Ariovist

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Die Schlacht zwischen Germanen und Römern am Rhein, ein Gemälde von Friedrich Tüshaus aus dem Jahre 1876. Hier zeigt der deutsche Künstler Ariovist (mit Flügelhelm) und seine Krieger auf der Wahlstatt bei der letzten Schlacht des Freiheitskampfes am großen deutschen Fluß.

Ariovist (Todesrune.png um 54 v. d. Z.) war Heerführer und König der germanischen Sweben, deren Herrschaftsgebiet er bis weit nach Gallien ausdehnte. Im Kampf gegen die Römer in Gallien unterlag der germanische Fürst nach vielen siegreichen Schlachten schlußendlich Cäsar und seiner Übermacht im Jahre 58 v. d. Z. in einer Schlacht bei Mülhausen im Elsaß.

Geschichte

„Cäsar und Ariovist“ (Unterredung vor der Schlacht). Stahlstich in: „Bilder-Gallerie zur allgemeinen Weltgeschichte“ von Carl von Rotteck, Verlag von Benjamin Herder, Freiburg 1842

Ariovist in Gallien

Ariovist überschritt 71 v. d. Z. mit einem aus Angehörigen verschiedener germanischer Völker gebildeten Heer den Rhein, siedelte die germanischen Stämme der Triboker, Nemeter und Wangionen im Elsaß, in der Pfalz und in Rheinhessen an und drang in der Folge bis in das heutige Lothringen vor.

In den Kämpfen zwischen den keltischen Stämmen Galliens wurde Ariovist von dem Stamm der Sequaner zu Hilfe gerufen und besiegte im Bündnis mit diesen deren Gegner, die Häduer, im Jahre 61 v. d. Z. in der Schlacht bei Magetobriga (heute La-Moigte-de-Broie nahe Pontarlier). Während die Sequaner, deren Gebiet die spätere Freigrafschaft Burgund umfaßte, ihr Herrschaftsgebiet auf Kosten der weiter westlich siedelnden Häduer vergrößerten, weitete Ariovist seine Herrschaft auf Gebiete aus, die zuvor von den Sequanern kontrolliert worden waren. Nach Angaben Cäsars führte Ariovist 120.000 Germanen in das linksrheinische Gebiet und kontrollierte etwa ein Drittel des vormaligen Territoriums der Sequaner. Dabei nahmen sie auf die Dauer auch die Sitten der nun beherrschten Kelten an.

Die Grenzen zwischen Bündnis und Unterwerfung waren damals (wie heute) so fließend, daß das Bündnis mit einem Mächtigeren gleichzeitig die Anerkennung seiner Oberherrschaft bedeutete. So wie die Sequaner Bundesgenossen der Sueben wurden und unter deren Einfluß standen, so gerieten die Häduer unter den Einfluß der Römer und ließen sie von Cäsar dazu bewegen, die Römer mehrfach um Hilfe zu rufen. Diese gaben gerne Garantieerklärungen für ihre Bundesgenossen ab und hatten so nach Belieben einen Vorwand für ein „selbstloses Eingreifen“ im nahen Ausland.

Die Kämpfe zwischen den gallischen Stämmen, die durch die Parteinahme des Suebenfürsten zunächst noch verschärft wurden, standen nicht im Gegensatz zu den Interessen Roms.

Das römische Herrschaftsgebiet in Gallien umfaßte nur den Küstenstreifen von Marseille bis zu den Pyrenäen (Gallia Narbonnensis) und lag so weit vom Gebiet der Sueben am Rhein entfernt, daß Rom sich nicht ernsthaft bedroht fühlen konnte. Zudem tat Ariovist alles, um einen Konflikt mit der Weltmacht zu vermeiden. Bereits 62 v. d. Z. bemühte er sich um gute Beziehungen zu Rom, und auf Cäsars Empfehlung ernannte ihn der römische Senat im Jahre 59 v. d. Z. zum „amicus populi romani“, zum Freund des römischen Volkes.

