Brandl, Walter

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Pfarrer Walter Brandl

Walter Karl Erich Brandl (Lebensrune.png 12. Juni 1886 in Sinsheim, Großherzogtum Baden; Todesrune.png 1975 in Offenburg) war ein deutscher Pfarrer und Feldgeistlicher.

Werdegang

Glockenweihe 1952 durch Pfarrer Walter Brandl; Die Evangelische Stadtkirche in Baden-Baden liegt direkt am Augustaplatz und wurde am 8. Mai 1864 eingeweiht. Glockenzier und Glockeninschriften der Glocken (Glockengießerei Bachert, Karlsruhe):

Glocke 1: „Ich weiss, dass mein Erlöser lebt. Siehe, du machst alles neu“ – Glocke 2: „Betet ohne Unterlass // Meine Zeit steht in deinen Händen“ – Glocke 3: „Aus seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade“ – Glocke 4: „Dank sei dir Herr // Das ist ein köstlich Ding dem Herren danken“ – Glocke 5: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“
Große Ordensschnalle für Divisionspfarrer Walter Brandl

Walter wurde als Sohn eines altkatholischen Priesters und Lehrers für alte Sprachen geboren. Da die Eltern kurz nach seiner Geburt zum Protestantismus übertraten, wurde er evangelisch erzogen. Seit 1889 in Pforzheim wohnhaft, besuchte Brandl dort die Volksschule und das Gymnasium, das er 1904 mit dem Abitur verließ. Anschließend studierte Brandl Theologie in Heidelberg und Berlin. Nach Ablegung der beiden theologischen Examen erhielt er 1908/09 eine Anstellung als Assistent am Neutestamentlichen Seminar der Universität Berlin. 1909 wurde Brandl zum Pfarrer ordiniert und arbeitete kurze Zeit als 3. Stadtvikar in Pforzheim. 1909/10 leistete er als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst Infanterie-Regiment „von Lützow“ (1. Rheinisches) Nr. 25 und im Füsilier-Regiment „Fürst Karl-Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40, beide in Rastatt. 1910 berief ihn Großherzog Friedrich II. als provisorischen Hofvikar an die Karlsruher Schloßkirche.

1914 meldete er sich anläßlich des Ersten Weltkrieges als Feldpfarrer an die Kriegsfront. 1916 wurde ihm das Amt des Hofdiakons übertragen. 1917 meldete er sich erneut zum freiwilligen Dienst im Deutschen Heer, diesmal im Rang eines Divisionspfarrers. Nach dem Kriege folgten 1919 Pfarrstellen in Stein/Amt Bretten (bis 1927) und an der evangelischen Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr. Seine letzte berufliche Station führte Brandl 1938 nach Baden-Baden, wo er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1956 als Pfarrer und ab 1953 als Dekan des Kirchenbezirks Baden-Baden tätig war.

