Seume, Johann Gottfried

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Seume war im Spätsommer des Jahres 1783 zwanzig Jahre alt. Genau ein Jahr vorher war er nach mehrmonatiger Überfahrt über den Atlantik in Halifax gelandet. Als Soldat auf Seiten der Engländer, die gegen ihre eigenen Landsleute im Amerika kämpfen. Auf dem Wege nach Paris hatten ihn die Männer des Landgrafen von Hessen-Kassel gekascht. Dieser Friedrich II. war ganz groß im Geschäft mit dem Soldatenverkauf (Truppenvermietung) an die Engländer. Kaum war er in Bremen angekommen, wollte er fliehen. Die braven Bremer halfen ihm, über die Weser zu kommen. Aber es nutzte Seume alles nichts, er wurde wieder eingefangen, diesmal von den Preußen. Man brachte ihn nach Emden, wo er noch vier Jahre lang Friedrich dem Großen bei der Preußischen Armee dienen durfte. Er machte noch mehrere Fluchtversuche, um den Verhältnissen zu entkommen. Darauf stand der mehrmalige Spießrutenlauf, die Todesstrafe. Aber in Emden wurde Preußen vertreten durch den Generalmajor Wilhelm von Courbière, und der begnadigte den jungen Seume und machte ihn zum Hauslehrer seiner Kinder.

Johann Gottfried Seume (Lebensrune.png 29. Januar 1763 in Poserna bei Weißenfels; Todesrune.png 13. Juni 1810 in Teplitz, Böhmen) war ein deutscher Soldat, Schriftsteller und Dichter.

Leben

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Zu seinem Wirken heißt es:[1]

Dichter und Schriftsteller, in dessen innerlich kernhaften, aber formell rauhen Produktionen seine harte Lebensschule sich wiederspiegelt (sic!). Er wurde als Student von hessischen Werbern geraubt und nach Amerika verkauft, entfloh bei der Heimkehr, fiel preußischen Werbern in die Hände, desertirte zweimal, ward ergriffen, doch begnadigt, gerieth 1794, als Sekretär des russischen Generals von Igelström, in die Schrecken des Aufstandes von Warschau und erhielt endlich eine Korrektorstelle bei seinem Freunde, dem Buchhändler Göschen in Grimma. Von hier aus machte er, wanderlustig und erholungsbedürftig, den durch seine Reisebeschreibung berühmt gewordenen „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“ und eine Tour durch Rußland, Finnland und Schweden („Mein Sommer i. J. 1805“). Stolze Unabhängigkeit, bäurische Derbheit, schonungslose Wahrheitsliebe waren ihm eigen; nirgends erklingen weiche Töne, auch nicht in seinen Gedichten. Seine Selbstbiographie „Mein Leben“ hat Clodius fortgesetzt.

Biographie

Quelle
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Als Sohn eines einfachen Landmannes kam Johann Gottfried Seume am 29. Januar 1763 zu Poserna bei Weissenfels in Sachsen zur Welt. Aus der Dorfschule wurde er mit Unterstützung des Grafen Hohenthal zunächst dem Rektor Korbinsky in Berna zur Erziehung anvertraut, dann auf die Nicolai-Schule in Leipzig gesandt, nach deren Absolvierung er die dortige Universität mit dem Vorhaben, Theologie zu studieren, besuchte. Wie bereits in seinen Schuljahren, so äusserte sich auch hier sein eigenwilliger Charakter, der ihn seine Lehrer als zu respektierende Gegner ansehen liess. Seine Neigung wandte sich rasch ausschliesslich der Antike zu und bald erkannte er, dass er nicht zum Theologen tauge. Heimlich verliess er Leipzig, mit der Absicht, sich nach Paris zu begeben. Auf seiner Wanderung – er blieb zeitlebens ein begeisterter Fussgänger – griffen ihn hessische Werber auf und er wurde unter die vom Landgrafen Friedrichs II. an England verkauften Truppen eingereiht, die nach Amerika versandt, dort gegen die von England abgefallenen Kolonien kämpfen sollten. In seiner Autobiographie gibt Seume eine geistvolle Schilderung dieser abenteuerlichen Verschleppung, die damit endete, dass die Truppen nach längerem, kampflosen Lagerleben in Kanada bei Beendigung der Streitigkeiten, nach Bremen zurückgeschickt wurden. Sowohl auf der zweiundzwanzig Wochen dauernden Reise nach Halifax als auch im Lager hatten die Kenntnisse des 18jährigen Jungen, der Horaz und Virgil unter seinem Rock versteckt bei sich trug, das Erstaunen seiner Vorgesetzten erregt. Der Heimgekehrte machte aus Angst, von den Preussen als Soldat aufgegriffen zu werden, in Bremen einen Fluchtversuch, wurde dabei jedoch wirklich von den Preussen gefasst und in Emden inhaftiert. Durch die Gunst eines dortigen Bürgers, der für ihn Kaution stellte, obwohl er ihm eröffnet hatte, dass er fliehen wolle, gelang es ihm zu entkommen. Bezeichnend für seinen redlichen, ehrenwerten Charakter ist es, dass es seine erste Tat bei der Rückkehr nach Leipzig war, durch die Übersetzung eines englischen Romans die Mittel zur Rückzahlung der Kaution an den Emdener Bürger zu erlangen.

Nunmehr widmete sich Seume ausschliesslich dem Studium der Literatur, erwarb im Jahre 1792 die Magisterwürde und wurde, der Sitte der Zeit folgend, Erzieher eines jungen Edelmannes, des Sohnes des Grafen Igelströhm. Später machte ihn der Bruder des Grafen, der als Diplomat in russischen Diensten stand, zu seinem Sekretär. So kam er im Jahre 1793 nach Warschau, wo er den Rang eines Offiziers der Petersburger Garde erhielt. Dank seiner Sprachkenntnisse und seines weitblickenden Verstandes wurde er bald unentbehrlich und verfasste alle wichtigen diplomatischen Schriftstücke an die Kaiserin Katharina. Aber auch hier verfolgte ihn sein Unstern; wieder wurde er, der überzeugte Vertreter von Recht und Freiheit, gezwungen, auf seiten der Unterdrücker zu stehen. Als die polnische Revolution in Warschau ausbrach, gelang es ihm nur mit Mühe, sein Leben zu retten, doch geriet er in polnische Gefangenschaft. Nachdem Suwaroff den Aufstand unterdrückt und die Gefangenen, darunter auch Seume, befreit hatte, kehrte dieser im Auftrag der Kaiserin mit einem verwundeten russischen Edelmann, der sich dort in ärztliche Behandlung begeben sollte, nach Leipzig zurück. Als bald darauf, 1796, die Kaiserin starb, verlor Seume seine Stellung und fristete nun, mittellos wie er war, sein Leben mit Sprachstunden, bis ihn der Verleger Göschen als Korrektor anstellte, eine Aufgabe, die einem so geistvollen, selbst zum Autor befähigten Manne nicht gemäss war, weswegen seine Tätigkeit namentlich am Anfang zu Schwierigkeiten führte, die aber den einsichtigen Göschen nicht abschreckten, sodass nach deren Überwindung eine tiefe, dauerhafte Freundschaft zwischen beiden erwuchs.

