Haubitze

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Drei deutsche Soldaten an einer 10,5-cm-leichten Feldhaubitze 18 (10,5 cm leFH 18) in offener Stellung auf Holzbrettern feuernd, Sowjetunion 1942

Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Mehrzweckgeschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern klar abgrenzen. Es ist ihnen daher möglich, sowohl sichtbare Ziele im direkten Richten mit Flachfeuer als auch Ziele hinter Deckungen mit indirektem Steilfeuer zu bekämpfen – was allerdings auf größere Entfernungen auch mit Feldkanonen möglich ist.

Panzerabwehr der Bundeswehr mit Panzerhaubitze 2000

Geschichte

Die Bezeichnung „Haubitze“ stammt aus dem 15. Jahrhundert, wo bereits 1410 in der Schlacht bei Tannenberg durch das weit unterlegene Heer des Deutschen Ritterordens Steinbüchsen zum Beschuß der Massen des anstürmenden Feindes verwendet wurden. Steinbüchsen wurden mit Schwarzpulver geladen und konnten Steinkugeln streuartig verschießen. Die Kugeldurchmesser der Geschütze reichten von 12 cm bis zu 80 cm. Aus den Steinbüchsen wurden die Hauptbüchsen, schwere und mittlere Steinbüchsen.

Der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I.[1] hat als erster versucht, die Geschützkaliber zu vereinheitlichen; er scheiterte daran, dass die Steinbüchsen alle Einzelstücke waren, die entweder für die Normeisenkugel zu viel Pulver brauchten, dem die Rohre nicht gewachsen waren, oder daß die Eisenkugeln mit dem höheren spezifischen Gewicht nicht die gewünschte Wirkung hatten. Im Jahre 1504 war die letzte Hauptbüchse bei der Belagerung von Kufstein in Gebrauch.

Feldhaubitze

Feldhaubitzen sind auf Lafetten montiert, die von Zugmaschinen gezogen werden und Teil der Feldartillerie sind. Hier hat sich seit der Einführung dieser Art von Geschütz nicht viel geändert.

Feldkanonen und -haubitzen der Wehrmacht und Waffen-SS

Kaliber/Typ Reichweite V0 Zugmaschine Einführung Bemerkung
0767,5-cm-Feldkanone 16nA 9.100 m 540 bespannt oder motorisiert 1916 modifizierte Version der 7,7-cm-Feldkanone 16 aus dem Ersten Weltkrieg, bei Kriegsbeginn noch 298 Stück im Bestand
0757,5-cm-Feldkanone 246(n) 10.000 m 500 bespannt oder motorisiert 1901 norwegisches Beutegeschütz für Besatzungstruppen in Norwegen
0767,62-cm-Feldkanone 269(r) 13.600 m 680 1941 sowjetisches Beutegeschütz „Ratsch-Bumm“
10010-cm-Kanone 17 16.500 m 650 1917 im Ersten Weltkrieg erstmals eingesetzt, bis 1945 zur Küstenverteidigung genutzt
100Schwere 10-cm-Feldkanone 18 19.000 m 835 1940
10010-cm-leichte Feldhaubitze 30(t) 10.600 m 430 1938 tschechisches Beutegeschütz
10010-cm-leichte Feldhaubitze 14/19(p) 09.8009.800 m 398 1938 polnisches Beutegeschütz
10510,5-cm-leichte Feldhaubitze 16 09.2259.225 m 395 meist bespannt 1916 entwickelt im Ersten Weltkrieg, Standardgeschütz der Divisionsartillerie bis zur Ablösung durch le.F.H. 18
10510,5-cm-leichte Feldhaubitze 18 10.675 m 470 bespannt oder Raupenschlepper Ost (RSO) 1935 Standardgeschütz der Divisionsartillerie
10510,5-cm-leichte Feldhaubitze 324(f) 10.700 m 465 1940 französisches Beutegeschütz
105Schwere 10,5-cm-Kanone 35(t) 18.100 m 730 1939 tschechisches Beutegeschütz
12212,2-cm-leichte Feldhaubitze 388(r) 08.9608.960 m 365 1941 sowjetisches Beutegeschütz
15015-cm-schwere Feldhaubitze 13 08.6758.675 m 385 bespannt bzw. Sd.Kfz. 7 1914 Standardgeschütz der schweren Abteilung der Divisionsartillerie bis zur Ablösung durch s.F.H. 18
15015-cm-schwere Feldhaubitze 18 13.325 m 620 bespannt bzw. Sd.Kfz. 7 1935 Standardgeschütz der schweren Abteilung der Divisionsartillerie
15015-cm-schwere Feldhaubitze 15 (t) 11.500 m 508 1938 tschechisches Beutegeschütz
15215,2-cm-Kanonenhaubitze 433/1(r) 16.000 m 655 1941 sowjetisches Beutegeschütz

Neben den aufgeführten Geschützen kamen noch zahlreiche weitere Beute-Geschütze zum Einsatz.

