S. Hirzel Verlag

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Das Geschäftshaus im Jahre 1940

Der S. Hirzel Verlag ist ein Wissenschafts- und Sachbuchverlag mit Sitz in Stuttgart. Er ist Teil der Mediengruppe Deutscher Apotheker Verlag.

Geschichte

Der Verlag Hirzel ist aus der 1682 gegründeten Weidemannschen Buchhandlung hervorgegangen. Gründer war der in Speyer der vierundzwanzig-jährige Georg Moritz Weidmann (der Ältere), in dessen Familie die Firma 140 Jahre verblieb. Sie nahm rasch eine große Entwicklung. Ein Höhepunkt trat 1762 ein, als Philip Erasmus Reich, einer der bedeutendsten Gestalten in der vierhundert-jährigen Geschichte des Deutschen Buchhandels, Teilhaber wurde. Ihm gelang es in kurzer Zeit hervorragende Autoren für den Verlag zu gewinnen, so unter anderem Gellert, Lessing, Wieland, Gleim, Lavater.

Reichs größte Tat aber wahr, daß der deutschen Buchhandel unter seiner Führung den Sitz von Frankfurt am Main nach Leipzig verlegte und Leipzig nun zum buchhändlerischen Mittelpunkt des Deutschen Reiches wurde. Nach seinem Tode kam für die Firma eine wenig fortschrittliche Zeit, bis der Berliner Verleger Reimer die Weidmannsche Buchhandlung Erwerb.

Georg Andreas Reimann überließ die Verlag 1832 seinem Sohne Karl Reimer und seinem Schwiegersohne Salomon Hirtel. In jugendlicher Begeisterung brachten sie die Firma rasch wieder zu früheren Bedeutung. Auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften war die Weidmansche Buchhandlung bald ein führender Verlag.

Als Ende 18377 Göttinger Professoren ihres Amtes enthoben wurden, weil sie das neue Verfassungsgesetz des Königs Ernst August von Hannover als Verfassungsverletzung ansahen, wandten sich die beiden Schwager an die Brüder Grimm mit dem Vorschlage, die erzwungene Muße mit der Arbeit an einem großen deutschen Wörterbuch nach Art des Dictionaire de l` Academie auszufüllen. Das war, wie der berühmte Kunst Historiker Anton Springer einmal schrieb, „eine nationale Tat“.

Am 1. Januar 1853 trennten sich die beiden Schwager in freundschaftlicher Weise. Die Teilung des Verlages wurde bis ins einzelne auf das gewissenhafteste vorgenommen. Reimer ging zurück nach Berlin und Betrieb nun die Firma unter den alten Namen der Weidemannschen Buchhandlung, während Hirtel den auf ihn gekommenen Teil des Verlages und der eigenen Namen weiter führte.

In seinem Verlag schuf sich Samuel Hirtel das wahre Denkmal seiner Eigenart. Sohn eines Züricher Professors und Erbe eines alten Geschlechtes, das hohe und höchste Ämter im Frieden und Krieg verdienstvoll verwaltet hatte, war S. Hirte ebensolcher Gelehrter wie großzügiger Verleger.

Die Entwicklung des Verlages war denn auch dieses Mannes wert. Neben Grimms Wörterbuch entstand eine Reihe in der Germanistik früh in Erscheinungen.

Für eine große Staatengeschichte der neuen Zeit mit Werken wie Spgringers Österreich, Paulis England, Baumgartens Spanien wurde unter anderem auch Treitschke gewonnen, dessen mächtige geistige Persönlichkeit, wie der Historiker Alfred Dove sagte, zuerst Hirtel mit nachfühlender Einsicht erkannt hatte.

Als S. Hirtel im Februar 1877 starb, setzte sein Sohn Heinrich der ältere die Situation tatkräftig fort. Wertvolle Geschichtswerke entstanden: Max Lehmanns Biographien Scharnhorst und Freiherr von Stein, Reinhold Kosers Briefwechsel Friedrich des Großen u..s.w.

Mit Zustimmung Bismarcks wurden dem Verlag die „Publikation aus dem preußischen Staatsarchiven“ übertragen, darunter bedeutende dokumentarische Werke, z.B. „Preußen im Bundestag“, einer der lehrreichsten aller Enthüllungen dieses großen deutschen Staatsmannes. An andersartigen Veröffentlichung kam noch das umfangreiche Inschriftenwerk des Halleschen Archäologen Dittenberger, die Archäologischen Schriften seines Bruders Rudolf Hirzel und die Schriften des berühmten Romanisten der Berliner Universität Adolf Tobler hinzu.

Nach dem frühen Tod seines Vaters übernahm im Juli 1894 der 26-jährige Sohn Georg Hirzel den Verlag. Die Zeichen der Zeit folgend, baute er ihn in zielbewußter Weise vor allem auch auf den naturwissenschaftlichen und medizinischen Gebieten aus, die damals schon durch außer ordentliche Fortschritte die verlegerische Welt beeinflußt hatten.

