Till Eulenspiegel

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Till Eulenspiegel war der Held des um das Jahr 1510 von einem anonymen Autor verfaßten deutschen Volksbuches „Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel, geboren uß dem Land zu Brunßwick, wie er sein leben volbracht hat“, dessen Autor wahrscheinlich Thomas Murner war.

Till Eulenspiegel trieb allerlei Späße mit seinen Mitmenschen, indem er diese beim Wort nahm, deren Lügen und Heuchelei aufdeckte und ihnen somit den Spiegel vorhielt. Dem Buch zufolge soll Till Eulenspiegel in Mölln verschieden sein.

Wissenswertes

Als Sinnbild des kämpfenden Flanderns, in Deutschland und Flandern gleich wohlbekannt, gilt Jahrhunderte früher schon, als Hoffmann von Fallersleben sich kameradschaftlich verbunden zu Flanderns Kämpfern bekannte, der Eulenspiegel. In der zweiten HäIfte des 15. Jahrhunderts kommt das niederländische Tierepos aus Flandern nach Lübeck, von wo aus der Reineke Fuchs bis zu Goethe emporstieg. Ein Menschenalter später ging der Eulenspiegel den entgegengesetzten Weg. Bald nach 1519 schon wird ein erstes niederländisches Volksbuch vom Eulenspiegel bei Michel van Hoogstraaten in Antwerpen gedruckt, und schnell gelangen die Taten des Schalksnarren in Flandern zu gleichem Ruhm und gleicher Beliebtheit wie in seiner Heimat.

Rasch folgte, nach Teske, ein Druck auf den andern, sogar ins Lateinische für gebildete Leser wurde das Werk übersetzt. Während jedoch in Deutschland wohl das eine oder andere Abenteuer des Helden zum Grundbestand hinzukam, die Gesamtauffassung aber annähernd dieselbe blieb, wurde das in Flandern schnell anders. Einen Überblick über diese Entwicklung gab die Hamburger Doktorschrift von Ilse Marie Bostelmann, „Der niederdeutsche Eulenspiegel und seine Entwicklung in den Niederlanden“.

Als Herzog Alba 1569 alle Buchläden, Druckereien und Buchbindereien schloß, da mußte auch der Eulenspiegel daran glauben. 1571 kam er sogar auf den Index der verbotenen Bücher. Er teilt das Schicksal übrigens mit dem Reineke Fuchs. Trotzdem wird er wieder und wieder neu aufgelegt.

1580 konnte sich Jan van Ghelen in Antwerpen sogar ein königliches Druckprivileg für „een Boeck genaent Eulenspieghele“ verschaffen. Noch ist der Inhalt des Buches nahezu der alte. Wie beliebt es beim Volke war, ging daraus hervor, daß der Volksdichter Heinken de Luyere 1582 für ein Schwankbuch in Reimen den Eulenspiegel reichlich benutzte. Inzwischen hatte das Volk den Helden bereits so stark zu einem Flamen gemacht, daß man schon die Grabstätte Jacobs van Maerlant in Damme als die Eulenspiegels betrachtet. Sogar ein gelehrtes Gutachten wurde 1584 darüber eingeholt.

Vierzig Jahre später griff die Kirche wieder ein. Noch einmal wurde der Eulenspiegel ausdrücklich verboten, aber er war nicht totzukriegen. In den nördlichen Niederlanden druckte man ihn weiter, durch die vielen Verbote erst recht hellhörig geworden für den unbotmäßigen und antiklerikalen Geist, der in dem Büchlein steckte. Der Süden in Flandern dagegen ging einen anderen Weg. 1640 erschien bei J. H. Heyliger in Antwerpen „op de groote Merkt in de Pauw“ ein Leben Eulenspiegels, das sich in der Vorrede ausdrücklich als eine gereinigte Ausgabe vorstellte, die „alle de schimpen en schampen ob de geestelij Kheyd, de welke tot schandael van de Katolicke Religie dienden“, verbessert hatte, so daß Geistliche und Laien das Buch ohne Gewissensbisse lesen konnten.

