japaner und 25 Österreicher bzw. Ungarn) und glaubte sich damit den Weg nach Peking freikämpfen zu können.

Am Abend des 11. Juni kam es bei Tschöngkotschwang zum ersten Gefecht mit den Boxern. Der Widerstand wurde aber relativ schnell gebrochen, da die Boxer überwiegend nur mit Lanzen und Schwertern bewaffnet gegen das Schützen- und Maschinengewehrfeuer anliefen. Sie erlitten einen Verlust von 35 Toten und wurden weiter von den alliierten Truppen verfolgt.

Am 12. Juni wurde die Station Langfang erreicht. Die deutsche „Gefion“-Kompanie (S. M. S. „Gefion“ mit dem Kommandanten Fregattenkapitän Max Rollmann) wurde für die dauerhaften Besetzung der Station bestimmt. Am 14. Juni erfolgten bei Langfang wiederum mehrfache Angriffe der Boxer, die Anzeichen mehrten sich, daß ein Vorstoß auf Peking mit weit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.

Bei den Angriffen am 18. Juni nahmen das erste Mal auch reguläre chinesische Truppen teil, das Expeditionskorps hatte sieben Tote und 45 Verletzte zu beklagen. Auch die deutsche Abteilung hatte einen Toten und 17 Verwundete, unter den Verletzten Kapitän Usedom und Korvettenkapitän Oltmann Buchholz, Führer der „Kaiserin-Augusta“-Kompanie. Der Versuch, auf dem Kanal mit Booten nach Tongzhou und von dort nach Peking vorzustoßen, mißlang – an ein weiteres Vordringen nach Peking war damit nicht zu denken. Noch in der Nacht zum 19. Juni wurde der Rückmarsch auf Yangtsun angetreten. Dort beschloß man gemeinsam den Rückmarsch nach Tientsin.

Am 21. Juni hatte das Expeditionskorps schwere Kämpfe zu bestehen. Von allen Seiten griffen die Chinesen an und trieben Admiral Seymours Truppen in eine regelrechte Mausefalle, sogar chinesische Artillerie begann gegen das Arsenal zu feuern. Am 22. Juni erteilt Admiral Seymour dem Führer des aus vier Kompanien bestehenden deutschen Kontingents, Kapitän zur See von Usedom, den Befehl „The Germans to the front!“. Diese militärtaktische Weisung wurde später als Anerkennung deutschen Soldatentums gedeutet und in einem Gemälde würdigend dargestellt.

Endlich konnten am 23. Juni größere Truppenabteilungen unter dem deutsch-russischen General Stoessel, dem deutschen Major Christ vom III. Seebataillon, Kapitänleutnant Adolf von Trotha von der S.M.S. „Hertha“ und weitere das Expeditionskorps aus seiner mißlichen Lage befreien. Der schon verwundete Korvettenkapitän Oltmann Buchholz (Herzschuß) und Leutnant Friedrich vom III. Seebataillon fielen am 23. Juni 1900 vor Tientsin, im selben Zeitraum fielen weitere 15 deutsche Mannschaften. Am 26. Juni 1900 erreichte das Expeditionskorps völlig erschöpft Tientsin. Insgesamt kostete die erste Expedition 66 Soldatenleben und 230 Verwundete, darunter 62 Deutsche.

Verstärkte Deutsche Beteiligung

Die Ermordung des deutschen Diplomaten Clemens August Freiherr von Ketteler am 20. Juni 1900 in Peking war ein gewichtiger Grund für die Entsendung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Bekämpfung des Boxeraufstandes in China, wobei u. a. die 1. (ostasiatische) Infanterie-Brigade aus Berlin (als Unterstützung für die schon anwesende kaiserliche Marineinfanterie) von dem erfahrenen Jäger- und Schutztruppen-Offizier Generalleutnant Lothar von Trotha (Adjutant: Paul von Lettow-Vorbeck) angeführt wurde.

Später berichtete Generalmajor Nikolaus Ritter von Endres an das Bayerische Kriegsministerium, „daß die Ernennung des Generalleutnants von Trotha zum Führer des Expeditionskorps gegen den Widerspruch des Reichskanzlers, des Chefs des Generalstabes und des Kolonialdirektors von seiner Majestät [Kaiser Wilhelm II.] verfügt wurde.“[2] Der ehemalige deutsche Generalstabschef Feldmarschall Alfred Graf von Waldersee wurde der militärische Oberbefehl über das gemeinsame aus acht Nationen stammende Expeditionsheer übertragen.

