Das Böse

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Das Böse (mhd. bœse, ahd. bōsi „böse“, „schlimm“; „gering“, „wertlos“, eigentlich: „aufgeblasen“, „geschwollen“[1]) ist zunächst der Gegensatz vom Guten, wobei beide Begriffe in ihrer Definition weitreichenden Schwankungen unterliegen. Allerdings hat der Ausdruck im allgemeinen vorzugsweise eine sittliche Bedeutung. Danach wird im salopp verwendeten sprachlichen Gebrauch diejenige Handlung als böse bezeichnet, die dem jeweils vorherrschenden Sittengesetz und den vorwaltenden ethischen Normen oder auch vorherrschenden Dogmen zuwiderläuft, gelegentlich noch zugestanden unter der Voraussetzung, daß der Handelnde dieselben an sich kennt und in seiner Gültigkeit auch anerkennt.

Im tieferen, philosophischen Sinn wird unter dem Bösen dasjenige verstanden, welches der immer gültigen, vom jeweiligen Zeitgeist unabhängigen, eigentlichen Moral entgegengesetzt steht. Hierunter fallen z. B. die bloße Grausamkeit, Verrat, hinterhältige Täuschung, aber auch bereits die schroffe Eng- bzw. Hartherzigkeit (Mitleidlosigkeit).

BRD

Nach den in der BRD herrschenden ethischen Dogmen wird der Begriff des Bösen mittlerweile durch die Veröffentlichte Meinung in vielen Bereichen synonym mit dem politisch-weltanschaulichen Begriff „Rechts“ und antonym zu „Links“ verwendet, d. h., je weiter rechts, desto böser,[2][3][4] je weiter links (allerdings nur bis zur Grenze des medial definierten, sogenannten Linksextremismus gehend), desto besser (→ Gutmensch) soll demnach der einzelne Mensch in seinen moralischen Qualitäten sein.

„Ponerologie“

Der Journalist und Unternehmer Alexander Benesch zentriert seine gesamte Medienarbeit um die Analyse politisch einflußreicher Akteure vornehmlich des ultralibertären Segments, dem er selber nahesteht. Benesch hat sich von der Medienarbeit des – langjährig von ihm bewunderten – Alternativ-Journalisten Alex Jones öffentlichkeitswirksam abgesetzt und bekämpft nun dessen kritiklose Werbung für (oftmals verantwortungslose) Aktivisten des anarchokapitalistischen Spektrums. In einer Buchannonce für ein Buch, das seine mehrjährige Arbeit zusammenfassen soll, führt Benesch aus:

Quelle
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Was ist das zentrale, wichtigste und entscheidende Problem der Welt? Es ist nicht Global Warming, nicht das iranische Atomwaffenprogramm, nicht Russland oder Amerika, der Teufel, der Kapitalismus oder der Mensch an sich. Es ist das, was wir gemeinhin als „das Böse“ bezeichnen, ein schwammiger Sammelbegriff für eine Vielzahl an unmoralischen Verhaltensweisen die unser Leben bestimmen wie Ausbeutung, illegale Kriege, Unterdrückung, totale Überwachung, Folter oder Genozid. Dieses Problem macht uns Menschen seit Urzeiten das Leben zur Hölle und gefährdet sogar den Fortbestand unserer Spezies. Wir glauben vielleicht heutzutage, es zumindest in den westlichen Industrienationen im Griff zu haben, dennoch stammen unsere Konsumgüter von kommunistischen Arbeitersklaven und Kindern aus bettelarmen Diktaturen, wir zahlen real zwei Drittel unseres Geldes [als Steuern] an krumme Bürokraten, die wir nicht kennen, unser gesamter Besitz wird von Banken und Behörden verpfändet, nichts ist heute mehr privat, Wählen ändert nichts und es befinden sich heute vier hochgerüstete Weltimperien in einem kalten Krieg mit wirtschaftlichen und geheimdienstlichen Methoden.

