Werwolf – Winke für Jagdeinheiten
Titel: | Werwolf |
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Verleger: | Karl-Heinz Dissberger |
Erscheinungsjahr: | 1945 |
Originalsprache: | Deutsch |
Umfang: | 65 Seiten Seiten |
Gesamttitel: | Werwolf – Winke für Jagdeinheiten |
ISBN: | 978-3939700173 |
Verweise | |
Verweis zur DNB: | d-nb.info |
Werwolf – Winke für Jagdeinheiten wurde im Jahre 1945 als Ausbildungsgrundlage für die deutschen Werwolf-Kommandos konzipiert. Grundlage der Fibel war „Der Kleinkrieg. Geschichtliche Erfahrungen und künftige Möglichkeiten“ (1935) von Arthur Ehrhardt. Werwölfe kämpften bei Kriegsende gegen die Allierten hinter allen Fronten. Die Grundsätze des Kampfes gegen feindliche Streitkräfte aus dem Untergrund, die das Buch beschreibt, gelten noch heute, fügt man die technologische Entwicklung gedanklich hinzu. Das Buch kann Grundlage für den Jagdkampf gegen russische Truppen sein, sollte es dem bolschewistischen Russland gelingen, Europa zu besetzen.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Ein mittlerweile erhältlicher Nachdruck ist – bis auf das Vorwort – mit der alten Fassung vom Januar 1945 identisch. Dem Interessierten werden in gestraffter Form die bis heute nahezu unverändert gültigen Grundregeln der Partisanenkriegsführung aufgezeigt.
In diesem Buch werden die Grundsätze und Regeln über den Kleinkrieg für Partisanen und Freiheitskämpfer – und für diejenigen, welche sich mit der Bekämpfung derselbigen beschäftigen müssen – dargelegt. Der Inhalt behandelt u. a. folgende Themen: Der Kleinkrieg, Aufstellung von Jagdeinheiten, Ausbildung, Taktik, Kampf gegen Feindagitation, Unterkunft und Verpflegung.
Neben dem Volkssturm war die Organisation Werwolf das letzte Aufgebot. Sie wurde im November 1944 gegründet und vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler geleitet. Die Werwölfe sollten als Partisanen hinter den feindlichen Linien kämpfen oder Verräter töten. Auch gezielte Sabotageakte gehörten zu ihrem Auftrag. Das Symbol der Werwölfe war die sogenannte Wolfsspange, eine germanische Rune, die an ein Hakenkreuz erinnert.
Dieser paramilitärische Verband wurde von der Waffen-SS an improvisierten Werwolf-Schulen ausgebildet. Grundlage dieser Ausbildung war ab Januar 1945 dieses Buch. Die Werwolf-Kommandos bestanden aus Männern, Frauen sowie Hitlerjungen und BDM-Mädchen, die sich freiwillig melden sollten. Eingesetzt wurden die Werwölfe hinter der West- und Ostfront, hauptsächlich im Rheinland, in Ostpreußen und im Sudetenland.
Das Buch als Nachdruck richtet sich sowohl an militärgeschichtlich Interessierte, die sich mit dem Thema „Werwolf“ befassen, als auch an diejenigen Leser, die mehr über die Partisanenkriegführung wissen möchten, aber auch und im besonderen an Militär- und Polizeiangehörige, die etwas mehr über diese andere, moderne Kriegstaktik erlernen wollen, sei es, um sich auf Auslandseinsätze vorzubereiten oder um diese Themen mit in die Ausbildung einfließen zu lassen.
Viele der hier aufgezeigten Ausführungen und Anleitungen finden sich gegenwärtig auch in Lehrgängen für Einzelkämpfer, Jagdkommandos, U.S. Special Forces oder US-Rangers wieder.
Beim Studium dieses Buches wird schnell klar, daß es von militärischen Fachleuten geschrieben wurde. Es werden auch hier bereits die grundlegenden Regeln für den Partisanenkrieg festgelegt, wie sie von militärischen Fachleuten in aller Welt in ähnlicher Form später festgehalten wurden. Hier sei nur auf das bekannte – in der BRD indizierte – Buch „Der totale Widerstand: Kleinkriegsanleitung für Jedermann“ des Schweizer Majors H. von Dach verwiesen, der zur erfolgreichen Kleinkriegführung ähnliche oder gleiche Vorbedingungen als grundlegend und notwendig erachtet.
Geschichte
Während das letzte militärische Aufgebot, die hastig zusammengestellten SS-Jagdverbände und der aus Hitlerjungen und Greisen bestehende schlecht bewaffnete Volkssturm, den Vormarsch Feindes aus Ost und West kaum aufhalten konnten, sollten wenigstens die Freiwilligen des Werwolfs als Überrollgruppe im Rücken des Feindes zuschlagen. Das Konzept für diesen Kleinkrieg legte der für „Bandenbekämpfung“ zuständige SS-Sturmbannführer Arthur Ehrhardt im Januar 1945 vor, wenige Wochen vor Ilse Hirschs Einberufung nach Hülchrath. Die Wehrmachtsabteilung Fremde Heere Ost hatte ab 1942 an der Ostfront Erfahrungen mit der asymmetrischen Kriegführung gesammelt.
