Bund Reichsflagge

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Bund Reichsflagge, Anstecknadel.jpg

Der Bund oder Wehrverband Reichsflagge (kurz: Reichsflagge) war eine 1919 in Nürnberg gegründete vaterländische Kampforganisation im Widerstand gegen den Terror der Spartakisten und Kommunisten.

Erläuterung

Adolph Heiß, der spätere Gründer des Bundes Reichsflagge.jpg
Titelseite der ersten Ausgabe der Verbandszeitschrift Reichsflagge vom 1. März 1924.jpg

Der Bund hatte seinen Schwerpunkt in Franken und organisierte in Spitzenzeiten 20.000 Mitglieder. Die Führung unterlag Hauptmann Adolf Heiß (1882-1945), das Programm war antirepublikanisch und monarchistisch. Erkennungszeichen war eine gepanzerte Faust, die nach der Flagge des deutschen Kaiserreiches greift. 1927 trat der Verband geschlossen dem „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ bei. Zur Werbung auf Plakaten und Ansichtskarten wurden auch folgende Verse verwendet:

Horcht auf im deutschen Vaterland!
Wir sammeln in der Not
Ein Häuflein von Getreuen,
Die keinen Teufel scheuen
Ums Banner schwarz-weiß-rot.

Geschichte

„Der Bund Reichsflagge nahm unter den bayerischen Wehrverbänden der Weimarer Zeit insofern eine Sonderstellung ein, als er der einzige Verband war, der seinen regionalen Schwerpunkt in Franken hatte. Gründer des Bundes war der aktive Reichswehrhauptmann Adolf Heiß (1882–1945). Er hatte bereits im Frühsommer 1919 ein ‚Heimatschutzbataillon Heiß‘ an seinem Garnisonsort Nürnberg aufgestellt. Nach dessen Einsatz am 17. März 1920 gegen demonstrierende Arbeiter in Nürnberg (im Umfeld des Kapp-Putsches) begann er, eine breitere, vereinsmäßige Basis aufzubauen – auch um Auflösungsbefehlen gegen das Bataillon zuvorzukommen. Am 11. Oktober 1920 ließ Heiß den Bund Reichsflagge in Nürnberg in das Vereinsregister eintragen und baute ihn in der Folgezeit mit Hilfe des Nürnberger Polizeidirektors Heinrich Gareis (1878–1951) zu einer besonders straff organisierten Truppe aus. Von Nürnberg aus erfolgte dann die Gründung zahlreicher Ortsgruppen vor allem im protestantischen Mittel- und Oberfranken, wo der Bund bald mit insgesamt ca. 4.000 Mitgliedern zur stärksten Wehrorganisation wurde. Dabei erfreute er sich der besonderen Unterstützung der Industriellen und Gewerbetreibenden der Region. Diesem Umfeld des national-protestantischen Bürgertums der fränkischen Städte entsprach auch die preußenfreundliche Einstellung Heiß', dessen völkischer Monarchismus mehr auf eine Restauration des Hohenzoller’schen Kaisertums denn des Wittelsbachischen Königtums zielte. 1920/21 war die – prinzipiell reichsweit aktive – Reichsflagge in den Landesverband der Einwohnerwehren Bayerns eingegliedert. Nach dessen Auflösung im Frühsommer 1921 wollte sich Heiß jedoch nicht der Nachfolgeorganisation des Zivilisten Otto Pittinger (1878–1926) unterstellen (Organisation Pittinger, später Bund Bayern und Reich), gegen den er wie viele Offiziere eine tiefe Abneigung hegte. Stattdessen blieb er selbständig und weitete die Organisation seines Bundes nach Süden aus. Die Leitung der Ende 1921 gegründeten Münchner Ortsgruppe übertrug er seinem Offizierskollegen und Freund Ernst Röhm (1887–1934). Es war daher nicht verwunderlich, dass Heiß sich im Konflikt zwischen Röhm und Pittinger um die Waffenbestände der von Röhm verwalteten Feldzeugmeisterei der Reichswehr 1922 auf die Seite Röhms stellte. Am 4. Februar 1923 schloss er sich auch der von Röhm neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Kampfverbände an, in der sich die radikalen Kräfte, unter anderem Adolf Hitlers (1889–1945) SA und der Bund Oberland, sammelten. Über das Jahr 1923 stand Heiß treu zu dieser Verbindung, die auf dem Deutschen Tag in Nürnberg am 1./2. September ihre Bande mit der Gründung des Deutschen Kampfbundes zum Missfallen der Staatsregierung und der moderateren Mehrheitskräfte um Pittinger noch enger knüpfte. Gegen diesen Schritt aber formierte sich nun in den Nürnberger bürgerlichen Kreisen eine deutliche Opposition. Sie forderte Heiß am 1. Oktober 1923 ultimativ auf, das Bündnis der Radikalen zu verlassen und sich dem gemäßigten Lager Pittingers und des eben ernannten Generalstaatskommissars Gustav von Kahr (BVP, 1862–1934) anzuschließen. Heiß fügte sich und trat aus dem Kampfbund aus. Dies veranlasste wiederum die südbayerischen Ortsgruppen unter Röhm, sich am 7. Oktober 1923 von Heiß loszusagen und sich als Bund ‚Reichskriegsflagge‘ neu zu konstituieren. In der weiteren Entwicklung des Herbstes 1923 war die Reichsflagge zwar noch in die Aufstellung des ‚Grenzschutzes Nord‘ involviert; sie blieb aber – anders als ihr Ableger Reichskriegsflagge – am Hitlerputsch des 8./9. November 1923 vollkommen unbeteiligt. Heiß fand sich lediglich zur Unterzeichnung des Aufrufs der Vereinigten Vaterländischen Verbände Bayerns vom 10. November bereit, in welchem Kahr nochmals – folgenlos – zur Errichtung einer nationalen Diktatur aufgefordert wurde. Trotzdem spaltete sich noch im November 1923 erneut eine Gruppe völkischer Aktivisten unter dem Namen ‚Altreichsflagge‘ ab. Führer dieses im Wesentlichen auf Franken beschränkten Bundes war der spätere Nürnberger NS-Oberbürgermeister Willy Liebel (1897–1945). Heiß' Verband dagegen blieb auf der nunmehr eingeschlagenen moderateren Linie und kooperierte 1924 mit dem staatlich kontrollierten Deutschen Notbann, um auf diese Weise seine Wehrarbeit fortsetzen zu können. […] Am 1. Dezember 1927 gliederte er die Reichsflagge unter Wahrung ihrer Strukturen in den Frontsoldatenbund ein. Obwohl der Stahlhelm in den Jahren 1930 bis 1935 ein neues Bündnis mit den Nationalsozialisten schloss und mit ihnen zusammen 1933 die Reichsregierung bildete, verziehen die alten Kameraden des Kampfbundes Heiß sein ‚Umfallen‘ von 1923 nicht und führten eine lang andauernde Pressefehde gegen ihn.“[1]

