Drigalski, Wilhelm von

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Prof. Dr. med. Wilhelm von Drigalski war von 1902 bis 1904 Mitarbeiter von Robert Koch, ab 1905 Professor in Halle, seit 1925 Stadtmedizinalrat von Berlin; er war Begründer der Deutschen Zentrale für Volksgesundheitspflege und ein bedeutender Sozialhygieniker. Nach ihm sind der Drigalski-Spatel und die Drigalski-Platte zum Nachweis von Ruhr- und Typhusbazillen benannt.
Wilhelm von Drigalski-Unterschrift.jpg

Karl Rudolf Arnold Arthur Wilhelm von Drigalski (Lebensrune.png 21. Juni 1871 in Dresden; Todesrune.png 12. Mai 1950 in Wiesbaden) war ein deutscher Arzt, Bakteriologe und Stadtmedizinalrat sowie Sanitätsoffizier der Preußischen Armee, zuletzt Oberstabsarzt der Landwehr im Ersten Weltkrieg. Er wies mit seinem Verfahren, der „Drigalski-Platte“, als erster das Vorkommen von Typhusbazillen in Reinkultur nach völliger Genesung des Trägers nach.

Werdegang

Der Aufstieg des Sanitätskorps, Drigalski, Wilhelm von.jpg

Wilhelm von Drigalski besuchte Schulen in Hirschberg, Stargard, Ratibor und Detmold, dort erwarb er 1890 Reifezeugnis. Danach studierte er an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin und wurde 1895 an der Universität Berlin zum Dr. med. promoviert. 1896 legte er die Staatsprüfung als Militärarzt ab. Von 1895 bis 1907 diente von Drigalski als Sanitätsoffizier, zunächst als Assistent Robert Kochs am Institut für Infektionskrankheiten der Charité, später als Armeebakteriologe. Am 23. März 1901 wurde er zum Stabsarzt befördert. Von 1902 bis 1904 wurde er im Auftrag Kochs an leitender Stelle bei der Reichs-Typhusbekämpfung verwendet. 1905 zum Titularprofessor ernannt, habilitierte er sich 1906 an der TH Hannover für wissenschaftliche Technik und Hygiene, hier erhielt er auch einen Lehrauftrag zum Thema Geschlechtskrankheiten. 1907, nach seinem Abschied als Militärarzt (zuletzt im Füsilier-Regiment „General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen“ (Hannoversches) Nr. 73), wurde er Stadtarzt un Dezernent für das städtische Gesundheitswesen in Halle. 1913 wurde er ordentlicher Professor der Hygiene an der Universität Halle. Vom Juli bis September desselben Jahres war er auf dem serbischen Kriegsschauplatz in der Cholera-Bekämpfung tätig.

Im Ersten Weltkrieg, als Sanitätsoffizier bei der Seuchenbekämpfung, leistete er Hervorragendes in der Bekämpfung von Typhus-Epidemien, der Ruhr und der Cholera auf dem Balkan und an der Westfront. 1915/16 war er vorübergehend Gouvernementsarzt in Brüssel, wo er die Militärgeistlichen dazu bewegen konnte, ihre Vorbehalte gegen Prophylaktika im Interesse der Geschlechtskrankheitenbekämpfung zurückzustellen. Er diente von 1916 bis 1918 als beratender Hygieniker eines Armeekorps des Deutschen Heeres, wobei insbesondere die Bekämpfung der Spanischen Grippe anstand. 1919 trat er in die Deutsche Demokratische Partei (DDP) ein. Im „Handbuch der Ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/18“ schilderte Oberstabsarzt Wilhelm von Drigalski 1922 die für alle Bordellbesucher verpflichtende Behandlungsprozedur:

„Zu diesem Zweck müssen die Besucher vor dem Besuch sich einer Gesundheitsbesichtigung unterziehen und vor dem Verlassen des Hauses einer vorbeugenden Desinfektion. Die Insassen müssen unentgeltlich ihnen gelieferte Schutzmittel (in der ersten Zeit Kondoms, später Körperschutzmittel) bereithalten und zur Verfügung stellen und sich selbst jedes Mal nach genauer Anweisung reinigen. In den Zimmern sollen Anschläge vorhanden sein, in denen auf die Notwendigkeit dieser körperlichen Reinigung sowie der eigenen Desinfektion mit den Schutzmittel hingewiesen und bekannt gegeben wird, daß sie unentgeltlich zu verabreichen sind.“

1925 erhielt er die Ernennung zum Medizinalrat und wurde nach seiner Berufung Leiter des öffentlichen Gesundheitswesens in Berlin, wo er bis zu seiner Emeritierung (seine Vorlesungstätigkeit in Halle hatte er eingestellt) eine verdienstvolle Tätigkeit entfaltet. 1933 in Berlin entlassen, war er nach der Pensionierung von 1937 bis 1939 Schiffsarzt, danach Betriebsarzt und praktischer Arzt. 1937 wurde ihm in Halle die Lehrbefugnis wegen Ortsabwesenheit entzogen. 1942 zog von Drigalski nach Wiesbaden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war er als Ministerialrat Leiter des öffentlichen Gesundheitswesens im hessischen Innenministerium.

