Schaetzler, Fritz

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Der Kammersänger im Urlaub
„Nun erst recht...“

Fritz Schaetzler (Lebensrune.png 13. Mai 1898 in Nürnberg; Todesrune.png 3. Februar 1994 in La Habra[1], Kalifornien) war ein deutscher Kammersänger in der Stimmlage Bariton.

Wirken

Als Fähnrich im Ersten Weltkrieg in der Dritten Flandernschlacht von 1917 wurde Fritz Schaetzler schwer verwundet. Sein rechter Unterschenkel wurde in der Mitte zerschmettert und wurde im Feldlazarett notamputiert. Unterhalb des Knies klafften zwei tiefe Fleischwunden. Im aufgerissenen Oberschenkel steckten Kanülen, die dem Abfluß dienten. Die rechte Handhälfte hatte einen Granatsplitter abbekommen. Der Radialisnerv des Oberarms wurde von einem Geschoß durchschlagen. An der rechten Halsseite hatte er ein Splitter unmittelbar neben der Schlagader eine äußerst gefährliche Wunde verursacht. Durch die linke Wange war ein Schuß in den Oberkiefer gegangen, und durch einen Steckschuß war das rechte Auge verletzt.

Er wurde in einen Reservelazarett in einer kleinen norddeutschen Stadt Ülzen eingeliefert. Wie ein Sterbender lag Schaetzler auf dem Wagen, der ihn aus dem Krankenzimmer in den Verbandsaal brachte. Halb im Dämmerzustand, spürte er doch die mitleidigen Blicke der Kameraden, an denen er vorbeigefahren wurde. Einige waren wohl davon überzeugt, daß er am nächsten Tage diese Fahrt nicht mehr miterleben würde und die anderen wünschten ihm, daß er bald und möglichst schmerzlos diese Welt verließe.

So dachten die Kameraden, und so dachten die vielen Menschen, die ihn ein halbes Jahr später in Nürnberg sahen. Wenn er im Rollstuhl herumgefahren wurde oder mit einer Radialschiene angetan an Krücken ging. In ihren Augen las er die mitleidvolle Frage: „Du armer Kerl, dem man die geradegewachsenen Glieder zerschossen hatte, was wird einmal aus dir?“

Fritz Schaetzler war ein sehr optimistischer Mensch und ein froher und lebenslustiger Mann; der seit 1919 als Kammersänger an einem Staatstheater tätig war und die Zuschauer hatten etwa an die 20 Jahre von den schweren Verwundungen des Kämpfers aus dem Ersten Weltkrieg nichts gemerkt.

Obwohl Fritz Schaetzler sich selber nicht mehr belastet fühlte nach dem er den Weg zur Bühne erkämpft hatte, lag ihm sehr daran, daß möglichst wenige um seine Verwundungen wußten.

Schaetzler vermutete, daß seine künstlerische Wirkung darunter leiden würde, wenn er als eleganter Graf Liebenau im „Waffenschmied“ (siehe z.B. hier), als lustiger Figaro oder als fröhlicher Papageno in der „Zauberflöte“ der Gegenstand mitleidiger Gedanken gewesen wäre.

Fast zwanzig Jahre blieb seine Verwundungen ein Geheimnis, und kaum ein Mensch hätte davon erfahren, wenn nicht Schaetzler selbst eines Tages im Verfolg einer bestimmten Absicht darüber gesprochen hätte.

Im Zweiten Weltkrieg, im Sommer 1940 besuchte Schaetzler einen Freund in einem Krankenhaus, dessen ein Teil als Lazarett eingerichtet wurde. Im Garten sah Schaetzler zwei amputierte Soldaten mit ihren Krücken. Bedrückt standen sie nebeneinander und Schaetzler merkte ihnen an, welch trüben Gedanken sie nachhingen.

Schaetzler trat zu ihnen und hielt ihnen einen kleinen Vortrag über das Laufen mit der Prothese, zeigte ihnen, daß man tanzen und springen kann, und führte ihnen zum Schluß einen Hundertmeterlauf vor. Erst als sie sich durch Beklopfen davon überzeugt hatten, glaubten sie, daß auch er eine Prothese trug.

In jener Stunde, faßte Schaetzler den Plan, ein Buch zu schreiben. Das Buch sollte allen Leidenden neuen Mut geben und ihnen den Weg zeigen, auf dem man wieder ein ganzer Kerl werden kann, wenn man nur den guten Willen dazu hatte. Schaetzler wußte, daß seine Leistungen außergewöhnlich waren. Es gab wenige Amputierte, die einen Schipreis errungen hatten, die auf der Bühne standen und so hundertprozentig geworden sind wie er selbst.

Aber Fritz Schaetzler wollte erreichen, daß alle Leidensgefährten ihm nacheifern und zur Überzeugung gelangen, daß bei ernsthaftem Wollen auch sie keinen Grund haben, zu verzweifeln.

In erster Linie wollte er mit dem alten Vorurteil aufräumen, daß ein Mensch, der ein Glied eingebüßt hatte, nun etwa ein „Krüppel“ sei, daß ein Mensch, der sein Bein verloren hatte, zeitlebens mit dem Stock gehen müsse.

Dabei wußte er genau, daß ein Unterschenkelamputierter leichter läuft als ein Oberschenkelamputierter, daß ein Doppelamputierter noch größere Schwierigkeiten hatte. Aber sein Beispiel sollte zeigen, wie man mit der rechten inneren Haltung, ob es sich nun um körperliche oder seelische Leiden handelte, viel glücklicher wird, als wenn man resigniert und mit seinem Schicksal hadert.

Man sollte nicht neidisch auf den anderen sein, dem es besser erging, sich nie hineinsteigern ins eigene Leiden, sondern mit Humor und Lebensfreude zu seinem Schicksal stehen.

Sie wollten nicht bemitleidet werden, sie fordern Vertrauen und Glauben an ihre Kräfte!

In Stuttgart bat Schaetzler den Intendanten, ihn an dem Tag zu entlassen, an dem der Regisseur Rücksicht auf seine Verwundungen nehmen wollte.

1948 übersiedelte Fritz Schaetzler in die VSA, dort lebte er als Gesangspädagoge in Hollywood.

Auszeichnungen

Schriften

  • Nun erst recht! Ein Schwerverwundeter geht zur Bühne, Deutscher Verlag, Berlin 1943

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Nachruf auf Fritz Schaetzler in der Weltnetz-Ausgabe der Los Angeles Times vom 26. Februar 1994