Die Evangelische Stadtkirche in Baden-Baden und Ihre Pfarrer

„Pfarrer Walter Brandl […], bisher Krankenhauspfarrer im Diakonissenhaus Rüppurr, wurde noch durch seinen Vorgänger 1938 als Pfarrer der Altstadtgemeinde eingeführt. Einen Dekan jedoch gab es nicht mehr. Inzwischen brauchten alle Entscheidungen, die finanzielle Auswirkungen hatten, die Genehmigung der vom NS-Staat eingesetzten „Finanzabteilung". Da aber nicht zu erwarten war, daß ein von der Kirchenleitung ernannter Dekan den NS-Behörden genehm sein würde, ließ man das Dekanat nur kommissarisch verwalten. Die Antwort der Finanzabteilung bestand 1940 in der Auflösung des Kirchenbezirks: Ein Teil wurde dem Dekanat Karlsruhe, der andere dem Dekanat Rheinbischofsheim (jetzt Kehl) zugewiesen. […] Die Innere Mission wurde durch die NS-Volkswohlfahrt immer mehr eingeengt, der Religionsunterricht eingeschränkt. Die Jugendkreise, soweit sie nicht der Hitlerjugend einverleibt waren, wurden beargwöhnt, die Vereine der Kindergärten und des Kirchenchors nur durch Eingliederung in die Kirchengemeinde gerettet. […] Die Schwierigkeiten verstärkten sich im Krieg. Mit dem Pfarrer von Lichtental mußte auch der Dienst der einberufenen Amtsbrüder übernommen werden. Aus den bombengefährdeten Großstädten, wie etwa Dortmund, wurden abkömmliche Einwohner nach Baden-Baden verschickt. Ganzen Schulklassen wurde Asyl gewährt, die evangelischen Schüler mitkonfirmiert, 12 Evakuierte hatte das Pfarrhaus aufgenommen. Am 13. April 1945 war für Baden-Baden durch die französische Besetzung der Krieg zu Ende. Eine große Hilfe in den Nöten der Nachkriegszeit war der französische Feldbischof D. Marcel Sturm,[1] dem Pfarrer Brandl im Gemeindehaus eine Dienststelle einrichten konnte: ‚Er trug mit an den Problemen und Aufgaben unserer Kirche, als wären es die Seinigen, und war immer mit vornehmem Takt bemüht, daß die Gemeinschaft völlig frei bleiben sollte von dem Eindruck, als ob hier nur die Besatzungsmacht ihres Amtes walte.‘ Unter großer Anteilnahme wurde Sturm 1950 nach plötzlichem Herzschlag zu Grabe getragen. Das Pfarrhaus war inzwischen fast zu einem ‚christlichen Hospiz‘ geworden, in dem Pfarrer Brandls Ehefrau Gisela Wunder der Unterbringung und Verköstigung vollbrachte. Denn nun strömten die Wanderer aus allen Himmelsrichtungen vorbei: Heimkehrende Soldaten, Heimatvertriebene und Flüchtlinge aller Art. Nachdem das ‚Ev. Hilfswerk‘ gegründet war und die Gaben aus den vor kurzer Zeit noch feindlichen Ländern eintrafen, nahm im Erdgeschoß des Pfarrhauses die Hilfswerkstelle für den ganzen Kirchenbezirk ihre Tätigkeit auf. Im Gemeindehaus wurden zwei Jahre lang Altenspeisungen veranstaltet, für die im Marthahaus gekocht wurde. 1942 waren, mitten in der Karwoche, die Kirchenglocken für Kriegszwecke abtransportiert worden. Jahrelang bemühte sich Pfarrer Brandl um die Anschaffung eines neuen Geläutes, bis 1952 unter dem schwesterlichen Geläut der katholischen Stiftskirche fünf neue Bronzeglocken, in Karlsruhe gegossen, feierlich eingeholt wurden. Aus dem Vikariat in Oos war 1949 eine eigene Pfarrei entstanden, in der Weststadt 1946 die Pauluspfarrei, die 1958 ihr eigenes Gotteshaus mit Gemeindezentrum erhielt. 1953 konnte Pfarrer Brandl erreichen, daß der alte, 1940 durch staatlichen Eingriff zerstückelte Kirchenbezirk Baden-Baden wiederhergestellt wurde, er wurde dessen Dekan. In diese Zeit fällt der Kirchenwiederaufbau in Gaggenau, und der Kirchenbau in Muggensturm 1953, Weisenbach 1954, Staufenberg 1955 und Malsch 1956. Dekan Brandl ging 1956 in den Ruhestand und lebte als treuer Kirchengänger und mit regem Interesse am Ergehen der Gemeinden bis ins höchste Alter in Baden-Baden.“[2]

Familie

Erste Ehe

Brandl heiratete 1911 seine Verlobte Frieda Maria Kritzinger (Lebensrune.png 1886 in Klein-Glienicke bei Potsdam; Todesrune.png 1925 in Pforzheim), aus der Ehe sind drei Töchter und ein Sohn entsprossen.

