Operation Dynamo

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Kampflage um Dünkirchen Mai/Juni 1940

Operation Dynamo war im Zweiten Weltkrieg eine militärische Evakuierungsaktion der britischen Admiralität unter der Leitung des Hafenkommandanten von Dover. Im Rahmen der Operation wurden vom 26. Mai bis zum 4. Juni 1940 die Reste des britischen Expeditionskorps (BEF) und Reste der französischen Armee, die von deutschen Truppen bei Dünkirchen eingekesselt waren, zu Schiff nach England transportiert. Bis zum 4. Juni konnten insgesamt 338.226 alliierte Soldaten, davon etwa 110.000 Franzosen, evakuiert werden. Um von der Niederlage abzulenken, initiierte die Regierung Churchill eine Verhaftungswelle nach Verteidigungsanordnung 18B.

Vorgeschichte

Nach Durchquerung der Ardennen brachen die deutschen Truppen am 13. Mai bei Sedan auf französisches Gebiet durch und erreichten am 20. Mai 1940 die Mündung der Somme. Die Panzergruppe „von Kleist“ drehte nach Norden Richtung Ärmelkanal ab. Damit war die französische Nordgruppe umfaßt. Das britische Expeditionskorps zog sich ab dem 26. Mai auf einen Brückenkopf bei Dünkirchen an der französischen Kanalküste zurück.

Warum ließ Hitler die Engländer entkommen?

Durchaus plausibel erscheint auf den ersten Blick die Vermutung, Hitler und seine Generäle hätten – befangen in ihrem kontinentalen Denken – die Möglichkeit einer derart umfassenden Evakuierungsaktion zur See gar nicht ernsthaft ins Kalkül gezogen. Doch die deutsche Führung war keineswegs ahnungslos. Der Feindnachrichtendienst registrierte voll Aufmerksamkeit bereits am 21. Mai eine „starke Belegung der Häfen Dünkirchen und Boulogne“ und die „Abfahrt einer größeren Zahl von Transportern“. Deshalb wies er auf die Möglichkeit hin, daß „auch englische Truppenteile von dort abbefördert werden“.[1]. So stellte Generalmajor a. D. Ulrich Liß retrospektiv fest:

„Der Ic-Dienst hat [...] sehr frühzeitig – erstmalig am 21. Mai, zwei Tage nachdem der Gedanke der Einschiffung von Lord Gort in London angeregt worden war und fünf Tage, bevor die Operation Dynamo in London in Gang gesetzt wurde – auf die Wahrscheinlichkeit der Einschiffung hingewiesen.“[2]

Adolf Hitler erließ gegen den Willen des Oberbefehlshabers des Heeres, Walther von Brauchitsch, einen später als „Wunder von Dünkirchen“ bezeichneten Haltebefehl. Einige Historiker führen diesen auf die bloße Exzentrik Hitlers zurück, er habe sich als Führer gegenüber der Heeresleitung als oberste Autorität behaupten wollen. Daß er deswegen einen sicheren militärischen Triumph opfern würde, ist sehr unwahrscheinlich.

Vielmehr ist anzunehmen, daß Hitler durch diesen Haltebefehl den Briten „eine blamable Niederlage ersparen“ wollte.[3] General Günther Blumentritt formulierte dies später folgendermaßen:

„Wäre die britische Expeditionstruppe bei Dünkirchen gefangengenommen worden, so hätte bei den Engländern das Gefühl aufkommen können, daß ihre Ehre befleckt sei und wiederhergestellt werden müsse. Indem er sie entkommen ließt, hoffte Hitler, sie zu versöhnen.“[4]

Gerd von Rundstedt gab nach dem Krieg an, Dünkirchen habe in Hitlers Sicht für die Briten die „goldene Brücke“ sein sollen, über die sie das europäische Festland ohne eine militärische Katastrophe verlassen konnten, so daß eine Verständigung mit ihnen noch möglich gewesen wäre.[5]

