Das Cembalo

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FILM

Filmdaten
Originaltitel: Das Cembalo
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1942
Laufzeit: 18 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Universum-Film AG
Stab
Regie: Alfred Stöger
Musik: Eta Harich-Schneider
Besetzung
Darsteller Rolle

Das Cembalo  ist eine deutsche Kulturfilm von 1942. Die Uraufführung fand am 21. April 1942 in Berlin (Ufa-Palast am Zoo) statt.

Handlung

Quelle
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Der deutsche Kulturfilm hat eine imponierende Höhe der Leistung erreicht. Es gibt kaum ein Wissensgebiet, da von ihm nicht erfaßt und mit Hilfe der Kamera dem großen Publikumskreis der Filmtheater nahegebracht worden wäre.

Wir haben die mikrosopische Welt ins Tautropfen kennengelernt und die Zauber des Hochgebirges, wir haben bei den mühevollen Arbeiten der Konservierung und Instandhaltung kostbarer Papyrus zugesehen und die großen antiken Kunstwerke in ihrer Umwelt erleben können. Durch die Eroberung des Tons hoben sich die Möglichkeiten des Kulturfilms noch erweitert: der Klang, namentlich in seiner edelsten Form als Musik, konnte ergänzend zum Bilde treten. Auf diese Weise wurde es möglich, seltene, schwer zugängliche Instrumente einem großen Kreis von Menschen nahezubringen und neben ihrer technischen und klanglichen Eigenart auch die geistige Welt ihres Ausdrucks erstehen zu lassen. —

Eta Harich-Schneider, seit vielen Jahren um die Wiedererweckung der Kunst des Cembolospiels bemüht, hat als konzertierende Künstlerin und Pädogogin immer aufs neue ihre lebendige Verbundenheit mit der Welt Bachs und seiner Vorgänger gezeigt. Der von ihr gestaltete Film über das Cembolo läßt uns die Kunst vergangener Zeiten unmittelbar erleben.

Im 17. und 18. Jahrhundert ist das Cembolo die Königin der Epoche gewesen; für seinen spröden, klaren, nichts beschönigenden Klang hat Johann Sebastian Bach einen großen Tell seiner berühmtesten Werke geschrieben. Zwar liebte er im engen Rahmen der Häuslichkeit mehr noch die bescheidenere Stiefschwester des Cembolo, das Clavichord; die engbegrenzte Tonstärke dieses zärtlichsten aller Instrumente schloß jedoch von vornherein jene Wirksamkeit in die Breite aus, wie sie Bach als Cöthener Kapellmeister und später als Thomas-Kantor zu Leipzig suchen mußte. Durch ihn wurde das Cembolo aber erst zum führenden Soloinstrument, beispielsweise durch seine Werke für ein und mehrere Klaviere oder das herrliche 5. Brandenburgische Konzert; auch das vielleicht tiefste seiner Klavierwerke, die Goldbergvariationen, sind für Cembolo bestimmt.

Der Film zeigt uns anschaulich, wie der Mechanismus des Cembolo arbeitet. Wir sehen die „Docken“, auf welchen die Federkiele sitzen, die beim Niederdrücken der Taste hochgeschnellt werden, wobei die Feder blitzschnell und scharf die Saite anreißt. Es bringt uns der Welt Bachs und Händels näher wenn wir uns bei dieser Gelegenheit ins Bewußtsein rufen, daß es auf dem Cembolo kein kontinuierliches Crescendo gab; es war die Zeit der „Terrassendynamik“ des stufenweisen Anwachsens, der klar gegeneinander abgesetzten Stärkegrade: die verschiedenen Register des Cembalo und ihre sinnvolle Verwendung mußten die fehlenden Nuancierungsmöglichkeiten ausgleichen Bei Bach empfinden wir diese Begrenzung der Technik nicht als Mangel sondern als Ausdruck einer geistigen Haltung, in der ein fast architektonischer Wille triumphiert.

Beinahe hundert Jahre schlief das Instrument des Generalbaß-Zeitalters eine Art Dornröschenschlaf. Über dem Hammerklavier, dem Instrument Beethovens, und dem Virtuosentum des vorigen Jahrhunderts geriet mit der Polyphonie auch das Instrument Bachs in Vergessenheit. Unsere Zeit, die sie, nicht nur auf musikalischem Gebiet von den individualistischen Idealen des 19. Jahrhunderts abgewandt hat, erlebt die Renaissance des Cembolo und der ihm zugehörigen Musik mit liebevollem Verstehen. Wir empfinden den silberhellen, spröden und sauberen Klang dieses Instrumentes nicht als „historisch“, sondern suchen nach seinem lebendigen Wert!

Wir erinnern uns dabei gern, daß einer der größten und feierlichsten Augenblicke in der Geschichte der Musik mit dem Cembalo verknüpft ist: die historische Begegnung Bachs mit dem Großen König, bei welcher der berühmte Kantor aus Leipzig auf einem Silbermannschen Instrument, das der Film uns zeigen wird, jenes königliche Thema empfing, welches in Bachs „Musikalischem Opfer“ seine künstlerische Verklärung erfuhr.

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin,Nr. 19/20, 27. Mai 1942