Tilgner, Ulrich

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Ulrich Tilgner

Ulrich Tilgner (* 16. Januar 1948 in Bremen) ist ein deutscher Journalist und Auslandskorrespondent. Bekannt wurde er als Kriegsberichterstatter aus Bagdad.

Werdegang

Ulrich Tilgner wuchs in Bremen auf und besuchte von 1958 bis 1966 das Alte Gymnasium. Nach dem Wehrdienst studierte er (1968-1975) Empirische Kulturwissenschaften, Politische Wissenschaften und Wirtschaftsgeschichte in Freiburg im Breisgau und Tübingen. Ein Jahr lang war er Mitarbeiter des baden-württembergischen Landesamtes für Denkmalschutz, ehe er 1975 (bis 1978) Mitarbeiter des SDR wurde. 1979 wechselte er zur Nachrichtenagentur dpa und war Chef vom Dienst im dpa-Landesbüro Südwest. Seit 1980 berichtete Tilgner als Korrespondent sowohl für dpa, als auch für mehrere Zeitungen, ARD und ZDF aus dem Nahen und Mittleren Osten.

Von 1986 bis 2001 hatte er sein Büro in Amman in Jordanien. Sowohl 1991 (Zweiter Golfkrieg) als auch 2003 (Irak-Krieg) war er als Kriegsberichterstatter in Bagdad. Dabei ist er nicht der „klassische Kriegsreporter“: „Ich habe diese Region 25 Jahre lang begleitet. Nach Bagdad zu gehen, war daher nur folgerichtig.“ 2002 übernahm Tilgner die Leitung des ZDF-Büros in Teheran. Von 2006 bis April 2008 war er zudem ZDF-Sonderkorrespondent für den Nahen und Mittleren Osten, insbesondere Afghanistan und Irak. Seit April 2008 berichtet Tilgner hauptsächlich für das Schweizer Fernsehen SF.[1]

Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

Im Jahr 2003 erhielt Ulrich Tilgner neben Antonia Rados den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus für seine Berichterstattung aus Bagdad. In der Begründung hieß es, beide hätten sich „mit Ausdauer und Erfolg darum bemüht, auch unter dem Druck der kriegerischen Ereignisse und der eingeschränkten Informationsfreiheit den Überblick zu behalten, präzise zu formulieren und dem Abenteurertum ebenso wie der Parteilichkeit zu entgehen.“[2]

Ausstieg und Kritik am ZDF

Nach eigenem Bekunden aus Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen (Eingriffe in die Pressefreiheit und Bündnisrücksichten) in Deutschland ließ Tilgner seinen Vertrag mit dem ZDF auslaufen. Tilgner übte deutliche Kritik an seinem deutschen Auftraggeber: Er fühle sich in seiner Arbeit zunehmend eingeschränkt, „gerade auch was die Berichterstattung aus Afghanistan angeht, jetzt, wo dort deutsche Soldaten sterben“. Es gebe Bündnisrücksichten, sagte Tilgner, die sich in der redaktionellen Unabhängigkeit der Sender widerspiegelten.[3]

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Zitat
Auslands-Korrespondent Ulrich Tilgner kritisiert seinen Arbeitgeber ZDF. Er fühle sich in seiner Arbeit zunehmend eingeschränkt: „Gerade auch, was die Berichterstattung aus Afghanistan angeht. Jetzt, wo dort deutsche Soldaten sterben.“ Es müssten Bündnis-Rücksichten genommen werden, Politik werde in Nischen verdrängt. Deshalb will er ab 1. April 2008 für das Schweizer Fernsehen SF arbeiten: „Dort sind ,Tagesschau’ oder ,10 vor 10’ noch Institutionen. Eingriffe in meine Arbeit habe ich noch nicht erlebt.“ Den Vertrag als Chef des ZDF-Büros in Teheran und Korrespondent für den Nahen und Mittleren Osten hat er nicht verlängert.[4]
Das Zweite ist beim Verteidigungsministerium und Kanzleramt eingebettet. Da geht’s dann ab mit Minister Jung nach Afghanistan. Statt kritischen Frontberichten hagelt es Features über Aufbauerfolge und Stabilität. Immer exklusiv. [5]

Im Migros-Magazin kritisiert Tilgner die hiesige Berichterstattung über den US-besetzten Irak. Von einer „erfolgreichen Mission“ zu sprechen, wie dies – nicht nur amerikanische – Medien immer häufiger täten, sei angesichts von drei Millionen Flüchtlingen und 150.000 Ermordeten ein „unglaublicher Zynismus“. In „Bagdad hat nahezu jede Familie Verwandte verloren. Wenn man da von Erfolg spricht, weiß ich nicht, was dann ein Mißerfolg wäre“, so Tilgner.

Tilgner griff auch die „heute-journal“-Moderatorin Marietta Slomka an (Moderatoren als Selbstdarsteller), die im Juli 2008 in einer Woche in fünf Beiträgen ihre Eindrücke von China präsentierte. „Die Moderatoren gewinnen Einfluss, sie führen nicht nur ein in die Beiträge, sondern lenken sie oft in eine bestimmte Richtung (→ „Politische Korrektheit“). Sie treten immer häufiger auch vor Ort auf, aber nicht um Erfahrungen zu sammeln, sondern um ihre Omnipräsenz zu verstärken.“ [6]

Bespitzelungs-Affäre

Ein hoher deutscher Diplomat hatte Tilgner im Jahr 2007 in Kabul erklärt: „Sie müssen verstehen, daß Sie abgehört werden.“ Grund für die Lauschaktion waren laut Tilgner telefonische Kontakte, die er damals zu dem in Afghanistan entführten Rufolf B. gehabt habe. „Für mich war in diesem Moment klar, daß die Gesetze, die in Deutschland gelten, von deutschen Beamten im Ausland offenbar außer Kraft gesetzt werden“, sagte Tilgner. Er habe in der Angelegenheit aber nicht beim Bundesnachrichtendienst um Aufklärung gebeten. Der BND hat eingeräumt, im Jahr 2006 die E-Brief-Korrespondenz einer „Spiegel“-Reporterin mit einem afghanischen Politiker mitgelesen zu haben.

Im Juli 2007 wurden die beiden deutschen Ingenieure Rufolf B. und Rüdiger D. in der afghanischen Provinz Wardak entführt. Rüdiger D. wurde in der Geiselhaft nach einem Kreislaufzusammenbruch erschossen. Rufolf B. sowie vier mit ihm entführte Afghanen wurden am 10. Oktober 2007 wieder freigelassen.[7][8]

Publikationen

  • Umbruch im Iran. Augenzeugenberichte. Analysen. Dokumente., Rowohlt Verlag 1983, ISBN 3-49914-441-7
  • Der inszenierte Krieg. Täuschung und Wahrheit beim Sturz Saddam Husseins, Rowohlt Verlag 2003, ISBN 3-87134-492-3
  • Zwischen Krieg und Terror. Der Zusammenprall von Islam und westlicher Politik im Mittleren Osten, C. Bertelsmann Verlag, ISBN 3-570-00932-7

Film

  • Schah Matt (1981)
  • Die Kurden – ein Volk, das es nicht geben darf (1983)
  • Unterschiedliche Fernsehdokumentationen

Verweise

Fußnoten