Sedantag

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Festbeleutung am Brandenburger Tor nach der Schlacht von Sedan. Bannertext: „Welch eine Wendung durch Gottes Führung!“[1]

Der Sedantag, vereinzelt auch als Sedanstag bekannt, war der Nationalfeiertag des zweiten Deutschen Kaiserreiches. Zugleich wird an diesem Feiertag auch der Tag der Reichseinigung begangen.

Einweihung des Bismarckturmes in Erfurt am 1. September 1901 anläßlich der Feierlichkeiten zum Sedantag vom 30. Oktober bis 2. September 1901.

Erläuterung

Bedeutung

Der „Sedantag“ erinnert an die Schlacht von Sedan, in der am 2. September 1870 deutsche Truppen nach dem französischen Überfall auf Deutschland nahe der Stadt Sedan den entscheidenden Sieg der Preußischen Armee und des vereinten Heeres deutscher Landen über die Franzosen errangen. Dabei geriet der französische Kaiser Napoleon III. in preußische Gefangenschaft.

Entstehung

Am 2. September 1871 fand in Berlin wie im übrigen Deutschen Reich die erste Nationalfeier des Sedantages statt, bei der auch die Siegessäule auf dem Königsplatz in Berlin-Tiergarten von Kaiser Wilhelm I. feierlich eingeweiht wurde.

Der Sedantag wurde in den Gemeinden des deutschen Reiches nach einem weitgehend gleichbleibenden Ablauf gefeiert. Neben Glockengeläut, Kanonendonner, Gottesdiensten und Schulfeiern waren Umzüge, Festbankette, Veteranenspeisungen, Konzerte, Bälle und Feuerwerke an der Tagesordnung. Viele Gemeinden legten darüber hinaus den Grundstein für ein Kriegerdenkmal, das dann in einem späteren Jahr der Öffentlichkeit übergeben wurde. Bereits während dieser frühen Geschichte des Sedantages waren es die Kriegervereine der einzelnen Gemeinden, die die Organisation und Durchführung der Feierlichkeiten in die Hand nahmen.

Mit dem Regierungsantritt Wilhelms II. 1888 erreichte der Gedenktag zwar einen deutlichen Bedeutungszuwachs, dies vor allem 1895 anläßlich des 25. Jahrestages, aber auch in dieser Zeit blieb der Feiertag ein Kristallisationspunkt für die innenpolitischen Gegensätze innerhalb des Kaiserreichs, was zu einem Nachlassen der Sedanfeiern im Reich führte.

1910, aus Anlaß des 40. Jahrestages der Schlacht von Sedan, kam es zu einer Wiederbelebung dieses nationalen Gedenktages, der dann bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges in den meisten Gemeinden wieder regelmäßig gefeiert wurde.[2]

Das vorläufige Ende für den Sedantag kam am 27. August 1919, als die sogenannte Weimarer Republik erklärte, es werde keine Sedanfeiern mehr geben. Dies kam wohl daher, daß das Deutsche Reich zu diesem Zeitpunkt den alliierten Siegern des Ersten Weltkrieges, vor allem den Franzosen, durch das Versailler Schanddiktat ausgeliefert war und das Fortführen des Sedantages sich negativ auf die Behandlung der Deutschen ausgewirkt hätte.

Erinnerungen

„Unsere Sedanfeier: In diesem Jahr wurde unsere Sedanfeier ganz besonders schön gefeiert. Die Feier, die sonst gewöhnlich in der Schule stattfindet, fiel in diesem Jahr aus. Wir hatten eine besondere Feier am Nachmittag. Im geschlossenen Zug marschierten wir, voran unser Pfeifen- und Trommelkorps, nach dem Turnspielplatz. Aus den umliegenden Dörfern waren die Knaben gekommen, um an den Wettspielen teilzunehmen. Es wurden turnerische Übungen vorgeführt. Wir Mädchen mußten im Kreis spielen und einen Reigen machen. Des Abends wurde eine Stunde getanzt. Zum Schluß sangen wir: ‚Deutschland, Deutschland über alles‘, und so war die schöne Feier beendet. Die Schlacht bei Sedan war nicht die gewaltigste, aber die bedeutendste Schlacht, weil Napoleon gefangen genommen wurde. Der Sedantag ist darum der bedeutungsvollste Tag.“[3]

Bildergalerie

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. „Welch eine Wendung durch Gottes Führung!“ – der Telegrammtext Wilhelms I. an seine Gemahlin am Abend von Sedan wurde am 2. September 1895, zum 25jährigen Jubiläum der Schlacht, als Teppich auf die Attika des Tores geheftet, und spätestens damit wurde der Sedantag, dessen Feier im Reich ursprünglich eine nationalliberale Angelegenheit ohne ausdrückliche Förderung von oben gewesen war, zum offiziellen Nationalfeiertag.
  2. Landeshauptarchiv Koblenz zur Geschichte des Sedantages
  3. Aus dem Aufsatzheft einer Volksschülerin, Frau Paula Beuge, geb. Pöhlsen, am 12. September 1912