Tsingtau

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Tsingtau mit deutschem Stadtkern

Tsingtau oder Tsingtao (selten auch Tschingtau; heute Qingdao) ist eine Hafenstadt in der Provinz Schantung (Shandong) im Osten der Volksrepublik China. Von 1898 bis 1919 gehörte die Stadt als Hauptstadt des Gouvernements Kiautschou als Kolonie zum Deutschen Reich.

Landkarte des deutschen Schutzgebietes Tsingtau mit Umgebung
Schutztruppe „Kiautschou“ unter Oberleutnant (Botho Freiherr?) von Eberstein auf dem Marsch nach Tsingtau, 1899

Geschichte

Von links (erste Reihe): Hauptmann Ludwig Gandenberger von Moisy, Gouverneur Kapitän zur See Oskar Truppel, Adalbert Prinz von Preußen (1884–1948), Chef des Stabes Korvettenkapitän Felix Funke, Kapitän zur See Malte Freiherr von Schimmelmann, Kommandant der SMS „Hertha“ und militärischer Begleiter des Prinzen in Tsingtau im Jahre 1904.
Ehrenmal in Tsingtau: Stadtbaurat Otto Roth, Karlsruhe[1]

Tsingtau war seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein deutscher Kolonial-Handels- und Kriegsmarinestützpunkt. Bestrebungen, im ostasiatischen Raum einen Stützpunkt zu besitzen, lassen sich in Preußen bis in das Jahr 1859 zurückverfolgen, als ein Geschwader der Preußischen Marine im selbigen Jahr, die Preußische Ostasienexpedition, nach Ostasien abfuhr.

Verpachtung

Am 13. November 1897 warfen drei deutsche Kriegsschiffe des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders unter Konteradmiral von Diederichs vor der Bucht von Kiautschou Anker. Den Anlaß gab die Ermordung von zwei deutschen Missionaren. Die sich an die Besetzung anschließenden Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und China wurden am 6. März abgeschlossen mit dem Kiautschou-Vertrag, der besagte, daß an Deutschland auf 99 Jahre ein Gebiet von etwas über 500 Quadratkilometern verpachtet wird.

Kolonialisierung

Im Gegensatz zu den anderen Schutzgebieten unterstand das Pachtgebiet dem Reichsmarineamt. Im unwegsamen Gebiet konnte ein rascher Aufschwung erreicht werden; es wurde bald die Ein-und Ausfuhrpforte der Provinz Schantung. Später wurde hier ein Kreuzergeschwader stationiert. An die Stelle des armseligen Fischerdorfes trat eine blühende Handelsstadt mit Plätzen, Palästen, Krankenhäusern und Schulen für Chinesen und Europäer. Ebenso wurde eine deutsch-chinesische Hochschule gegründet. Die technischen Voraussetzungen im Hafen bewirkten, daß zahlreiche ausländische Firmen hierher ihren Schwerpunkt verlegten.

Zur Erschließung des Hinterlandes wurde die Schantungbahn erbaut, die 400 km nach Tsinanfu fuhr und über die Transsibirische Eisenbahn die Landverbindung nach Europa herstellte. 1913 liefen in Tsingtau 900 Schiffe, darunter 317 deutsche, ein. Der Handelswert der Ausfuhrprodukte betrug 190.000.000 Reichsmark. Der Zuschuß des Reiches betrug neun Millionen Mark. Die wichtigsten Ausfuhrprodukte waren:

Erster Weltkrieg

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges verließ die „Emden“ am 2. August 1914 Tsingtau und führte zunächst Kreuzerkrieg. Der Schutz der neuen Festung bestand aus Marineinfanteristen des III. Seebataillons der Kaiserlichen Marine mit 1.200 Mann und der Matrosen-Artillerie-Abteilung von 200 Mann. Aus ganz China herbeigekommene Kriegsfreiwillige zur Verteidigung der Stadt erhöhte die Zahl auf 4.800 Mann. Gegen die Festung kämpften 35 englische und japanische Kriegsschiffe und 78.000 Japaner zu Lande.

Am 7. November 1914 mußten die Waffen gestreckt werden. 200 Mann der deutschen Besatzung waren gefallen; mit 10.000 gefallenen Japanern hatten die Gegner den Sieg teuer erkauft. Auf Befehl des japanischen Mikado behielten, in Anerkennung ihrer Tapferkeit, die deutschen Offiziere ihre Degen.

Rückkehr der Kriegsgefangenen

Nach dem Ersten Weltkrieg

1922 wurde Tsingtau von den Japanern wieder China überlassen, und 1923 verzichtete Deutschland auf seine Rechte aus dem Pachtvertrag.

Wirtschaft

Bekannt ist die Küstenmetropole für ihr Bier namens „Tsingtao“, das seinen Ursprung in der deutschen Kolonialzeit hat. Die Brauerei wurde im Jahre 1903 von deutschen Siedlern als „Germania-Brauerei“ in Kiautschou gegründet.

Bekannte, in Tsingtau geborene Personen

  • Fritz-Julius Lemp (1913–1941), deutscher U-Boot-Kommandant und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
  • Bruno Reinhard (1908–1932), deutscher Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung
  • Ernst Sander (1916–1990), deutscher SS-Oberscharführer

Siehe auch

Literatur

  • Bruce Gilley: Verteidigung des deutschen Kolonialismus, Edition Sonderwege bei Manuscriptum, 2021, darin das Kapitel Qingdao: Das deutsche Hongkong (S. 141–150)
  • Rudolf Zabel : Die deutsche China-Expedition von 1897, 1902
  • Carl Tanera: Deutschlands Kämpfe in Ostasien – Dem Deutschen Volke erzählt, Verlag von Neufeld & Henius, Berlin 1902
  • Otto von Gottberg: Die Helden von Tsingtau, Ullstein, Berlin 1915
  • Gunther Plüschow: Die Abenteuer des Fliegers von Tsingtau – Meine Erlebnisse in drei Erdteilen, Ullstein & Co., Berlin 1916
  • Harry Koenig: Über See! S.M.S. „Elisabeth“. Weltreise - Zanzibar - Tsingtau. Erinnerungen eines deutschen Marine-Arztes, Hobbing, Berlin 1926
  • Im Feuer von Tsingtau, in: „Der Frontsoldat Erzählt“, Norddeutscher National-Verlag, Kiel 1932
  • Kurt Aßmann: Die Kämpfe der Kaiserlichen Marine in den Deutschen Kolonien. Erster Teil: „Tsingtau“, Marine-Archiv, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1935

Verweise

Fußnoten

  1. Siegfried Scharfe (Hg.): Deutschland über Alles. Ehrenmale des Weltkrieges, Karl Robert Langewiesche, Leipzig 1940