Warnefried, Paul

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Paul Warnefried, latinisiert Paulus Diaconus (Lebensrune.png zwischen 725 und 730 in Friaul; Todesrune.png zwischen 797 und 799 in Monte Cassino) war ein germanischer Geschichtsschreiber des Stammes der Langobarden, Poet, Gelehrter und Mönch der römisch-katholischen Kirche. Da er nicht mehr über die Krönung von Karl dem Großen schrieb, dessen Hof und Gastfreundschaft er gut kannte, geht man davon aus, daß er kurze Zeit vor diesem Ereignis im Jahre 800 gestorben ist.

Der langobardische Gelehrte Paul Warnefried (künstlerische Vorstellung)

Herkunft und Wirken

Als Sohn Warnefrieds (Warnefrit) und Theodolindas (Theudelinda) stammte er aus einer adligen Familie, die mit König Alboin nach Italien gelangte und gute Beziehungen zum Hof des Herzogs von Friaul unterhielt. Paulus genoß am Hof des langobardischen Königs Ratchis zu Pavia eine ausgezeichnete Ausbildung, unter anderem bei dem langobardischen Grammatiker Flavianus. Er hatte auch Schüler, unter anderem die prominente Prinzessin und spätere Herzogin Adelperga (auch: Adelberga) von Benevent, die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius und seiner Gemahlin Ansa.

Auch in den Rechtswissenschaften erhielt Warnefried Unterricht, wandte sich bald aber dem theologischen Studium zu und trat, nach der Absetzung des Königs Ratchis und der fränkischen Eroberung des Langobardenreiches, 774 in das Kloster Montecassino ein, wo er viele Jahre Schriften erstellte. Hier verarbeitete er auch sein früher begonnenes Geschichtswerk zu einer Geschichte seines Volkes mit Berücksichtigung der Geschichte der Wandalen und Goten, aber auch der oströmischen und fränkischen Einflüsse unter dem Titel Historia Langobardorum. Dieses unvollendete sechsbändige Geschichtsbuch behandelt die Geschichte der Langobarden von 568, als der Stammesverband im Rahmen des letzten Zuges der Völkerwanderung Italien eroberte, bis zum Tod des großen Königs Luitprands (auch: Liutprand) im Jahr 744.

782 begab sich Warnefried an den fränkischen Hof, um die Freilassung seines 776 gefangengenommenen und ins Frankenreich verbrachten Bruders zu erreichen. Am Hof Karls des Großen hielt er sich mindestens drei Jahre auf. 786/87 kehrte er zurück nach Montecassino, wo er 799 starb.

Brief an Adelperga

Warnefried schrieb zahlreiche Gedichte und Briefe, u. a. an seine einstige Schülerin Adelperga/Adelberga, der er auch seine Werke Historia Romana und Versus de Annis widmete:

„Da Du nach dem Vorbild Deines Gatten [Anm.: Arichis II.] wissenschaftliche Studien treibst und Dich auch mit weltlicher Geschichte und der des Reiches Gottes beschäftigst, so habe ich Dir den Eutrop [Anm.: Werk des Historikers Flavius Eutropius] als Lektüre überreicht. Das, was Dir beim Durchstudieren mißfiel, habe ich beseitigt, indem ich die Geschichte erweiterte und Zusätze aus der heiligen Schrift anfügte. Ich begann die geschichtliche Darstellung ein wenig früher und fügte zu der nur bis Valens reichenden Schilderung noch sechs Bücher bis zur Zeit Justinians [Anm.: Justinian I. oder II.]. Wenn es Euer Wunsch ist und ich am Leben bleibe, will ich die Geschichte bis auf unsere Zeit fortsetzen.“

Dieses Widmungsschreiben zeigt, wie am langobardischen Hof die Wissenschaften gepflegt wurden, und welche Anforderungen man damals in hochgebildeten Kreisen an die Geschichtsschreibung stellte.

