Kennedy, Robert F.

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Robert F. Kennedy (1964)

Robert Francis Kennedy (Lebensrune.png 20. November 1925 in Brookline, Massachusetts; Todesrune.png 6. Juni 1968 ermordet in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Jurist und Politiker. Er war ein jüngerer Bruder des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, der nach einer Karriere als Senatsjurist, Justizminister und Senator selbst das Amt des US-Präsidenten anstrebte und dabei – in aussichtsreicher Position – gleichfalls einem Attentat zum Opfer fiel.[1]

Werdegang

Herkunft

Robert Francis Kennedy wurde am 20. November 1925 in Brookline/Massachusetts als eines von neun Kindern des Multimillionärs und US-Diplomaten Joseph P. Kennedy geboren. Der 1963 ermordete US-amerikanische Präsident John F. Kennedy war sein älterer Bruder.

Ausbildung

Robert F. Kennedy erhielt seine Sekundarschulbildung an der Milton Academy in Massachusetts und bezog dann die Universität Harvard. 1944 wurde er Marinesoldat, später Seeoffizier im karibischen Meer. 1946 kehrte er wieder nach Harvard zurück, wo er 1948 einen Bachelor-of-Arts-Grad erlangte. Danach studierte er bis 1951 Rechtswissenschaften an der Law School der Universität von Virginia und wurde in Massachusetts bei Gericht zugelassen. Während seines Studiums war er 1948 Berichterstatter der „Boston Post“ in Palästina.[2]

Wirken

1951 trat der junge Anwalt in die Kriminalabteilung des Justizministeriums in Washington ein, wo er vor allem mit Steuervergehen befaßt war. 1952 gab er die Arbeit auf, um mit großem Geschick den Wahlkampf seines Bruders John F. Kennedy um einen Senatssitz zu leiten. Im Januar 1953 deckte er als Mitglied des McCarthy-Senatsausschusses zur Untersuchung antiamerikanischer Umtriebe einen Skandal auf, in den britische Handelsschiffsreeder verwickelt waren, die während des Korea-Krieges Rotchina belieferten. Im Sommer 1953 verließ er den Ausschuß aus Protest gegen Joseph McCarthys Methoden vorübergehend, trat aber unter einem anderen Vorsitzenden später wieder ein. 1955 bereiste er die UdSSR und Zentralasien, nachdem er bereits 1954 zu einem der „zehn hervorragenden Männer der USA“ gewählt worden war.[2]

Sehr bekannt wurde Kennedy, der 1955 beim Obersten Gerichtshof der USA als Anwalt zugelassen wurde, als er 1957 als Berater eines Senatskomitees kriminelle Praktiken in Amerikas Gewerkschaften enthüllte und bekämpfte. (Siehe sein damaliges Buch: „The Enemy Within“, 1960, Gangster drängen zur Macht). Damals begann sein langer Kampf gegen den Vorsitzenden der Lastwagenfahrer-Gewerkschaft, James Hoffa.

1960 sicherte nicht zuletzt sein Einsatz als Wahlkampfleiter dem älteren Bruder den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen am 8. November. Bei dieser Gelegenheit wurde Robert Kennedy gelegentlich Rücksichtslosigkeit und Übereifer vorgeworfen. John F. Kennedy berief seinen Bruder im Dezember 1960 als Justizminister ins Kabinett.

Seit 1961 trat Robert Kennedy verstärkt - auch unter Einsatz der Nationalgarde - gegen die Rassendiskriminierung ein. Er arbeitete maßgeblich an der Bürgerrechtsgesetzesvorlage seines Bruders mit und war dessen engster Berater. Auch bei der Bewältigung der Kubakrise im Oktober 1962 war er eine Schlüsselfigur. Präsident Kennedy vertraute ihm schwierige Missionen an und schickte ihn auf „good-will-Reisen“. Robert Kennedy trat für eine feste Haltung in Berlin ein, das er zusammen mit Bonn im Februar 1962 und dann im Sommer 1964 wieder besuchte. Eine Einladung nach Moskau lehnte er damals ab.

In seiner Eigenschaft als Justizminister soll Robert Kennedy dahin gehend Druck auf die jüdische Einfluß-Institution American Zionist Committee (später: „AIPAC“) ausgeübt haben, daß sie als ausländische Vertretung (Israels) hätte klassifiziert werden müssen.

