Unternehmen „Weserübung“

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Völkischer Beobachter, 10. April 1940: Deutschland rettet Skandinavien!; Am selben Tag wurde im Wehrmachtbericht verkündet: „Die militärischen Maßnahmen zum Schutz der Neutralität von Dänemark und Norwegen wurden am 9. April 1940 von starken Einheiten des Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe unter dem Oberbefehl des Generals der Infanterie von Falkenhorst, von Seestreitkräften unter dem Befehl des Generaladmirals Saalwächter und des Admiral Carls und von zahlreichen Verbänden der Luftwaffe unter Führung des Generalleutnants Geißler in engster Zusammenarbeit durchgeführt.“

Das Unternehmen „Weserübung“ (auch: Fall „Weserübung“) war ein unter diesem Decknamen während des Zweiten Weltkrieges geführter Präventivkrieg der deutschen Wehrmacht, um Großbritannien an der bereits angelaufenen, gegen das Deutsche Reich gerichteten Besetzung insbesondere Norwegens (durch Beendigung der Eisenerz-Versorgung der deutschen Industrie aus Kiruna) und nachrangig auch Dänemarks (→ Operation „Stratford“) zu hindern. Die vom 9. April bis zum 10. Juni 1940 dauernde deutsche Offensive diente insofern der Wahrung der Neutralität dieser Staaten. Mit dem Unternehmen konnten die im geheimen Churchill-Stalin-Pakt vereinbarten, gegen das Deutsche Reich gerichteten Angriffskriege teilweise verhindert werden.

„Ich bin der Überzeugung, daß dieser Schritt des Führers einen altehrwürdigen Teil Europas vor dem sicheren Untergang und der absoluten Vernichtung, die unseren englischen und französischen Feinden offensichtlich gleichgültig sind, bewahrt hat.“Joachim von Ribbentrop, bislang letzter amtierender deutscher Außenminister in seiner Erklärung vor der Auslandspresse vom 9. April 1940

Überblick über die Seeoperation

Das Unternehmen „Weserübung“[1]
Britisches Propaganda-Abwurfflugblatt während dem deutschen Unternehmen „Weserübung“

Die Landungstruppen der sechs für das Unternehmen „Weserübung“ eingeteilten Kampfgruppen waren nur leicht bewaffnet. Gemäß strategischer Planung sollten die Einheiten ihre jeweiligen Ziele, wo sie mit den deutschen Schiffen der sogenannten Ausfuhrstaffel zusammentreffen sollten, gleichzeitig erreichen. Tatsächlich waren alle verfügbaren Überwasserkriegsschiffe eingesetzt. Im Falle einer Gefechtsberührung mit der übermächtigen Royal Navy wäre sowohl das Unternehmen als auch der Bestand der Flotte gefährdet gewesen, wie es sich bei der Narvik-Operation später zeigte. Es kam zu einem Wettlauf nach Norwegen zwischen deutschen und britischen Einheiten. Faktisch waren beide Flotten gleichzeitig unterwegs. Unterdessen wollten die deutschen Einheiten das gelegentlich vorkommende Aufeinandertreffen mit dem Gegner nach Möglichkeit vermeiden.

