Chamberlain, Neville

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Nevile Henderson (rechts) zusammen mit dem britischen Premierminister Neville Chamberlain
Daladier und Chamberlain
„Vereint für die Freiheit der Völker“
Der britische Premierminister Chamberlain (1869–1940) in München, September 1938

Arthur Neville Chamberlain (Lebensrune.png 18. März 1869 in Birmingham; Todesrune.png 9. November 1940 in Reading) war ein britischer Politiker und von 1937 bis 1940 Premierminister des Vereinigten Königreichs. Innenpolitisch als Politker des Appeasement massiv kritisiert, war Chamberlain seit dem Münchner Abkommen trotz seiner Position als Premierminister nur noch Spielball der Kriegshetzer in Großbritannien und lenkte langsam, aber stetig in diese Entwicklung ein. Als Premierminister ist Chamberlain verantwortlich für den Bruch des von ihm selber eingeleiteten deutsch-britischen Freundschaftspaktes von 1938.[1]

Von München in den Krieg – Die Politik Neville Chamberlains

Ein paar Wochen, nachdem Neville Chamberlain dem Deutschen Reich am 3. September 1939 widerwillig unter innen- und außenpolitischem Druck den Krieg erklärt hatte, schrieb er an seine Schwester, Hitler habe wohl bis zuletzt ernsthaft ein Abkommen gewollt und an Vorschlägen gearbeitet, die aus seiner Sicht geradezu unfaßbar großzügig erscheinen mußten. Chamberlain besuchte das Deutsche Reich insgesamt dreimal. Obwohl er Adolf Hitler als zuverlässigen Verhandlungspartner ansah und Hitler nie einer vertraglichen Verpflichtung Großbritannien gegenüber zuwider handelte, äußerte sich Chamberlain, zurück in London, gegenüber der Öffentlichkeit stets negativ über seine Verhandlungserfahrungen. Daher darf bezweifelt werden, ob Chamberlain tatsächlich für ein friedliches Zusammenleben in Europa eintrat. Bevor Chamberlain zum zweiten Treffen mit Adolf Hitler nach Godesberg zurückkehrte, erklärte er vorher der britischen Presse, er mache sich auf, um mit einem bösen Tier zu kämpfen.[2]

Unmittelbar nach dem Abschluß des Münchner Abkommens forderte Chamberlain am 3. Oktober 1938, trotz des soeben abgeschlossenen Freundschaftspaktes mit dem Deutschen Reich, ein großes Aufrüstungsprogramm in Großbritannien. Entgegen der angeblichen Friedfertigkeit Chamberlains, die ihm in Großbritannien heftige Kritik seitens der bekannten Kriegshetzer entgegenschlug (Appeasement), war auch er bereits zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Deutschen Reich entschlossen, was ohne Zweifel eine grobe Beleidigung seines Vertragspartners darstellte.[3] Während Chamberlain zu den Verhandlungen in München weilte, wurde in London und Paris die Mobilmachung ausgerufen, was als politische Maßnahme offenbar nur dazu diente, dem Deutschen Reich die Rolle des Brandstifters in Europa zuzuspielen.[4] Ebenso hatte die Tschechoslowakei am 23. September 1938 die Mobilmachung angeordnet,[5] ohne daß derartige Aktionen auf seiten des Deutschen Reiches nachweisbar sind und daher diese Vorgänge in der politisch korrekten Geschichtsschreibung schlicht verschwiegen werden.

Am 31. März 1939 wurde durch die Regierung Chamberlain die britisch-französische Garantieerklärung für Polen abgegeben, die ihrem Inhalt nach eine vollständige Vollmacht für Polen ausschließlich gegen das Deutsche Reich darstellte und von Polen auch weiter für die Vertreibung, Unterdrückung und Ermordung der Volksdeutschen und anderer Minderheiten in Polen genutzt wurde. Diese Vollmacht schloß die Rolle des Aggressors aus, und Polen alleine konnte bestimmen, wann es sich bedroht fühlte (nicht bedroht wird!) und wann Großbritannien in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt werden würde.

„Als 1938 Herr Chamberlain hier in München war und mir heuchlerisch seine Freundschaftsangebote machte, da hat dieser Mann im Innern den Entschluß gehabt, sofort nach der Rückkehr zu sagen: ‚Ich habe jetzt eine gewisse Frist bekommen, und jetzt wollen wir rüsten, damit wir dann Deutschland überfallen können‘.“Adolf Hitler, Rede vom 8. November 1940
„Wegen meines Friedensvorschlages wurde ich beschimpft, persönlich beleidigt, Herr Chamberlain spie mich vor der Weltöffentlichkeit förmlich an und lehnte es ab, entsprechend den Direktiven der hinter ihm stehenden Beter und Antreiber Churchill, Duff Cooper, Eden, Hore Belisha usw., über einen Frieden auch nur zu reden, geschweige denn für einen solchen zu handeln.“ — Adolf Hitler, Rede vom 19. Juli 1940

Kritik

Man kann vermuten, daß Chamberlain möglicherweise selbst durchaus Friedensabsichten hatte. In der Betrachtung seiner praktischen Handlungsweisen muß dies allerdings kritisch betrachtet werden. Er hat als Premierminister, der für die Richtlinien der britischen Politik zuständig ist, weder gegen die Kriegshetze der britischen Medien noch gegen die Kriegshetzer in seinem Kabinett sichtbare Anstrengungen unternommen. Ohne Zweifel war Chamberlain innenpolitischem Druck ausgesetzt, dem er sich allerdings gebeugt hat, indem er ohne Not und sogar wider besseres Wissen in Reden Lügen über den deutsche Kriegswillen veröffentlicht hat. Dies konnte unter den damaligen Verhältnissen nur verheerende Folgen haben.

Hitler beschimpfte Chamberlain noch im Frühjahr 1945 als notorisch aggressiven Bourgeois, der ihn 1938 zum Zweck des Zeitgewinns in München erfolgreich eingewickelt habe, weshalb damals die letzte Möglichkeit verpaßt worden sei, den Weltkrieg zu vermeiden. Die kriegslüsternen Vertreter einer erbarmungslosen Linie gegen Deutschland nötigten Chamberlain am 10. Mai 1940 schließlich zum Rücktritt. Sein Nachfolger wurde Winston Churchill. Chamberlain wurde Vorsitzender des Staatsrats und unterstützte in dieser Funktion den politischen Kurs Churchills bis zu seinem Tod wenige Monate später.

Tonbeitrag

Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich durch Chamberlain:
(Damit wurde der große europäische Krieg ausgelöst, der zum Zweiten Weltkrieg eskalierte.)

Siehe auch

Fußnoten

  1. Von der offiziellen Geschichtsschreibung verschwiegen war es dieser Vertrag zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich, den Chamberlain bei seiner Rückkehr nach London als „Frieden für unsere Zeit“ (peace for our time) präsentierte, nicht das Münchner Abkommen selber, da Chamberlain die Unruhen in der Rest-Tschechei natürlich nicht unbekannt waren und er ein Eingreifen des Deutschen Reiches für möglich und bei Bedarf für gerechtfertigt hielt.
  2. M. Freund: Weltgeschichte der Gegenwart in Dokumenten, Bd. 1, S. 143
  3. K. Feiling: The Life of Neville Chamberlain, S. 359, zit. nach: Udo Walendy: Wahrheit für Deutschland. Die Schuldfrage des Zweiten Weltkrieges, S. 99
  4. Christian Zentner: Illustrierte Geschichte des Zweiten Weltkrieges, S. 55, ISBN 3517007625
  5. E. Barnes: Entlarvte Heuchelei, S. 125