Cäsars Gallischer Krieg

Um seine Macht in den innenpolitischen Kämpfen in Rom zu vergrößern, ließ Cäsar sich wegen der angeblichen Gefahren in Gallien Sondervollmachten ausstellen, ließ sich mit einem Heer ausstatten, ließ sich von den Häduern um Hilfe rufen, ließ – um einen „großen Sieg“ vorweisen zu können – sein Heer einen Vernichtungsfeldzug gegen die friedfertigen Helvetier führen und marschierte schließlich in das Gebiet der Sequaner unter dem Vorwand ein, die Sequaner vor einem Überfall der mit ihnen verbündeten Sueben schützen zu müssen.

Auch die Sueben versuchten, einen Kampf gegen Rom zu vermeiden. Aber wie im Falle der Helvetier bedeuteten die Friedensbedingungen, die Cäsar präsentierte, nichts anderes als eine bedingungslose Kapitulation. Ariovist hatte keine andere Wahl als zu kämpfen, denn er stand den Herrschaftsplänen einer Weltmacht im Weg. Der ganze von Cäsar geschickt angezettelte Gallische Krieg hatte nur den einen Zweck, dem machthungrigen Cäsar die Machtbasis für seinen Marsch auf Rom zu verschaffen.

Nachdem Cäsar Vesontio (Besancon/ dt. Bisanz), den Hauptort der Sequaner, besetzt hatte, kam es im September 58 nach weiteren ergebnislosen Verhandlungen, vermutlich in der Gegend von Mülhausen im Elsaß, zu einer mehrtägigen Schlacht. Ariovist kümmerte sich nicht um sein schlechtes Orakel und ließ in sieben Keilern „Eberkopf“ aufmarschieren. Jedoch seine zahlenmäßig weit unterlegenen Truppen wurden schließlich beinahe vollständig aufgerieben. Fast keiner der tapferen Sueben überlebte. Das Ergebnis war furchtbar, die Römer schonten weder Alte noch Kinder. Nach Cäsars propagandistischer Angaben ließen 80.000 Germanen ihr Leben, Historiker vermuten 15.000 bis 20.000 tausend.

Ariovist selbst konnte mit seiner Reiterei über den Rhein entkommen, seine beiden Frauen und eine Tochter wurden aber auf der Flucht getötet. Die restlichen Überlebenden zogen zum Stamm der Cherusker, allerdings siedelten unter Ariovist mehrere germanische Stämme in Gallien und ließen sich nicht vertreiben.

Die Person des Ariovist

Von Ariovist ist weder das Geburtsjahr noch sein germanischer Name überliefert. Gleiches gilt auch für Arminius, dem die Deutschen später den Namen Hermann gaben. Alles, was wir von ihm wissen, stammt aus der Feder seines größten Gegners. In seinem Bericht „Der Gallische Krieg“, setzte Cäsar seinem größten Widersacher auf seiten der Germanen ein Denkmal. Ariovist wird als König der Sweben (Plin. hist. nat. 2,170: rex sueborum) bezeichnet, die im Rahmen der elbgermanischen Wanderung von ihren ursprünglichen Wohnsitzen an der Oder und an der Ostsee (Mare suebicum) an den Rhein gelangt waren.

Seine historische Bedeutung gewann Ariovist aus dem Zusammentreffen mit Cäsar, dem er auf gallischem Boden entgegentrat. Der Swebenführer wagte als erster, Rom den Weg nach Norden zu versperren; er wollte Gallien, das spätere Frankreich, germanischer Herrschaft unterwerfen. Die Gipfelkonferenz zwischen Cäsar und Ariovist gehört, so S. Fischer-Fabian, „zu den bewegendsten Momenten der an Dramatik nicht gerade armen germanisch-römischen Beziehungen“.