Kampfgruppen

  • Kampfgruppe 1 mit Ziel Narvik:
    • Die Kampfgruppe 1 bestand aus zehn Zerstörern mit 2.000 Gebirgsjägern der 3. Gebirgs-Division an Bord. Fernen Geleitschutz gaben die beiden Schlachtkreuzer „Scharnhorst“ und „Gneisenau“. Die Zerstörer versenkten die beiden alten norwegischen Küstenpanzerschiffe „Norge“ und „Eidsvold“ (rund 4.000 t). Narvik konnte vorerst besetzt werden.
  • Kampfgruppe 2 mit Ziel Trondheim:
    • Die Kampfgruppe 2 bestand aus dem Schweren Kreuzer „Admiral Hipper“" und vier Zerstörern mit 1.700 Mann. Die „Admiral Hipper“ versenkte den Zerstörer „HMS Glowworm“. Das Fort Agdenes bei Trondheim mußte sich nach dreistündigem, heftigem Kampf ergeben.
  • Kampfgruppe 3 mit Ziel Bergen:
    • Die Kampfgruppe 3 bestand aus den Leichten Kreuzern „Königsberg“ und „Köln“, dem Artillerieschulschiff „Bremse“, dem Transporter „Karl Peters“, zwei Torpedobooten und fünf Schnellbooten mit 1.700 Mann. Die Forts von Bergen beschädigten drei Schiffe, mußten sich aber innerhalb von Stunden ergeben. Am 10. April wurde die „Königsberg“ im Hafen von britischen Trägerflugzeugen versenkt.
  • Kampfgruppe 4 mit Ziel Kristiansand:
    • Die Kampfgruppe 4 bestand aus dem Leichten Kreuzer „Karlsruhe“, drei Torpedobooten, sieben Schnellbooten und dem Begleitschiff „Tsingtau“ mit 1.100 Mann. Die „Karlsruhe“ wurde vor Kristiansand von einem britischen U-Boot torpediert und sank.
  • Kampfgruppe 5 mit Ziel Oslo:
    • Die Kampfgruppe 5 bestand aus dem Schweren Kreuzer „Lützow“, dem Schweren Kreuzer „Blücher“, dem Leichten Kreuzer „Emden“, drei Torpedobooten und acht Minenräumbooten mit 2.000 Mann. Die „Blücher“ wurde durch Artillerie- und Torpedobatterien von der Festung Oskarsborg aus versenkt, wodurch die Besetzung von Oslo verzögert wurde. So konnten das Königshaus, der Storting (Parlament) und die Regierung nach Norden fliehen.
  • Kampfgruppe 6 mit Ziel Egersund:
    • Die Kampfgruppe 6 bestand aus vier Minenräumern mit 150 Mann. Die Besetzung Egersunds erfolgte, ohne auf wesentlichen Widerstand zu stoßen.

Wehrmachtbericht

„Die militärischen Maßnahmen zum Schutz der Neutralität von Dänemark und Norwegen wurden am 9. April von starken Einheiten des Heeres, der Kriegsmarine und die Luftwaffe unter dem Oberbefehl des Generals der Infanterie von Falkenhorst, von Seestreitkräften unter dem Befehl des Generaladmirals Saalwächter und des Admirals Carls und von zahlreichen Verbänden der Luftwaffe unter Führung des Generalleutnants Geißler in engster Zusammenarbeit durchgeführt.“Wehrmachtbericht vom 10. April 1940
Der Schwere Kreuzer „Admiral Hipper“ vor Trondheim

Der Kampf

Beim Angriff auf Oslo wurde der neue Schwere Kreuzer „Blücher“ am 9. April 1940 versenkt. Mangels geeigneter Transportschiffe mußten die Soldaten auf Kriegsschiffen befördert werden, dies wurde viele von ihnen an diesem Morgen zum Verhängnis.
Wenige Stunden nach der deutschen Landung am 9. April 1940 erreichten britische Kriegsschiffe der Royal Navy den Erzhafen Narvik. Die deutsche Kriegsmarine verlor zehn Zerstörer.
Männer des FJR 1 am Flughafen Oslo, 1940
Wellington-Bomber der Royal Air Force greifen deutschen Stellungen in Norwegen am 9. April 1940 an.
Norwegen-Kämpfer Waldemar Gerlach (links) und Leopold Mattheß; Zeichnung von Wolfgang Willrich 1940
Fallschirmjägerdenkmal in Oskarsborg, Narvik (Nordland), 1940

Die militärische Offensive wurde eingeteilt in die beiden Operationen „Weserübung Süd” und „Weserübung Nord”. Die deutsche Besetzung Dänemarks spielte lediglich eine strategische Nebenrolle. Es wurde dem Land gestattet, seine Regierung zu behalten und es soll zu nur einem Schußwechsel zwischen deutschen und dänischen Truppen gekommen sein.

Ein ungestörter Handel mit Norwegen war für das Deutsche Reich unerläßlich. So bezog es aus dem skandinavischen Raum unter anderem den Großteil der für die Rüstungsindustrie benötigten eisen- und nickelhaltigen Erze. Derartige für Deutschland bestimmte Lieferungen wollten die Engländer durch die Verminung der Westküste Skandinaviens unterbinden und versuchten daher ab dem 5. April 1940 mit der Operation „Wilfried“ die Besetzung Norwegens zum eigenen Vorteil. Nur einen Tag nach Beginn dieser feindlichen Operation, also am 6. April 1940, begann die Operation „Weserübung“, indem sich die gesamte deutsche Flotte nach Norden bewegte.[2] Nur um wenige Stunden entschieden die Deutschen den Wettlauf nach Norwegen für sich.[3] Die Operation kam jedoch erst am 9. April mit der Landung deutscher Gebirgsjägereinheiten richtig in Gang. Die deutsche Führung hoffte auf eine friedliche Besetzung, aber die norwegische Regierung entschloß sich zum aussichtslosen Widerstand. Dabei hatte sie auch den Weg der Neutralität verlassen, als der Befehl, auf deutsche Schiffe zu feuern, auf britische aber nicht, erteilt wurde. Die erbittertsten Kämpfe gab es um den kriegswichtigen Hafen Narvik.

