9. Gebirgs-Division (Wehrmacht)

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Die 9. Gebirgs-Division war ein Großverband der Gebirgstruppe der Wehrmacht, welcher gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in der Steiermark aufgestellt wurde. Sie bestand aus Gebirgsjägern, SS-Männern, Panzerjägern, Artilleristen, Flugzeugführern (u. a. Teile des Kampfgeschwaders 27 „Boelcke“), Bodenpersonal der Luftwaffe (u. a. vom Fliegerhorst Zeltweg), Marine-Infanterie (auch U-Boot-Besatzungen und Donauflottille), ungarischen Staatsbürgern sowie Polizisten aus Estland und Litauen.

Die Gebirgsdivision, ein Gebilde unterschiedlichster Alarmverbände, erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen, indem sie ein Eindringen sowjetischer Verbände der Roten Armee in die Steiermark und somit in den Rücken der 6. Armee verhinderte. Insgesamt kämpften bis zu 10.400 Soldaten aller Wehrmachtteile sowie der Waffen-SS und des Volkssturms in ihren Reihen. Viele der Soldaten der Waffen-SS (aber auch der Luftwaffeneinheiten), die heldenhaft im Endkampf um das Deutsche Reich erbittert standhielten, waren ausländische Freiwillige.

Geschichte

Kampfgruppe „Semmering“

Als sich Ende März 1945 die Front der 6. Armee unter starkem Feinddruck der Reichsgrenze näherte (am 26. März 1945 gelang der Roten Armee nördlich des Plattensees der Durchbruch), wurden im rückwärtigen Armeegebiet alle Ausbildungs- und Ersatzeinheiten des Heeres, der Luftwaffe und der Waffen-SS, dazu Landesschützen und Volkssturmverbände in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1945 alarmiert und in Auffangstellungen eingesetzt. Beiderseits des Semmering-Passes fanden sich in der Nacht zum und am Ostersonntag die verschiedensten Verbände und Einheiten ein, die zunächst als Kampfgruppe „Semmering“ zusammengefaßt wurden.

Aus diesem nur lose organisierten Verband entwickelte sich unter Oberst Heribert Raithel um den 10. April 1945 die 9. Gebirgs-Division „Ost“. Wie vielen anderen Divisionen, die aus der Not der Lage heraus in den letzten Kriegswochen auch an anderen Frontabschnitten gebildet wurden, ist auch dieser Division das Schicksal des Vergessenwerdens nicht erspart geblieben. Sicherlich ist sie in den bundesdeutschen und österreichischen Staatsarchiven verzeichnet. Aber in die kriegsgeschichtliche Literatur ist die 9. Gebirgs-Division bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht eingetragen.

Die 9. Gebirgs-Division hatte während der kurzen Zeit ihres Bestehens ca. 500 bis 600 Gefallene zu beklagen. Einige ruhen auf dem Semmeringer-Soldatenfriedhof in Frieden.

„Undenkbar wäre die Rückführung der Truppen der 6. Armee nach Deutschland gewesen ohne den Widerstand am Semmering. Daß Hunderttausende die Heimat wiedersahen und nicht in Sibirien untergingen, war mit ein Verdienst der Kämpfer vom Semmering.“Hermann Balck, General der Panzertruppe und Oberbefehlshaber der 6. Armee

Der Frontabschnitt konnte bis Kriegsende gehalten werden. Am 7. Mai 1945 erhielten die letzten Einheiten den Befehl, sich am 8. Mai 1945 bis 21 Uhr hinter die Enns abzusetzen.

Kampfgruppe „Raithel“

Die Kampfgruppe „Raithel“ entstand im April 1945 und wurde beim III. Panzer-Korps der 6. Armee geführt. Tatsächlich war die Bildung einer 9. Gebirgs-Division aus dieser Kampfgruppe jedoch auf Antrag der 6. Armee am 25. April 1945 unter Verwendung von Teilen der Gebirgsjäger-Division „Steiermark“[1] (Alarmeinheit, wahrscheinlich identisch mit der RAD-Brigade Steiermark) genehmigt worden.

9. Gebirgs-Division

Am 1. Mai 1945 besuchte der Oberbefehlshaber der 6. Armee, General der Panzertruppe Balck, den Gefechtsstand der Kampfgruppe „Semmering“, der sich in der am Semmering gelegenen HAKOA-Hütte befand. Er überbrachte dem Kampfgruppenkommandeur Oberst Heribert Raithel die Nachricht, daß seine Kampfgruppe nunmehr als 9. Gebirgs-Division bezeichnet werde.