Partisanen griffen im Zusammenspiel mit der Roten Armee immer wieder deutsche Truppen an. „Der Guerillakrieg ist hart und grausam; die Guerillas sind beweglich, besitzen eine ausgezeichnete Aufklärung, arbeiten mit Überraschungen, sind verschlagen“, vermerkte ein Bericht der Abteilung Fremde Heere Ost vom Dezember 1944. Leiter dieser Generalstabsabteilung war Reinhard Gehlen, der sich nach dem Krieg auf diese Erfahrungen stützen sollte. Glaubt man Walter Schellenberg, dem Leiter des SD-Ausland (Amt VI des RSHA), dann sah Gehlen diesen Widerstand als Vorbild für eine deutsche Werwolf-Organisation. Schellenbergs US-Vernehmer notierten später:
- „Schellenberg hat ausgesagt, daß Generalmajor Gehlen sorgfältige Widerstandspläne nach Auswertung der Widerstandsbewegung ausgearbeitet hat und daß diese von Himmler als Beleg für Defätismus zurückgewiesen wurden.“
In den „Winken“ gaben die anonym gebliebenen Mitautoren wohl auch die Erfahrungen der Fremden Heere Ost wieder:
- „Der hart, entschlossen und mit klarer politischer Zielsetzung geführte Kleinkrieg ist ein wirksames Mittel, den eigenen militärischen und politischen Kampf zu unterstützen und die feindliche Kriegführung, Wirtschaft und Politik durch kriegerische Nebenhandlungen zu stören und zu lähmen. […] In verzweifelter Lage ist er das letzte Mittel, Freiheit und Leben des Volkes bis zum äußersten zu verteidigen.“
Ziel des Partisanenkampfes sei:
- „1. Störung, Bindung und Vernichtung von Feindkräften.
- 2. Störung und Vernichtung des Nachschubs des Feindes, seines rollenden Materials, seiner Verkehrsanlagen und Nachrichtenverbindungen, seiner Industrie- und Versorgungsanlagen.
- 3. Ausrottung der Helfershelfer des Feindes und Durchkreuzung aller feindlichen Maßnahmen durch rücksichtslosen Kampf. Gewalt gegen Terror! (Bildung von „Gegenbanden“)
- 4. Ergänzung der Truppenaufklärung und Ausspähung.“
Die Werwölfe sollten in kleinen 5köpfigen Gruppen, so genannten „Jagdeinheiten“, und in 10- bis 40köpfigen „Jagdtrupps“ im besetzten Gelände tätig werden, ausgerüstet mit leichten Waffen wie Pistolen, Maschinenpistolen und Handgranaten sowie Sprengstoff für Sabotagehandlungen. Die Autoren empfahlen den deutschen Widerstandskämpfern auch Schalldämpferpistolen und Zielfernrohrgewehre für lautlose Tötungen. Neben einer Infanterie- und Pionier-Ausbildung ist in den „Winken für Jagdeinheiten“ auch von einer Nahkampfausbildung die Rede. Die Fibel beschreibt den Bau von Verstecken, so genannten Fuchslöchern und Erdbunkern nach Art der Frontaufklärer (Fernspäher), und gibt Anleitungen für einfach zu errichtende Straßensperren und Angriffe aus dem Hinterhalt.
Aus dem Inhalt
- Vorwort
- Der Kleinkrieg
- Wesen des Kleinkriegs
- Organisation
- Führungsgrundsätze
- Erfolgsaussichten und Grenzen
- Aufstellung von Jagdeinheiten
- Allgemeine Anforderungen
- Führer
- Männer
- Gliederung
- Bewaffnung
- Ausrüstung
- Bekleidung
- Ausbildung
- Grundsätze
- Geländeausnutzung und Tarnung
- Zurechtfinden im Gelände
- Meldungen und Nachrichtenübermittlung
- Nahkampf
- Straßensperren
- Taktik
- Erreichen des Einsatzraumes
- Wahl der Zerstör- und Kampfziele
- Aufklärung und Erkundung
- Marsch
- Anhaltspunkte zur Planung
- Zerstörunternehmen
- Hinterhalt
- Überfall
- Absetzen
- Sichern der Ruhe
- Schutz vor Gegenmaßnahmen
- Kampf gegen Feindagitation
- Unterkunft und Verpflegung
- Unterkünfte
- Heiz- und Kochfeuer
- Wasser
- Abort und Abfall
- Verpflegung
- Notverpflegung
- Anhang I: Anhalt für die Ausrüstung des Jägers
- Anhang II: Anleitung für Benutzung des Marschkompasses
- Anhang III: Lufteinsatz.
Im letzten Anhang der Fibel „Winke für Jagdeinheiten“ werden unter dem Stichwort „Lufteinsatz“ geplante Luftlandeoperationen des Werwolfs detailliert beschrieben: Mit Lastenseglern oder Motorflugzeugen sollten Jagdtrupps unauffällig aus der Luft mit Verpflegung und Waffen versorgt werden. Ebenso sollten Personen aus einer für damals extrem niedrigen Höhe von 300 Metern mit dem Fallschirm im feindbesetzten Gebiet abgesetzt werden, um dem gegnerischen Radar zu entgehen. Jagdtrupps am Boden sollten die vorgesehene Absetzzone mit in einem Dreieck angeordneten Lichtern für die anfliegenden Flugzeugführer sichtbar machen und dann das empfangene Material oder die gelandeten Helfer unbemerkt aus der Absetzzone schaffen. Genau solche nächtlichen Luftlandeoperationen übten die Stay-Behind-Männer des Bundesnachrichtendienstes Jahrzehnte später in den Wäldern Bayerns. „Winke für Jagdeinheiten“ gehörte ebenfalls für die Fernspähtruppe der neu gegründeten Bundeswehr bis in die 1990er Jahre hinein zur Pflichtlektüre, wenn auch nie offiziell angeordnet.
Verweis
- PDF Werwolf – Winke für Jagdeinheiten, Nachdruck Enforcer-Verlag, Pülz, ISBN 978-3939700173