Heisenberg, Werner
Werner Karl Heisenberg ( 5. Dezember 1901 in Würzburg; 1. Februar 1976 in München) war einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts und Nobelpreisträger. Er formulierte 1927 die nach ihm benannte Heisenbergsche Unschärferelation, welche eine der fundamentalen Aussagen der Quantenmechanik trifft – nämlich, daß bestimmte Meßgrößen eines Teilchens (etwa sein Ort und Impuls) nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt werden können.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Werner Karl Heisenberg wurde am 5. Dezember 1901 als zweiter Sohn des Universitätsprofessors Dr. August Heisenberg, eines bekannten Byzantinisten, und seiner Frau Anni, geborene Wecklein, in Würzburg geboren. Sein älterer Bruder Erwin (1900–1965), der 1918 noch dem Deutschen Heer beitrat, wurde nach dem Ersten Weltkrieg Chemiker.
Er besuchte in München das humanistische Maximilian-Gymnasium und studierte Physik. Nachdem er in München bei Prof. Arnold Sommerfeld 1923 promoviert hatte, habilitierte er sich 1924 in Göttingen. Von 1924 bis 1927 war er Privatdozent für Physik in Göttingen und an der Universität Kopenhagen (bei Niels Bohr). 1927 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Leipzig, wo er Leiter des Theoretisch-Physikalischen Instituts war. 1941 wurde Heisenberg zum Direktor am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik (dem späteren Max-Planck-Institut) in Berlin-Dahlem berufen. Gleichzeitig wurde er Ordinarius an der Berliner Universität.
Heisenberg hat zusammen mit Max Born und Pascual Jordan die Quantenmechanik geschaffen und vervollständigt und 1927 die „Heisenberg'sche Unbestimmtheitsrelation“ aufgestellt, nach der es physikalisch unmöglich ist, Ort und Impuls z. B. eines Elektrons für den gleichen Zeitpunkt mit absoluter Genauigkeit zu bestimmen. Seine Hauptarbeiten lagen dann auf dem Gebiet der Atomphysik.[2]
Werner Karl Heisenberg war einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts (Quantenmechanik, Unschärferelation, Nutzung der Atomenergie) und wurde 1933 mit dem Physik-Nobelpreis (für das Jahr 1932) ausgezeichnet. Wurde er ursprünglich von Verfechtern der Deutschen Physik als Denker in der Art Einsteins attackiert, in SS-Organen sogar als „Charakterjude“ bezeichnet, machte Himmler durch persönliche Intervention diesen Angriffen ein Ende. Heisenberg veröffentlichte in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland die „Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaften“ (1935), „Die Einheit des naturwissenschaftlichen Weltbildes“ (1942) und „Die physikalischen Prinzipien der Quantentheorie“ (1944).
Ab 1939 war er im Auftrage des Heereswaffenamtes am „Uranprojekt“ beteiligt. In seinen Erinnerungen („Der Teil und das Ganze“, München 1969) brachte er seine Freude zum Ausdruck, daß die deutsche Regierung in der Kriegszeit den Versuch zur Konstruktion von Atombomben nicht angeordnet hatte („Die Physiker hatten keinen Grund, eine Revision dieser Entscheidung anzustreben.“). In den unterirdischen Anlagen von Haigerloch (Neckar) nahm er im Frühjahr 1945 den ersten deutschen Kernreaktor in Betrieb. Nach Kriegsende für einige Zeit in England interniert, wurde er später in der Bundesrepublik Chef des Max-Planck-lnstituts für Physik und Präsident des Deutschen Forschungsrates. Es gibt Spekulationen darüber, daß Heisenberg während des Krieges von den VSA, unter Zuhilfenahme seiner internationalen „Kollegen“ entführt oder sogar ermordet werden sollte.[3] Der Freikorpsmann von 1919 setzte seine Unterschrift unter Aufrufe von Linksintellektuellen gegen „Wiederbewaffnung“ und zum Verzicht auf das völkerrechtswidrig annektierte Ostdeutschland.
