Seegefecht bei den Kokosinseln

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Das vom Käpitän von Müller gestrandete Wrack der SMS „Emden“ 1914 auf einem Riff vor den britischen Kokosinseln

Das Seegefecht bei den Kokosinseln war eine Seeschlacht im Ersten Weltkrieg zwischen dem kühnen deutschen Eroberer und Kaperschiff SMS „Emden“ und dem Leichten Kreuzer der australischen Marine HMAS „Sydney“. Das deutsche Kriegsschiff der Kaiserlichen Marine wurde dabei schwer beschädigt, war vor den Kokosinseln gestrandet und mußte am 9. November 1914 verlassen werden.

Geschichte

Der Landungszug der SMS „Emden“ will mit einem alten Dreimaster, hier im Hintergrund zu sehen, dem Feind entkommen. Sie gingen im Dezember 1914 in Indonesien an Land.
Rückkehr der abgekämpten, aber glücklichen Helden: Kapitänleutnant Hellmuth von Mücke wird am 23. Mai 1915 in Konstantinopel mit Blumen begeistert empfangen. Es ist das spektakuläre Ende einer unglaublichen Odyssee um den halben Erdball. Als das Schiff im November 1914 überraschend angegriffen und zerstört wurde, saß er mit 49 Seeleuten auf der winzigen Direction Island im Indischen Ozean fest. Doch von Mücke ließ einen morschen Schoner kapern und schlug sich damit mit seinen Männern bis nach Sumatra durch. Von dort ging es, versteckt auf einem Handelsschiff, weiter bis zur Arabischen Halbinsel und dann zu Fuß durch die Wüste bis in das Herrschaftsgebiet des mit den Deutschen verbündeten Osmanischen Reichs. Am Ende überlebten 37 der 50 Mann.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges verließ die „Emden“ am 2. August 1914 die deutsche Kolonie Tsingtau und führte zunächst als selbständig operierender Teil des Deutschen Kreuzergeschwaders Ostasien einen erfolgreichen Kreuzerkrieg in der Tsushima-Straße. Das Schiff wurde für die Feindfahrt mit einem falschen (vierten) Schornstein versehen, um das Aussehen eines britischen Kreuzers der Town-Klasse vorzutäuschen. Während ihres Kreuzerkrieges hatte die „Emden“ in zwei Monaten 23 Handelsschiffe mit 101.182 BRT feindlichem Schiffsraum aufgebracht. Allein 16 britische Handelsschiffe wurden versenkt und weitere sieben Schiffe aufgebracht. Weiterhin wurden Öllager in Madras zerstört, der russische Geschützte Kreuzer „Schemtschug“ sowie der französische Torpedobootzerstörer „Mousquet“ im Hafen von Penang versenkt. Die Versenkung des weitaus stärkeren russischen Kreuzers stellte angesichts der schwächeren Bewaffnung der „Emden“ in jedem Fall eine bemerkenswerte Leistung dar. Ihre Aktivität hielt eine große Anzahl alliierter Kriegsschiffe, die gegen sie eingesetzt werden mußten, von anderen wichtigen Aufgaben ab. Sie war der erfolgreichste deutsche Kreuzer in überseeischen Gewässern und gehört zu den bekanntesten Kriegsschiffen der Kaiserlichen Marine.

Die „Sydney“ nahm die entdeckte „Emden“ am 9. November 1914 unter Beschuß, erzielte zunächst aber keine Treffer. Zahlreiche 10,5-cm-Granaten des deutschen Kreuzers hingegen fanden ihr Ziel, richteten aber aufgrund der überlegenen Panzerung der „Sydney“ – abgesehen von einem Treffer in die Feuerleitanlage und einem Blindgängereinschlag in eine Munitionskammer – nur geringe Schäden an. Sich der überlegenen Reichweite und Durchschlagskraft seiner 15,2-cm-Granaten bewußt, vergrößerte der Kommandant der „Sydney“ in der Folge den Abstand zur „Emden“, wobei der australische Kreuzer wegen seines Geschwindigkeitsvorteils nicht zu fürchten brauchte, daß die „Emden“ seinem Zugriff entkommen könnte.

Im weiteren Verlauf des Gefechts brachte die „Sydney“ der „Emden“ dann entscheidende Treffer bei: Neben der Zerstörung der Funkbude wurden die Schornsteine zerschossen, der Vormast mit dem Gefechtsbeobachtungsstand gefällt und die meisten Geschütze außer Funktion gesetzt. Zudem führte ein Treffer in die Rudermaschine dazu, daß der Kreuzer nur noch mit seinen beiden Schrauben steuern konnte. Die personellen Verluste waren überdies rasch sehr hoch, so daß sich der Kommandant Fregattenkapitän von Müller entschloß, sein wrackes Schiff nach dem Ausfall der letzten Geschütze auf dem Korallenriff von North Keeling Island aufzusetzen, um es vor dem Sinken zu bewahren und so den Überlebenden eine größere Chance auf Rettung zu verschaffen.

