Völkerwanderung

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Übersichtskarte zur Völkerwanderung im Zeitraum von 375 bis 568 n. d. Z.

In der historischen Forschung wird unter dem Begriff Völkerwanderung im engeren Sinne die spätantike Wanderbewegung vor allem germanischer Völker im Zeitraum vom Einbruch der Hunnen nach Ostmitteleuropa 375/376 n. d. Z. verstanden, welche damit eine Fluchtbewegung anderer Völker in diesem Raum auslösten. Als Ende der Völkerwanderung gilt das Jahr 568, als die Langobarden in das Reich der Goten (im heutigen Italien) einfielen.

Unklare Einordnung

Der Begriff „Völkerwanderung“ ist irreführend, da in Europa nie eine Wanderung von Völkern stattgefunden hat und da es nicht bloß eine, sondern unzählige Siedlungsbewegungen gab. Statt dessen kam es zu einer Reihe von Zügen, so daß man ebenso die Auswanderungswellen aus Deutschland zwischen 1800 und 1900 als Völkerwanderung bezeichnen könnte. Europa hatte von 1820 bis 1900 weit über 16 Millionen Menschen abgegeben, in der Tat also die gewaltigste Völkerwanderung aller Zeiten. Dennoch war Europa deshalb nicht plötzlich leer. So wie verschiedene Angaben der Geographen und Ethnologen nicht übereinstimmen, soll eine Wanderung und ein plötzliches Hin- und Herfluten ganzer Völker stattgefunden haben. In der ganzen Zeit der sogenannten Völkerwanderung hat eine große Bewegung, welche die germanischen Stämme an die römischen Grenzen und weit weg von ihren Heimat führte, nur einmal um das Jahr 160 stattgefunden. Auch die Goten verließen wegen Übervölkerung und Hungersnot nur zum Teil ihre Heimat. Aus diesem Grund hat aber jene einzige „Wanderung“ in der Zeit der Völkerwanderung tatsächlich gar nicht stattgefunden, da die meisten von ihnen dennoch in ihrer Heimat verblieben.

Geschichtliche Bedeutung

Die Völkerwanderungszeit bildet damit ein Bindeglied zwischen der Antike und dem Beginn des europäischen Frühmittelalters, da man sie beiden Epochen zurechnen kann. Die Völkerwanderung stellt allerdings keinen einheitlichen und in sich abgeschlossenen Vorgang dar. Vielmehr spielten bei den Wanderungsbewegungen der zumeist heterogen zusammengesetzten Gruppen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wobei in der neueren historischen Forschung viele Einzelaspekte der Völkerwanderung sehr unterschiedlich bewertet werden.

Bei der Beurteilung der Völkerwanderung sind die ethnische Zuordnung der beteiligten Völker sowie kulturelle Aspekte derselben zu betrachten. Des weiteren muß in Frage gestellt werden, in welchem Umfang die Wanderungen stattfanden und ob tatsächlich eine nennenswerte Einwanderung nach Mitteleuropa von Osten her unter Verdrängung vormals bereits hier seßhafter Völker stattfand.

Germanische Wanderungsbewegungen vor dem Einfall der Hunnen

Wanderzüge der Kimbern und Teutonen, 2. Jahrhundert v. d. Z.

Schon vor dem Beginn der eigentlichen Völkerwanderung hatte es im außerrömischen „Barbaricum“ Völkerwanderungsbewegungen der Germanen gegeben. Bereits Ende des 2. Jahrhunderts v. d. Z. trafen die Römer auf Kimbern und Teutonen und hielten deren Zug auf. Auch später kam es zu militärischen Konflikten. Die Germanen, die nie eine politische Einheit darstellten und den Römern zahlenmäßig nicht überlegen waren, traten aber auch friedlich in Kontakt mit Rom. An der Grenze wurde Handel getrieben, und Germanen dienten nicht selten im römischen Heer. Dennoch blieb Germanien (Germania libera) das einzige Gebiet, das die Römer nicht erobern konnten. Der Freiheitsgeist der Germanen war stets überlegen, wie Armins Schlacht im Teutoburger Wald zeigte. Kaum fünfhundert Jahre später sollten die „Barbaren“ aus dem Norden das einstige Weltreich restlos besiegen und zu eigen machen.

