Terre’Blanche, Eugène
Eugène Ney Terre’Blanche („weiße Erde“; auch Terre Blanche oder Terreblanche geschrieben; 31. Januar 1941 in Ventersdorp, Südafrika; ermordet 3. April 2010 ebenda) war ein südafrikanischer Landwirt, Tierzüchter, Politiker und Führer der Afrikaner Weerstandsbeweging (AWB).[1] Auch bei seinen Feinden galt er als charismatisch und als meisterhafter Rhetoriker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Eugène Terre’Blanche wurde am 31. Januar 1941 in der Kleinstadt Ventersdorp (Westtransvaal) im Norden des damaligen britischen Dominions Südafrikanische Union (Unabhängigkeit 1961 als Republik Südafrika) als Sohn von Anna Francina, geb. Lourens, und De Villebois-Mareuil Terre’Blanche geboren. Sein Vater bestand auf den zweiten Vornamen „Ney“ zu Ehren des Reitergenerals aus Saarlouis Reichsmarschall Michel Ney. Er entstammte einer bäuerlichen Hugenottenfamilie, die sich um 1700 in der damals niederländischen Kap-Kolonie angesiedelt hatte; sein Großvater Etienne Terre'Blanche war während des Burenkrieges (1899–1902) aus der britischen Kap-Provinz in die Burenrepublik Transvaal übergesiedelt, ließ sich in Ventersdorp nieder und begann dort eine Pferdezucht.[2]
Ausbildung
Terre’Blanche besuchte die Grundschule in seinem Geburtsort Ventersdorp in der heutigen Provinz Nordwest und anschließend die Hoervolkskool im nahegelegenen Potchefstroom, die er 1962 abschloß. In der Oberschule war er Kapitän der ersten Rugbymannschaft gewesen. Schon als Oberschüler soll er nach eigenen Angaben Vorsitzender der Debattiergruppe gewesen sein sowie eine Jugendorganisation namens „Jong Afrikanerharte“ (deutsch: „Junge Afrikanerherzen“) gegründet haben, die das Ziel hatte, die Kultur und Werte der Buren zu wahren.
Wirken
Nach seiner Schulausbildung ging Terre’Blanche (1964) zur Südafrikanischen Polizei (SAP) und war als Freiwilliger im südafrikanischen UN-Mandatsgebiet (1920–1971, SWA) Südwestafrika (ab 1968 Namibia) im Einsatz, wo er Offizier wurde. In der berittenen Einheit patrouillierte er die Staatsgrenzen des Landes. Er gehörte zuletzt als Polizeioffizier zur Leibwache (man wählte ihn und seine weinige Hunderte Kollegen aus etwa 20.000 Anwärtern aus) des Ersten Ministers der Republik Südafrika (RSA), John Vorster ( 1983; Nationale Partei, NP) – er war allerdings nicht ein persönlicher Leibwächter, gehörte statt dessen einer Spezialeinheit an, die alle Regierungsmitglieder wie auch deren Wohnungen und das Parlament beschützte. Eugène war allerdings enttäuscht von Vorsters eingeschlagenem liberalem Kurs.
Nach knapp fünfjähriger Dienstzeit bei der SAP zog er die Uniform aus und widmete sich wie seine Vorfahren der Landwirtschaft. Politisch schloß er sich der rechtsgerichteten burisch-nationalistischen NP-Abspaltung Herstigte Nasionale Party (Wiederhergestellte Nationale Partei; HNP) an, für die er im Wahlkreis Heidelberg (Provinz Transvaal) bei Provinz- und Parlamentswahlen kandidierte.
