Die Zaubergeige (Film)
Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Die Zaubergeige |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1944 |
Stab | |
Regie: | Herbert Maisch |
Drehbuch: | Gerhard T. Buchholz, Erich Ebermayer; nach dem Roman von Kurt Kluge |
Produktion: | Gloria Film |
Musik: | Alois Melichar |
Kamera: | Oskar Schnirch |
Schnitt: | Milo Harbich |
Besetzung | |
Darsteller | Rollen |
Margarete Haagen | Frau Weißpfennig |
Will Quadflieg | Violinist Andreas Halm |
Gisela Uhlen | Halms Freundin Agnes |
Eugen Klöpfer | Prof. Lichtermark |
Hans Hermann Schaufuß | Friseur Kegel |
Aribert Wäscher | Archivrat Mittenzwey |
Hans Leibelt | Prof. Becker |
Paul Hörbiger | Violinist Georg Helmesberger |
Paul Henckels | Hofkapellmeister Curtius |
Otto Tressler | Landgraf von Homburg |
Hans Stiebner | Gastwirt Schmalfuß |
Fritz Kampers | Metzgermeister Pröhle |
Eduard Wenck | Museumsdiener Schnurch |
Elsa Wagner | Curtius' Wirtschafterin Amanda |
Helga Zülch | Kellnerin Hasel |
Karl Hellmer | Geigenhändler Schümichen |
Annemarie Steinsieck | |
Erich Fiedler | |
Karl Hannemann | |
Hans Waschatko | Baron Friedbergs Diener Franz |
Die Zaubergeige ist ein Drama von 1943/44. Gedreht wurde er vom 1. April bis August 1943 in Wien (Schloßtheater Schönbrunn), Park Babelsberg und im Außengelände der Ufastadt Babelsberg. Die Uraufführung fand am 9. Mai 1944 in Berlin statt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die „Zaubergeige“ ist eine Stradivarius, ein ungewöhnlich edles Instrument, das der Landgraf von Hessen soeben für sein Homburger musikhistorisches Museum erworben hat. Dort ruht sie nun verstummt unter einem Glassturz. Der Museumsdirektor Becker zeigt sie voll Stolz dem berühmten Geiger Hellmesberger, der soeben in Homburg eingetroffen ist, um unter der Leitung des Hofkapellmeisters Curtius als Solist in einem Konzert mitzuwirken. Hellmesberger hat von der Neuerwerbung gehört und darauf bestanden, sie noch am selben Abend zu sehen, womit Becker nach einigem Zögern über die ungewöhnliche Stunde einverstanden war. Die kleine Gesellschaft verläßt das Museum, ohne zu merken, daß ihr jemand gefolgt ist und dort zurückbleibt. Es ist Andreas Halm, ein junger, genial begabter Geiger. Andreas ist sehr arm, verzehrt von Ehrgeiz und besessen von dem Wunsch, auf der Stradivarius zu spielen. Seine eigene Geige, ein billiges Durchschnittsinstrument, hat er auf dem Kopf eines verknöcherten Spießers zerschlagen, als der ihm höhnisch seine Künstlerallüren vorwarf. Schülerin Agnes, die ihn innig liebt und an ihn glaubt, hat ihm darauf ihre Ersparnisse, hundert Taler, aufgedrängt, damit er eine neue Geige kaufen und seine einzige greifbare Chance wahrnehmen könne, nämlich, Hellmesberger vorzuspielen. Die hundert Taler haben nicht für ein Instrument gereicht, wie es Andreas vorschwebte. Da hat Andreas das Geld am Spieltisch riskiert – und alles verloren. Nun ist er am Rande der Verzweiflung, quälend und immer stärker verfolgt ihn der Gedanke an die Stradivarius. Alle Bedenken und Hemmungen werden ausgelöscht, als er nun allein im nächtlichen Museum vor ihr steht. Er nimmt sie an sich... Agnes, hellsichtig in ihrer Angst um den Geliebten, errät die Zusammenhänge, sucht nach Andreas und erzwingt eine Aussprache. Sie erbietet sich, durch den gütigen Professor Lichtermark; der Andreas wohl will, die Situation soweit zu klären, daß Andreas die Stradivarius bis nach dem Vorspiel bei Hellmesberger behalten darf. Andreas, anfänglich völlig verrannt, gibt schließlich bezwungen nach und nimmt dankbar Agnes Vermittlung an. — Während