Von Kettelers Ermordung

Am 19. Juni verfaßte die kaiserliche Regierung ein Ultimatum an die europäischen Gesandten in Peking, China binnen 24 Stunden zu verlassen. Am selben Tag wurde die deutsche Marineinfanterie mobil gemacht und nach China gesandt. Am 20. Juni wurde der Gesandte der deutschen Reichsregierung, Freiherr Clemens von Ketteler, in Peking auf offener Straße von einem mandschurischen Bannersoldaten erschossen. Von Ketteler befand sich zusammen mit seinem Dolmetscher Heinrich Cordes auf dem Weg zum Außenministerium, um mit den Leitern dieses Amtes, den Prinzen Qing und Duan, persönlich über das Ultimatum zu verhandeln.

Die Umstände der Ermordung von Kettelers sind bis heute nicht vollständig geklärt. Von unmittelbar Beteiligten gibt es zwei unterschiedliche Versionen zum Tathergang. Zum einen wäre da die Version des Übersetzers Cordes zu nennen. Er stellte die Tat als gezieltes Attentat auf von Ketteler als deutschen Gesandten dar, veranlaßt von chinesischer Regierungsseite.

Der Attentäter En Hai selbst sagte aus, die Ermordung sei im Zusammenhang des Kriegsbefehls nach der Erstürmung des Dagu-Forts geschehen. Es sei ein Schießbefehl auf alle Ausländer ausgegeben worden, einen direkten Befehl zur Tötung von Kettelers habe es nicht gegeben. Der Attentäter En Hai wurde zwei Monate nach der Tat verhaftet und öffentlich durch Enthauptung hingerichtet. Nachfolger Freiherr von Kettelers als deutscher Gesandter beim Diplomatischen Korps wurde Alfons Mumm von Schwarzenstein.

Hunnenrede

Die als „Hunnenrede“ von der Presse verunglimpfte Rede Kaiser Wilhelms II., welche er anläßlich der Verabschiedung der deutschen Truppen am 27. Juli 1900 in Bremerhaven hielt, nahm indirekt Bezug auf die Ermordung des deutschen Diplomaten. Im Ersten Weltkrieg mißbrauchte die feindliche schwarze Propaganda die Rede des deutschen Kaisers zur Herabwürdigung der Deutschen als angeblich barbarische Hunnen (engl.: „the huns“).

Kämpfe des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps

Das Expeditionskorps erreichte am 13. August 1900 Peking, das bereits am folgenden Tag fiel. Am 15. August flohen die Kaiserinwitwe und ihr Rat aus Peking nach Xi’an/Shaanxi, indem sie sich auf „Inspektionsreise“ begaben. Eine Urkunde anlässlich der China-Expedition der 6. Kompanie des 3. ostasiatischen Infanterie-Regiments gibt einen anschaulichen Überblick über den zeitlichen Verlauf der Expedition. Abfahrt mit dem Dampfer „Rhein und Palatia“ in Bremerhaven am 2. August 1900. Fahrt nach China über Gibraltar, Port Said (Sueskanal), Aden, Colombo, Singapur. Dann die Orte in China: Peitang am 20. September 1900; Yung-Shing-Shien am 15. Dezember 1900; Chou-Chouang 24. Dezember 1900; Kwang-Tshang am 20. Februar 1901; Tshang-Tshöng-Puss am 8. März 1901; Huolu am 24. April 1901. Außerdem gab es bis zum 29. Juni 1901 Militäreinsätze in Taku, Tangku, Tianjin, Pautingfu, Ansu, Tien-Shien, Tsho-Tshou, Jau-Shane. Die Rückkehr erfolgte nach Bremerhaven am 9. August 1901.

Literatur

  • Georg Immanuel Nagel: Der Drache und der Adler – Wie die chinesische Weltexpansion die weiße Welt bedroht, Eckartschrift 241, Wien 2020, ISBN 978-3-902350-78-7, Bezugsnachweis – darin der Abschnitt Die Deutschen und China (S. 10–16)
  • Georg Wegener: Zur Kriegszeit durch China, 1900–1901 (1902) (PDF-Datei)
  • Eugen Binder von Krieglstein: Die Kämpfe des deutschen Expeditionskorps in China und ihre militärischen Lehren (1902) (PDF-Datei)
  • Rudolf Zabel: Deutschland in China (1902) (PDF-Datei)
  • Friedrich Otto Löffler: Deutschland in China, 1900–1901, 1902
  • Friedrich Reinhard: Mit dem II. Seebataillon nach China!, Liebelsche Buchhandlung, Berlin 1902
  • Otfrid von Hanstein, Hans O. Wendt: Die schwarzen Tage von Peking. Der Boxeraufstand und die Ermordung des deutschen Botschafters in China, 1941
  • Justus Scheibert: Der Krieg in China 1900–1901 (1901) (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde, Reinbek bei Hamburg 1998, S. 104 Vorsicht! Enthält politisch korrekte Verengungen und Versimpelungen im Sinne der Umerziehung!
  2. Vgl. Helmut Bley, South-West Africa under German rule 1894-1914, Evanston 1971, S. 158 ff.