Der weiße Rausch – neue Wunder des Schneeschuhs
Filmdaten | |
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Originaltitel: | Der weiße Rausch |
Produktionsland: | Weimarer Republik |
Erscheinungsjahr: | 1931 |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | H. R. Sokal-Film GmbH |
Im Auftrag von: | Aafa-Film AG |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Arnold Fanck |
Drehbuch: | Arnold Fanck |
Produzent: | Henry Sokal |
Musik: | Paul Dessau |
Ton: | Hans Bittmann, Emil Specht |
Kamera: | Richard Angst |
Kameraassistenz: | Robert Dahlmeier |
Bauten: | Leopold Blonder |
Aufnahmeleitung: | Walter Tost |
Schnitt: | Arnold Fanck |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Leni Riefenstahl | Leni |
Hannes Schneider | Hannes |
Guzzi Lantschner | 1. Hamburger Zimmermann |
Walter Riml | 2. Hamburger Zimmermann |
Rudi Matt | Rudi Matt |
Lothar Ebersberg jun. | Kleiner Lothar |
Luggi Föger | |
Josef Gumboldt | |
Hans Kogler | |
Benno Leubner | |
Otto Leubner | |
Harald Reinl | |
Kurt Reinl | |
Hans Salcher | |
Anton Seelos | |
Walter Traut | |
David Zogg | |
Erich Rimmel |
Der weiße Rausch – neue Wunder des Schneeschuhs ist ein deutscher Schneefilm von 1931. Die Dreharbeiten fanden beim St. Anton und in Zürs/Arlberg statt. Die Uraufführung war am 10. Dezember 1931.
Inhaltsverzeichnis
Weitere Titel
- Die weißen Teufel (Arbeitstitel, Deutschland)
- Sonne über dem Arlberg (Verleihtitel, Österreich)
Handlung
Mein liebes Publikum!
Es ist sehr dicke Luft hier unten im Tiefland und in den Städten. Und das Leben ist momentan gewiß gar nicht so erfreulich, wie es eigentlich sein sollte. Deshalb möchte ich Euch alle kurzerhand wieder einmal aufpacken – auf unsere langen Bretter stellen (wenn’s zunächst auch nur im Film und für eine Stunde sein kann) und Euch mit hinaufnehmen in Schnee und Berge und Wintersonne, wo dünnere und schwerelosere Luft weht als hier unten.
Da sollt Ihr wenigstens auf eine Stunde einmal alle Sorgen vergessen und dieses ganze jauchzende Glück und übermütige Lachen mitmachen, das zwei einfache, aufgebogene Bretter uns allen zu schenken vermögen, und all diesen seltsamen Zauber, mit dem nun einmal der Schnee aus Erwachsenen Kinder macht. Da sollt Ihr vor keine Probleme gestellt werden, wenn Ihr mit uns dort hinaufzieht, weder vor geistige noch ethische, weder vor solche der Liebe mit dem ihr nun einmal anhaftenden Leid, noch vor Krieg und Kampf oder Not und soziale Fragen.
Jeder Geist der Schwere soll für diese Stunde verbannt werden, jede drückende Dramatik oder bissig-satirischer Witz verpönt sein, und kein Lebens- oder Welt-Problem soll gelten dürfen, das nicht durch einen Purzelbaum gelöst werden könnte. Nur auf diese Weise ist ja auch das ureigentliche Wesen des Schneeschuhs zu erfassen, der nun einmal diesen seltsam unbeschwerten, fröhlichen und jungenhaft übermütigen Charakter in sich trägt.
In der Bewegung ein Jubel – an körperlichen Leistungen ein Wunder – in der Handlung ein Wirbel von übermütigem Geschehen im Schnee – ein Stäuben, Glitzern und Spritzen von leuchtendem Pulver – ein jagendes Spiel von Licht und Bewegung – so soll Euch dieser Film den ganzen beseligenden „weißen Rausch" in die Adern gießen. Das ist uns schon einmal in den ersten schweren Nachkriegsjahren so erstaunlich gelungen, mit einem so naiven und noch anfängerhaften Werk, wie es unser damaliges „Wunder des Schneeschuhs“ war, das heute noch in der Erinnerung fast wie eine Sage wach geblieben ist. Warum sollten wir da diesen beglückenden Eindruck nicht heute nach zehn Jahren noch einmal hervorrufen können, wo unterdessen nicht nur die Filmtechnik in Fotografie und Auffassung so weit fortgeschritten ist, sondern vor allem auch die inzwischen herangewachsene junge Skiläufer-Generation an Können und Tollkühnheit sogar in der Masse das überbietet, was damals schon die Spitzenleistung einiger Auserwählter bedeutete.