Panzer- und Gebirgsartillerie

Bereits während des Zweiten Weltkrieges wurden gepanzerte und auf Kettenfahrgestell beweglich gemachte Haubitzen (Selbstfahrlafette auf Kettenfahrgestell) eingesetzt wie die deutsche „Heuschrecke“, die Panzerhaubitze „Wespe“ (PzH „Wespe“) oder die Panzerhaubitze „Hummel“ (PzH „Hummel“). Diese Geschützart wird als Panzerhaubitze bezeichnet, diese zählt zur Panzerartillerie.

Panzerartillerie der Wehrmacht und Waffen-SS

Die Bildung der Panzerartillerie vollzog sich zunächst behelfsmäßig. Nicht mehr den Frontbedingungen entsprechende Panzer wie die PzKw 38(t), PzKw I und PzKw II, aber auch französische Beutepanzer durch Alfred Becker umgebaut, unter anderem der Typen Lorraine, Somua oder Renault, wurden zu „Gerätewagen“ abgerüstet und dann als Selbstfahrlafetten mit Infanteriegeschützen (s.I.G.33), erbeuteten 7,62-cm-Feldkanonen 269(r) oder Feldhaubitzen (10,5 cm) bestückt. Ergebnis war eine Vielfalt verschiedener Ausführungen.

Waffensysteme der Panzerartillerie

Sturmhaubitze 42, Ausführung G.jpg
Typ Kaliber Gw Einführung Bemerkung
Sturmgeschütz III (Sd.Kfz. 142, 142/1 StuG III) 7,5 cm PzKw III 1940 ab Ausf. F (1942) mit Langrohr
Sturmhaubitze 42 (Sd.Kfz. 142/1 StuH 42) 10,5 cm PzKw III 1943
Sturmpanzer IV „Brummbär“ (Sd.Kfz. 166) 15 cm PzKw IV 1943
Sturmgeschütz IV (Sd.Kfz. 163 StuG IV) 7,5 cm PzKw IV 1943
Sturmtiger 38 cm PzKw VI 1943 schwerstes Sturmgeschütz, das in den Einsatz gelangte
StuG M42(i) 7,5 cm PzKw M13/40 1943 von den Italienern übernommene Semovente 75/18
Panzerhaubitze „Wespe“ (Sd.Kfz. 124) 10,5 cm le.F.H.18 PzKw II 1943
Panzerhaubitze „Hummel“ (Sd.Kfz. 165) 15 cm s.F.H.18/1 PzKw IV 1943
12,8-cm-Selbstfahrlafette L/61 „Sturer Emil“ (Sd.Kfz. 165) 12,8 cm Fahrgestell VK 3001(H) 1943 nur zwei gebaut

Gebirgsartillerie der Wehrmacht und Waffen-SS

Die Situation im Gebirge stellte besondere Bedingungen an den artilleristischen Einsatz. Extreme Geländeverhältnisse und rasch umschlagende Wetterbedingungen erschwerten das plangenaue Schießen durch Herstellen sicherer Schießgrundlagen und verlangten besonderes artilleristisches Können. Der VB der Gebirgsjäger konnte in zerklüftetem Gelände nicht das Ziel mit Weit- und Kurzschüssen „eingabeln“, sondern mußte sich von einer Seite kommend an das Ziel „heranschießen“. Höher liegende Ziele oder Hinterhangziele konnten oft nur im Steilfeuer beschossen werden; die Gebirgsgeschütze waren daher auch auf das Feuern in der oberen Winkelgruppe (>45° Erhöhung) ausgelegt.

Ein weiteres Problem stellten Transport und Versorgung in steilem und unwegsamem Gelände dar. Die Geschütze waren daher in Traglasten zerlegbar und wurden zusammen mit Munition und Ausrüstung durch Pferde- und Maultier-Tragkolonnen in die Feuerstellung transportiert.

Waffensysteme der Gebirgsartillerie

Kaliber/Typ Reichweite V0 Zugmaschine Einführung Bemerkung
0656,5-cm-Gebirgskanone 26(i) 06.5006.500 m 350 Tragtiere 1943 italienisches Beutegeschütz
0757,5-cm-Gebirgskanone 15 06.6506.650 m 382 Tragtiere 1938 vom deutschösterreichischen Heer übernommen
0757,5-cm-leichtes Gebirgsinfanteriegeschütz 18 03.5503.550 m 220 Tragtiere 1939 Begleit-Geschütze der Gebirgsjäger-Bataillone
0757,5-cm-Gebirgsgeschütz 36 09.2509.250 m 475 einachsige Karette, bespannt, oder Tragtiere 1940/41 Standardwaffe der Gebirgsartillerie
0757,5-cm-Gebirgskanone 238(f) 09.0009.000 m 375 Tragtiere 1940 französisches Beutegeschütz
07627,62-cm-Gebirgskanone 307(r) 10.100 m 500 Tragtiere 1941 sowjetisches Beutegeschütz
10010-cm-Gebirgshaubitze 316(i) 09.2809.280 m 405 Tragtiere 1943 italienisches Beutegeschütz
10010-cm-Gebirgshaubitze 16/19(t) 10.900 m 464 Tragtiere 1943 tschechisches Beutegeschütz
10510,5-cm-Gebirgshaubitze 40 12.625 m 570 5 einachsige Karetten hinter Kettenkrad 1942 Standardwaffe der Gebirgsartillerie

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Wendelin Boeheim, Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I. 1892, im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlung 13 (Seite 94 bis 201)