Nachdem er verschiedene politische und Regierungssysteme analysiert hatte, kam er zu der Schlußfolgerung, daß das parlamentarische System wesentliche Fehler beinhaltete. Er kam zu der Überzeugung, daß die Gründung verschiedener politischer Parteien verantwortlich sei für den Zwiespalt im Burenvolk und das größte Hindernis für seine Einheit darstellte. Für ihn wurde ein burischer Volksstaat auf Grundlage der alten Burenrepubliken die einzige Möglichkeit für das Überleben des Burenvolkes.[3]
Am 7. Juli 1973 gründete Terre’Blanche mit sechs weiteren „besorgten jungen Buren“ (Jan Groenewald, die Gebrüder J. J. und J. R. Jordaan, Piet Preller, Renier Oosthuizen und Kobus Strydom) in einer Garage im südafrikanischen Heidelberg die Afrikaner Weerstandsbewegung (AWB; dt. Afrikaner Widerstandsbewegung), die als militante Burenbewegung in dem Maße auf sich aufmerksam machte, in dem in den folgenden Jahren die Apartheidpolitik (institutionalisierte Rassentrennung bis 1994) in Südafrika gelockert wurde.
Die Widerstandsbewegung AWB unterstützte ab Anfang der 1980er Jahre die rechtskonservative Oppositionspartei Andries Petrus Treurnichts ( 1993). Während Treurnicht einen Staat auf „weißer Basis“ anstrebte, glaubten Terre’Blanche und seine Bewegung an einen reinen Burenstaat („Boerevolk-Staat“), der alle Gebiete umfassen sollte, die von den Buren seit dem „Großen Treck“ (Auszug der Buren aus dem Kapland 1835–1841) vor 150 Jahren kultiviert worden sind: Nord-Natal, den Oranje-Freistaat, Teile des nördlichen Kap-Gebietes und des Transvaal.[2]
Schon während der Amtszeit von Premierminister (1978–1984) bzw. Staatspräsident (1984–1989) Pieter W. Botha ( 2006; NP) warf Terre’Blanche der Regierung vor, sie verkaufe die Interessen der herrschenden Afrikaaner. Als unter Bothas Nachfolger Frederik Willem de Klerk (NP) ab 1989 ein deutlicher Reformwille und eine schrittweise Abkehr von der weltweit geächteten Apartheidpolitik erkennbar wurde, traten auch die militanten Tendenzen der AWB immer mehr in den Vordergrund.
An verschiedenen Orten Transvaals und des Oranje-Freistaates unterhielt die Organisation in Anlehnung an die Zeit des Großen Trecks sogenannte „Brandwagte“ (dt. Brandwachen), eine Art Bürgerwehr; der Parteinachwuchs wurde in der Jugendbewegung „Stormvalke“ (dt. Sturmfalken) organisiert. Nach Schätzungen von 1991 zählte Terre’Blanches AWB 5.000 bis 10.000 aktive Mitglieder und mehr als 100.000 Anhänger. Offiziell war es allen Angehörigen der Polizei und der Streitkräfte untersagt, der Widerstandsbewegung AWB beizutreten.[2]
Als die Sicherheitsbehörden 1982 ein Waffenversteck auf der Farm seines Bruders fanden, brachte das Terre’Blanche, der schon länger unter Beobachtung stand, eine weitere Bewährungsstrafe ein.
1983 wurden zwei Mitglieder seiner AWB-Bewegung wegen einer Verschwörung gegen die Regierung und geplanter Anschläge auf schwarze Politiker zu 15 Jahren Haft verurteilt. 1985 starb Terre’Blanches Vater, der die Familienfarm in Ventersdorp dem Sohn vererbt hatte. Geriet die AWB in finanzieller Schwierigkeiten, hatte Terre’Blanche diese bei den Banken immer wieder als Sicherheit eingesetzt.
1997 landete Terre’Blanche selbst wegen der versuchten Ermordung eines schwarzen Wachmannes im Gefängnis. Nach seiner Freilassung 2004 kündigte er an, die Regierung künftig umso entschlossener zu bekämpfen: „Der Zeitpunkt ist gekommen, den Widerstand wiederzubeleben.“[4]
Tod
Ermordung
Eugene Terre'Blanche wurde am 3. April 2010 erschlagen in seinem Bett gefunden. Zwei schwarze Farmarbeiter (Chris Mahlangu, 28 J. und Patrick Ndlovu, 15 J.) bekannten sich dazu, mit einer Machete und einem Knüppel Terre'Blanche im Schlaf überfallen und umgebracht zu haben. Sie zerhackten Kopf, Gesicht, dann Hals, der Kiefer war zertrümmert, die Rippen gebrochen und die Leber sowie Oberschenkel blutig geschlagen.
