Ruttmann, Walter
Walt(h)er Ruttmann ( 28. Dezember 1887 in Frankfurt am Main; 15. Juli 1941 in Berlin) war ein deutscher Kameramann und Kulturfilmregisseur.
Leben
Der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns studiert ab 1907 Architektur in Zürich, ab 1909 Malerei in München, später in Marburg. Er hatte frühe Erfolge als Maler bis er 1913 zum Wehrdienst ging.
1914 ging er als Artillerie-Leutnant und Gasschutz-Offizier an der Ostfront; nach Sanatorienaufenthalten 1917 kehrte er als entschiedener Kriegsgegner heim. Er begann wieder zu malen, vor allem abstrakt, beschäftigt sich theoretisch mit dem Kino und gründet 1919 bei München eine eigene Filmfirma.
Am selbst konstruierten und patentierten Tricktisch entstand „Lichtspiel Opus I“ (1919 bis 21). Dieser 10minütige Experimentalfilm aus über 10.000 einzeln eingefärbten Bildern (häufig Wellenmotive) war der erste „absolute“ Trickfilm in Deutschland. Bis 1925 entstanden drei weitere abstrakte Kurzfilme: „Lichtspiel Opus II“, „Ruttmann Opus III“ und „Ruttmann Opus IV“, in denen Ruttmann seine Technik fortentwickelt und zu einem der wichtigsten Vertreter der filmischen Avantgarde der 1920er Jahre wurde.
Nach Reklamefilmen für Julius Pinschewer realisierte Ruttman für Fritz Langs Die Nibelungen (1922 bis 24) die Animation „Falkentraum“. Für Lotte Reiniger stellte er die bewegten Hintergründe und die Zauberszenen für den abendfüllenden Scherenschnitt-Animationsfilm „Die Geschichte des Prinzen Achmed“ (1923 bis 26) her.
Ruttmanns Hauptwerk war der experimentelle Dokumentarfilm „Berlin. Die Sinfonie der Großstadt“ (1926/27), ein 65minütiger, nach einer musikalischen Struktur aufgebauter, Querschnittsfilm, der einen Frühlingstag in Berlin vom Morgengrauen bis in die Nacht zeigt. Ruttmann, der mit seinen Aufnahmen von fahrenden Zügen, Maschinen, Büros, Verkehr, Sport und Nachtleben eine künstlerische Wirklichkeit schaffen und seine Zuschauer berauschen wollte, konnte die einen überzeugen, die „Berlin“ für das wichtigste Filmereignis seit Jahren halten, während andere kritisieren, daß der Film nicht das wirkliche Leben der berliner Menschen zeigte, sondern nur oberflächlich und formalistisch blieb.
1928 fingen die ersten Tonexperimente an: „Deutscher Rundfunk“. 1929 war er Teilnehmer am Kongress des unabhängigen Films in La Sarraz (Schweiz). Ruttmanns zweiter langer Film, „Melodie der Welt“ (1928/29), ein „symphonischer Dokumentarfilm“ für die Hamburg-Amerika-Linie, war der erste abendfüllende deutsche Tonfilm. 1932/33 drehte Ruttmann in Italien den Spielfilm „Acciaio“, eine Liebes– und Eifersuchtsgeschichte um zwei Stahlarbeiter, 1934 eine später nicht verwendete Rahmenhandlung für Leni Riefenstahl Parteitagsfilm Triumph des Willens. Danach arbeitet er als Regisseur beim UFA–Werbefilm, dreht Kultur-, Werbe-, Industriefilme.
Auf der Internationale Filmfestspiele von Venedig 1937 erhielt der Film „Mannesmann“ der die Fabrikation der nahtlosen Röhren behandelte und dabei ein großartiges Lebensbild vom Rhythmus deutscher Arbeit gab, den Pokal der Faschistischen Partei — eine bis dahin in dieser Filmgattung noch nicht verliehene Auszeichnung.
Am 15. Juli 1941 starb der erst 52jährige Kulturfilmregisseur Walter Ruttmann an den Folgen einer Embolie, die sich nach einer schweren Operation einstellte. Mit ihm war ein Mann dahingeschieden, der die Bedeutung, Größe und Tiefe der Aufgabe des Kulturfilms frühzeitig begriffen und in beispielhaften guten Schöpfung verwirklicht hatte.
Filmographie
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