Lichtermark den Museumsdirektor verständigt und dieser die offiziellen Stellen beruhigt, geht Andreas zu Hellmesberger. Dieser ist inzwischen an einer schweren Grippe erkrankt und Kapellmeister Curtius sucht verzweifelt nach einem Ersatz für den berühmten Gast. Andreas wird an ihn verwiesen, spielt ihm vor und gewinnt ihn mit dem ersten Geigenstrich! So kommt es, daß am Abend statt Hellmesberger Andreas das Geigensolo im Beethoven-Konzert spielt. Er tut es so meisterhaft, daß der Landgraf von Hessen ihm nicht nur die Entwendung der Stradivarius verzeiht, sondern darüber hinaus Andreas das einmalige Instrument auf Lebenszeit zur Verfügung stellt. Nach aller Wirrnis und Qual steht Andreas mit einem Schlag vor einer glänzenden Zukunft, und überwältigt vor Glück schließt er Agnes in die Arme. |
Hintergrund
Kurt Kluges Roman Die Zaubergeige erschien kurz vor dem Tod des Autors 1940 und wurde mit einer Startauflage von 400.000 Exemplaren ein Erfolgsbuch seiner Zeit. Die Romanhandlung ist in der fiktiven Kleinstadt Kranichstedt bei Leipzig angesiedelt und spielt in der nicht näher gekennzeichneten Gegenwart. Die Verfilmung verzichtet auf den Aspekt des Selbstmords. Während der Roman Andreas' Wunsch nach dem Besitz der Geige als inneren Trieb darstellt, dem er sich nicht entziehen kann, stellt die Verfilmung den Geigenraub als Garant für Erfolg heraus: Nur mit einer guten Geige kann es Andreas gelingen, sich einerseits musikalisch zu verwirklichen und andererseits auch aus seinen bescheidenen Einkommensverhältnissen zu treten, indem er Mitglied eines bedeutenden Orchesters wird.
Besonders hervorgehoben wurde von der zeitgenössischen Kritik eine nicht im Roman enthaltene Szene, in der Paul Henckels als Hofkapellmeister Curtius durch Andreas vom Raub der Geige erfährt und sich sowohl über den Diebstahl als auch das musikalische Talent des Kleinstädters begeistert. Die Dreharbeiten fanden von April bis August 1943 statt. Drehorte waren der Park Babelsberg und das Außengelände der Stadt Babelsberg. Das Konzertfinale, bei dem die Jupiter-Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart erklingt, wurde im Schloßtheater Schönbrunn in Wien gedreht. Die Uraufführung des Films fand am 9. Mai 1944 im Berliner Tauentzien-Palast statt.
Kritiken
– Richard Biedrzynski, 1944[1]Die Filmmänner haben den Schauplatz der „Zaubergeige“ aus Kranichstedt nach Friedberg, aus Leipzig nach Homburg, aus dem Sächsisch-Thüringischen ins Hessische verlegt – zeitlich in eine spätbiedermeierliche Serenissimusepoche. Aber die Eigenart Kurt Kluges ist auch so angestrebt: Die zärtlichen Eulenspiegeleien des „Kortüm“-Dichters, der besinnliche Humor, die menschliche Wärme, die verweilende und weise Betrachtung der Welt, die schnurrige Phantasie. Alle diese Eigenschaften gedeihen prächtig in einer Welt, die noch die spitzwegische Spaßhaftigkeit und kleinstädtische Idylle im Schutz einer landesväterlichen Leutseligkeit besitzt.
– Richard Biedrzynski, 1944Diese Szene wirbelt Paul Henckels mit einer schon dionysischen Komik und wunderbaren Menschlichkeit herunter. Eine solche explosive komödiantische Leidenschaft sah man an ihm noch nie. In der Szene prasselte Beifall.
Hier gewinnt der Film aus Eigenem eine weiterdichtende Phantasie, die Kurt Kluge begeistert hätte.
– Will Quadflieg, 1976Es war eine wirklich schöne Rolle, und sie wurde ein sehr großer Erfolg. Um ihn zu verstehen, muß man die Zeit in Rechnung stellen. Es war Krieg. Die Menschen waren von Not und Tod bedroht. Wer ihnen unter diesen Umständen eine einfache, zu Herzen gehende Geschichte zeigte, war ihr Freund.