„Als das britische Expeditionskorps und französische Divisionen bei Dünkirchen eingekesselt waren, gab der in Großbritannien vernarrte Hitler der Wehrmacht den Haltebefehl und ließ 400.000 gegnerische Soldaten entkommen. Das schwächte nicht, sondern stärkte die Kriegspartei um Churchill und machte die geplante deutsche Landung in Großbritannien schwieriger oder gar unmöglich.“[6]
„Schlimmer als die Niederlage vor Norwegen war das ruhmlose Ende der britischen Expeditionsarmee vor Dünkirchen. Hier erlebte England ein Debakel von historischem Ausmaß, seine wohl größte Niederlage in zwei Jahrhunderten. [...] Nur der Haltebefehl Hitlers hatte die völlige Einschließung und Gefangennahme der gesamten Armee verhindert. Die Gründe für diesen Befehl sind umstritten. Vielleicht war er aus unangebrachter militärischer Vorsicht gegeben worden. Wahrscheinlicher ist wohl, daß er einem politischen Kalkül folgte. Hitler hatte große Achtung vor dem Britischen Empire. Mehrfach hatte er gesagt, daß er das Britische Weltreich als Ordnungsfaktor erhalten wolle. Vermutlich sollte der Haltebefehl England vor der völligen Demütigung und vor dem Gesichtsverlust gegenüber seinen Untertanenländern schützen. Vielleicht kam ein Grund hinzu: Churchill glaubte, die USA würden sofort an seiner Seite eingreifen, falls eine deutsche Invasion nach England drohe. Es liegt nahe, daß Hitler das auch so sah und deswegen auf den, militärisch als zwingend und überwiegend wohl auch als Erfolg versprechend angesehenen, Fortsetzungsschlag, die Invasion, verzichtete. Sicher ist, daß Hitler den baldigen Frieden sowohl mit Frankreich wie mit England wünschte und erwartete.“[7]

Nicht Hitler, sondern Generaloberst Gerd von Rundstedt, der Oberbefehlshaber der bis zur Kanalküste vorgedrungenen Heeresgruppe A, ist jedoch in erster Linie für den Halt verantwortlich. Rundstedt bat um Zeit, seine Panzerverbände auffrischen zu können. So bestätigte Hitler den entsprechenden „Haltebefehl“. Die Nachrichtenabteilung Fremde Heere West unter dem später als Verräter überführten Wilhelm Canaris versorgte das OKH derweil mit der Falschmeldung, daß sich die Engländer eingegraben hätten und auf einen Angriff warteten.[8]

„Adolf Hitler mag eine Weile geglaubt haben, daß England sich nunmehr zu realistischerer Betrachtungsweise bequemen und durch die – militärisch verhängnisvolle – Geste von ,Dünkirchen‘ friedensgeneigt sein würde. Aber er täuschte sich. Vermittels dreier entscheidender Eingriffe bereitete Canaris die Umkehr des Kriegsglücks vor. Als vordringlichste Aufgabe schirmte er das tödlich bedrohte, weil waffenentblößte England – die ewige Hoffnung der Verschwörer – ab, indem er die ,Fremden Heere West‘ Meldungen fabrizieren ließ, die auf der Insel 20–30 Divisionen vortäuschten.“[9]

Hitler selbst äußerte sich allerdings – laut der Wiedergabe seines Architekten Hermann Giesler – in einer Rückschau im Herbst 1942 in seinem Quartier in Winniza folgendermaßen zu den Ereignissen:

„Oh, ich weiß, nicht nur aus dem Kreis des so klugen Generalstabs wird meine Entscheidug »Dünkirchen« als großer Fehler hingestellt! – Diese Allesbesserwisser und die mit dem so christlichen Gemüt meinten, das sei meine größte Dummheit gewesen, die geschlagenen Engländer bei Dünkirchen nicht restlos vernichtet zu haben. Verschiedene Überlegungen hielten mich davon ab, sie zu vernichten.
Zunächst die militärischen Gründe. Das flandrische Niederungsgebiet beschränkt im Wesentlichen den Einsatz der Panzer auf die Straßenräume. Damit waren langwierige Kämpfe mit eigenen Verlusten und möglicherweise hohem Ausfall von Panzern zu erwarten. Für die weiter notwendigen Operationen nach Westen und Süden, in das eigentliche Frankreich hinein, konnte ich jedoch auf keinen Panzer verzichten. Vor allem aber, wir durften uns kräftemäßig nicht verzetteln und Zeit verlieren. Der Feind war geschockt, nun mußte alles Schlag auf Schlag erfolgen.
Auch meine engste militärische Umgebung war nach Anhörung von Rundstedt dieser Auffassung; es galt vordringlich, ohne Verzögerung den weiteren Angriff nach Westen und nach Süden vorzutragen, ehe es dem Gegner gelang, eine starke Verteidigung an der Somme und Aisne aufzubauen. Unser folgender Ansturm traf dort schon auf harten Widerstand. Es mußte auch damit gerechnet werden, daß die Engländer weitere Truppenkontingente über den Kanal mit Artillerieunterstützung durch ihre Kriegsschiffe einsetzen würden, – sie konnten doch Frankreich nicht so im Stich lassen wie die Polen! Sie taten es!
Wir mußten nach Westen angreifen, sehr schnell mußten Paris und Nordfrankreich genommen werden, um den Engländern die Landung neuer Truppenkontingente unmöglich zu machen. Wir mußten nach Süden offensiv werden, mit einem Durchstoß hinter den französischen Festungswerken,, wir mußten die endgültige Entscheidung erzwingen und damit den Frankreich-Feldzug schnell beenden; denn es gab noch einen anderen Grund, militärpolitischer Art. Ich blieb nicht einseitig orientiert: Längst horchte ich besorgt nach Osten! Und bestand jetzt nicht doch eine, wenn auch geringe, vage Möglichkeit zum Frieden, die ich mir durch eiskalte Vernichtung der englischen Dünkirchen-Armee verbaut hätte?“
[10]

Zu dem hier eher als nächstrangig genannten Grund – die geringe und vage Hoffnung auf einen Frieden mit England – kommentierte Hitler im August 1943, wieder laut Angabe Gieslers, angesichts eines ihm vorgelegten Stoßes Photographien, die die Wirkungen der mörderischen Bomberangriffe der Alliierten auf Hamburg im Juli/August 1943 mit Phosphor-Brandbomben auf Zivilisten (rund 40.000 Tote) zeigten:

„Ich habe umdenken müssen, es entsprach nicht meiner Wesensart, auf den zu treten, der am Boden liegt. Ich habe mich geirrt, Großmut wird nicht anerkannt. Sie vergelten meine Schonung damals in Dünkirchen mit Bomben und Phosphor auf die Frauen und Kinder, deren Männer und Väter für Europa kämpfen.“[11]

Siehe auch

Literatur

  • Rolf Kosiek: Zum Streit um Dünkirchen 1940, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 1, Grabert Verlag, Tübingen 2006, S. 725–728
  • Tammo Luther: Nordfrankreich 1940 – Das „Wunder von Dünkirchen“ und Evakuierung der Alliierten nach England. In: Clausewitz, Heft 5, 2013, S. 11–26

Fußnoten

  1. vgl. Liß: Dünkirchen, S. 335
  2. vgl. Liß: Dünkirchen, S. 336
  3. Seidemann, Bericht, S. 2 BA-MA, ZA 3/44
  4. siehe Liddell Hart: Zweiter Weltkrieg, S. 115
  5. Gerd R. Ueberschär: Das Jahrhundert der Kriege: Der Zweite Weltkrieg, Der Spiegel 4/1999
  6. Warum Deutschland den Krieg verlor
  7. M. Aden: Verbotene Siege 1940 – Compiègne und Dünkirchen (PDF-Datei), Deutschlandjournal, Ausgabe 20
  8. vgl.: David Irving im Gespräch, National-Zeitung, 5. Januar 2007
  9. Heinz Roth: Widerstand im Dritten Reich, S. 24 (1976) (PDF-Datei)
  10. Hermann Giesler: Ein anderer Hitler, Druffel & Vowinckel-Verlag, 2005, 7. Auflage, S. 414, ISBN 3806111723
  11. Hermann Giesler: Ein anderer Hitler, Druffel & Vowinckel-Verlag, 2005, 7. Auflage, S. 415