Es kam deutscherseits nur zum Einsatz einer einzigen kleinen Panzerabteilung, darunter aber ein paar der wenigen schweren Panzer, über die das deutsche Heer damals verfügte, sogenannte Neubaufahrzeuge mit drei Türmen.

Am 13. April kam es zu einigen schweren Seegefechten, bei denen es neun Zerstörern der Royal Navy und dem Schlachtschiff HMS „Warspite“ gelang, im Ofot-Fjord alle dortigen deutschen Zerstörer der Kriegsmarine, denen der Rückzugsweg abgeschnitten war, zu versenken. Die schiffbrüchigen Matrosen dieser Schiffe verstärkten danach die deutschen Gebirgsjäger und konnten so in der Folge gegen die große Übermacht der feindlichen Truppen aushalten. Weiterhin gingen die leichten deutschen Kreuzer „Karlsruhe“ (englische U-Boot-Torpedos) und „Königsberg“ (englischer Luftangriff) sowie etliche Frachter durch Angriffe alliierter See- und Luftstreitkräfte verloren. Der nagelneue Schwere Kreuzer „Blücher“ mußte nach Torpedotreffern einer den deutschen Streitkräften nicht bekannten norwegischen Küsten-Torpedobatterie aufgegeben werden.

Am 17. April landeten die Alliierten schließlich und setzten die Truppen der Wehrmacht auch durch massiven Beschuß seitens der Royal Navy unter starken Druck. Bis zum 19. April wurden umfangreiche alliierte Verbände, unter anderem auch polnische Soldaten und Reste der Fremdenlegion, in Norwegen angelandet.

Inzwischen verbesserte sich, bedingt durch die Jahreszeit, das Wetter in Norwegen, so daß die Wehrmacht ihre Fronten festigen konnte. Bei schweren Angriffen der deutschen Luftwaffe wurden am 2. Mai ein britischer und ein französischer Zerstörer vor der Hafenstadt Namsos versenkt.

Noch im selben Monat beschloß Winston Churchill wegen der deutschen Erfolge in Frankreich den Abzug der Alliierten aus Norwegen. Bevor die 24.500 Soldaten evakuiert werden konnten, gelang es ihnen jedoch noch, in Narvik einzudringen und den wichtigen Hafen zu zerstören. Der englische Befehlshaber ließ dem norwegischen Kommandanten noch einen Brief zukommen, in dem er ihm noch viel Glück bei der weiteren Verteidigung wünschte, und machte sich sodann aus dem Staub. Der Norweger war darüber dermaßen empört, daß er das Schreiben dem deutschen Befehlshaber Dietl persönlich zeigte. Er war aber weder der erste noch der letzte, der in diesem Krieg den Wert der englischen Hilfe und Treue kennenlernen sollte. Am 10. Juni kapitulierten schließlich die verbliebenen norwegischen Soldaten, womit das Unternehmen „Weserübung“ abgeschlossen war.

Der deutsche Sieg war strategisch und wirtschaftlich von großer Bedeutung, noch größer vom Prestige her, brachte aber auch erwartungsgemäß empfindliche Verluste für die im Vergleich zur englischen oder französischen kleine deutsche Flotte. Durch die Torpedokrise, die viele mögliche Erfolge der deutschen U-Boote zunichte machte, waren die englischen Verluste auch kleiner als erhofft. Immerhin konnte noch der Flugzeugträger „Glorious“ samt seiner Zerstörereskorte „Ardent“ und „Acasta“ von den Schlachtschiffen „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ versenkt werden.