Nobelpreis für Physik 1932
Die Quantentheorie als zentrale Theorie der modernen Physik entwickelte sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Zu ihrer Entstehung trugen viele Wissenschaftler bei. Die Arbeiten Heisenbergs haben diese jedoch entscheidend vorangetrieben. Sie entstanden in den Jahren 1924 bis 1927. Die so genannte Heisenbergsche Unschärferelation der Quantenphysik sagt aus, daß zwei komplementäre Eigenschaften eines Teilchens ‐ zum Beispiel Ort und Impuls ‐ nicht gleichzeitig genau bestimmt werden können. Vielmehr führe die genaue Kenntnis der einen Größe zu einem Verlust an Erkenntnis bei der jeweils anderen. Die Unschärferelation kann nicht mit unvollständigem Wissen des Beobachters erklärt werden. Sie ist vielmehr von prinzipieller Natur und wird als Ausdruck des Wellencharakters der Materie betrachtet. Sie gilt als Grundlage der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik, die auf die gemeinsame Auffassung von Werner Heisenberg und Niels Bohr zurückgeht.
Leopoldina
- Werner Heisenberg studierte von 1920 bis 1923 Physik an der Universität München. Er wurde mit einer Arbeit „Über Stabilität und Turbulenz von Flüssigkeitsströmen“ promoviert und setzte seine Ausbildung an der Universität Göttingen fort. 1924 wurde er Assistent bei Max Born (Nobelpreis für Physik 1954), bei dem er sich auch habilitierte. Während dieser Zeit begann er, sich mit der Quantenmechanik zu beschäftigten. In den Jahren 1924/25 war er als Stipendiat bei Niels Bohr an der Universität Kopenhagen tätig. Zu dieser Zeit begründete er mit Max Born und Pascual Jordan die Quantenmechanik. 1927 wurde er im Alter von erst 26 Jahren Professor an der Universität Leipzig und Leiter des dortigen Theoretisch‐Physikalischen Instituts. Im gleichen Jahr veröffentlichte er seine Theorie „Über den anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik“. 1928 erschien sein Buch Die physikalischen Prinzipen der Quantentheorie. Im Folgejahr war er viel unterwegs, um Vorträge zu halten, unter anderem in den Vereinigten Staaten, Japan und Indien. […] 1941 wurde er zum Direktor des Kaiser‐Wilhelm‐Instituts (später Max‐Planck‐Institut) in Berlin berufen. Außerdem erhielt er eine Professur an der Universität Berlin. Dort hatte er auch die Leitung des deutschen Uranprojekts inne, dessen Ziel es war, Atomenergie für militärische Zwecke nutzbar zu machen. 1945/46 wurde Heisenberg mit anderen Atomforschern, unter ihnen Otto Hahn, Max von Laue sowie Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker, auf dem englischen Landsitz Farm Hall in der Nähe von Cambridge interniert. Die Gespräche, die die Physiker dort führten, wurden abgehört. Sie sind als Farm‐Hall‐Protokolle in die Geschichte eingegangen. Nach seiner Entlassung wurde Heisenberg Leiter des Max‐Planck‐Instituts für Physik in Göttingen. Während dieser Zeit beschäftigte er sich mit kosmischer Strahlung, die bei Atomspaltungen im Weltall entsteht, außerdem mit Plasmaphysik sowie mit Elementarteilchenphysik. Das Jahr 1948 verbrachte er als Gastdozent in Cambridge. 1949 übernahm er die Präsidentschaft des Deutschen Forschungsrats und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. 1952 wurde er Vizepräsident des Europäischen Rats für kernphysikalische Forschung, 1953 wurde er erster Präsident der wieder errichteten Alexander‐von‐Humboldt‐Stiftung in Bonn. Dieses Amt behielt Heisenberg bis 1975 inne. 1957 gehörte er zu den Unterzeichnern der Göttinger Erklärung, in der führende Atomwissenschaftler auf die Gefahren von Atomwaffen hinwiesen und sich gegen die Aufrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen aussprachen. 1958 wurde er Professor an der Universität München. Zugleich wurde der Standort des Göttinger Max‐Planck‐Instituts für Physik ebenfalls nach München verlegt. Heisenberg wurde neben Ludwig Biermann zum Kodirektor ernannt. Dort stellte er 1958 seine „Einheitliche Theorie der Elementarteilchen“ vor, die als „Weltformel“ bekannt wurde und die er am 25. April anlässlich des 100. Geburtstages von Max Planck präsentierte.[4]
Tod
Prof. Dr. Werner Karl Heisenberg, einer der bedeutendsten Physiker der Weltgeschichte, der wichtige Beiträge zur Elementarteilchenphysik sowie zur Kernphysik lieferte und die Quantenmechanik begründete, verstarb am 1. Februar 1976 in München.
