Evolutionstheorie

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Die Evolutionstheorie (lat. evolution = Entwicklung, auch Entwicklungslehre, Abstammungslehre; seltener Umbildungslehre, Transformismus, Deszendenszelehre) wurde von Charles Darwin (1809–1882) erstmals in seinem 1859 erschienenen Buch „On the Origin of Species“ (deutsch: Vom Ursprung der Arten) dargelegt. Er geht davon aus, daß Arten aufgrund ständiger Weiterentwicklung aus vorherigen Arten neu entstehen und vergehen und daß die natürliche Auslese (Selektion) auf der Ebene der Art bzw. des Phänotyps wirkt. In Deutschland wurde die Darwin'sche Evolutionslehre u. a. von dem Zoologen und Philosophen Ernst Haeckel bekannt gemacht[1], dessen Wissenschaftsfälschungen zur Stützung der Evolutionstheorie noch zu seinen Lebzeiten aufgedeckt wurden.[2][3]

Die Evolutionstheorie ist heute in der Wissenschaft weitgehend zum Konsens geworden; der Diskurs „Schöpfung oder Evolution“ ist in den „westlichen Ländern“ aber vor allem in den Vereinigten Staaten präsent, da sie im Gegensatz zur biblischen Schöpfungsgeschichte steht. Vor der Evolutionslehre herrschte im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Auffassung der Cuvierischen Kataklysmentheorie vor, welche die Arten für unveränderlich hielt und annahm, daß im Laufe der geologischen Entwicklung wiederholte Katastrophen eingetreten seien, die zur Vernichtung und nachfolgenden vollständigen Neuschöpfung der Tierwelt geführt hätten.

Vorläufer der Theorie

Die Abstammungslehre, seit dem Altertum immer wieder angedeutet oder aufgestellt[4], wurde durch den französischen Naturforscher Jean Baptiste de Lamarck (1744–1829) im Jahr 1809 zuerst wissenschaftlich begründet. Hierbei vertrat er allerdings – im Unterschied zu Darwin und im weitgehenden Gegensatz zu heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen – die These einer Vererbung erworbener Eigenschaften, wohingegen Darwin das Prinzip der Anpassung durch Auslese (Selektion) anhand der gegebenen und sich verändernden Umwelt postulierte.

Die Darwinsche Evolutionslehre

Charles Darwin setzte zunächst die Erkenntnis voraus, daß alle Lebewesen innerhalb einer Art in ihren Merkmalen ein wenig voneinander abweichen. Alle diese Variationen bieten – je nach gegebenen Umweltbedingungen – den einzelnen Individuen kleinere Vor- und Nachteile, welche sich – wenn auch nur in kleinem Maße – auf ihre Überlebens- und Reproduktionschancen auswirken. Schon ein kleiner Vorteil in der Konkurrenz um günstigere Lebensbedingungen, Nahrung und Vermehrungspartner führt dann auf lange Sicht dazu, daß sich die neue Eigenschaft in einer Population nach und nach durchsetzt.

Kurz gefaßt besagt die Darwinsche Theorie somit:

  • Es findet eine organische Veränderung anhand sich verändernder Umweltbedingungen statt, welche als Evolution bezeichnet wird.
  • Die Evolution geschieht durch eine Selektion anhand derjenigen Eigenschaften, die einen Überlebensvorteil bringen.
  • Weichen die Nachkommen mit den neuen Eigenschaften schließlich so weit von ihren Vorfahren oder anderen Nachkommen mit anderen neuen Merkmalen ab, daß sie sich nicht mehr (wie dies noch im Vorstadium der Rassentrennung der Fall ist, bei welchem sich deren Vertreter noch nicht ausreichend stark in mehreren Merkmalen unterscheiden, und somit noch miteinander Nachwuchs zeugen können) mit ihnen fortpflanzen können, dann ist eine neue Art entstanden.

