Antiqua-Fraktur-Streit

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Das Rundschreiben von Bormann

Der Antiqua-Fraktur-Streit bezeichnet einen lange anhaltenden Streit, der seinen ersten Höhepunkt um das Jahr 1900 hatte. Es ging um die zukünftige Verwendung von gebrochenen Schriften, insbesondere der Fraktur-Schrift, und um deren Ersetzung durch die Antiqua-Schrift. Im Sinne des Deutschtums konnte sich jedoch das Lager der „Fraktur“ längerfristig durchsetzen.

Erläuterung

Nach der Nationalen Erhebung wurde dieser Streit erneut geführt. So forderte Reichsinnenminister Wilhelm Frick am 9. Mai 1933 in einer Rede vor den Kultusministern der Länder, daß die deutsche Schrift „ihren unbedingten Vorrang vor der lateinischen niemals verlieren darf“.

Auf dem Reichsparteitag von 1934 erklärte der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler:

„Eure vermeintliche gotische Verinnerlichung paßt schlecht in das Zeitalter von Stahl und Eisen, Glas und Beton, von Frauenschönheit und Männerkraft, von hochgehobenem Haupt und trotzigem Sinn […] Unsere Sprache wird in hundert Jahren die europäische Sprache sein. Die Länder des Ostens, des Nordens wie des Westens werden, um sich mit uns verständigen zu können, unsere Sprache lernen. Die Voraussetzung dafür: An die Stelle der gotisch genannten Schrift tritt die Schrift, welche wir bisher die lateinische nannten […]“

Auf einer Kulturtagung der NSDAP aus Anlaß des Reichsparteitages von 1934 erklärte Hitler in seiner Rede vom 5. September 1934 weiter:

„[...] der nationalsozialistische Staat [muß] sich verwahren gegen das plötzliche Auftauchen jener Rückwärtse, die dem deutschen Volk Straßenbenennungen und Maschinenschrift in echt gotischen Lettern aufdrängen wollen“[1]

Damit war deutlich gemacht, daß „Deutsch-Romantisches“ im Dritten Reich nicht mehr gefragt war. Dennoch galt die Frakturschrift weiterhin als Ausdruck deutscher Identität.

Die verständlichen Propagandabestrebungen der Nationalsozialisten führten zum Erkenntnis, daß nur eine „Normalschrift“ international eine flächendeckende Verbreitung deutschen Schriftguts gewährleisten könnte. Nicht nur Ausländer, die Deutsch als Fremdsprache lernten, konnten nur schwer die „deutsche Schrift“ entziffern, auch viele Auslandsdeutsche hatten es verlernt, Fraktur zu lesen. Weshalb man aber, statt derart zu argumentieren, einen welschen, oder gar „jüdischen“ Ursprung vorschob, bleibt rätselhaft.

Durch Bormanns Erlaß vom 3. Januar 1941 wurden zunächst nur die gebrochenen Druckschriften (Textur, Rotunda, Schwabacher und Fraktur) verboten. Mit einem zweiten Rundschreiben vom 1. September 1941 wurde auch die Verwendung der deutschen Schreibschriften untersagt. Damit war auch die bis dahin übliche Form deutscher Schrift, die Deutsche Kurrentschrift, verboten sowie die verbreitete Ausgangsschrift Sütterlinschrift. Seit Beginn des Schuljahres 1941/42 wurde an deutschen Schulen nur noch die Normalschrift verwendet und gelehrt, die bis dahin als lateinische Schrift bezeichnet worden war.

Durch einen Erlaß des Führers Adolf Hitler wurde der Antiqua-Fraktur-Streit zum Nachteil der deutschen Schrift beendet und deutschlandweit die Antiqua-Schrift eingeführt. Martin Bormann begründete in einem Rundschreiben die Abschaffung der deutschen Schrift damit, daß es sich um „Schwabacher Judenlettern“ handele. Ein tatsächlicher Beleg dieser Begründung ist allerdings nicht möglich, vielmehr ist an eine jüdische Herkunft von gebrochenen Schriften nicht zu denken, da der Besitz von und die Arbeit in Druckereien lange lediglich Christen mit Bürgerrecht erlaubt wurde.[2] Letztlich ging es offenbar darum, daß Hitler selbst ein modernes und weltoffenes Deutschland wünschte, wo die deutsche Schrift, die in anderen Ländern nicht so ohne weiteres lesbar war, als im Wege stehend angesehen werden könnte.

