Wimmer-Lamquet, Franz
Franz Wimmer-Lamquet ( 1918; ?) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht und der SS, zuletzt SS-Standartenführer (ab Frühjahr 1943), Brandenburger und Abwehroffizier im Irak während des Zweiten Weltkrieges. In den Akten der britischen MI5 wird Wimmer-Lamquet voller Anerkennung als „the German Lawrence of Arabia“ betitelt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend und Krieg
Franz Wimmer-Lamquet, der schon als 15jähriger Unterricht in englischer und afrikanischen Sprachen erhalten hatte, arbeitete bereits 17jährig im Auftrag der deutschen Abwehr in Ostafrika. 1936 übernahm er zur Tarnung eine Kaffeepflanzung in Tanganyika. Nach Kriegsausbruch wurde er interniert und kehrte erst 1940 nach Deutschland zurück. Ab März 1940 wurde er zu den Brandenburgern unter dem Kommando von Dr. Theodor von Hippel abkommandiert und wurde dort ausgebildet, u. a. in Sabotage und arabischen Sprachen. 1941 war er als Leutnant und SS-Untersturmführer Angehöriger des Sonderstabes F von Hellmuth Felmy und wurde er als Sonderbeauftragter während des Gailani-Putsches gegen die Engländer in den Irak entsandt. Nach Auflösung des Sonderstabes kam er zum Sonderverband 288.
Wimmer-Lamquet war während des Zweiten Weltkrieges nicht nur Führer arabischer Freiwilligenverbände in Nordafrika und auf Befehl von Adolf Hitler Ehemann der arabischen Prinzessin Thamillah (Tochter des Blauen Sultans von Mauretanien), sondern auch Leiter der von ihm aufgebauten Agentenschule „Kloster“ in Hoppenrade. Der Deckname für diese Schule war „Seuchen- bzw. Teillazarett 101“, das Ausbildungslager „Kloster II“ befand sich in Mauretanien. Hier wurden drei Mehari-(Dromedar)-Reiterei-Einheiten (Schwadrone) aufgestellt:
- Schwadron „Mehalla“ – Stärke ca. 200–250 Mann
- Schwadron „Kita“ – Stärke ca. 200–250 Mann
- Schwadron „Tabora“ – Stärke ca. 200–250 Mann
Das Personal der Meharireiter bestand aus Italienern, Franzosen aus Vichy-Frankreich bzw. Marokko und Tuareg.
Wimmer-Lamquet war eine der Führungspersonen für die Arbeit der Abteilung Fremde Heere Ost (FHO) im Raum Nordafrika/Naher Osten im SD und Verbindungsoffizier zwischen Walter Schellenberg und Reinhard Gehlen.[2] Bis 1944 leitete er das einst von Reinhard Heydrich initiierte Sonderkommando „Wimmer“, das aus Fremdenlegionären und Einheimischen bestand und für Kommandoaktionen in Nordafrika eingesetzt wurde. Das Sonderkommando war nicht dem Deutschen Afrika-Korps unterstellt, sondern nach dem Tode Heydrichs direkt dem Führer.
Gefangenschaft und Nachkriegszeit
Im März 1945 wurde er zurück nach Berlin befohlen, und am 31. Mai kam er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er, nach Gerichtsverhandlung, Folter (teilweise aufgrund der schweren Mißhandlungen gelähmt), Verurteilung zu 15 Jahren Zwangsarbeit und grausamen Haftbedingungen einschließlich Aufstand 1953, erst 1955 auf einer Bahre repatriiert und entlassen wurde. Später soll er in Spanien an der Seite von Otto Skorzeny und in Nordafrika (vorwiegend Ägypten) Waffengeschäfte getätigt haben; einer seiner ehemaligen Männer, Mohammedi Said, war inzwischen ein wichtiger Minister in der Regierung Algeriens. Verschiedene Geheimdienste haben versucht, ihn anzuwerben, auch die Israelis (→ Mossad), was er jedoch als überzeugter Nationalsozialist ablehnte.
Am 3. Juli 2001 wurde Oberst a. D. Franz Wimmer-Lamquet von der Militärhauptstaatsanwaltschaft in Moskau rehabilitiert.
Werke
- Franz Wimmer-Lamquet: Als Abwehroffizier als in Afrika und im Vorderen Orient. Balkenkreuz und Halbmond, ARES Verlag (2005), ISBN 978-3902475183
- Stefan Sturm (Pseudonym von Wimmer-Lamquet): Wie leben die Sowjetmenschen nun wirklich? Dokumentarbericht aus dem Petschoragebiet., Marienburg-Verlag (1956)[3]
Siehe auch
Literatur
- Wladislaw Hedeler und Horst Hennig: Schwarze Pyramiden, rote Sklaven: Der Streik in Workuta im Sommer 1953. Eine dokumentierte Chronik, Leipziger Universitätsverlag (2007), ISBN 978-3865831774[4]