Dawison, Bogumil

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Bogumil Dawison

Bogumil Dawison (geb. 15. Mai 1818 in Warschau; gest. 1. Februar 1872 in Dresden) war ein jüdischer Schauspieler.

Leben

Bogumil Dawison wurde 1818 in Warschau geboren, als Kind armer jüdischer Eltern. Frühzeitig auf Erwerb angewiesen, verdiente er sich sein Brot als Schreiber und Schildermaler, wurde Kopist bei einer polnischen Zeitung, studierte in seinen freien Stunden Deutsch und Französisch, durfte auch kleine Theaterreferate schreiben. Durch den Besuch des Theaters wurde die Liebe zur Kunst angefacht. Sein sehnlichster Wunsch, eine Theaterschule besuchen zu können, wurde durch einen Theaterdirektor erfüllt, der ihm die unentgeltliche Aufnahme ermöglichte.

Zwei Jahre besuchte er diese Schule und trat dann 1837 in Warschau auf, später auch in Wilna, und kam nach Lemberg, wo er auch Regisseur wurde. Durch Gastspiele der Wiener Künstler Ludwig Löwe und Julie Rettich wurde sein Ehrgeiz nach einem größeren Wirkungskreis geweckt, und er faßte den Entschluß, zur deutschen Bühne üben zugehen. Mit verdoppeltem Eifer betrieb er das Studium der deutschen Sprache, vertiefte sich in ihre Klassiker und fand im Grafen Skarbeck einen Protektor, der ihn bei einer Reise ins Ausland unterstützte, die ihn nach Paris führte, wo er das Theatre francais studieren konnte, und weiter nach Berlin und Wien. Zurückgekehrt, trat er 1841 in Lemberg am Deutschen Theater mit Erfolg auf, so daß er abwechselnd deutsch und polnisch spielte. Aber er sah das Unzulängliche davon ein, wollte künftig ausschließlich deutsch spielen, suchte 1846 in Breslau und andern Städten vergeblich Engagement, bis er, durch den Schauspieler Louis Schneider an dessen Freund, den Direktor Cheri Maurice in Hamburg empfohlen, bei diesem 1847 auftreten konnte und bald große Anerkennung fand.

Bereits 1849 erhielt er einen Ruf ans Wiener Burgtheater, wo er Liebhaber- und Heldenrollen spielte, doch durch Heinrich Laube ins Fach der tragischen Charakterrollen geführt wurde. Seine Erfolge steigerten seine Ansprüche und seine Unzufriedenheit, wodurch er in Konflikt mit Laube geriet und endlich 1853 nach einer Skandalszene auf der Bühne seine Entlassung erzwang.

Er hatte schon ein Jahr vorher in Dresden gastiert und nahm nunmehr ein Engagement dort an, das ihn von 1854 bis 1864 in Dresden festhielt. Aber bald geriet er auch dort in Zwist mit Kollegen und Regisseuren, vor allem mit Emil Devrient, dessen künstlerische Anmaßungen seinen schroffen Widerspruch hervorriefen, so daß schließlich beide nicht mehr zusammen auftraten. (Bekannt ist die scherzhafte Zeichnung, die sie als Figuren im Wetterhäuschen zeigt: „Wenn der eine drinnen ist, ist der andere draußen.“ Sie traten in Dresden nur auf, wenn der andere auf Gastreise draußen war.)

1864 warf Dawisons unruhiger Geist die Fessel des festen Engagements ab, er trat nur noch als Gastvirtuos auf. Aufreibende Gastspielreisen, wie sein wildleidenschaftliches Temperament, wozu auch nicht immer mäßiger Genuß geistiger Getränke hinzutrat, zerrütteten seine Kräfte. Eine von Triumphen begleitete Tournee in Amerika, bei der er zuletzt als König Lear aufgetreten ist, vollendete den Zusammenbruch. Er verfiel in eine geistige Erkrankung, von der ihn 1872 der Tod erlöste. Seine Darstellung war durch realistische Sprache gekennzeichnet, durch scharfen Verstand, Humor, Gewandtheit und Energie. Hauptsächlich lagen ihm Shakespearesche Charaktere, wie Hamlet, Othello, Macbeth, Richard III., dann Mephisto, ebenfalls Franz Moor, Muley Hassan, Marinelli, aus dem modernen Repertoire Narciß, Bonjour (Wiener in Paris), Thorane (Königsleutnant) — in denen sich alle seine erwähnten Eigenschaften so recht ausbreiten konnten.

Literatur

  • Ernst Lewinger: Die Ahnengalerie im Staatlichen Schauspielhaus zu Dresden, C. Heinrich, Dresden 1933