Internationale Filmfestspiele von Venedig 1937

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Der für die Internationalen Filmkustausstellungen erbaute „Palazzo del Cinema“ in Venedig

Die 5. Internationalen Filmfestspiele von Venedig fanden vom 10. August bis 3. September 1937 statt. Diese Festspiele zählen zusammen mit den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und der Berlinale zu den bedeutendsten Filmfestivals der Welt und wurden erstmals 1932 in der italienischen Stadt Venedig ausgetragen.

Hintergrund

Auf dem Lido von Venedig wurde die fünfte Internationale Filmkunstschau vom italienischen Minister für Volkskultur, Dino Alfieri, in dem einst neu erbauten Vorführungsraum feierlich eröffnet. In seiner einleitenden Ansprache gab der Präsident der Internationalen Filmkunstschau Graf Volpi einen Überblick über die Entwicklung dieser seit 1932 bestehenden Einrichtung. Nach einer Rede des Präsidenten der internationalen Filmkammer, Loureau, betonte Minister Alfieri, daß die internationale Filmkunstausstellung seit ihrem Bestehen ihre volle Daseinsberechtigung erwiesen habe. Sehr herzliche Begrüßungsworte richtete er an den Präsidenten der Reichsfilmkammer Staatsminister a. D. Professor Dr. Lehnich und schloß mit einer Aufforderung an die Vertreter aller Staaten, sich für eine lebendige Entwicklung und künstlerische sowie technische Ausgestaltung des Filmwesens einzusetzen, weil kaum ein anderes Gebiet wie gerade der Film geeignet sei, die Beziehungen zwischen den Völkern enger zu gestalten.

Bei der Eröffnungsfeier waren vom Deutschen Reich außer Professor Lehnich Reichsamtsleiter Carl Neumann (Berlin), Reichshauptstellenleiter Curt Belling (Berlin), der Geschäftsführer der Reichsfilmkammer Karl Melzer und Ortsgruppenleiter der NSDAP in Venedig, Pg. Karhs vertreten.

Im Anschluß an die Eröffnungsansprachen nahmen die Filmvorführungen ihren Anfang. Nach einem sehr beifällig aufgenommenen ungarischen Film über den Besuch des italienischen Königspaares in Budapest kam der UFA-KulturfilmRöntgenstrahlen“ zur Vorführung, der in technisch vorbildlicher Weise die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten der Entdeckung des großen deutschen Forschers Röntgen auf dem Gebiete der Medizin, der Technik und der Wissenschaft aufzeigt. Der Film, der durch die Verknüpfung von Tonfilm mit wissenschaftlicher Photographie als eine einzigartige Meisterleistung angesprochen werden muß, wurde mehrmals durch brausenden Beifall unterbrochen. Dadurch, daß Italien diesen deutschen Kulturfilm bereits in der Eröffnungsveranstaltung zur Vorführung bringen ließ, gab es zu erkennen, welch hohen Wert man dem deutschen Kulturfilmschaffen beimißt. In der Annahmekommission erregten die deutschen Leistungen auf diesem Gebiete so starkes Interesse, daß außer den ursprünglich für die Internationale Filmkunstschau gemeldeten acht deutschen Kulturfilmen noch sechs weitere zur Vorführung gelangten.

Der Zuschauerraum des „Palazzo del Cinema“

Abschließend errang ein durch die Originalität auffallender Walt-Disney-Farbentrickfilm starken Erfolg, der einen heiteren und sehr einfallsreichen Wettstreit zwischen zwei verschiedenen Orchestern zum Gegenstand hatte. Als erster Spielfilm auf der Internationalen Filmkunstschau in Venedig kam am zweiten Abend der Vorführungen das amerikanische Lustspiel „Shall we dance“ zur Aufführung, ein Film, der seinen Erfolg dem flotten Zusammenspiel des Tänzerpaares Fred Astaire und Ginger Rogers verdankt. Allerdings konnte nicht übersehen werden, daß das Stück in den Dialogen manchmal etwas weitschweifig war, aber schließlich brachte Musik und viel Tänze die Handlung immer wieder in Fluß.

„König Salomons Bergwerke“, ein englischer Film, war ein von reichlicher Phantasie erfülltes Werk, das im Rahmen einer Tagebuchbeschreibung mit Diamantensuchern in den dunklen Erdteil Afrika führt. Die musikalische Begleitung war geschickt auf die Naturbilder abgestimmt. Paul Robeson, der singende Negerriese, stand im Vordergrund der Handlung. Von dem französischen Film „Le Messager“, unter der Leitung von Raymond Rouleau hergestellt, waren die starken Leistungen der Hauptdarsteller Jean Gabin und Gaby Morley hervorzuheben; wegen seiner sonstigen Schwächen und Längen fand der Film aber nur geringen Beifall.