Am 9. Mai richtete Adolf Hitler an den Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Norwegen folgenden Befehl:

Entgegen dem Willen des deutschen Volkes und seiner Regierung haben König Haakon von Norwegen und sein Kabinett zum Kriege aufgefordert.
In diesem Kampfe konnten folgende Feststellungen gemacht werden: Anläßlich des Krieges im Osten wurden von den Polen deutsche Soldaten, die das Unglück hatten, verwundet oder unverwundet in ihre Hände zu fallen, meist in der grausamsten Weise mißhandelt und zu Tode massakriert. Zum Unterschied muß von der norwegischen Armee festgestellt werden, daß sich in ihr nicht ein Fall einer solchen entwürdigenden Entartung der Kriegführung gezeigt hat.
Der norwegische Soldat hat alle feigen und hinterlistigen Mittel, wie sie bei den Polen an der Tagesordnung waren, verabscheut. Er hat offen und ehrlich gekämpft und unsere Verwundeten und Gefangenen nach seinem besten Vermögen anständig behandelt, geachtet und versorgt.
Die Zivilbevölkerung hat eine ähnliche Haltung bewiesen. Sie beteiligte sich nirgends am Kampf und nahm sich in fürsorglicher Weise unserer Verletzten an.
Ich habe mich daher entschlossen, in Würdigung dieser Umstände die Genehmigung zu erteilen, die gefangenen norwegischen Soldaten wieder in Freiheit zu setzen. Nur die Berufssoldaten müssen so lange in Haft behalten werden, bis die ehemalige norwegische Regierung ihren Aufruf zum Kampfe gegen Deutschland zurückgezogen hat oder bis sich Offiziere und Soldaten durch feierliches Ehrenwort im einzelnen verpflichten, unter keinen Umständen an weiteren Kampfhandlungen gegen Deutschland teilzunehmen.[4]

Norwegen wurde Reichskommissariat, sollte jedoch nach dem Willen Hitlers, entsprechend dem Völkerrecht als selbständiger Staat bestehen bleiben und nur Teil des deutschen Verwaltungsgebietes sein. Im weiteren Verlauf wurde Norwegen stark befestigt, weil das OKH mit einer erneuten alliierten Invasion rechnete. Im Februar 1942 wurde eine neue Regierung unter Vidkun Quisling zugelassen. Deutscher Reichskommissar wurde Josef Terboven. Der norwegische König hatte bereits sein Land im Stich gelassen und sich nach England abgesetzt, um dort eine Exilregierung von Churchills Gnaden zu bilden.

Untergang der „Blücher“

Der Untergang des Schweren Kreuzers „Blücher“ gehörte zu den großen und vermeidbaren Katastrophen der Kriegsmarine beim Unternehmen „Weserübung“. An Bord waren nicht nur die rund 1.320 Mann Besatzung, sondern auch 882 eingeschiffte „Passagiere“ (insgesamt 2.202 Mann), darunter Generalmajor Erwin Engelbrecht mit dem Stab seiner 163. Infanterie-Division, Wehrmachtsbeamten, Verwaltungsexperten, kleinere Einheiten Gebirgsjäger und eine Militärkapelle. Als Führungsschiff der Kriegsschiffgruppe 5 unter Konteradmiral Oskar Kummetz sollte der Kreuzer zusammen mit dem Schweren Kreuzer „Lützow“ und dem Leichten Kreuzer „Emden“ die Passagiere nach Oslo bringen, um die Stadt zu übernehmen. Kummetz führte mit dem Kommandanten der „Blücher“, Kapitän zur See Heinrich Woldag, Diskussionen über die Marschgeschwindigkeit des Verbandes und setzte gegen die Überzeugung des Kommandanten eine äußerst geringe Geschwindigkeit durch, was dem Gegner die Bekämpfung des Schiffes erleichterte. An der engsten Stelle des Oslofjordes, der Drøbak-Enge, wurde die „Blücher“ am 9. April 1940 um 5.21 Uhr von der auf der Insel Süd-Kaholmen gelegenen Küstenbatterie Oscarsborg mit ihren alten Geschützen der deutschen Krupp AG beschossen. Dabei erhielt der Vormars einen Volltreffer durch eine 28-Zentimeter-Granate in den Haupt-Fla-Einsatzstand. Ein weiterer 28-Zentimeter-Treffer ging in die Flugzeughalle, die in Brand geriet. Ein Ruderversager aufgrund eines Treffers zwang zu noch langsamerer Fahrt. Mit den Schrauben steuernd wurde das Schiff wieder auf Kurs gebracht. In diesem Moment erhielt die „Blücher“ mehrere 15-Zentimeter-Treffer aus kurzer Distanz (1100–400 Meter). Zwei Torpedos der 500 Meter nördlich von der 28-Zentimeter-Hauptbatterie der Festung gelegenen Kaholmen-Torpedobatterie führten zum Totalverlust des Schiffs. Die Blücher trieb schwer beschädigt und brennend aus dem Feuerbereich der Batterien heraus. Die Ruderanlage fiel erneut aus, woraufhin Kapitän Woldag Befehl zum Ankern gab. Damit wollte er ein Auflaufen auf die Felsen verhindern und vor einer Weiterfahrt zuerst das Feuer an Bord löschen lassen. Das Kriegsschiff bekam jedoch immer mehr Schlagseite nach Backbord. Admiral Kummetz übergab seine Befehlsgewalt an den Kommandanten der „Lützow“, Kapitän zur See August Thiele. Um 7.22 Uhr kenterte der Kreuzer und sank über den Bug östlich der Inselgruppe Askholmene. Mindestens 320 Besatzungsmitglieder und rund 500 Passagiere fielen in den ersten Stunden des Norwegenfeldzuges. Die Überlebenden mußten dem brennenden Ölteppich ausweichen, dem etliche Männer der Besatzung zum Opfer fielen. Die übrigen Besatzungsmitglieder retteten sich auf die Insel, wo manche bis zu 36 Stunden in Kälte und Nässe bis zur Rettung ausharrten. Noch wochenlang trieben Leichen aus dem Wrack auf und wurden von den Norwegern in bereitgestellten Särgen geborgen und beerdigt.

