Borghese, Junio Valerio
Fürst Junio Valerio Scipione Borghese ( 6. Juni 1906 in Rom; 26. August 1974 in Cádiz, Spanien) war ein adliger Diplomatensohn, italienischer Marine-Offizier und germanophiler Politiker. Der leidenschaftliche Antikommunist war auch unter dem Spitznamen der schwarze Prinz bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Borghese stammte aus einer angesehenen römischen Adelsfamilie. Sein Vater war Diplomat. So verbrachte der Sohn einen großen Teil seiner Kindheit im Ausland (China, Ägypten, Spanien, Frankreich, Großbritannien). 1922 wurde Borghese in die Marineakademie Livorno aufgenommen. 1928 wurde er Leutnant zur See der Königlich Italienischen Marine (Regia Marina). Er diente auf mehreren schwimmenden Einheiten, ab 1932 auf U-Booten.
Zweiter Weltkrieg
Bei Kriegsausbruch war Borghese Korvettenkapitän und Kommandant des U-Bootes Vettor Pisani. Er nahm an den Seegefechten bei Punta Stilo und Gibraltar teil. 1941 übernahm er das U-Boot Scire, das der Xª Flottiglia MAS für Sondereinsätze zugeteilt wurde. Ende September 1941 wurde Borghese aufgrund seiner Erfolge gegen den Feind zum Fregattenkapitän (ital.: Capitano di Fregata) befördert. Mit dem U-Boot Scire unterstützte er am 18. Dezember 1941 einen berühmten Einsatz italienischer „Gamma-Kampfschwimmer“ (unter ihnen Luigi Durand de la Penne und Eugen Wolke) mit bemannten Torpedos gegen den britischen Flottenstützpunkt im Hafen von Alexandria, wobei u. a. die britischen Schlachtschiffe HMS Valiant und HMS Queen Elizabeth versenkt wurden. Ab Mai 1943 führte Borghese die X. Flottille MAS.
Beim völkerrechtswidrigen „Waffenstillstand“ zwischen Italien und den Alliierten am 8. September 1943 (→ Fall Achse) ging Borghese zum deutschen Marinekommando Ligurien und bot seine Zusammenarbeit an. Der Verband, der – obwohl nun ausschließlich an Land eingesetzt – weiter als Xª Flottiglia MAS (Regno d'Italia) (Deutsch: 10. Schnellbootflottille, umgangssprachlich nur Decima MAS) auftrat, wurde in der Folge beträchtlich erweitert und (neben kurzen Einsätzen gegen alliierte Truppen, so zur Abwehr der amerikanisch-britischen Landung bei Anzio-Nettuno) vor allem im Rahmen der Partisanenbekämpfung verwendet. Durch seine Erfolge, auch in Zusammenarbeit mit den deutschen Meereskämpfern in Valdagno und später mit den Resten der Küstenjäger-Abteilung „Brandenburg“, sicherte sich Borghese die Anerkennung und Protektion der deutschen Dienststellen, die seiner Einheit ein nahezu autonomes Agieren ermöglichten und ihn vor wiederholten Interventionen der italienischen Behörden schützten – im Januar 1944 ließ Mussolini Borghese sogar verhaften, mußte ihn aber auf deutschen Druck hin wieder entlassen. Die Xª Flottiglia MAS wurde am 26. April 1945 in Mailand aufgelöst.
- „Welchen Irrsinn begehen die westlichen Alliierten, indem sie Stalin beistehen! Wenn Deutschland je verliert, wird Europas Herz getroffen! Churchill, Roosevelt, die Engländer und die Amerikaner werden eines Tages noch bitter bereuen, sich mit dem militanten Kommunismus verbündet zu haben. Wir werden mit Ihnen bis zum Schluß kämpfen, weil wir italienische Patrioten sind und bewußte Europäer.“ — Borghese im Gespräch mit Otto Skorzeny im Oktober 1943[1]
Nach dem Krieg
Fürst Borghese geriet in alliierte Kriegsgefangenschaft. 1949 wurde er zu zwölf Jahren Haft verurteilt, kam aber durch Protektion des VS-Geheimdienstes OSS (Vorreiter der CIA), so wird behauptet, umgehend wieder frei.[2] Anschließend betätigte sich Borghese in der neofaschistischen MSI (Movimento Sociale Italiano).[3] Er wurde 1951 deren Ehrenvorsitzender. Die MSI erschien Borghese aber zu schwach. So verließ er die MSI und gründete 1968 seine eigene Partei (Fronte Nazionale) mit militanten Kräften der außerparlamentarischen Rechten. Mit Parteifreunden, hohen Beamten und Offizieren soll Borghese in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember 1970 einen Staatsstreich versucht haben. Die Geheimdienste und Politiker sollen davon gewußt haben.
Nach dem Putsch, den er selbst im letzten Moment abgebrochen haben soll, ging Borghese ins franquistische-spanische Exil, wo er 1974 starb.[4] Der schwarze Prinz wurde auf Geheiß von Francisco Franco nach Rom überführt und mit Ehren beerdigt.
Auszeichnungen (Auszug)
- Medaille für die Freiwilligen des Feldzuges in Spanien
- Militärorden von Savoyen, V. Klasse (Ritter)
- Italienische Tapferkeitsmedaille in Bronze, Silber und Gold
Deutsche Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz (1939) II. und I. Klasse
Werke
- Decima Flottiglia MAS, Milano, Garzanti (1950)
- (Übers. aus d. Italien.: Carl Goedel): Teufel der Tiefe[5], Boldt Verlag (1961)
Siehe auch
- Enzo Grossi – Ritterkreuzträger der Königlich Italienischen Marine (Regia Marina)
Literatur
- Jack Greene und Alessandro Massignani: Il principe nero. Junio Valerio Borghese e la X Mas, Mondadori (2008), ISBN 9788804576853
- Jack Greene: The Black Prince And The Sea Devils: The Story of Valerio Borghese and the Elite Units of the Decima MAS, Da Capo Press (2008), ISBN 978-0306813115
- Sergio Nesi: Junio Valerio Borghese - Un Principe, un Comandante, un Italiano, Editrice Lo Scarabeo (2004)