Kritik und Diskurs zur Evolutionstheorie

Bereits zum Zeitpunkt ihres Entstehens wurde die Theorie von christlichen Gruppierungen stark angefeindet (Kreationismus), da sie dem Schöpfungsmythos der Bibel widersprach. Die religiöse Überzeugung, nach der die Schöpfungsgeschichte, die Genesis, der Wahrheit entsprach, und Darwins Evolutionstheorie ließen sich nicht in Einklang bringen. Heute sind vor allem fundamentalistische religiöse Kreise bemüht, die Theorie zu widerlegen. In den VSA ist die Evolutionstheorie immer wieder Gegenstand von öffentlichen Kontroversen.[5]

Hierbei wird von den Kritikern u. a. die Schöpfung der Arten durch eine Höhere Macht (Gott, oder auch ein höherer intelligenter Schöpfer) postuliert. Eines der Argumente hierfür ist, daß auch die Darwinsche Theorie den absoluten Ursprung des Lebens und des Bewußtseins nicht erklären kann. Die Befürworter entgegnen dem, daß hierbei von der Darwinschen Lehre verlangt werde, daß sie eine metaphysische Erklärung der Welt bzw. der in ihr lebenden Geschöpfe liefern soll, welches sie als empirische Wissenschaft weder leisten könne noch wolle. Sie versuche dagegen nur, wie sämtliche empirische Wissenschaften, durch Beobachtung gewisse Gesetzmäßigkeiten innerhalb dieser Welt zu erklären.

Gegen diese Darstellung wird von den Evolutionsgegnern angeführt, daß es bisher noch keine derartigen Beobachtungen gegeben habe und auch sämtliche Experimente einer Neuartgenerierung gescheitert seien. Tatsächlich bestehe die Evolutionstheorie beweismäßig ausschließlich aus reinen Behauptungen. Es gebe auch keinerlei beweisende Zwischenstufenfossilien („missing Link“), wie Darwin sie sogar massenhaft erwartet habe, und die Evolutionstheorie damit – nach Darwins eigenen Worten – bereits falsifiziert sei.

Des weiteren wird von den Gegnern der Evolutionslehre angeführt, daß, bei Betrachtung der Komplexität selbst kleinster Lebewesen, es völlig unwahrscheinlich sei, daß diese aus einem bloßen Zufall entstanden sein sollen.[6] Andererseits läßt sich, nach Anschauung der Befürworter, hiergegen anführen, daß, in Anbetracht der Unendlichkeit des Alls, selbst diese enorme Unwahrscheinlichkeit an irgendeiner Stelle auftreten kann bzw. sogar muß.

Die Evolutionstheoriegegner bezeichnen dies dagegen als eine vollkommen falsche Darstellung von den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit im physikalischen Raum (im Gegensatz zu mathematischen Räumen).

Nach Auffassung der Kritiker der Evolutiontheorie existiert für diese kein tragfähiges Fundament, sie halten diese vielmehr eher einem Glauben ähnlich. Derzeit ist ist die Evolutionstheorie in der etablierten Wissenschaft in ihrem Kern weitgehend anerkannt. Allerdings wird auch hier über verschiedene Widersprüchlichkeiten bei einzelnen Detailfragen diskutiert.

Protokolle der Weisen von Zion

In den Protokollen der Weisen von Zion werden Darwins Lehren als „Erfolg“ gewertet und als „zersetzend“ für die Nichtjuden bezeichnet.[7]

Nutzung der evolutionären Mechanismen durch den Menschen

Der Mensch nutzt die von der Evolutionslehre beschriebenen Mechanismen der Evolution von jeher bei der Zucht von Nutztieren. Auch hier werden Individuen, die bestimmte bevorzugte Merkmale tragen, miteinander gekreuzt, um gewisse Eigenschaften zu verstärken oder zu vermindern, bis schließlich unterschiedliche Rassen (und somit die erste Vorstufe bei der – weitaus längerandauernden - Heranbildung neuer Arten) entstehen. Die Auswahlkriterien stellt hierbei allerdings nicht die Umwelt bzw. deren jeweilige Bedingungen und Veränderungen innerhalb bestimmter Zeiträume, sondern der Mensch mit seinen jeweiligen Zuchtkriterien und -zielen. Es kann dabei also nicht von einer natürlichen Auslese gesprochen werden, so daß die so entstandenen Rassen in der freien Wildbahn in der Regel geringere Überlebenschancen haben als ihre anhand der natürlichen Umweltbedingungen entstandenen wilden Verwandten.