Ihm gelang es, den Glanzstücken des Verlages auf geisteswissenschaftlichen Gebiet Ebenbürtiges aus den naturwissenschaftlich-medizinischen Forschungsgebieten gegenüberzustellen. Kaysers Handbuch der Spektroskopie – Abeggs Handbuch der anorganischen Chemie- Engler Höfers Handbuch, das Erdöl – Ubbelohdes Handbuch der Chemie und Technologie der Öle und Fette – Rubners Handbuch der Hygiene - Das Handbuch der allgemeinen Pathologie von Krehl und Marchand zeugen davon nicht weniger als die Handatlas der Anatomie des Menschen von Spalteholz und zahlreiche Lehrbücher für das Hochschulstudium. Auch die Entstehung der „Physikalischen Zeitschrift“ geht auf eine Anregung von Georg Hirtzel zurück.

Selbst im Ersten Weltkrieg erfuhr der Verlag keine spürbaren Einschränkung. 1919 überließ ihm Generalfeldmarschall von Hindenburg sein einziges Buch, die „Erinnerung aus meinen Leben“, die einen außerordentlichen buchhändlerischen Erfolg auch in zahlreichen fremden Sprachen hatte. Die Universität Leipzig verlieh Georg Hirtzel zu ihrem Jubiläum 1909 den Ehrendoktor, die Technische Hochschule Karlsruhe den Doktor ing. ehrenhalber. Er starb am 15. Mai 1924.

Heinrich Hirtzel der jüngere, schon seit einigen Jahren Teilhaber, übernahm nun die Führung des Verlages. Den Ausbau der medizinischen Produktion leitete in den ersten Jahren Dr. Wilhelm Burlage, der sich jedoch bald seinen ärztlichen Beruf wieder zuwandte und aus der Firma ausschied. Heinrich Hirtzel widmete sich der Fortsetzung der großen Wörter- und Handbücher der Veranstaltung neuer Auflagen überkommener bewährter Werke wurden die Germanistik, die Geschichte, Volks- und Landesforschung, die Philosophie und Psychologie, die Medizin (z.B. Stoeckels Lehrbuch der Gynäkologie - Dietrich Pathologie und pathologische Anatomie), die Mathematik, Physik, Chemie, Technik und noch manches andere. Wissensgebiet um zahlreiche Veröffentlichungen bereichert. Es ist in diesem Rahmen unmöglich sie im einzelnen auch nur zu einem kleinen Teil auszuführen.

Eine neue Abteilung des Verlages entstand ca. 1930, den man den Namen „Deutsche Landes – und Volksforschung“ geben hat. Zu ihr gehörte vor allem die neuen wissenschaftlichen Zeitschriften: Deutsches Archiv für Landes-und Volksforschung, Jomsburg (Völker und Staaten im Osten und Norden Europas) und das Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik, ferner die umfangreiche Sammlung „Deutschland und der Osten“, die von führenden deutschen Historikern herausgegeben, wertvolles Quellenmaterial entschlossen hatte und durch wissenschaftliche Einzeluntersuchung schon manche Grundlagen geliefert hatte. Eine Fundgrube und Sammelstätte alle Forschung über das Deutschtum in Polen waren die wissenschaftlichen Veröffentlichung der Historischen Gesellschaft in Polen, die allen in den 1930iger Jahren etwa 70 Bindung umfaßten. – Bemerkenswert waren auch die für die ganze wissenschaftliche Volksforschung grundlegende Atlas der deutschen Volkskunde, die maßgebenden Werke Bach, Deutsche Volkskunde und Kayser, Bevölkerungsgeschichte Deutschlands, die Deutschen Schriften für Landes- und Volksforschung und die Forschung zur deutschen Landeskunde.

Unter den vielen neuen Verfassern naturwissenschaftlicher Werke befanden sich allein acht Nobelpreisträger: Debye, Dirac, Heisenberg, Lenard, Ostwald, Planck, Schrödinger, Stark.[1]

Den geistigen Regungen deutschen Lebens allzeit aufgeschlossen, immer sich bemühend, nach dem Maß strenger Wissenschaftlichkeit aus den vielen Guten möglichst das Beste auszulesen, hatte sich der Verlag gedeihlich entwickelt. Oft hatte er den Dienst an deutscher Wissenschaft über die Gesetze der Wirtschaftlichkeit gestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Zuge der deutschen Teilung nach der Übersiedlung der damaligen Eigentümer des Hirzel Verlags zunächst in Zürich, dann in Stuttgart weitere Niederlassungen des Verlages gegründet. 1963 verstarb mit Heinrich Hirzel der letzte im Verlag tätige Erbe. Sechs Jahre später wurde der Verlag von der Mediengruppe des Deutschen Apotheker Verlags erworben.

Nach dem Mauerfall konnten 1992 der seit 1952 unter staatlicher Verwaltung stehende S. Hirzel Verlag Leipzig und der Stuttgarter S. Hirzel Verlag wieder zusammen geführt werden.

Fußnoten

  1. Georg Merseburger (Hg.): Leipziger Jarbuch 1940, Verlag Otto Byer, Leipzig 1940