Nichtsdestoweniger konnten die rund 1.500 bis 2.000 Mann starken Landungskommandos der „Lützow“ und der „Emden“, die unterhalb der Festung von Bord gingen, Oslo ohne viel Widerstand erobern und besetzen. Dennoch führte die Verzögerung um einen Tag dazu, daß die Regierung Norwegens mit den Goldreserven der Nationalbank sich in Sicherheit bringen konnte. Generalmajor Engelbrecht, wie auch Oskar Kummetz, gehörte zu den Überlebenden, der schwimmend Land erreichte, allerdings dort gefangengenommen wurde und mit Hunderten weiteren auf einem Bauernhof bei Drøbak ausharren mußte.

Als deutsche Einheiten schon am späten Nachmittag anrückten, flohen die Bewacher der 5. Kompanie der Königs-Garde (Hans Majestet Kongens Garde) und die Männer wurden verpflegt und von Sanitätsoffizieren behandelt. Allerdings hatten die Norweger menschlich gehandelt, obwohl die Garde den Befehl hatte, alle Überlebende gefangenzunehmen und zu verhören, ließen sie es dabei, die Männer nur leicht zu bewachen und kümmerten sich um die vielen deutschen Verwundeten und Sterbenden. Um 18.30 Uhr war der Bauernhof dann ohne Bewacher, kurz darauf trafen Deutsche ein und Engelbrecht und Kummetz mit eine Fahrzeug auf den Weg nach Oslo, wo sie um 22 Uhr eintrafen und, da die Stadt schon in deutscher Hand war (nach Luftlande-Einsatz zum Flughafen Oslo-Fornebu) , im Hotel Continental einquartiert wurden. Die Verwundeten kamen in ein Strandhotel nach Åsgårdstrand, welches schon zuvor als norwegisches Marinelazarett diente und um Mitternacht des 8. April 1940 evakuiert worden war.

Die norwegische Küsten- und Festungsbatterie wurde am Vor- und Nachmittag des 9. April 1940 von der Luftwaffe angegriffen und ausgeschalten, besondere Verdienste dabei hatte Sturzkampf-Geschwader 1 mit Fernstukas vom Typ „Junkers Ju 87 R“ unter Hauptmann Paul-Werner Hozzel. Die in den nächsten Tagen im Schiffstransport nach Norwegen verlegte 163. Infanterie-Division wurde dort im Verband der Gruppe XXI (später „Armee Norwegen“) als Besatzungstruppe eingesetzt. Generalmajor Engelbrecht erhielt die Spange zum EK I und wurde zum Ritterkreuz eingereicht. Er hatte trotz der Tragödie und der Panik an Bord des brennenden und sinkenden Schiffes kühlen Kopf bewahrt, sorgte für ein geordnetes Verlassen des Schiffes, was Leben rettete, ebenso ließ er hilflose Verwundete nicht zurück.