Dies veranlaßt die Evolutionstheorie-Gegner zu der Erwiderung, daß aus diesem Grunde nicht von einer Nutzung von evolutionären Mechanismen gesprochen werden könne, weil Zucht nur mit „hohem Einsatz von Intelligenz“ gelinge, obwohl die Evolutionstheorie ausdrücklich ohne Intelligenzeinsatz funktionieren soll (tatsächlich jedoch unterscheidet eben nur dies – die durch menschliche Intelligenz gesetzten Zuchtauswahlkriterien – die Zucht von der nicht-intelligenzgesteuerten Evolution).

Zitate

  • „Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.“ — Charles Darwin
  • „Es geht aus dem Kampf der Natur, aus Hunger und Not, unmittelbar die Lösung des höchsten Problems hervor, das wir zu fassen vermögen, die Erzeugung immer höherer, vollkommener Wesen.“ — Charles Darwin
  • „Zahllose Universen mögen während einer Unendlichkeit verpfuscht und vermasselt worden sein, bevor dieses System sich durchsetzte; viel vergebliche Arbeit, viele erfolglose Versuche und eine langsame, aber beständige Verbesserung, ausgeführt während unendlicher Zeitalter in der Kunst der Welten-Schaffung.“David Hume[8]
  • „Diesen allen ist Teleologie sofort auch Theologie, und bei jeder in der Natur erkannten Zweckmäßigkeit brechen sie, statt zu denken und die Natur verstehn zu lernen, sofort in ein kindisches Geschrei design! design![9] aus...“Arthur Schopenhauer[10]
  • „Der wirkliche Verdruß bei der Menschheit ist der Umstand, daß sie vom Affen abstammt und nicht vom Hund.“ — Arthur Schopenhauer
  • „Wir Menschen sind nur vorübergehende Entwicklungszustände der ewigen Substanz, individuelle Erscheinungsformen der Materie und Energie, deren Nichtigkeit wir begreifen, wenn wir sie dem unendlichen Raum und der ewigen Zeit gegenüberstellen.“Ernst Haeckel
  • „Dieser Begriff wird gerne mit Weiterentwicklung übersetzt, im Sinne einer Höherentwicklung. Das allerdings hat nicht mal Charles Darwin persönlich darunter verstanden. Evolution ist die Anpassung an die Umweltbedingungen, mögen diese natürlich oder sozial sein. Der am besten angepaßte überlebt, weshalb es nur wenige aufrechte, charakterstarke Dissidenten, aber immer sehr viele rückgratlose Mitläufer gibt. Die Evolution schlägt gerade in Deutschland zu, der Deutsche der Zukunft hat einen IQ unter 80, dunkle Haut, seine Bildung aus dem Koran und wundert sich, daß keiner mehr Hartz IV bezahlt.“Michael Winkler[11]

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Siehe hierzu auch: Haeckels Entdeckung, kreudenstein-online.de
  2. M. K. Richardson u. a.: Haeckel, Embryos and Evolution. In: Science, Band 280 (1998), S. 983–986
  3. „Wir Deutschen sind nicht moralisch höher stehend“. In: Die Zeit, Nr. 22/2003
  4. u. a. durch Anaximander, Empedokles, Johann Wolfgang von Goethe, Erasmus Darwin, Étienne Geoffroy Saint-Hilaire
  5. Streit um die Evolutionstheorie in den USA, nzz.ch, 28. September 2005
  6. Siehe hierzu: Das Spiel mit der Wahrscheinlichkeit
  7. Die Protokolle der Weisen von Zion, 1. Protokoll. Seite 7 PDF
  8. In: Marcus Chown, Das Universum nebenan
  9. dt. „Absicht! Absicht!“
  10. A. Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung II, Erster Teilband, Kapitel 26, S. 396 (Ausgabe Diogenes 1977 ISBN 3 257 20430 2)
  11. In den „Tageskommentaren“ (1. Juli 2015)