Auch ist ja der Skilauf in diesem Jahrzehnt gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem wahren Volkssport geworden (nicht zuletzt durch den begeisternden Eindruck der Skifilme selbst auf das große Publikum der Städte), der heute wohl schon von weit über einer Million Deutschsprachiger aktiv ausgeübt wird. Noch viel größer aber ist sicherlich die Zahl derer, die zwar aus irgendwelchen Gründen nicht selbst auf den Brettln hinaus- und hinaufziehen können in Wintersonne und Bergluft, die aber die Sehnsucht danach vielleicht gerade deshalb noch tiefer in sich tragen und den seltsamen Jubel, der nun einmal von diesem weißen Sport ausstrahlt, noch beglückender und sehnsüchtiger miterleben können.
Und so dürfen wir wohl hoffen, daß, wenn in diesem Film nun unsere Skikanonen der jungen Generation in wilder Hetze hinter dem Altmeister des Skilaufes, – dem ersten mitteleuropäischen Skiphänomen –, Hannes Schneider, herjagen und in brausendem 100-km-Tempo ihre langen Staubfahnen hinter sich herziehen – oder wenn Leni Riefenstahl (die im Ernstfall bei dem diesjährigen Rennen auf der berüchtigten Kandarhar-Strecke immerhin als Schauspielerin sich den 7. Preis holen konnte gegen die Weltklasse von Sportmädchen) nunmehr als blutige Anfängerin in urdrolliger Weise die Grundzüge des Skilaufens erlernt oder gar wenn unsere zwei lustigen Hamburger Zimmerleute (in Wirklichkeit der Weltmeister im Geschwindigkeitslauf Guzzi Lantschner und der Skiakrobat Walter Riml) als Autodidakten sich ihre Seelen den langen Brettern verschreiben und als Anfänger mit tödlichem Ernst die wilde Hetze der Fuchsjagd mitmachen –, daß dann alle an diesen mit lebenslustiger Komik und jauchzender Schönheit der Bewegung geladenen Bildern den gesündesten und harmlosesten aller Räusche in sich eintrinken können – den weißen Rausch.
Anmerkungen
Als Dr. Arnold Fanck seinen ersten Winterfilm, „Die Wunder des Schneeschuhs“ von 1920, vorführte, war diese Tat so etwas wie eine Offenbarung, der Einblick in eine neue Welt, die bisher übersehen worden war. Die „Wunder des Schneeschuhs“ waren ein Experiment, ein Film ohne die bis dahin übliche Spielhandlung, ohne Jagdabenteuer, nur rein auf die sportlichen Möglichkeiten des Skilaufens gestellt. Er hatte damals auch nur vier Skiläufer, die Anspruch darauf erheben durften, Meister ihre Sport zu sein, Hannes Schneider, Hans Schneeberger, Baader und Berger.
Beim entstehen des Films „Der weiße Rausch“ hatte sich die Zahl der Meisterläufer vermehrt. Dr. Fanck hatte seit den „Wunder der Schneeschuhs“ ein paar Filme aus der Welt des ewigen Hochgebirgseises geschaffen, die in allen Ländern den Ruhm dieses Meisterregisseurs verkündeten. Er erwartete den Kreis der Begebenheiten, die naturgemäß inmitten der grandiosen Natur immer klein ausfallen müssen und schuf den hochalpinen Spielfilm.
In seinem Werk, der „Weiße Rausch“, wie der Film auf Grund eines Titelpreisausschreibens genannt wurde, kehrte er thematisch zu dem „Wunder der Schneeschuh“ zurück. Aber er gibt etwas vollkommen Neues, denn inzwischen ist der Schneeschuhtechnik verfeinert worden und statt vier Läufer konnte der Regisseur jetzt deren vierzig durch das Bild rasen lassen.[1]