Um 11.20 Uhr gelang das Husarenstück, die „Emden“ lief vor der Insel im rechten Winkel zur Küstenlinie auf. Die „Sydney“ verfolgte nun das mittlerweile ebenfalls herangekommene Kohlenschiff „Buresk“ und holte es nach einiger Zeit ein. Die wagemutige deutsche Besatzung an Bord der Prise versenkte daher das Schiff. Die „Sydney“ nahm die überlebenden Deutschen gefangen und kehrte gegen 16.00 Uhr zur „Emden“ zurück. Da die Reichskriegsflagge immer noch im Topp wehte, setzte die „Sydney“ den Beschuß des Wracks fort, bis die Kriegsflagge eingeholt wurde. Dies geschah in dem Bewußtsein, daß die Emden keine Gefahr mehr darstellte und keinen einzigen Schuß zur Verteidigung abgeben konnte. Durch den australischen Beschuß wurden sieben weitere deutsche Matrosen getötet und 13 verwundet. Bei dem Versuch, an Land zu schwimmen, ertranken vier Seeleute.

„Am Nachmittag beschoss die SYDNEY erneut das Wrack der EMDEN. Prinz von Hohenzollern befand sich zu der Zeit auf der bereits zerschossenen Brücke, oberhalb des Kommandoturmes, die er daraufhin eiligst verließ. Kaum hatte er das Deck erreicht, als durch einen Granateinschlag ein Heizer in seiner unmittelbaren Nähe getötet wurde. Von Müller erlaubte seinen Leuten daraufhin, über Bord zu springen, um die Insel schwimmend zu erreichen. Auch der II TO versuchte mit Hilfe einer Planke die Brandung zu überwinden. Er schaffte es nicht und als sich weitere Männer an seine ‚Rettungsinsel‘ klammerten, schwamm er zur EMDEN zurück. Den restlichen Tag über half er mit, die Verwundeten zu versorgen und die immer wieder ausbrechenden Brände zu löschen. Am folgenden Tag verließ Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen, zusammen mit dem TO Witthoeft sowie den Ingenieuren Ellerbroek, Andresen und Haahs das Wrack der EMDEN mit dem vorletzten Boot.“[1]

Am nächsten Tag wurden die Überlebenden der deutschen Besatzung vom Wrack bzw. von North Keeling geborgen. Danach lief die „Sydney“ nach Direction Island. Doch die 50 Männer vom Landungszug, unter dem Kommando von Kapitänleutnant von Mücke, waren am Abend zuvor mit dem alten Schoner „Ayesha“ entkommen. Nach einer abenteuerlichen Odyssee über Arabien und Konstantinopel kehrten sie im Juni 1915 als bei Freund und Feind geachtete Helden nach Deutschland zurück.

Gefallene

Die Emden hatte nach diesem Gefecht 136 tote Besatzungsmitglieder zu beklagen. 197 Seeleute, darunter 65 Verwundete sowie die 16 Mann Prisenbesatzung von der „Buresk“, gerieten in Gefangenschaft, so auch der Kommandant Karl von Müller (bis September 1918). Auf der „Sydney“ gab es lediglich vier Tote und zwölf Verwundete. Die erlittenen Schäden waren vergleichsweise gering.

Kriegsgefangenschaft

Die gefangenen Seeleute wurden nach Singapur gebracht, das nach Abzug eines britischen Bataillons nur noch vom aus nordindischen Mohammedanern bestehenden 5th Indian Light Infantry Regiment und den Malay States Guides bewacht wurde. Es gelang den gewieften deutschen Kriegsgefangenen, ihre Bewacher zum Widerstand gegen das fremde Diktat der Briten anzustiften, der am 15. Februar 1915 ausbrach, aber bald von der Polizei und von Matrosen im Hafen liegender Schiffe der Royal Navy blutig niedergeschlagen wurde.[2][3] Die Seeleute der SMS „Emden“ kehrten erst nach Ende des Großen Krieges 1918 in das Vaterland zurück.

Auszeichnung

Die Überlebenden des letzten Gefechts erhielten das Recht, den vererbbaren Namenszusatz „-Emden“ anzunehmen. Das Schiff selbst wurde nachträglich für seine erzielten Erfolge mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Aufgrund ihrer Leistungen tragen alle vier Nachfolger des gleichen Namens das Eiserne Kreuz als Bug- bzw. Aufbautenzier. Im Jahre 1919 erhielt der letzte Kommandant des Schiffes, der inzwischen zum Kapitän zur See beförderte Karl von Müller, die Ehrenbürgerschaft der Stadt Emden.

Siehe auch

Literatur

  • Hellmuth von Mücke: Emden, Verlag August Scherl, Berlin 1915 (PDF-Datei)
  • Woldemar Urban: Die Kriegsfahrten der Emden, 1915 (Netzbuch)
  • Reinhard Roehle: Als Flüchtling um den halben Erdball. Die abenteuerlichen Erlebnisse des Prisenoffiziers S.M.S. „Emden“ Kapitänleutnant d. R. Julius Lauterbach, 1924 (Netzbuch)
  • Robert Witthoeft: Unsere „Emden“ – Erlebnisse auf den Kaperfahrten 1914, Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1926
  • J. Bermbach: Zittere England! Unsere „Emden“ ging nicht unter!, 1915 (Netzbuch)

Fußnoten

  1. Franz-Joseph Ludwig Maria Karl Anton Thassilo Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen
  2. Hack, Karl; Rettig, Tobias (Hrsg.); Colonial Armies in Southeast Asia; Abingdon 2006, ISBN 978-0-415-33413-6; S 254f
  3. vgl. Tarling, Nicholas; The Singapore Mutiny of 1915; Journal of the Malaysian Branch of the Royal Asiatic Society (JMBRAS), Vol. 55 (1982), No. 2