Die Pathologin Dr. Ruweida Moorad sagte vor Gericht aus, daß die Obduktion vom 6. April 2010 keine Abwehrwunden aufzeigte, so daß davon ausgegangen werden konnte, daß Terre’Blanche schlief und daß der erste Machetenhieb zum Kopf das Hirn derart verletzte, daß er ohne das Bewußtsein zu erlangen, verstarb.[5] Motiv der Bluttat sollen nicht ausbezahlte Gehälter gewesen sein, eine Schutzbehauptung, wie die Familie des Opfers betonte.
Freunde und Anhänger Terre'Blanches warfen der Jugendbewegung der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) vor, junge Schwarze zur Gewalt angestachelt und damit zum Tod beigetragen zu haben. Der Vorsitzende der Jugendliga der kommunistischen Terror-und Mordorganisation ANC, Julius Malema, hatte im März 2010 bei einer Studentenversammlung ein Lied angestimmt, das zur Tötung von Buren aufruft; „und hat immer gesagt: Tötet die Farmer“.[6] Die Buren sind die Nachkommen der ersten niederländischen und deutschen Siedler in Südafrika.
Die „Afrikaner Weerstandsbeweging“ geht von einer politisch motivierten Gewalttat aus – AWB-Generalsekretär Andre Visagie:
- „Das ist ein typisches Verbrechen in Südafrika. Das können sie erwarten, wenn sie ihre Mannschaften zur Fußball-WM (2010) hierher schicken“.[7]
Seit dem Ende der Apartheid im Jahr 1994 wurden rund 3.000 weiße Farmer in Südafrika ermordet.[8] Bei Altermedia war am 4. April 2010 zu lesen:
- „Terreblanche war einer der aktivsten Vorkämpfer für die weiße Rasse in Südafrika und ein eifriger Kämpfer für den Erhalt der Apartheid. Die Folgen, die die Aufhebung der Apartheid für Südafrika brachte sind unübersehbar. So wurde aus dem wohl reichsten Land des Kontinents ein förmliches Armenhaus mit explodierenden Staatsschulden und überbordender Kriminalität.“[9]
Beisetzung
Am 9. April 2010 wurde Terre’Blanche in Ventersdorp direkt am „Denkmal für die Gefallenen der AWB“ beigesetzt. Über 3.000 Trauergäste waren anwesend, auch Politiker und der bekannte Unterhaltungskünstler, Sänger und Schauspieler Steve Hofmeyr, selbst ein Unterstützer der Buren-Bewegung Onafhanklike Afrikaner Selfbeskikkingsekspedisie (OASE). Terre’Blanche ruht in einer tief in die Erde eingelassenen und mit Betonsteinen ausgebauten Gruft, die zum Schutz gegen Grabschänder mit einem Stahldeckel versiegelt wurde. Über dem Grab befindet sich ein Findling auf einem Podest.
Familie
Eugène Ney Terre’Blanche war mit Martha „Martie“ Maria Elizabeth Jansen van Vuuren aus Namibia verheiratet und hatte eine adoptierte Tochter, Bea. Martie war Leiterin von drei Modellschulen im West-Transvaal.
Bildergalerie
AWB-Parade in Ventersdorp am 1. Februar 1992; Terre’Blanche war ein leidenschaftlicher Reiter.
Terre’Blanche zu Pferde in Potchefstroom am 11. Juni 2004, dem Tag seiner Entlassung aus der dreijährigen Gesinnungshaft (2001–2004)
Ein letzter Heilsgruß durch die Weggefährten
Werke
Terre’Blanche schrieb Theaterstücke und Gedichte auf Afrikaans. Sein Drama Sybrand die Watermaker (deutsch: „Sybrand, der Wassermacher“), 1974 erstmalig von der Theatergesellschaft „Ceres Amateur Toneelvereniging“ aufgeführt, war von 1982 bis 1983 an Schulen der damaligen Kapprovinz als Unterrichtsstoff vorgeschrieben.