Henckels, Paul
Paul Henckels ( 9. September 1885 in Hürth, Rheinland; 27. Mai 1967 in Kettwig, heute Essen-Kettwig) war ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Paul Henckels wurde am 9. September 1885 in Hürth bei Köln als Sohn eines Industriellen geboren. Sein Vater Paul Abraham Henckels stammte aus der Solinger „Zwilling-Stahl“-Fabrikantenfamilie, hatte ein eigenes Unternehmen und betätigte sich auch als Kunstmaler, seine Mutter war die Schauspielerin Cäcilia Warszawska. Er wuchs zunächst in Köln auf. Als der Solinger Betrieb des Vaters 1903 Konkurs anmelden mußte, zog die Familie nach Düsseldorf. Henckels besuchte das Gymnasium bis zur Mittleren Reife, machte anschließend eine Lehre in einer Lokomotivfabrik und in der väterlichen Stahlwarenhandlung. Doch seine Leidenschaft galt dem Theater, folglich nahm er zunächst privaten Schauspielunterricht, machte ein Volontariat am Krefelder Stadttheater und ließ sich danach ab 1905 zwei Jahre lang von Louise Dumont und Gustav Lindemann an der Hochschule für Bühnenkunst in Düsseldorf weiter ausbilden. 1907 gab er sein Bühnendebüt als „Sperling“ in Kotzebues Schauspiel „Die deutschen Kleinstädter“. Einer seiner größten Bühnenerfolge wurde 1913 die Titelrolle in „Schneider Wibbel“ von Hans Müller-Schlösser, die er auch im Film eindrucksvoll interpretierte.
Weimarer Republik
Als Regisseur wirkte er auch am Düsseldorfer Schauspielhaus, dessen stellvertretender Direktor er 1919/1920 zusammen mit Fritz Holl wurde. 1921 hatte er auch zeitweise die Leitung des Berliner Schlossparktheaters inne, dessen Mitbegründer er war. 1920 hatte ihn Max Reinhardt nach Berlin geholt, wo Henckels rheinische Art und sein menschliches, warmes Spiel das Publikum begeisterte. Henckels spielte in der Folgezeit an fast allen wichtigen Bühnen Berlins.
Seit Anfang der 20er Jahre war der Vollblutmime auch auf der Leinwand präsent, nachdem er von Henny Porten entdeckt worden war. Sein Filmdebüt gab er in dem Stummfilm „Das Geheimnis der sechs Spielkarten, 5. Teil – Das Herz König“ (1921), seitdem war der Schauspieler in der Folgezeit in über 180 Filmen zu sehen. Durch seine Rolle in „Therese Raquin“ (1928) von Jacques Feyder schon früh auf seinen Rollentypus des verknöcherten Beamten festgelegt, wurden seine Darstellungen erst spät auch liebenswürdiger. Der besinnliche Humor, der von ihm ausstrahlte, das verschmitzte Lächeln und eine etwas kauzige Hintergründigkeit, die er seinen Gestalten mitgab, fesselten die Zuschauer immer wieder aufs neue. Unvergessen bleibt seine Hauptrolle in der Filmfassung des „Schneider Wibbel“ (1931), die er auch selbst in Szene setzte, ebenso wie sein Kommerzienrat Apel in Carl Boeses „Der Ungetreue Eckehart“ (1931).
Drittes Reich
Er gehörte zwischen 1936 und 1945 zum Ensemble des Berliner Staatstheaters unter Gustaf Gründgens und war während dieser Zeit in sehr vielen Filmen zu sehen. Aus dem bunten schönen, reichen Kranz der zahlreichen Rollen erwählte Paul Henkels den Holstein in „Ministerpräsident“, den armen Poeten im „Kleinen Hofkonzert“ und den Teufel in „Peer Gynt“ gehörten zu seinen Lieblingsrollen.[1]
Nachkriegszeit
Henckels’ erster Nachkriegsfilm war die frühe DEFA-Produktion „Wozzeck“ (1947) nach dem Bühnenstück von Georg Büchner, es folgten Auftritte in Unterhaltungsfilmen. Neben seiner Arbeit für den Film ging Henckels mit Rezitationen beispielsweise von Wilhelm Busch auf Lesereisen, führte Hörspielregie und spielte als Gast unter anderem an Theatern in Berlin, Düsseldorf und Köln. Die Fernsehzuschauer erfreute er als Moderator der Serie „Nachhilfeunterricht für Erwachsene“, war Dauergast bei der Gesangs- und Plauderreihe „Die fröhliche Weinrunde“ mit Margit Schramm als Wirtin und Willy Schneider als Kellermeister. Er führte außerdem Regie und inszenierte, außerdem machte er sich mit drei Büchern einen Namen: 1956 erschienen seine ersten Erinnerungen unter dem Titel „Ich war kein Musterknabe“, 1960 folgte „Heiter bis wolkig“, in denen er in launiger Weise über sein abwechslungsreiches Leben berichtete; zuletzt schrieb er an seinem dritten Buch „Allerlei Heiterei – Hobelspäne von den Brettern, die die Welt bedeuten“.
Anläßlich seines 75. Geburtstages wurde Henckels 1960 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie als Senatsgabe der „Berliner Bär“ verliehen.
Seines 80.Geburtstages wurde in der deutschen Presse eingehend gedacht, bis zuletzt hatte der Schauspieler auf der Bühne gestanden.