Den einzigen wirklich starken Erfolg des zweiten Abends errang der UFA-Kulturfilm „Das Sinnesleben der Pflanzen“, in dem die Reaktion der Pflanzenorgane auf die verschiedenen äußeren Einflüsse in hervorragenden Zeitraffbildern anschaulich gezeigt wurde. Von den Masten des neuen Filmtheaters am Lido, dem „Palazzo del Cinema“, eigens für die Internationale Filmkunstausstellung gebaut, flatterten die farbenfreudigen Fahnen den Gästen aus allen Weltteilen ihr Willkommen zu. 17 Nationen hatten zur V. Internationalen Filmkunstausstellung ihre besten Spitzenleistungen gemeldet; Deutschland war mit acht Spielfilmen und vierzehn Kulturfilmen vertreten. Darüber hinaus hatte Deutschland noch eine Anzahl von Spiel- und sonstigen Filmen nach dem Lido entsandt, die im Rahmen von Interessenten- und Pressevorstellungen außerhalb des eigentlichen Wettbewerbes gezeigt werden sollten.

Die Annahmekommission hat alle Filme gewissermaßen wie an einem laufenden Bande an sich vorbeiziehen sehen. Etwas abgekämpft sahen die Männer der Annahmekommission aus. Bis in die Nächte hinein hatte man im Filmraum sitzen müssen, um das gewaltige Arbeitsmaß zu erfüllen – dazu noch die große Hitze. Mit einer Verbesserung des Gesamtniveaus hatte man kaum gerechnet. Mit anderen Worten, man folgerte, daß die internationale Filmkunst mit Ausnahme vielleicht des Kulturfilms seit dem vergangenen Jahre 1936 keine besonderen Fortschritte gemacht habe. Man war bei dem Herkömmlichen geblieben, bei dem gesammelten Erfahrungsgut, und schien Experimente avantgardistischer Art zu scheuen. Die Annahmekommission legte sehr strenge Maßstäbe an, sie verfolgte nicht umsonst das Ziel, daß die Internationalen Filmkunstausstellungen das ihrige dazu beitragen sollten, den Blick der Sachverständigen, der fachlich Interessierten, der Filmwirtschaftler, Filmkünstler und insbesondere auch der Journalisten für die Aufgaben der Filmkunst zu weiten. Gerade deshalb waren ja der Verlauf und der Überblick dieser Veranstaltung so besonders interessant.

Deutschland lag gut im „Rennen“. Verschiedene seiner Spielfilme waren für die stark umkämpften Abendveranstaltungen ausersehen. Stark umkämpft deshalb, weil natürlich jedes Land einige der festlichen Abendveranstaltungen für sich verbuchen wollte. Auch die deutschen Kulturfilme hatten den Publikum sehr gut gefallen. Man konnte immer wieder feststellen, daß Kulturfilme allgemein zu jener Zeit sehr beliebt waren. Selbst ein so international zusammengesetztes Publikum wie es am Lido anzutreffen war, verfolgte immer mit besonderem Interesse die Vorführung von Kulturfilmen.

In den vergangenen Jahren stand lediglich ein Filmtheater im Freien, am Strand gelegen, für die Vorführungen zur Verfügung und für Presse- und Interessentenvorführungen noch ein kleiner, schlecht gelüfteter Raum. Im Jahre 1937 hatte man außer dem hübsch renovierten Kino im Freien noch den sehr behaglich ausgestatteten neuen „Palazzo del Cinema“, der 1.200 Personen Platz bot. Im März 1937 hatte man mit den Bauarbeiten begonnen – für ein Theater, das nur drei Wochen im Jahre in Betrieb sein würde. Seine Baukosten haben vier bis fünf Millionen Lire beansprucht. Groß und klar gegliedert, gefiel die sachliche Form des neuen Theaters ungemein. Auf Holzroste gebaut, mußten die Fundamente zum Teil bis zu 12 Meter tief gegründet werden. Durchschnittlich haben 450 Arbeiter an dem Bau gearbeitet.

Mit dem Hotel „Excelsior“ und damit mit dem Kino im „Freien“ war das neue Theater durch einen 150 m langen unterirdischen Gang verbunden, so daß man, sollte plötzlich auftretendes schlechtes Wetter die Vorstellung im Freien unterbrechen, sie sofort gleich nebenan fortsetzen konnte. Die Gäste gelangten dann durch den unterirdischen Gang trockenen Fußes zum neuen Theater. Sein Inneres war außerordentlich geräumig; Treppen mit Marmorstufen, schön geschwungene Foyers und Wandelhallen. Vom ersten Rang sank sich eine breite Treppe zum Parkett hinunter. Nußbaumgetäfelte Wände, im gleichen Holz die Bestuhlung gehalten, jeder Sessel ein Klubsessel mit hellem Polster. Zur besseren Akustik, aber auch zur Brandsicherheit, waren die Wände mit Glaswolle ausgefüllt. Im Vorführungsraum standen italienische Apparaturen, gleich nebenan bauten Monteure der Firma Siemens und Halkse einen deutschen Ernemann-Projektor mit Siemens-Speziallampe für die Vorführung des FarbenfilmsDeutschland“ ein, der nach dem Siemens-Berthon-Verfahren gedreht wurde. Am 23. August war die Welturaufführung dieses Films. Gleich danach wurde er im Rahmen der Deutschen Kulturwoche in Paris gezeigt.

Preisträger

Literatur