Über viele Wanderungsbewegungen jenseits des römischen Horizonts wissen wir dennoch oft nur aus zumeist mündlich tradierten Berichten, die später schriftlich festgehalten wurden und dabei oft mythisch verklärt sind. Die wohl bekannteste dieser Ursprungsgeschichten, eine sogenannte Origo gentis, ist die Gotengeschichte (oder Getica) des Jordanes aus dem 6. Jahrhundert. Entgegen seiner Darstellung, daß die Goten aus Skandinavien stammen würden, sind sie nach heutiger Erkenntnis im 2. Jahrhundert n. d. Z. von dem Gebiet an der Weichsel in Richtung Schwarzes Meer gezogen. Die Goten verursachten damit die erste größere Wanderbewegung und verdrängten die Vandalen und Markomannen nach Süden und die Burgunden nach Westen. Diese Bevölkerungsverschiebungen waren einer der Auslöser für die Markomannenkriege, in denen Rom der Germanen nur mit Mühe Herr werden konnte.

Goten

Karte der germanischen Völkerwanderung vom 2. bis 5. Jahrhundert

Etwa um 290 teilten sich die Goten in Terwingen/Visigoten und Greutungen/Ostrogoten auf. Später wurde die Trennung der beiden Gruppen als schlichte geographische Aufteilung interpretiert, aus den ersteren wurden die Westgoten, aus letzteren die Ostgoten. Diese Darstellung ist allerdings grob vereinfachend, denn tatsächlich nahmen sowohl Teile der Greutungen als auch Mitglieder anderer gentes an der Ethnogenese der Westgoten teil. Ebenso waren die aus dem Gros der Greutungen hervorgehenden Ostgoten kein ethnisch homogener Verband. Die Greutungen/„Ostgoten“ siedelten sich im Schwarzmeerraum der heutigen Ukraine an. Die Terwingen/„Westgoten“ ließen sich vorerst auf der Balkanhalbinsel nieder, im Raum nördlich der Donau im heutigen Siebenbürgen. Die Terwingen gerieten dabei in direkten Kontakt mit Rom, es kam sogar zu militärischen Auseinandersetzungen, die aber nicht entscheidend waren. 332 erhielten die Donaugoten den Status von foederati (Föderierten, Verbündeten), mußten also Rom vertraglich garantierte Waffenhilfe leisten. Der Gotenzug ist vor allem deshalb von Interesse, weil die nachfolgende Entwicklung gerade für die Goten nachhaltige Folgen hatte: Der Hunneneinbruch 375 (siehe unten) vertrieb sie nicht nur aus ihrer neuen Heimat, sondern setzte durch das darauffolgende Übersetzen der Goten ins römische Imperium einen Prozeß in Gang, in dessen Folge Rom ums Überleben zu kämpfen hatte.

Langobarden

Etwa zur gleichen Zeit wie die Goten wanderten die Langobarden von der Unterelbe nach Mähren und Pannonien. In dieser Zeit kam es nur zu kleineren Einfällen in römisches Herrschaftsgebiet, die entweder zurückgeschlagen wurden oder mit kleineren Grenzkorrekturen endeten. Weiter im Westen durchbrach die Stammeskonföderation der Alamannen im 3. Jahrhundert die römischen Grenzbefestigungen, den obergermanisch-raetischen Limes, und siedelte sich im sogenannten Dekumatland an. Viele Stämme wurden auch als Bundesgenossen gezielt an den Grenzen des Reiches angesiedelt und bildeten Puffer zu feindlicher gesinnten Stämmen (siehe Föderaten).

Strategie Roms

Rom hatte aus den Germaneneinfällen des 3. Jahrhunderts gelernt und im frühen 4. Jahrhundert umfassende militärische Reformen in Angriff genommen. Die Kaiser Diokletian und Konstantin der Große, der das Christentum im römischen Reich privilegierte (Konstantinische Wende), bauten das Bewegungsheer (comitatenses) aus und sicherten somit noch einmal die Grenzen. Der spätere Kaiser Julian Apostata konnte noch 357 in der Schlacht von Argentoratum ein zahlenmäßig wohl überlegenes alamannisches Aufgebot vernichten. Trotz der Schwierigkeiten, in die Rom im 3. Jahrhundert durch die Bildung gentiler Großverbände wie der Alamannen und Franken geraten war, war es militärisch diesen Vorstößen immer noch gewachsen. Doch mit dem Einfall der Hunnen änderte sich die Bedrohungslage fast schlagartig. Dies und der Umstand, daß sich in der Folgezeit die Qualität der wandernden gentes veränderte, sind die wichtigsten beiden Merkmale der Völkerwanderung, durch die sich diese trotz des relativ unscharfen Begriffs von den vorherigen Wanderungsbewegungen unterscheidet.

Siehe auch

Literatur

Verweise