Brief an den Abt Theudemar von Montecassino, 783

Als es 773/74 zum Krieg zwischen Franken und Langobarden kam, welcher in der endgültigen Einverleibung des Langobardenreiches ins fränkische Reich Karl des Großen endete, wurde im Zuge dieser Auseinandersetzung auch Paulus' Bruder, der sich an einem Aufstand gegen den neuen Herrscher beteiligt hatte, gefangengenommen und nach Norden verschleppt sowie das Vermögen der Familie eingezogen. 781/82 begab Warnefried sich zu Karl, um die Pardonierung des Bruders zu erwirken. Dort kam ihm sein ausgezeichneter Ruf zugute: Der Frankenkönig gewährte ihm seine Bitte, jedoch erst nach langem Hinhalten und nur unter der Voraussetzung, daß Paulus an seinem Hofe blieb. Dort gehörte er nun für einige Zeit dem Gelehrtenkreis an und unterrichtete auch. Die fremden Traditionen und lockeren Sitten irritierten ihn jedoch, und er sehnte sich nach seinem Heimatskloster zurück, wie seine Briefe aus jener Zeit zeigen, die auch interessante Einblicke in das Leben am Hofe Karls geben:

„Ich lebe hier unter guten Christen, alle nehmen mich gut auf; Freundlichkeit wird mir um die Wette erwiesen um unsers Vaters Benedikt und um euretwillen. Aber im Vergleich mit eurem Kloster ist mir der Hof ein Kerker, gegen die Ruhe bei euch ist das Leben hier ein Sturmwind. Nur mit meinem armen schwachen Körper hänge ich an diesem Lande; mit ganzer Seele, die mir allein gesund ist, bin ich bei euch, und ich glaube bald euren ach so süßen Gesängen zuzuhören, bald mit euch im Speisesaal mehr am Vorlesen, als am Essen mich zu erquicken, bald die verschiedenen Beschäftigungen eines jeden zu beobachten, bald zu sehen, wie es den Alten und Kranken geht, bald die heilige Schwelle zu betreten, die mir lieb ist wie das Paradies. Glaube mir, Herr und Vater, glaube mir du ganze fromme Schar: nur das Gefühl des Mitleids, nur das Gebot der Liebe, nur die Förderung der Seele hält mich hier für eine Weile, und was mehr ist als dies alles, unseres Herrn und Königs stille Macht. Sobald ich aber gesund bin und der Herr mir durch unsern gnädigen König die Nacht der Trübsal und meinen Gefangenen [Anm.: Paulus' Bruder] das Joch des Elends abnimmt, werde ich gleich, sobald ich nur vom gnädigsten Fürsten Urlaub erhalten kann, zu euch ohne den allergeringsten Aufenthalt zurückwandern, und weder Geld noch Gut, noch Schätze Goldes, noch irgend eines Menschen Liebe sollen mich von eurem Kreise trennen ...“

Walhalla

Die 28. Gedenktafel (von 64) wurde schon zur Eröffnung der Walhalla in Donaustauf 1842 zu Ehren Paul Warnefrieds angebracht, hier wird sein Sterbedatum als „nach 800“ angegeben.

Ausgaben und Übersetzungen

  • Pauli historia Langobardorum
  • Paulus Diaconus. Historia Langobardorum (Geschichte der Langobarden). Lateinisch und deutsch. Hrsg. und übers. von Wolfgang F. Schwarz. Darmstadt 2009.
  • Epistolae. Hrsg. v. Ernst Dümmler.
  • Karl Neff: Die Gedichte des Paulus Diaconus. Kritische und erklärende Ausgabe (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters, hrsg. v. Ludwig Traube, III/4). München 1908.
  • Hartmann Grisar: Die Gregorbiographie des Paulus Diaconus in ihrer ursprünglichen Gestalt, nach italienischen Handschriften, in: Zeitschrift für katholische Theologie 11, 1887, S. 162-172.

Literatur

  • Dr. L. Bethmann: Paulus Diaconus. Leben und Schriften, Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, 1849
  • Felix Dahn: Des Paulus Diaconus Leben und Schriften, Breitkopf und Härtel, Leipzig 1876