Entwickling

Gliederung

Die Gliederung für diese neue Division sah für die wenigen Tage, die der Zweite Weltkrieg noch dauern sollte, folgendermaßen aus:

Angehörige der Kampfgruppe „Semmering“.jpg
  • Divisionsstab: bestand hauptsächlich aus Offizieren der Gebirgs-Artillerieschule Dachstein – Obertraun
  • Gebirgs-Artillerie-Regiment 56 (Kommandeur Oberstleutnant Bergmann): wurde aus den Einheiten der Gebirgs-Artillerieschule Dachstein – Obertraun gebildet
    • I. Abteilung bestand aus 4 Batterien mit zusammen 16 Gebirgshaubitzen 40 (je 4 Stück pro Batterie), 2 Gebirgsgeschützen 36 (3. Batterie zugeteilt) sowie 3 LFH 18/40 (je 1 Stück in 2., 3. und 4. Batterie)
    • II. Abteilung bestand aus 5. Batterie (2 Gebirgsgeschütze 36) und 6. Batterie (4 LFH 18/40)
  • Gebirgs-Jäger-Regiment 154 (Kommandeur Oberstleutnant Swoboda): entstand aus vielen verschiedenen Alarmverbänden
    • I. Bataillon (Kommandeur Major Petzold: 1. bis 4. Kompanie bestand aus Angehörigen des SS-Gebirgs-Jäger-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillons 13, Luftwaffen-Bau-Ersatz-Bataillon 17, Landesschützen-Bataillons 851, Angehörige einer Genesenden-Kompanie der 44. Infanterie-Division Hoch- und Deutschmeister
    • II. Bataillon (Kommandeur Major Walter Leifheit): 1. bis 3. Kompanie bestand aus Angehörigen des Fliegenden Personals des Kampfgeschwaders 27 Boelcke
    • III. Bataillon (Kommandeur Hauptmann Hans Schlierf): 1. bis 4. Kompanie bestand aus Angehörigen der Gebirgs-Jäger-Schule Admont sowie des Kampfgeschwaders 27
  • Gebirgs-Jäger-Regiment 155 (Kommandeur Major Erwin Starkl): entstand aus vielen verschiedenen Alarmverbänden
    • I. Bataillon (Kommandeur Oberleutnant Grögor: 1. bis 4. Kompanie bestand aus Angehörigen der Fliegerhorst-Kompanie 218/VII, Flugzeugführerschule A/B 14 Klagenfurt, Gebirgs-Jäger-Ersatz-Regiment 136 aus Wolfsberg (Kärnten)
    • II. Bataillon (Kommandeur Hauptmann Rudolf Dickermann): 1. bis 3. Kompanie bestand aus Angehörigen des Gebirgs-Jäger-Ersatz-Regiment 136
    • III. Bataillon (Kommandeur Hauptmann Heinz Becker): 1. bis 3. Kompanie bestand aus Angehörigen des Kampfgeschwaders 27, Luftwaffen-Schule ABK „Z“ (deutsche Fluglehrer, ungarische Flugschüler sowie Wartungs- und Bodenpersonal), SS-Gebirgs-Jäger-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillons 13 (ehemalige 2. Kompanien), Auffangkompanie der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“
    • IV. Bataillon (Kommandeur Oberleutnant Rudolf Ihssen, ab 2. Mai Oberleutnant Theodor Seesitsch): 1. bis 3. Kompanie bestand aus Angehörigen des MG Festungs-Bataillons Klagenfurt, Genesenden-Kompanie der 44. Infanteriedivision Hoch- und Deutschmeister, Polizeieinheiten aus dem Baltikum (Esten und Litauer) sowie einer Marineeinheit
  • Gebirgs-Aufklärungs-Abteilung 56 (Kommandeur SS-Hauptsturmführer Horst Grunwald): 1., 3., 4. und 5. Kompanie bestand aus Angehörigen des SS-Gebirgs-Jäger-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillons 13
  • Panzer-Jäger-Ersatz- und Ausbildungs-Kompanie 48 (Kommandeur Oberstleutnant Ludwig Lang)
  • Gebirgs-Pionier-Kompanie

Literatur

  • Roland Kaltenegger: Kampf der Gebirgsjäger um die Westalpen und den Semmering, Chronik der 8. und 9. Gebirgs-Division (Kampfgruppe „Semmering“), Leopold Stocker Verlag 1987, ISBN 3-7020-0521-8
  • Friedrich Brettner: Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges im Grenzgebiet Niederösterreich - Steiermark - Burgenland, KRAL-Verlag 2013, ISBN 978-3-99024-171-4
  • Friedrich Brettner: Die 9. Gebirgs-Division – Die letzten Kämpfe um das Semmering-Gebiet, ISBN 978-3950066951

Verweise

Fußnoten

  1. Die Gebirgs-Division „Steiermark“ war eine sogenannte Schattendivision.