Fallschirmjäger

Eine wesentliche Rolle nahmen die Fallschirmjäger der deutschen Luftlandetruppen im April 1940 bei der Durchführung des Feldzuges gegen Dänemark und Norwegen ein. Zu ihren Aufträgen zählten vor allem die taktischen Aufträge zur Einnahme von Flugplätzen und operativ wichtigen Verkehrsknotenpunkten; sie ermöglichten damit die Anlandung weiterer deutscher Verbände (Flughäfen von Oslo [Fornebu], Kristiansand [Kjevik] und Stavanger [Sola], so daß Luftbrücken für schnellen Nachschub und Verstärkung entstehen konnten).[5]

Flughäfen Oslo und Stavanger

In den ersten Stunden des Unternehmens „Weserübung“ (am 9. April) wurde versucht, die 1. und 2. Kompanie des I./Fallschirm-Jäger-Regiments 1 auf dem Flugplatz Oslo-Fornebu abzusetzen. Dichter Nebel verhinderte dies. Nach dem Aufreißen des Nebels kämpften deutsche Tiefflieger die Verteidiger des Flugfeldes nieder und ermöglichten den Ju 52 mit den Soldaten an Bord die Landung. Die 3. Kompanie der Fallschirmjäger hatte den Befehl, im Sprungeinsatz den Flughafen von Stavanger zu erobern, was auch nach kurzer Zeit gelang.

Dänemark

Die 4. Kompanie des I./Fallschirmjägerregiments 1 kam in Dänemark zum Einsatz. Ihr Ziel war die Brücke zwischen den Inseln Seeland und Falster. Die dänischen Brückenwachen wurden überrascht und nach kurzem Widerstand entwaffnet.

Dombås

Eine der Kompanien, die in Oslo eingesetzt waren, bestieg nach Klärung der Lage am 14. April wieder die Maschinen und wurde östlich von Dombås abgesetzt. Sie sollte dort die Vereinigung der in Namsos gelandeten Alliierten mit den Norwegern verhindern. Zudem sollte die Bahnlinie unterbrochen und die Straße weiter südlich gesperrt werden. Das Unternehmen stand unter Leitung von Oberleutnant Schmidt. Bereits im Anflug wurden jedoch drei der 15 Maschinen abgeschossen, beim Absetzen der Fallschirmjäger dann weitere fünf. Die Sprengung der Bahnlinie gelang, jedoch waren die feindlichen Verbände zu stark, so daß die Sperrung der Straße nur kurzfristig gelang. Nach fünf Tagen mußte sich der aus nur noch 34 Männern bestehende Rest der Truppe den eingetroffenen Engländern ergeben. Kurz vor dem Abtransport über Narvik wurden sie von Soldaten der eigenen Division befreit.

Narvik

Hauptartikel: Schlacht um Narvik

Nach der Anlandung deutscher Gebirgsjäger in Narvik entwickelten sich schwere Kämpfe mit den in Namsos angelandeten französischen und britischen Streitkräften. Die Nachschublage für die deutschen Truppen gestaltete sich schwierig, da der Landweg versperrt war. Um die dort kämpfenden Truppen zu verstärken, wurden nicht mehr benötigte Truppenteile der Fallschirmjäger (7. Flieger-Division/1. Fallschirmjäger-Division) Ende Mai 1940 im Sprungeinsatz über Narvik abgesetzt. Am 8. Juni konnte Narvik dann nach fast zweimonatigem Kampf endgültig besetzt werden.

Militärhistorische Auswertung

Die Überraschung

Die Operation gelang taktisch und strategisch, da man die Geschwindigkeit unterschätzt hatte, mit der nur eine willensstarke deutsche Armee handeln konnte. Außerdem traute man der kleinen deutschen Flotte ein derartig riskantes Unternehmen im Angesicht der Royal Navy nicht zu.

Der Feldzug

Die „Weserübung“ war die erste große Kombinierte Operation, in der See-, Luft-, und Landstreitkräfte (Schiffsbesatzungen, Fallschirmjäger, Marine-Infanterie und Gebirgsjäger) über weite Entfernungen zum Einsatz kamen. Relativ wenige Stoßtruppen – ca. 16.000 Mann –, die auf schnellen Kriegsschiffen transportiert wurden, und drei Bataillone Fallschirmjäger zur Besetzung der wichtigsten Flugplätze reichten für die Eroberung wichtiger Schlüsselpunkte und deren Konsolidierung, die zur anschließenden Besetzung des Landes führte.