Paul Henckels verstarb am 27. Mai 1967 mit 81 Jahren in Düsseldorf. Er war in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Thea Grodtczinsky (1893–1978) verheiratet. Seine erste Frau war die ehemalige Schauspielerin Cecilia Brie, mit der er drei Kinder hatte. Der Schauspieler lebte zuletzt im Schloßhotel Hugenpoet bei Kettwig, seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Düsseldorfer Südfriedhof.
Filmbeiträge
Werbung für Kaffee mit Paul Henckels aus den 1930er Jahren
Auszeichnungen
- 1960: Berliner Bär des Senats der Stadt Berlin
- 1960: Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 1962: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
Filmographie
- 1923: I.N.R.I
- 1923: Das Geheimnis von Brinkenhof
- 1924: Dudu, ein Menschenschicksal
- 1926: Das Haus der Lüge
- 1927: Der Kampf des Donald Westhof
- 1928: Ledige Mütter
- 1928: Der Ladenprinz
- 1928: Revolutionshochzeit
- 1928: Geschlecht in Fesseln
- 1929: Es flüstert die Nacht
- 1929: Meineid
- 1929: Morgenröte
- 1930: Cyankali
- 1930: Dreyfus
- 1930: Die Frau ohne Nerven
- 1930: Die große Sehnsucht
- 1930: Schneider Wibbel
- 1930: Skandal um Eva
- 1930: Dolly macht Karriere
- 1930: Pension Schöller
- 1931: Schneider Wibbel
- 1931: Das Ekel
- 1931: Bomben auf Monte Carlo
- 1931: Kadetten
- 1932: Man braucht kein Geld
- 1932: Der Hexer
- 1932: Der tolle Bomberg
- 1932: Unheimliche Geschichten
- 1932: Der Stolz der 3. Kompanie
- 1933: Das Testament des Dr. Mabuse
- 1933: Polizeiakte 909
- 1933: Reifende Jugend
- 1933: Glückliche Reise
- 1933: Rivalen der Luft
- 1934: Die Finanzen des Großherzogs
- 1934: Liebe dumme Mama
- 1934: Die große Chance
- 1934: Charleys Tante
- 1934: Der verlorene Sohn
- 1935: Hermine und die sieben Aufrechten
- 1935: Der alte und der junge König
- 1935: Alle Tage ist kein Sonntag
- 1935: Eine Seefahrt die ist lustig
- 1935: Verlieb’ Dich nicht am Bodensee
- 1936: Mädchenjahre einer Königin
- 1936: Die unmögliche Frau
- 1936: Der lustige Witwenball
- 1936: Hummel – Hummel
- 1937: Die gläserne Kugel
- 1937: Kapriolen
- 1937: Karussell
- 1937: Fremdenheim Filoda
- 1937: Zweimal zwei im Himmelbett
- 1938: Der Maulkorb
- 1938: Napoleon ist an allem schuld
- 1939: Weißer Flieder
- 1939: Der Florentiner Hut
- 1939: 12 Minuten nach 12
- 1939: Das Unsterbliche Herz
- 1940: Ihr Privatsekretär
- 1940: Friedrich Schiller – Triumph eines Genies
- 1941: Männerwirtschaft
- 1941: Frau Luna
- 1942: Der große König
- 1942: Wiener Blut
- 1942: Zwischen Himmel und Erde
- 1942: Rembrandt
- 1942: Hab mich Lieb
- 1943: Liebesgeschichten
- 1943: Das Leben ruft
- 1943: Das Bad auf der Tenne
- 1943: Altes Herz wird wieder jung
- 1943: Die Feuerzangenbowle
- 1944: Die Zaubergeige
- 1944: Träumerei
- 1944: Junge Adler
- 1944: Kolberg
- 1945: Das Leben geht weiter (unvollendet)
- 1945: Das seltsame Fräulein Sylvia
- 1945: Dr. phil. Döderlein (unvollendet)
- 1946: Allez Hopp
- 1947: Wozzeck
- 1948: Danke, es geht mir gut
- 1949: Hafenmelodie
- 1949: Die Frühreifen
- 1950: Insel ohne Moral
- 1950: Glück aus Ohio
- 1951: Rausch einer Nacht
- 1952: Drei Tage Angst
- 1952: Pension Schöller
- 1952: Ferien vom Ich
- 1952: Der fröhliche Weinberg
- 1953: Hollandmädel
- 1953: Staatsanwältin Corda
- 1953: Fanfaren der Ehe
- 1953: Fräulein Casanova
- 1953: Königliche Hoheit
- 1954: Clivia
- 1954: Columbus entdeckt Krähwinkel
- 1955: Die Mädels vom Immenhof
- 1955: Drei Mädels vom Rhein
- 1956: Hochzeit auf Immenhof
- 1956: Tausend Melodien
- 1956: Kirschen in Nachbars Garten
- 1956: Drei Birken auf der Heide
- 1957: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
- 1957: Ferien auf Immenhof
- 1957: Tolle Nacht
- 1958: Ein Stück vom Himmel
- 1958: Woyzeck
- 1958: Hier bin ich – hier bleib ich
- 1958: Liebe kann wie Gift sein
- 1959: Immer die Mädchen
- 1960: Sooo nicht, meine Herren
- 1961: Via Mala