Die Religionen und politischen Ideologien sind vollumfänglich dabei gescheitert, das Kernproblem des Bösen zu lösen, obwohl es die zentrale Werbebotschaft jeder Ideologie und jeder Religion ist, das Böse bezwingen zu können. Zwar gibt es in jeder Gruppe viele Mitglieder, die gute Absichten haben und moralisch handeln, allerdings zeigt die Geschichte (und auch zunehmend die Wissenschaft), dass die Anständigen nicht in Führungspositionen landen und letztendlich nicht das Verhalten der Gruppe bestimmen. Ideologien und Religionen haben krumme, veraltete und falsche Definitionen im Hinblick auf Moral, sowie höchst unsinnige Ansichten darüber, woher das Böse eigentlich kommt, wie es sich verbreitet und wie man es wirksam bekämpft.

Noch niemand hat die Existenz von Dämonen oder bösen Geistern nachgewiesen, trotzdem gelten solche fiktiven Wesen im 21. Jahrhundert immer noch weltweit als eine anerkannte Ursache des Bösen. Es gibt sogar eine ganze ausführliche Pseudowissenschaft der Dämonologie. Üblich ist bei Religionen und Ideologien die Intoleranz und sogar extreme Feindseligkeit gegenüber Nichtgläubigen und Nicht-Anhängern. Die Ungläubigkeit an sich gilt als böse, zentrale Sünde, von der unzählige weiteren Sünden folgen. Wer nicht die vielen Verhaltensregeln befolgt, handelt böse und dem droht nach dem Tod eine bestialische Bestrafung. Zwar sind moderne Christen heute nicht mehr auf Hexenjagd und Kreuzzügen, trotzdem sind die klassischen Definitionen und Erklärungen über das Böse nach wir vor unverändert Teil der Lehre. Im Alten Testament der Bibel finden sich drakonische Strafen, gottgewollte Raubzüge und die gnadenlose Vernichtung anderer Stämme, dennoch ist es unvorstellbar, in einer Art modernisierten Bibel die krassesten Stellen zu streichen.

Für über eine Milliarde Moslems ist die Unterwerfung unter die Gesetze Allahs und seiner weltlichen Führer „gut“, die Vergrößerung des Machtbereichs eine Pflicht. Weite Teile des Korans drehen sich um die gewaltsame Eroberung, Ausbreitung, und Beutezüge. Kein Bereich des persönlichen oder politischen Lebens darf ohne religiöse Regeln und Vorschriften auskommen. Die Glaubensgemeinschaft darf man nicht verlassen, sonst droht der Tod. Religionen passen sich natürlich ständig den realpolitischen Gegebenheiten an und verändern ihre öffentlichen und internen moralischen Definitionen und Maßstäbe. George Bush erklärte, Gott habe ihm den Einmarsch in den Irak auferlegt und es regte sich kein allzugroßer, konkreter Widerstand unter den Christen weltweit. Eine Art Ankerpunkt für Moral und die Bekämpfung des Bösen bieten die Religionen leider nicht.

Bei den Ideologien ist es nicht besser. Gefestigte Kommunisten sehen es als ihre moralische Pflicht an, alle Menschen zwangsweise zu enteignen und dann nach Gutdünken den Reichtum umzuverteilen. Außerdem gilt [Kommunisten] die klassische Kleinfamilie, die unternehmerische Freiheit und die Privatsphäre als Nährboden des Bösen. Die Ursachenerklärung über das Böse ist bei den Kommunisten falsch und ihre Maßnahmen zur Bekämpfung des Bösen sind erst recht Blödsinn. Noch heute verteidigen Kommunisten genozidale Irre wie Mao oder Stalin, spielen die Anzahl der Toten herunter und versuchen die Schuld für alles auf den kapitalistischen Klassenfeind zu schieben.

Man kann die Welt nicht retten, also nachhaltig vom Bösen befreien, mit Hilfe von falschen Definitionen und veralteten ideologischen Erklärungsmustern. Glaube und Ideologie schmücken sich zwar mit dem Kostüm der Wissenschaftlichkeit, dennoch kommen sie nicht ohne massenhafte Fälschungen aus und erst recht nicht ohne die unwissenschaftlichen „Beweisführungen“ wie der soziale Beweis (alle glauben es, also muss es wahr sein), der Beweis durch Autorität (die Führer sagen es, also muss es wahr sein) oder den Beweis durch Tradition (das wurde schon immer geglaubt, also muss es wahr sein).