Auch nach dem Tode seines Bruders (Attentat auf John F. Kennedy) im November 1963 blieb er unter Johnson zunächst noch im Amt. Anfang 1964 reiste er nach Ostasien, um zwischen Malaysia und Indonesien zu vermitteln und die amerikanischen Verbündete in diesem Raum hinsichtlich der Krisen in Laos und Vietnam zu beruhigen. Im Juli 1964 wurden Robert Kennedy und seine Frau bei einem Besuch in Warschau begeistert empfangen.

Sein Wunsch, Botschafter in Südvietnam zu werden, wurde von Johnson abgelehnt, desgleichen erklärte der Präsident 1964, er könne Robert Kennedy nicht als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft aufstellen, um nicht die Stimmen des Kennedyfeindlichen Südens zu verlieren. Damit wurden die schon vorher bestehenden Spannungen zwischen Kennedy und Johnson offenbar. Kennedy trat am 3. September 1964 als Justizminister zurück, bewarb sich um den Senatorenposten von Neu York und schlug am 4. November 1964 bei der Wahl seinen republikanischen Gegner Keating. Es gelang ihm sehr bald, den demokratischen Parteiapparat dieses Staates in die Hand zu bekommen, vor allem nachdem sein Rivale in der regionalen Parteiführung, Robert Wagner, im Herbst 1965 als Bürgermeister der Stadt New York zurücktrat.

Robert Kennedy versuchte seither im Hinblick auf eine Präsidentschaft 1972 systematisch, seine Popularität in Amerika und Übersee auszubauen und seinen Anhang im Verhältnis zu Johnson zu vergrößern. Im März 1965 machte seine Besteigung des nach seinem Bruder benannten 4600 m hohen Mount Kennedy Schlagzeilen. Im Mai 1965 tadelte er öffentlich Johnsons Politik in der Dominikanischen Republik, einen Monat später hielt er Reden und verfaßte Denkschriften über die Notwendigkeit, einen Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen mit größeren Zugeständnissen an die Sowjets zu erreichen. Er entwarf das Konzept einer neuen Lateinamerikapolitik (nach einer Reise Ende 1964) und trat im Juli 1965 für die Sicherheit im amerikanischen Autobau ein. Vor allem aber baute er immer deutlicher seine Position „links von Johnson“ als Kritiker des Vietnamkrieges auf, den er als unmoralisch und sinnlos bezeichnete. Er kämpfte gegen den Zerfall der amerikanischen Gesellschaft in Habenichtse und Reiche und wurde dafür von den Vergessenen der amerikanischen Erfolgsgesellschaft bejubelt. Im Februar 1966 plädierte er vorsichtig für die Beteiligung des Vietcong an Friedensverhandlungen. Im Herbst 1966 überrundete Kennedy, anläßlich einer Gallupumfrage bereits Johnson hinsichtlich der Beliebtheit. Einen gewissen Rückschlag brachte dann die Affäre um das Buch Manchesters: „Der Tod des Präsidenten“, das dem Kennedy-Mythos hatte dienen sollen (siehe Näheres bei Jacqueline Kennedy und Manchester). Nach einer langen Europareise (auch Bundesrepublik Deutschland) wurde ein neuer Vietnamplan Kennedys durch Außenminister Rusk abgelehnt, weil er keine neuen Elemente enthalte. Kennedy forderte Bombenpause, De-Eskalation und direkte Verhandlungen mit den Vietcong.[2]

Im Herbst 1967 erklärte Kennedy noch, Johnsons Präsidentschaftskandidatur für 1968 unterstützen zu wollen, weil die Partei nicht gespalten werden solle. Diesen Standpunkt behielt er zunächst auch bei, als Anfang Dezember 1967 der Senator von Minnesota, Eugene McCarthy erklärte, man müsse der über den Vietnamkrieg tief gespaltenen Nation und der Demokratischen Partei eine Möglichkeit geben, sich über dieses Problem bei der Präsidentenwahl zu äußern. McCarthy, der zuvor den populären Robert Kennedy wiederholt vergeblich aufgefordert hatte, zu kandidieren, machte sich nun selbst zum Kristallisationspunkt für demokratische Vietnam-Gegner in USA, indem er sich als Gegenkandidat Johnsons aufstellen ließ. Der unerwartete Wahlerfolg McCarthys bei den wichtigen Vorwahlen in New Hampshire im März 1968 gab offenbar den Anstoß für Kennedy, sich im März 1968 doch noch selbst zu bewerben. Seine Gegner nannten ihn dafür einen Opportunisten, da er erst dann in den Kampf eingetreten sei, als McCarthy bewiesen hatte, daß Präsident Johnson nicht unbesiegbar sei. Johnson gab seinerseits Ende März bekannt, daß er nach Ablauf seiner Amtsperiode endgültig das Weiße Haus verlassen und sich nicht an den Präsidentschaftswahlen beteiligen werde. Daß die beiden Senatoren McCarthy und Kennedy, - alle beide davon überzeugt, daß der Vietnam-Krieg den USA die Kraft nehme, mit den ungeheuren sozialen Problemen im eigenen Land auf menschenwürdige Weise fertigzuwerden - schließlich zu Rivalen geworden waren, warf einen ersten großen Schatten auf den Wahlkampf.[2]