Der Herausgeber beseitigt manchen Spott, den Eulenspiegel mit Pfaffen und Mönchen trieb, fügte auch schon einmal einen kleinen Seitenhieb auf die Reformatoren ein. Dafür mußte er aber neue Abenteuer erfinden: Kriegsfahrten gegen die Türken und für die Portugiesen Eulenspiegel wird ein frommer Christ, beichtet vor seinem Tode und wurde in Damme kirchlich begraben. Aber als er beim spanischen König in Madrid war, da ging der „alte“ Eulenspiege doch wieder mit ihm durch. Er sagte, er sei Brillenmacher, und als ihn der König nach dem Gang der Geschäfte fragte, meinte er: „sie gehen sehr, sehr schlecht, weil Sie, Herr König, und andere Menschen zuviel durch die Finger sehen und nicht merken, was Recht und Unrecht ist.“ Der beigegebene Holzschnitt unterstriech das noch: ein Herr überreichte dem König ein Gesetzbuch Heyligers „gereinigter“ Eulenspiegel brachte so in sich bereits die Keime zu de Costers großem Werk.

Eulenspiegel war in die Kämpfe des 16. Jahrhunderts hineingestellt, war Abenteurer, Soldat und Seemann.

Die stärksten Änderungen am Werk erfolgten im 19. Jahrhundert. 1867 verfasste der Flame Charles de Coster einen Eulenspiegel, der eng verknüpft ist mit den literarischen Traditionen der Niederlande. Er macht aus den Schelmenstreichen ein Epos des Freiheitskampfes der Flamen gegen die Spanier auf dem Höhepunkt des 80jährigen Krieges.

Eine literarische Vereinnahmung gab es auch in Polen. Nicht nur die Geschichte wurde modifiziert, auch die Biografie wurde angeglichen. Kneitlingen – der Geburtsort im deutschen Buch – wird in Polen zu Knittowicz, in den Niederlanden wird es Knesselaar.

In fast 300 Sprachen wird der hochdeutsche Text des Eulenspiegels übertragen. Ähnlich viele, wenn nicht noch mehr Übersetzungen, erreicht die Fassung des Flamen de Coster. Der Kolonialismus hat mitgeholfen, den Eulenspiegel zu verbreiten. Englische Übersetzungen gibt es reichlich. Im 19. Jahrhundert fanden die Geschichten ihren Weg nach Amerika, im 20. Jahrhundert in den Rest der Welt.

Verfilmungen

  • 1932: Im Bann des Eulenspiegels
  • 1936: Wie Eulenspiegel ein Urteil spricht (Kurzfilm)
  • 1936: Wie Eulenspiegel sich einmal erbot, zu fliegen (Kurzfilm)
  • 1936: Wie Eulenspiegel den Neunmalweisen Rede und Antwort steht (Kurzfilm)
  • 1936: Wie Eulenspiegel zu Marburg den Landgrafen malte (Kurzfilm)
  • 1954: Till Eulenspiegel und der Bäcker von Braunschweig (Kurz-Animationsfilm)
  • 1956: Till Eulenspiegel als Türmer (Kurz-Animationsfilm)
  • 1957: Die Abenteuer des Till Eulenspiegel
  • 1967: Till Eulenspiegel lustige Streiche (Fernseh Mini-Serie)7
  • 1971: Tijl Uilenspiegel (Fernseh–Film)
  • 1973: Uilenspiegel (Fernseh-Serie)
  • 1975: Till Eulenspiegel
  • 1998: Der Seelenspiegel
  • 2003: Till Eulenspiegel (Animationsfilm)
  • 2007: Kill Eulenspiegel (Fernseh–Film)
  • 2012: Till Eulenspiegel (Fernseh–Film)
  • 2014: Till Eulenspiegel (Fernseh–Film)

Literatur

  • „Ein kurtzweilig lesen von Dyl Ulenspiegel : gebore uß dem land zu Brunßwick ; wie er sein Leben vollbracht hatt“, Faks.-Ausg. von 1515, Leipzig Insel-Verlag 1911 (PDF-Datei)
  • „Leben und Meyningen des Till Eulenspiegel“: Volks Roman (1779) (PDF-Datei)
  • Hermann Knust: „Till Eulenspiegel. Abdruck der Ausgabe vom Jahre 1515“ (PDF-Datei)
  • Thomas Murner: „Ulenspiegel“; (1854) (PDF-Datei)
  • A. Asher: „Tyel Ulenspiegel in niedersächsischer Mundart. Nach dem ältesten Druck des Servais Kruffter“ (1865) (PDF-Datei)

Verweise