Die physikalischen Gesetzmäßigkeiten scheren sich nicht um Lenin oder Buddha oder um Hautfarbe. Es wird zwar geglaubt, dass Götter Eingebungen senden, aber niemand hat dies je beweisen können. Der Grund, warum wir heute Autos haben, Computer und moderne Medizin, ist die wissenschaftliche Methode. Wir haben uns nicht mehr zufriedengegeben mit der Erklärung, dies und jenes hätte Gott einfach so gemacht. Wann immer Ideologien oder Glaubensgemeinschaften die Logik ignorieren oder hintanstellen, kommt lebensgefährlicher Unsinn dabei heraus. Bei den Sowjets durften wissenschaftliche Erkenntnisse nicht der Polit-Ideologie widersprechen, was dazu führte, dass das Pleite-Regime sich nur durch Terror über Wasser halten konnte. In China pflanzte man Saatgut zeitweise viel zu eng zusammen, weil der aus Russland stammende Berater für Landwirtschaft die kollektivistische Lehre auf Pflanzen übertragen wollte. Je enger zusammen umso besser? Kein Individualismus unter Getreidehalmen? Das Ergebnis waren horrende Missernten, die viele Leben kosteten.

Der Wissenschaftler kann natürlich schummeln oder sich irren, denn er ist nicht perfekt. Die wissenschaftliche Methodik ist aber so nahe an der Perfektion wie möglich. Was für Erkentnisse hat also die Wissenschaft über das Böse? [...] Schockierenderweise gibt es keinen einheitlichen, umfänglichen Wissenschaftszweig zu dem Thema. Ist das nicht verrückt? Es gibt universitäre Lehrstühle für alles mögliche, nur nicht zu dem wichtigsten Thema der Welt. Das, was einer Wissenschaft über das Böse zumindest teilweise nahekommt, ist eine Unterkategorie der Psychologie. Die Psychopathologie war eine der wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche in der Geschichte der Menschheit. Endlich verstand man, dass nicht Dämonen oder die Abkehr vom Glauben aus Menschen Monster macht, sondern andere Faktoren. Narzisstische oder psychopathische Persönlichkeiten fühlen und denken nicht wie der Rest von uns, sondern haben einen stark eingeschränkten oder praktisch nicht vorhandenen Sinn für Empathie. Ihnen macht es nichts aus, anderen Menschen jedes Maß an Leid zuzufügen. Es handelt sich um hintertriebene Charaktere, die ihr wahres Ich hinter einer gewöhnlichen oder auch charismatischen Fassade verbergen können. Und es sind längst nicht nur die kinoreifen Serienkiller, die ein Problem darstellen. Es sind die verrückten Militäroffiziere, korrupte Politiker, Hochstapler, Haustyrannen, Anlegerbetrüger, Pädophile, Wunderheiler, Sektenführer, Heiratsschwindler, Online-Kriminelle, Terroristen, Gotteskrieger und fanatische Revoluzzer. Bis zu fünf Prozent jeder Bevölkerung sind dem narzisstischen und psychopathischen Spektrum zuzuordenen, ganz egal welche Hautfarbe oder welcher Glaube.


Zitate

  • „Der böse Charakter vertraut in der Not nicht auf den Beistand anderer: ruft er ihn an, so geschieht es ohne Zuversicht: erlangt er ihn, so empfindet er ihn ohne wahre Dankbarkeit: weil er ihn kaum anders denn als Wirkung der Torheit anderer begreifen kann.“Arthur Schopenhauer[5]

Fußnoten

  1. Vgl. Eintrag im Duden
  2. Siehe z. B. Filmtitel wie: „Hitler – Aufstieg des Bösen
  3. Vgl. Das Böse lebt zwischen Wismar und Grevesmühlen, Die Welt, 28. Oktober 2012
  4. Warum „rechts“ böse ist, Preußische Allgemeine Zeitung, 12. März 2013
  5. In: Hauptwerke Band II – Preisschrift über die Grundlage der Moral
  6. In: Jenseits von Gut und Böse, Aph. 153