Nach dem Attentat auf den Schwarzenführer Martin Luther King Anfang April 1968 zweifelten wenige politische Beobachter daran, daß Robert Kennedy mehr als alle anderen Bewerber um die US-Präsidentschaft eine Aussicht haben würde, die Stimmen der Schwarzen des Landes auf sich zu vereinigen. Außerdem war er das Idol vieler junger Menschen des Landes, die sich von ihm eine neue bessere Gesellschaft erhofften. Doch die Zuneigung vieler liberal denkender Amerikaner und der „rebellischen Jugend“ Amerikas hat ihm auch Abneigung aus den Reihen des amerikanischen Kleinbürgertums sowohl in der eigenen Partei wie unter den Republikanern eingebracht, weil man. hier seine Politik als zu „radikal“ empfand. Als am 7. Mai 1968 ein Meinungsbefragungsinstitut Zahlen veröffentlichte, die zu beweisen schienen, daß seine Popularitätskurve ständig im Fallen war, verstärkte Kennedy seine Anstrengungen und gewann kurz darauf die Vorwahlen in Indiana. In Oregon dagegen wurde er geschlagen. Es zeigte sich, daß Vizepräsident Humphrey, inzwischen ebenfalls Bewerber um die demokratische Parteikandidatur, innerhalb der demokratischen Parteimaschine, bei den Gewerkschaften und auch in entscheidenden Gremien der Industrie über stärkeren Anhang würde verfügen können.[2]

Attentat und Tod

Nachdem er gerade in Kalifornien einen knappen, aber für seine Kandidatur wichtigen Erfolg gegenüber McCarthy und Humphrey erziehlt hatte, wurde er in der ersten Stunde des 5. Juni 1968 von drei Schüssen des 1957 aus Jordanien eingewanderten 23-jährigen Sirhan Bishara Sirhan (Palästinenser) lebensgefährlich verletzt. Er hatte sich gerade nach seiner Siegesrede auf den Weg zu einer Pressekonferenz innerhalb des Hotels Ambassador in Los Angeles begeben. Eine mehrstündige Gehirnoperation konnte sein Leben nicht retten. Er starb am 6. Juni 1968 und wurde von Amerika in einer bewegenden nationalen Trauerfeier zu Grabe getragen. Nach einer Aufbahrung in der New Yorker St. Patricks-Kathedrale brachte ihn ein Sonderzug nach Washington, wo er auf dem Nationalfriedhof in Arlington neben seinem ermordeten Bruder seine letzte Ruhestätte fand. Diese neuerliche amerikanische Tragödie rief Trauer und Entsetzen nicht nur in Amerika, sondern in der ganzen Welt hervor.

Familie

Während eines Skiurlaubs in Mont Tremblant, Québec im Winter 1945 lernte Robert die Freundin seiner Schwester Patricia, Ethel Shakel, kennen. Bobby und Ethel heirateten schließlich am 17. Juni 1950. Aus der Ehe sind elf Kinder entsprossen:

Gerüchten zufolge hatte Kennedy, wie auch sein Bruder John F., in den 1960-ern eine Affäre mit Marilyn Monroe.

Auszeichnungen

Robert Kennedy war Ehrendoktor zahlreicher in- und ausländischer Universitäten, u. a. auch der FU Berlin. Zu seinem Gedenken wurde der „Robert F. Kennedy Human Rights Award“ für Menschenrechte gestiftet.

Schriften

  • Just Friends and Brave Enemies (1962)
  • Pursuit of Justice (1964)

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 30/1968 vom 15. Juli 1968
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Munzinger-Archiv GmbH, 1968