Tellus

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Marmorstatue der Tellus bzw. Terra Mater in einer aedicula (kleines Tempelchen) der frühen Kaiserzeit.

Tellus (lat. „Erde, Erdboden, Grund“) war die römische Göttin der nährenden Erde, vergleichbar mit der griechischen Gaia. Bereits in der Antike war die Herkunft des Namens Tellus unbekannt und es bürgerte sich ihr Zweitname Terra Mater (Erdenmutter) immer mehr ein, wohingegen sie zeitweise auch als alma (die Nährende) und fertilis frugum pecorisque (der fruchtbaren Feldfrüchte und Vieh) bezeichnet wurde. Sie wurde oftmals im Zusammenhang mit der Göttin Ceres verehrt, die zusammen für die Fruchtbarkeit der Erde sorgten. Neben dieser Funktion wurde Tellus vor allem während Erdbeben und vergleichbaren erdverbundenen Ereignissen angerufen. Ihr Hauptfest wurde alljährlich am 15. April begangen.

Kultus

Der offizielle Telluskult konnte in Rom auf keine lange – d. h. bis in die Königszeit zurückreichende – Tradition zurückblicken. Der Konsul Publius Decius Mus weihte 340 v. d. Z. anlässlich seiner Selbstaufopferung sich und sein Heer den Deis Manibus Tellurique (den Totengöttern und der Tellus) und erst nach 268 v. d. Z. erbaute man aufgrund eines Gelübdes des Publius Sempronius einen Tellustempel. Das an einem 13. Dezember geweihte Gebäude lag am Esqulinhügel und beinhaltete ein Wandgemälde, das die picta Italia (gemalte Italia) zeigte. Leider ist unklar, ob es sich dabei um eine Personifikation, oder eine Landkarte oder vielleicht beides handelte. Eine eigene Darstellung der Göttin scheint zu Beginn jedenfalls nicht vorgesehen gewesen zu sein.

Neben ihrer agrarischen Funktion steht Tellus mit den Manen in Verbindung, da sie durch die Bestattung die Verstorbenen in sich aufnahm. Im Kult berührte man bei der Anrufung der Göttin die Erde, so wie man es in Griechenland bei sehr alten erdbezogenen Kulten ebenfalls tat. Deshalb bestand auch zwischen dem allgemeinen griechischen Ritus am Tempel ein Unterschied zu jenem, den man der Tellus angedeihen ließ. Zwar sind die Ähnlichkeiten zwischen der Göttin und der griechischen Gaia frappant, doch ihren italischen Kern konnte sie stets bewahren. Ein Phänomen, das auch andere Gottheiten zeigten. Mit ein Grund hierfür dürfte gewesen sein, daß Tellus die Heimaterde symbolisierte und so gegen religiöse Vereinnahmung von außen gut geschützt war. Der Schriftsteller Vergil etwa bezeichnet Italien als Saturnia Tellus („die Erde des goldenen Zeitalters“). Auch das Kultbild mit der bereits erwähnten gemalten Italia reiht sich hier ein. Angerufen wurde Tellus u. a. bei den Auspizien vor einer Hochzeit.

Im Kult opferte man der Göttin (vor der Aussaat und nach der Ernte) trächtige Tiere; hauptsächlich Schweine. Beim am 15. April stattfindenden Fest Fordicidia wurden 30 boves fordae (trächtige Kühe) geschlachtet. Die ungeborenen Kälber verbrannte man unter Aufsicht der Vestalis maxima (Obervestalin), was einige antike Schriftsteller zur irrigen Annahme verleitete, Vesta und Tellus wären eigentlich eine einzige Gottheit. Bestärkt wurden sie darin durch die schlichte Tatsache, daß es von Tellus zunächst kein Bild in Menschengestalt gab. Die porca praecidanea (im voraus, d. h. vor der Ernte und vor der Trächtigkeit des Tieres, geschlachtetes Schwein) brachte man Tellus und Ceres dar. Es diente der rituellen Reinigung.

Kaiserzeit

Erst seit der frühen Kaiserzeit sind personifizierende Darstellungen der Tellus bekannt; allen voran das Bild der Erdenmutter mit den Früchten im Schoß an der Ostseite der Ara Pacis (Friedensaltar des Augustus). Man stellte sie sich nun als eine auf einem lehnenlosen Stuhl sitzende Mutter dar; selten auch stehend. Ihr Haupt war verschleiert und als Attribute dachte man sich Früchte in ihrem Schoß, einen Strauß von Ähren sowie eine Fackel in der linken Hand. Als reine Personifikation, d. h. nicht als Kultbild, sondern als Wandschmuck, traten zeitweilig auch Kinder hinzu. Bei der Darstellung als reine Erdengöttin, verzichtete man auf künstliche Sitzgelegenheiten und Tellus ruhte am Boden. Die Reliefs des berühmten Augustuspanzers zeigt ganz unten die liegende Tellus, wie sie nach oben blickt zum obersten Teil, wo Saturn thront. Die Botschaft war klar: Saturnia Tellus, d. i. Italien, sollte in ein goldenes Zeitalter eintreten. Wie sehr Tellus, Roma und das personifizierte Italien miteinander verbunden waren, zeigt die augusteische Propaganda. Um die Aussöhnung von Rom und Italien zu veranschaulichen, schüttelten einander die behelmte Roma und die befüllhornte Italia die Hände, damit Frieden auf der saturnalischen Erde herrsche.

Sonstiges

Der deutsche Chemiker Martin Heinrich Klaproth benannte 1798 das von ihm entdeckte chemische Element Tellur nach der römischen Göttin.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Wissowa: Tellus. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 331–345