Familie
Am 29. April 1937 heiratete Heisenberg in Berlin Elisabeth „Li“ Schumacher, die Tochter des Berliner Ökonomie‐Professors Hermann Schumacher. Das Paar bekam sieben Kinder. Unter ihnen sind der spätere Genetik‐Professor und Biophysiker Martin Heisenberg und der Physiker Jochen Heisenberg. Heisenbergs Tochter Christine ist seit 1966 mit dem Enkel von Thomas Mann, Frido Mann, verheiratet. Der Regisseur Benjamin Heisenberg ist sein Enkel.
Zitate
- „Die Niederlage im Ersten Weltkrieg war ein Schock. Aber der eigentliche, der unüberwindliche Schock war die Unterschrift deutscher Politiker unter die Lüge, Deutschland sei alleinschuldig am Kriege gewesen. Diese Kriegsschuldlüge hat uns zutiefst erbittert“ [5]
- „Niemand weiß, was die Zukunft bringen wird und von welchen geistigen Mächten die Welt regiert werden wird, aber wir können nur damit anfangen, daß wir etwas glauben und etwas wollen.“[6]
- Ich denke, daß es möglich ist, den Magnetismus als Energiequelle zunutzen. Aber wir Wissenschafts-Idioten schaffen es nicht. Das muß von Außenseitern kommen.[7]
Ehrungen und Auszeichnungen (Auszug)
- 1933 Nobelpreis für Physik für das Jahr 1932
- 1933 wurde ihm die Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft verliehen.
- 1943 erhielt Heisenberg den Kopernikus-Preis der Universität Königsberg.
- 1957 wurde er mit der Friedensklasse des Pour le Mérite ausgezeichnet.
- 1964 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband ausgezeichnet.
- 1970 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa
- 1973 wurde ihm der Romano-Guardini-Preis verliehen, den bis dahin ausschließlich Theologen erhalten hatten.
- Barnard-Medaille New York
- Matteucci-Medaille (Rom),
- Grotius-Medaille,
- Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München
- Bayerischer Verdienstorden
- Niels-Bohr-Medaille
- Heisenberg war Mitglied in zahlreichen Akademien der Wissenschaften und Ehrendoktor zahlreicher Universitäten und Hochschulen, unter anderem 1961 von der Technischen Hochschule Karlsruhe sowie ab 1933 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.
- Am 23. Mai 2000 wurde ein Asteroid nach Werner Heisenberg benannt: (13149) Heisenberg.
- Seit April 2009 steht seine Büste, entworfen von dem akademischen Bildhauer Toni Preis, in der Ruhmeshalle in München.
- Nach Heisenberg wurden einige Schulen benannt, unter anderem die Werner-Heisenberg-Realschule Ratingen, die Berufsfachschule in Rüsselsheim und mehrere Gymnasien.
Siehe auch
Fußnoten
- Geboren 1901
- Gestorben 1976
- Deutscher Physiker
- Kernphysiker
- Deutscher Nobelpreisträger
- Deutscher Hochschullehrer
- Träger des Nobelpreises für Physik
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Sachbuchautor
- Sigmund-Freud-Preisträger
- Ehrendoktor einer Hochschule
- Hochschullehrer (Universität Leipzig)
- Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Hochschullehrer (Georg-August-Universität Göttingen)
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Mitglied der Leopoldina
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
- Ehrendoktor des Karlsruher Instituts für Technologie
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Mitglied der Accademia dei Lincei
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Mitglied der National Academy of Sciences
- Mitglied der American Philosophical Society
- Wissenschaftliches Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
- Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft
- Mitglied der Royal Society
- Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina