Spezialeinheit
Eine Spezialeinheit oder Sondereinheit (SE) ist eine militärische, polizeiliche oder geheimdienstliche Elitetruppe, die aus ausgesuchten und bestenfalls freiwilligen, besser ausgebildeten und spezialisierter ausgerüsteten Mitgliedern (Spezialeinsatzkräften) besteht und unter Geheimhaltung (Identität, Planung, Erfolgsbilanz, Eigenverluste) arbeitet.
Geschichte, Einsätze und Entwicklung
Die Einsätze einer Spezialeinheit richten sich gegen sogenannte „Hochwertziele“. Das kann das Ausschalten des Anführers einer Gruppe sein, der unbemerkt geöffnete Panzerschrank mit Dokumenten oder das öffentlichkeitswirksame Versenken von Schlachtschiffen. Oft ist der Absender der Tat für den Heimgesuchten nicht erkennbar, es wird sozusagen aus dem Dunkeln operiert. Das erleichtert es ebenfalls, die Tat durch Verschleierung anderen Tätern anzuhängen. Der Aufstieg und Ausbau der SE erfolgte im Zweiten Weltkrieg, auf deutscher Seite die Brandenburger der Abwehr, der englische SAS oder die italienische „Decima Flottiglia MAS“. Speziell ausgewählt und eingesetzt wurde auch bei der Bandenbekämpfung, so die deutsche SS-Sondereinheit „Dirlewanger“ oder schon im Ersten Weltkrieg die Gegenbanden Österreich-Ungarns zur Ausschaltung serbischer Banden.
In der Zeit des Kalten Krieges begann neben der Installierung von Speziallaufbahnen in den Armeen der Aufbau paramilitärischer Verbände bei Polizei und Geheimdiensten. Der Infanterist der NVA wurde Mot-Schütze (motorisiert) genannt. Die zwei Mot-Schützen-Speziallaufbahnen für Kommandoeinsätze waren dort der Fallschirmjäger und der ebenfalls luftabsetzbare Aufklärer. Der Aufklärer der Armeen dieser Ära war nicht der drohnensteuernde Computerexperte, sondern der Spezialist für Infiltration, Nahkampf und Verhöre.
Die Polizei rüstete gegen organisierte Kriminalität und Terrorgruppen in den 1960er Jahren mit US-SWATs (Special Weapons And Tactics) oder 1970er Jahren mit deutschen SEKs (Spezialeinsatzkommando) auf. Die Geheimdienste, v. a. die Militärgeheimdienste, legten sich paramilitärische Verbände zu. Die CIA den SAD, die französische DGSE den „Le service Action“ oder der pakistanische ISI die „Covert Action Division“. Der bundesdeutsche BND und der MAD verfügen über keine derartigen Abteilungen zur offensiven Beschaffung von Informationen und wären auch vom Menschenmaterial nicht in der Lage, aus eigenem Personal Spezialeinheiten wie beim ISI aufzustellen. Hier ist man abhängig von „befreundeten“ Geheimdiensten oder der Hilfestellung durch die Bundeswehr in Form von KSK oder Kampfschwimmern.
Mit der weiteren Entwicklung einer Wohlstandsgesellschaft wird das Problem der Nachwuchsgewinnung immer größer. Der Bundeswehr gelingt es nicht, alle Scharfschützenstellen zu besetzen oder eine Kampfschwimmerunterstützungskompanie aufzubauen. Die VSA müssen für ihre weltweiten Kommandoeinsätze ständig internationale Unterstützung holen. So gingen Mitglieder des KSK außerhalb jeglicher parlamentarischer Kontrolle u. a. gemeinsam mit italienischen Kollegen in amerikanischen Uniformen in Stellung, um in VSA-Konflikten zu töten. Ebenfalls erkennbar ist gegenwärtig die Aufhebung einer Trennung von Polizei- und Militär-SE. Vor allem die Spezialverbände im Osten Europas haben wenige Probleme, bei Spezial-Manövern gemeinsam zu üben bzw. Polizei-SE für Militäroperationen einzusetzen oder Militär-SE im Inland für Polizeiaufgaben, so die polnische Militärübung Anakonda 2012, die Zugriffseinheit der polnischen Militärpolizei OSŻW oder die tschechische URNA.
Siehe auch
- GSG 9
- Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit plus
- Kommando Spezialkräfte
- Psychologische Kriegführung
- United States Navy SEALs