„Auf einem Hügel in der Rheinebene kommt es zur Unterredung zwischen Ariovist und Cäsar. Beide bleiben beritten. Hinter jedem von ihnen halten zehn Reiter ihres Gefolges, die Hand an den Waffen, und zu beiden Seiten des Hügels, 400 Doppelschritte voneinander entfernt, nehmen die besten Schwadronen der Sweben und Römer in gleicher Stärke Aufstellung. Alle Augen sind auf die beiden Männer gerichtet, die über das Schicksal Galliens verhandeln. Es ist ein weltgeschichtlicher Augenblick. Ariovist reckt sich hoch im Sattel und sagt zu Cäsar: ‚Was ich in diesem Lande besitze, haben mir die Gallier freiwillig abgetreten. Ich bin eher hierhergekommen als die Römer. Was willst Du eigentlich? Was hast Du in meinen Besitzungen zu suchen?‘“

Aus dem was wir wissen, kann man schließen, daß Ariovist „eine nicht nur gewaltige, sondern auch strategisch genial angelegte Persönlichkeit“ gewesen sein muß, schreibt der Historiker Hans Delbrück in seiner „Geschichte der Kriegskunst“.

Weiter schreibt er:

„Von den Cimbern wissen wir so gut wie nichts, als daß sie römische Heere besiegt haben und endlich besiegt worden sind. Es wäre denkbar, daß sie keine andere Eigenschaft als rohe Kraft besessen haben, aber da wir sehen, wie geschickt und kühn, geradezu kunstvoll schon Ariovist manövriert, und wie wieder bald nach Ariovist Arminius vor unsern Blicken erscheint, so können wir nicht zweifeln, daß von Anbeginn an nicht bloß das sozusagen wilde, sondern auch das höhere, intellektuelle Moment des Krieges dem germanischen Geiste innewohnte und bedauern, daß wir nicht noch ein anschaulicheres, konkreteres Bild von der Führung des Ariovist gewinnen können.“

Geschichtliche Bedeutung

Ariovist war die erste bedeutende Gestalt der germanisch-deutschen Geschichte. Er trat etwa 70 Jahre vor Hermann dem Cherusker der Ausdehnung der römischen Macht entgegen. Nach der Niederlage der Sweben bei Mülhausen im Elsaß eroberte Cäsar ganz Gallien und beendete die germanische Westsiedlung im keltischen Gebiet. Die ursprünglich keltischen Gallier wurden fortan romanisiert, und auch die fränkische Herrschaft 800 Jahre später konnte diese Romanisierung nicht rückgängig machen.

Die Sweben ließen sich im Gebiet östlich des Rheins, im Elsaß und in der Schweiz nieder. Nach Aufnahme weiterer germanischer Stammesgruppen wurden sie als Alemannen bezeichnet. Aus ihnen entwickelte sich im Mittelalter der deutsche Stamm der Schwaben.

In späteren Zeiten sah man in der Niederlage Ariovists den Untergang einer großen historischen Alternative: Gallien wäre nicht romanisiert, sondern germanisch geprägt worden, wenn Ariovist gesiegt hätte. Durch seine Niederlage wurden die Grenzen des deutschen Sprach- und Kulturraumes im Westen festgelegt.

„Zwar ist ihm die Begründung der Germanenmacht in ganz Gallien nicht gelungen, doch bleibt er der unsterbliche Vater des Deutschtums im Südwesten des nachmaligen Deutschen Reiches.“

Die Frage, wann die Geschichte der Deutschen beginnt, kann man verschieden beantworten. Schwankend ruht sie auf Mythen und Sagen, sicherer auf Schlachten und Siegen von Ariovist und Arminius, am festesten aber auf jenen Stämmen, die ihr Land durch alle Jahrhunderte behaupteten.

Da die Schwaben bis heute in dem Gebiet ansässig sind, in das sie durch Ariovist geführt wurden, und da somit die historische Kontinuität über 2.000 Jahre bis in die Gegenwart reicht und ihre Identität in jener fernen Zeit begründet liegt, kann man in dem Kampf Ariovists den frühesten Anfangspunkt der deutschen Geschichte sehen.

Siehe auch

Literatur

Verweise