Publikation

Die Verbandszeitschrift hieß „Reichs-Flagge“ (auch: Reichsflaggenzeitung) und war als Halbmonats-Zeitung (alle 14 Tage) konzipiert. Die erste Ausgabe erschien am 1. März 1924 in Nürnberg (Jakobstraße 48/II). Schriftleiter war Dr. Rudolf Kötter (1893–1964),[2] der 1932 Hauptschriftleiter des „Fränkischen Kuriers“, später Inhaber wurde und bis zur kriegsbedingten Einstellung der Zeitung im 31. August 1944 auch bleib. Kötter schrieb in der Einleitung zur ersten Ausgabe 1924 unter dem Titel „Was wir wollen!“ u. a.:

„Wenn wir heute eine neue Zeitung hinausgehen lasse zu Euch, Ihr Kameraden, die Ihr Euch um das Kriegsbanner des heiligen Reiches geschert habt, wenn wir sie darüber hinaus dem ganzen deutschen Volke unterbreiten, so sind wir uns der großen Verantwortung, die wir damit auf uns nehmen, im tiefsten bewußt. […] Die großen Lebensfragen des deutschen Volkes sollen es sein, die uns in dieser unserer eigenen Zeitung ernst zu beschäftigen haben. Die Vergangenheit soll wach werden und der Geist, der unsere Väter zum Heldentode mahnte und unsere Jugend wieder dazu mahnen muß. […] Und darum sollen sie lernen zu begreifen, daß das viel mißbrauchte Wort ‚völkisch‘ nicht nur Ablehnung und Bekämpfung des Judentums bedeutet, sondern ein Rassenbewußtsein bedeutet, das Pflichten auferlegt: Pflichten an sich selbst, Pflichten am deutschen Volkstum, tägliche, ernste, rastlose strenge Arbeit für dieses arme zerrüttete und zerschlagene Vaterland, das zu retten uns Gott unser Leben gerade in dieser Zeit gegeben hat.“

Fußnoten

  1. Christoph Hübner: Reichsflagge, 1919–1927, in: „Historisches Lexikon Bayerns“, 11. Mai 2006
  2. Kötter, der letzte Inhaber des „Fränkischen Kuriers“, der nach dem Krieg u. a. auch einen zeitungswissenschaftlichen Lehrauftrag an der Universität Erlangen innehatte und 1959 das Bundesverdienstkreuz erhielt, arbeitete nach 1951 als Chefkorrespondent und Leitartikler für die „Nürnberger Zeitung“ (NZ). Über ihn gelangte der Name „Fränkischer Kurier“ in die Untertitelzeile der „Nürnberger Zeitung“.