Widerstand vom Ahnenerbe

Auch Heinrich Himmler hatte sich frühzeitig der neuen Parteilinie angeschlossen, die jedweder sprachwissenschaftlichen Grundlage entbehrte. In einem Rundschreiben an SS-Hauptamt, Sicherheitshauptamt, RuSHA, SS-Gericht, Verwaltungsamt, Chef des Persönlichen Stabes, Ahnenerbe und Verein „Lebensborn“ schrieb er:

„Für die Zukunft bitte ich, bei allen Büchern und sonstigen Drucksachen nicht die gotischen Lettern, die meines Wissens sogar von Juden erfunden wurden, sondern die Antiqua zu nehmen. Das hat außerdem den Vorteil, daß die Ausländer, die unsere Sprache können, die Antiqua besser lesen können als die gotischen Lettern.“

Gegen die Verbotsbestrebungen hatten sich zahlreiche Philologen aufgelehnt, aber eine Koryphäe sprach sich besonderes vehement dagegen aus, auch direkt gegenüber Himmler: Abteilungsleiter in der Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“ e. V. Dr. phil. Joseph Otto Plassmann.

In einer Stellungnahme zur Frage „Fraktur oder Antiqua?“ erklärte er, daß die gotischen Lettern nicht von Juden erfunden worden wären, sondern sich aus der deutschen Schrift und der Druckschrift/Fraktur entwickelt hätten. In letzterer seien u. a. das Nibelungenlied und viele andere bedeutsame Denkmäler deutschen und germanischen Geistes abgefaßt worden. Diese Schrift, wobei er die 700 bis 800 Jahre alte Bruchschrift, die er jedoch von der Fraktur unterscheidet, sei also echt deutsch und könne mit der germanischen Runenschrift in Beziehung gebracht werden. Die Antiqua hingegen wäre römischen Ursprungs und deshalb mit dem deutschen Wesen nicht vereinbar. Das jüdische „Berliner Tagblatt“ und die ultramontane „Kölnische Volkszeitung“, so Plassmann, wären nach dem Ersten Weltkrieg bezeichnenderweise zur lateinischen Schrift übergegangen („internationalistische Gründe“).

„Die Schrift ist ja überhaupt nicht irgendein beliebiges technisches Substrat der Sprache, sie ist dieser vielmehr in Jahrhunderten als eigener Ausdruck angewachsen und kann deshalb ohne Schaden für den Geist der Sprache auch nicht beliebig durch einen andere ersetzt werden“.

Er erwähnte die Schrift von Rudolf Koch (1876–1934), „dem berühmtesten Schriftkünstler, den wir Deutsche seit Jahrhunderten hatten.“ Judentum habe, so Plassmann, bekanntlich die Fraktur bekämpft.

„Ich erinnere an den bekannten Reichstagsantrag des freisinnigen Abgeordneten Prof. Dr. Adolf Stengel von 1911, der dahin führte, daß ein Ausschuß des Reichstages beschloß, die deutsche Schrift in der Schule stark zurückzudrängen, mit dem Endziel, sie allmählich überhaupt zu beseitigen.“

Dr. Plassmann war es deshalb eine innere Unmöglichkeit, die Zeitschrift „Germanien“, dessen Hauptschriftleiter er war, in Antiqua zu drucken. Auch befürchtete er Proteste der Leserschaft, die aus den Bildungsschichten stammten. Des weiteren führte er an, daß die Fraktur von Juden stamme ein ganz großer Irrtum sei.

„Mit dem gleichen Recht könnte man sagen, Juden hätten unsere gotischen Dome geschaffen. – Während sonst den Juden die Gabe eigenen schöpferischen Schaffens abgesprochen wird, gibt man mit der Behauptung von der ‚Erfindung’ der gotischen Schrift durch Juden diesen das Verdienst, daß sie eine ganz hohe Leistung auf einem der wichtigsten Gebiete künstlerischer Gestaltungskraft vollbrachten.“

Fußnoten