Von seinen Ersparnissen machte Seume im Jahre 1801 den durch seinen Buchbericht berühmt gewordenen Spaziergang nach Syrakus. Danach lebte er als Schriftsteller in Leipzig. Eine zweite Reise unternahm er im Jahre 1805 nach Russland, Finnland und Schweden, über die er im Buch „Mein Sommer“ berichtet. Seit 1808 kränkelnd, begab er sich 1810 zur Kur nach Teplitz, wo er, nachdem er vorsorglich all seine Angelegenheiten geordnet hatte, wie er sich selbst soldatisch ausdrückte, „abgelöst“ wurde. Sind schon die abenteuerlichen Lebensschicksale dieses Soldaten und Diplomaten, Sprachforschers und Weltweisen, bemerkenswert, so ist es sein Charakter in erhöhtem Maasse. Lauterkeit, Offenheit und Ehrlichkeit bis zur Grobheit zeichnen Seume aus, der das Mannesideal des Deutschen in den Jahren tiefster Erniedrigung seines Vaterlandes verkörpert. Seine 1806 und 1807 niedergeschriebenen Apokryphen, ein Gegenstück zu Arndts „Geist der Zeit“ und FichtesReden an die deutsche Nation“, wie diese bemüht, die Besten des Landes durch beissenden Hohn zur befreienden Tat aufzurufen, offenbaren dies am Eindringlichsten. Aber auch seine anderen Schriften, neben den bereits genannten Reiseberichten, sein lateinisch geschriebener Kommentar zu Plutarch, das Schauspiel „Miltiades unci“ seine verschiedenen autobiographischen Werke erweisen den Freimut und die unbeirrbare Rechtlichkeit seines Fühlens und Denkens. Wohl war er exzentrisch, heftig, leidenschaftlich, erfüllt vom Geist des Widerspruchs – aber seine Exzentrizität richtete sich gegen die Dumpfheit der Menge, seine Heftigkeit gegen Engstirnigkeit und Kastenwesen, seine Leidenschaft gegen alles Niedere und Gemeine, seine Rebellion gegen die Knechtschaft des Edlen und die Entehrung der Menschenwürde. Jeder Wesenszug, sei er von ihm selbst oder von einem seiner Freunde überliefert, ergänzt dies Bild seiner Persönlichkeit, deren weltpolitischen Aspekt die „Apokryphen“ offenbaren. Der Verleger Göschen schrieb über ihn: „Grosse Sorgfalt für sein Inneres, wenige für sein Äusseres, ernstes Denken, ruhiges Erwägen und Tiefe des Gemüts, Mangel an Nachgiebigkeit und Reichtum an Nachsicht; Bewusstsein seines Wertes und Bescheidenheit eines gebildeten Menschen; Freundlichkeit und Liebe im Herzen, oft finster um Stirn und Auge; empfänglich für das Schöne und Erhabene; flammender Eifer für Gerechtigkeit und eine gesetzmässige Freiheit; selbständig ohne Furcht, bitter gegen Falschheit und Unterdrückung; Hass gegen schlechte Menschen aus Liebe zur Menschheit – so war Seume!“

Schnorr von Carolsfeld erzählt von ihm, dass ihn als passionierten Musikliebhaber eine bestimmte Komposition – es war die Ouvertüre zu Bendas „Ariadne auf Naxos“ – bis in die Tiefen seines Wesens aufwühlen konnte, sodass „sein Geist sich über alles Irdische und Kleinliche dieser Erde erhob und ihn die Ahnung eines unsterblichen ewigen Lebens erfüllte.“ Wenn er liebte, war er wie ein unbeherrschtes, aber edles Kind; einst hatte er sich leidenschaftlich in ein Weib verliebt, das, eine zweite Aspasia, jeden bezauberte, der ihr nahte. Er wäre unglücklich geworden, wenn er errungen hätte, was er begehrte. Da es ihm versagt blieb, schreibt er selbst, (in der Vorrede zu „Mein Sommer“ 1805) nachdem er bekennt, dass er mit seiner Weisheit etwas Schiffbruch gelitten habe und in der Leidenschaft – leidenschaftlich war: „Ich habe mich ermannt. Es gehören Jahre dazu, ehe ich weich werde, dann wirkt es vulkanisch: aber mit einem einzigen heroischen Streiche ist auch die Kur vollendet; ich bin wieder der Alte und halte nicht nur an dem Begriffe der Pflicht und der Menschenwürde fest, sondern lebe auch kräftig darin. Im September werden die Gewitter etwas seltener und so wird dieses hoffentlich eines der letzten in meiner Natur sein.“