Eberhard Friedrich Brandl

Sohn Eberhard Friedrich Brandl (1916–1971) verließ 1934 das Realgymnasium. 1937 legte er in Karlsruhe die Industrie-Facharbeiter-Prüfung als Maschinenschlosser ab. Danach leistete er bis 1939 Militärdienst bei verschiedenen Flakregimenten der Luftwaffe in Göppingen und Fürth. Aus dem Kriegsdienst schied er 1945 als Oberleutnant der Reserve in einem Fallschirmjägerregiment der 5. Fallschirmjäger-Division aus. Zuvor, 1943 und 1944, wurde Brandl wegen einer schweren Kriegsverwundung und einer Malaria-Erkrankung in verschiedenen süddeutschen Lazaretten behandelt. 1946–1949 bildete er sich am Staatstechnikum Konstanz zum Ingenieur für Hochbau aus. Anschließend setzte Brandl bis 1952 sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg fort, Fachgebiet Architektur bei Sep Ruf. Es folgte 1957/1958 die freie Mitarbeit bei Cailler-Caillard architectes in Genf. Von 1959 bis 1966 war Brandl als freier Architekt Mitglied der Architektenkammer Baden-Württemberg (Übersiedlung nach Berlin 1965).

Zweite Ehe

Im Jahre 1927, zwei Jahre nach dem Tod der ersten Gattin, heiratete Brandl Gisela Wendling (Lebensrune.png 1902 in Zabern, Reichsland Elsaß-Lothringen; Todesrune.png 1976 in Oeschelbronn). Aus dieser Ehe sind zwei weitere Töchter und ein Sohn entsprossen.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Marcel Sturm war natürlich ein Deutscher, der am 1. Juni 1905 in Mülhausen im Reichsland Elsaß-Lothringen geboren wurde. Er stammt aus dem in der Reformationszeit berühmt gewordenen Geschlecht des Straßburger Staatsmannes Jakob Sturm (1489–1553). Nach dem Versailler Schandvertrag wurde er „Franzose“, nach dem Westfeldzug 1940 formal dann wieder Deutscher. Mitte August 1939 wurde er vom französischen Heer noch als Reserveoffizier eingezogen, 1940 wurde er als Feldbischof (seit 1945 mit dem Rang als Oberst) leicht verwundet und geriet in Boulogne-sur-Mer in deutsche Kriegsgefangenschaft (in Mainz). Im Februar 1941 über Südfrankreich nach Algier ausgereist, raffte eine Typhusepidemie seine Frau und zwei seiner drei Töchter innerhalb weniger Tage hinweg. Am 15. Juli 1945 wurde die französische Militärregierung in Baden-Baden eingerichtet, Sturm wurde dorthin versandt mit dem Auftrag, Kontrolle über die religiösen Aktivitäten in den deutschen evangelischen Kirchen auszuüben und gezielt in die Verhältnisse der deutschen evangelischen Kirche einzugreifen, dazu erhielt Sturm vom feindlichen Besatzer weitreichende Vollmachten. Sturm bezeichnete Martin Niemöller einmal in einer Notiz als „bedeutendste Figur des deutschen Protestantismus“. Im August 1946 heiratete der Witwer Renée d’Espine aus Genf, mit ihr hatte er ein Sohn, der bei seinem Tod am 18. Juni 1950 (in seiner Wohnung in der Villa Werner in Baden-Baden) 8 Monate alt war. Bei der Weltkirchenkonferenz von Amsterdam 1948 war er der Mittler zwischen deutschen und französischen Delegierten. 1949 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Evangelisch-Theologischen Fakultät Göttingen zusammen mit dem Bischof von Chichester George Bell „in Anerkennung ihrer Aktivität zugunsten der ökumenischen Bewegung und der Annäherung zwischen den Völkern auf einer christlichen Grundlage“ (die Theologische Fakultät Göttingen entsandte später Hans-Joachim Iwand zu Sturms Beerdigung). — Quelle: Marcel Sturm? Nie gehört! (archiviert)
  2. Die Evangelische Stadtkirche in Baden-Baden und Ihre Pfarrer, zusammengestellt und geschrieben von Siegfried Heinzelmann, 1979, Evangelische Stadtkirchengemeinde Baden-Baden