Neue Deutsche Biographie

„Aus einer alten oberschlesischen Offiziersfamilie stammend, hat D. nach Beendigung seines Studiums an der militärärztlichen Kaiser-Wilhelm-Akademie in Berlin 1895-1907 als Sanitätsoffizier gedient, war aber schon 1901-04 dem Kochschen Institut für Infektionskrankheiten zugeteilt, als dessen Mitglied er insbesondere in der Typhusbekämpfung in Lothringen und an der Saar leitend tätig war. 1906 habilitierte er sich als Hygieniker an der TH Hannover und ging 1908 nach Halle, wo er auf Robert Kochs Empfehlung hin zum Honorarprofessor ernannt und als Stadtarzt angestellt wurde. 1913, während des Balkankrieges, zur Cholerabekämpfung nach Serbien beordert, machte er den 1. Weltkrieg als Seuchenoffizier mit, ging 1925 nach Berlin und wurde als Stadt- und Medizinalrat Leiter des gesamten öffentlichen Gesundheitswesens und dann 1927 Mitglied des Reichsgesundheitsamtes. […] Nach dem 2. Weltkrieg leitete er bis Ende 1948 als Ministerialrat die Abteilung „Öffentliches Gesundheitswesen“ im hessischen Innenministerium. Dann hat er sich vornehmlich der Wiedererstehung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege und Gesundheitspolitik gewidmet, als dessen Geschäftsführer er vom Dezember 1949 an tätig war. Als Bakteriologe und Epidemiologe war D. einer der bedeutendsten Schüler Kochs. Sein Hauptinteresse galt besonders dem Typhus und den verschiedenen Arten der Ruhr, auf welchen Gebieten er eine ganze Reihe hervorragender Arbeiten veröffentlicht hat. Sein wichtigster Beitrag für die Seuchenmedizin bestand aber darin, daß es ihm als erstem gelang, Typhusbazillen von Dauerausscheidern in Reinkultur nachzuweisen. Dies geschah mittels der von ihm in gemeinsamer Arbeit mit Conradi entwickelten Drigalski-Nährboden-Platte, die heute noch in sämtlichen Hygiene-Instituten gebräuchlich ist, und in der sein Name auch in der Zukunft weiterlebt.“[1]

Familie

Wilhelm war der Sohn des preußischen Hauptmanns und Redakteurs Arthur von Drigalski (1834–1897) und dessen Frau Wilhelmine „Minna“ von Drigalski, geb. Kuhn (1840–1900). Seine Großeltern waren der preußische Oberst Karolus von Drigalski und die Juliane, geb. von der Marwitz.

Ehe

Dr. von Drigalski heiratete am 5. März 1905 in Wiesbaden die Schriftstellerin und spätere Ehrenbürgerin der Stadt Dudweiler Elisabet „Liesbet“ Pauline, geschiedene Seibert,[2] geb. Dill, Tochter des Dudweiler Guts- und Brauereibesitzers Friedrich „Fritz“ Wilhelm Dill und der Elisabeth Dill, geb. Bottler. Aus der Ehe sind Tochter Leonore und Sohn Dr. med. Wolfgang von Drigalski (Lebensrune.png 2. November 1907), der am 19. Januar 1943 als Sanitätsoffizier der Wehrmacht im Kessel von Stalingrad gefallen war,[3] entsprossen.

Werke (Auswahl)

  • Die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit in Halle a. S., 1908 bis 1909, 1909
  • Schulgesundheitspflege, 1912
  • Städtische Gesundheitspflege in Halle a. S. 1910 bis 1911, 1912
  • Hungerblockade und Volksgesundheit, in: „Deutsche Medizinische Wochenschrift“ 45 (1919), S. 573–574
  • Geschlechtskrankheiten, Leipzig 1922
  • Differentialdiagnostische Nährböden, 1923
  • Krankenhaus-Bau und Fürsorge, 1930
  • Der Aufstieg des Sanitätskorps, Gerhard Stalling Verlagsbuchhandlung, Berlin 1939
  • Im Wirkungsfelde Robert Kochs, 1948
  • Männer gegen Mikroben, 1951

Literatur

Fußnoten

  1. Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 144
  2. 1897 heiratete sie den Saarbrücker Landrichter und späteren Senatspräsidenten am Oberlandesgericht Hamm Gustav Seibert. Aus dieser Ehe hatte sie zwei Kinder, Curt Seibert, unter anderem Autor zahlreicher Anekdotensammlungen und Witzbücher, u. a. Bonifazius Kiesewetter, Sanitätsgefreiter Neumann, sowie Dr. Claus Seibert, zuletzt Richter am Bundesgerichtshof; eines ihrer Enkelkinder ist der Jurist Ulrich Seibert.
  3. Seit 11.7.1933 Mitglied der Motor-SA, später NSKK. Am 30. März 1933 Eintritt in die NSDAP (Mitglied Nr. 2 984 708), NSDÄB, NSV, tätig für das Hauptamt für Volksgesundheit. Wolfgang von Drigalski wurde aufgrund der Verordnung über die Ernennung von Beamten während des Krieges vom 23. September 1942 rückwirkend zum 1. Januar 1943 zum außerplanmäßigen Professor ernannt.