Und weiter: „Zum Glück rette ich immer noch meine Selbstständigkeit; und sobald ich mit gehörigem Grund sage: ich will oder ich will nicht, bringe ich, obgleich mit tiefer Erschütterung, meine drei platonischen Seelen sogleich wieder in ziemlich gute Ordnung. Es geht nahe an der Zertrümmerung meines Wesens vorbei, aber es geht.“ Zeigt schon sein Verhalten in der Liebe, wie sehr Seume trotz aller Rauheit seiner Schale Mensch war, geschaffen mit allen Fähigkeiten zu empfinden und zu leiden und desto tiefer zu leiden, je höher sein Geist sich zu erheben vermochte, so spiegelt sein Denken immer aufs neue den Begriff der Humanität als den Kernpunkt seines Wesens. Namentlich die erst nach seinem Tode erschienenen Apokryphen (...) stehen ganz in diesem Zeichen, Gedanken, die er – in einem Brief vom Juli 1808 an Cotta – bat, nicht zu versänftigen, da er durchaus nicht geglätteter erscheinen wolle, als sein Stempel sei, wie er denn auch bittet, seinen Namen zu nennen, da er sein Gutes und sein Böses bei hellem Tage trage. Seine Technik des Wanderns „langsam und fest ohne abzusetzen fortzugehen“, die gleichmässig fliessende, ruhige Bewegung des Soldatenmarsches wird von seinem Stil, wie von seinem Denken aufgenommen und im Gleichklang verwirklicht. Alles an ihm und von ihm, jede Äusserung und jede Tat, jedes Gefühl und jeder Gedanke kommt aus einer Wesensmitte, die in der schönen Menschlichkeit, jener Menschlichkeit, die das Leben liebt und den Tod nicht scheut – denn „wer den Tod fürchtet, hat das Leben verloren“ – die würdigste Erfüllung des Erdendaseins begreift.

Quelle: Wolfgang Frommel in: „Auswahl von Apokryphen“ Ausgabe 1941 (PDF-Datei)


Einführung in Leben und Werk[2]

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Tod

Johann Gottfried Seume starb bereits im Alter von 47 Jahren an einem Nierenleiden. Sein Krankheitsleiden schilderte er in seinem Gedicht „Kampf gegen Morbona“, verfaßt ein Jahr vor seinem Tode:

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Der Park

Im nach ihm benannten Seume-Park in Teplitz wurde dem Dichter am 15. September 1895 ein Denkmal errichtet. Dieses besteht aus einer Büste von Laaser Marmor auf einem Postament, dessen oberer Teil aus rotem polierten Teplitzer Porphyer hergestellt ist, während für den unteren Teil polierter Diorit und für die Stufen grauer geschliffener Granit verwendet wurde. Das Denkmal wurde von dem Bildhauer Wilhelm Gernstner modelliert und ist fünf Meter hoch.[3]

Werke (Auswahl)

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Zitate

  • „Alles, was man in dieser Zeit für seinen Charakter tun kann, ist zu dokumentieren, daß man nicht zur Zeit gehört.“
  • „Wo man singet, laß dich ruhig nieder, / Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; / Wo man singet, wird man nicht beraubt; / Bösewichter haben keine Lieder.“[4]

Literatur

  • Carmillo Reissmann, Oskar Planer: „Johann Gottfried Seume. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften“ (1898) (PDF-Datei)
  • August Sauer: „Johann Gottfried Seume - Festrede zur Enthüllung seines Denkmals in Teplitz am 15. September 1895“ (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • „Tod in Teplitz. Die letzten Tage von Johann Gottfried Seume“, aus dem „Weißenfelser Heimatboten“ 2010 (PDF-Dateien: Folge 1, Folge 2, Nachtrag)
  • Kurt Arnold Findeisen: „Johann Gottfried Seume, Wanderer, Soldat, Patriot“, in: Schriftenreihe Große Sachsen - Diener des Reiches, Heft 03

Verweise

Fußnoten

  1. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Hermann Oesterley in: „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“, 1868 (PDF-Datei)
  3. vgl. hierzu: „Die Ruhestätten und Denkmäler unserer deutschen Dichter“ von Otto Weddigen, S. 162 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  4. 96-book.png PDF Carmillo Reissmann: Johann Gottfried Seume. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften 1898, S. 440