Die Verluste

Die im Verlaufe des Unternehmens „Weserübung“ erlittenen Verluste der Deutschen von drei der insgesamt sieben Kreuzer und von zehn der insgesamt 14 Zerstörer sowie die schwere Beschädigung an drei weiteren Großkampfschiffen konnten vom Deutschen Reich nie mehr ersetzt werden. Sie sollten später bei der versuchten Unterbindung der alliierten Evakuierung bei Dünkirchen fehlen, und sie machten auch die geplante Invasion Großbritanniens mit dem Unternehmen „Seelöwe“ von vornherein zunichte.

Deutsche Verluste

Die deutschen Verluste während der Feldzüge in Norwegen und Dänemark betrugen 1.317 Tote (darunter 341 der Luftwaffe), 1.604 Verwundete und 2.375 Vermißte (darunter 448 der Luftwaffe), die überwiegend auf hoher See zu beklagen waren.[6] Im Oslofjord versenkte eine norwegische Küstenbatterie am 9. April den Schweren Kreuzer „Blücher“. Zwei Leichte Kreuzer, zehn Zerstörer, ein Torpedoboot und vier U-Boote erlitten innerhalb der nächsten Wochen dasselbe Schicksal. Durch die Zerstörungen sowie weiteren schweren Beschädigungen größerer Schiffe verlor die Kriegsmarine rund ein Drittel ihres Bestandes. Die Luftwaffe verlor 242 Maschinen.

Feindverluste

Auf alliierter Seite fielen in den Kämpfen zu Lande 1.899 Briten, 1.335 Norweger, 16 Dänen sowie je 530 Franzosen und Polen. Auf See verlor die Royal Navy Großbritanniens einen Flugzeugträger, zwei Leichte Kreuzer, neun Zerstörer und sechs U-Boote mit zusammen über 2.500 Toten. Mit den totgeglaubten Vermißten ergab das eine Verlustzahl von 6.116 Soldaten.

Das Ergebnis

Obwohl die Verluste groß waren, für die deutsche Kriegsmarine eigentlich unersetzbar, war der strategische Gewinn für Deutschland mehr als lohnend:

  • die Erzzufuhr nach England war unterbunden und für die deutsche Schwerindustrie ab Anfang 1941 gesichert;
  • die Besetzung Dänemarks sicherte die Verbindung nach Norden und zur Ostsee;
  • eine britische Blockade war verhindert und nach dem Westfeldzug in eine deutsche Gegenblockade mit U-Booten und Flugzeugen umgewandelt worden;
  • die nordnorwegischen Stützpunkte sollten sich auch gegen die späteren arktischen Geleitzüge nach Murmansk und Archangelsk von unschätzbarem Wert für die Einsatzführung erweisen;
  • im Gegensatz zur passiven Flottenstrategie – „fleet in being“ – des Ersten Weltkrieges konnte Deutschland nun aufgrund seiner flankierenden Außenbasen trotz seiner gegenüber damals wesentlich kleineren Flotte Großbritannien mit Handelsstörern und U-Booten blockieren und in seiner Existenz als kriegführende Macht gefährden.

Filmbeiträge

Unternehmen „Weserübung” Süd (Dänemark):

Unternehmen „Weserübung” Nord (Norwegen):

Siehe auch

Literatur

Verweise

Filme

Fußnoten

  1. Die Wehrmacht – Soldatenatlas (1941) S. 12 (PDF-Datei)
  2. Seekrieg (April 1940), wlb-stuttgart.de
  3. dhm.de: „Nur um wenige Stunden entschieden die Deutschen den Wettlauf nach Norwegen für sich.”
  4. Der großdeutsche Freiheitskampf – Reden Adolf Hitlers Band II, Zentralverlag der NSDAP, 1941, S. 5
  5. Dazu im Detail: Hans-Martin Ottmer: „Weserübung“ – Der deutsche Angriff auf Dänemark und Norwegen im April 1940, München 1994
  6. Siehe: Der Neue Brockhaus – Allbuch in vier Bänden, F. A. Brockhaus / Leipzig, 2. Aufl. 1941/42; Band 2, S. 299, Artikel „Großdeutschlands Freiheitskrieg